Patientengerechte Versorgung
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- Hansl Ludo Berger
- vor 5 Jahren
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1 Patientengerechte Versorgung Pflegerische Systeme der Patientenbetreuung am Beispiel Primary Nursing Thomas Fischer Master of Public Health Dipl. Pflegewirt (FH) Übersicht I. Sichtweisen patientengerechter Versorgung II. Konsequenzen für die Pflegeorganisation? III. Primary Nursing: : Was es ist und was es nicht ist
2 I. Sichtweisen patientengerechter Versorgung II. III. Konsequenzen für die Pflegeorganisation? Primary Nursing: : Was es ist und was es nicht ist Was bedeutet patientengerecht? Scheinbar klar Ein Modebegriff? Flexible Verpackung verschiedener Inhalte und Interessen Unterschiedlich, je nach Perspektive Patienten Krankenhäuser Professionell Pflegende
3 Pflege... The glue that holds everything together Fluglotsen im Krankenhaus Sie sind hier nur die Krankenschwester... Fachkräfte im multiprofessionellen Team Erwartungen der Patienten Kenntnisse und Fertigkeiten der Pflegenden Gestaltung der Interaktion in der pflegerischen Beziehung Informationen über den Versorgungsverlauf Aufbau eines Vertrauensverhältnisses (Schwerdt 2004)
4 Veränderung des Klientels Mehr als ein Drittel der Krankenhaus- patienten heute älter als 64 Jahre Zunahme der Behandlungstage fast ausschließlich auf Patienten 55+ zurückzuführen Zunehmend chronisch und mehrfach erkrankt mit komplexen Bedarfslagen Verändertes Klientel: Folgen für die Pflege Skizzierte Erwartungen werden durch Wandel des Klientels noch wichtiger Patienten fordern Pflegende als Professionelle Komplexe und differenzierte Bedarfslagen erfordern individuelle Sichtweise und individualisierte Pflege
5 Die Sicht der Krankenhäuser Pflege soll für einen effektiven und effizienten Aufenthalt sorgen Ständige Verbesserungen der KH Leistungen Inhaltlich gegensätzliche Entwicklungen Rollenausweitung Zusätzliche Aufgaben Deprofessionalisierung Patientengerecht = DRG konform!? Nursing is... The use of clinical judgement in the provision of care to enable people to improve, maintain, or recover health, to cope with health problems,, and to achieve the best possible quality of life, whatever their disease or disability, until death. (RCN 2003)
6 Defining characteristics 1. A particular purpose 2. A particular mode of intervention 3. A particular domain 4. A particular focus 5. A particular value base 6. A commitment to partnership. (RCN 2003) Allgemeine Berufspflichten (Bremen) Würde und Selbstbestimmung des Patienten respektieren Patienten umfassenden informieren Rücksicht auf Gesamtsituation des Patienten nehmen Aufmerksamkeit für Mitteilungen des Patienten Andere bei Bedarf rechtzeitig hinzuziehen
7 Gemeinsamkeiten Individualisierung von Leistungen Kontinuität der Leistungserbringung Übernahme persönlicher Verantwortung Gleichzeitig möglichst große Standardisierung Kreativität und ständige Weiterentwicklung der Praxis I. Sichtweisen patientengerechter Versorgung II. Konsequenzen für die Pflegeorganisation? III. Primary Nursing: : Was es ist und was es nicht ist
8 Konsequenz Um den unterschiedlichen Interessenlagen gerecht zu werden, ist eine Form der Pflegeorganisation zwingend, die es ermöglicht: Leistungen stark zu individualisieren und kontinuierlich zu gestalten Professionelle, personenbezogene Verantwortung zu übernehmen Kreativität und Entwicklung zu fördern Pflege als Fließbandarbeit? Oder Pflegende als Wissensarbeiter?
9 Wissen vs. Fließband Befriedigung komplexer Patientenbedarfe durch Fachkompetenz Berücksichtigung der Individualität des Patienten Berücksichtigung des organisatorischen Rahmens am Fließband unmöglich! Welche Organisationsform? Funktionspflege Bereichspflege - + Individualisierung Verantwortungsübernahme Kontinuität Primary Nursing
10 I. Sichtweisen patientengerechter Versorgung II. Konsequenzen für die Pflegeorganisation? III. Primary Nursing: : Was es ist und was es nicht ist Definition Primary Nursing ist eine Organisa- tionsform der Pflege die dazu dient, die rund - um - die - Uhr - Verantwortung für die Versorgung eines Patienten einer bestimmten Pflegenden zu übertragen, und...
11 Definition (Forts.)... dieser Pflegenden, wenn immer möglich, auch tatsächlich die Pflege des Patienten zu übertragen. Manthey 1980 Hauptkennzeichen Jeder Patient hat eine Pflegende fest zugeordnete, und zwar für die gesamte Dauer seines Aufenthaltes auf einer Station (bzw. für die gesamte Dauer seiner ambulanten Versorgung).
12 Rollen im Primary Nursing Primary Nurse (PN) ist durchgehend hauptverantwortlich für bestimmte Patienten Associated Nurse (AN) führt die Pflege dieser Patienten weiter, wenn die PN nicht im Dienst ist PN und AN sind Pflegefachkräfte Die Rollen lassen sich jeweils nur spezifisch aus der Sicht eines Patienten benennen Ein Beispiel Eine Pflegende ist für ihre vier Patienten als Primary Nurse zuständig. In der aktuellen Schicht, übernimmt sie aber zusätzlich auch die Pflege von vier weiteren Patienten. Für diese Patienten arbeitet sie als Associated Nurse.
13 Kernelemente Verantwortung Kontinuität Direkte Kommunikation Pflegeplanende ist zugleich Pflegedurchführende Entstehung Auf einer Station in der Praxis Durch die praktisch tätigen Pflegefachkräfte Auf Initiative der Pflegefachkräfte In Zeiten der Krise Mit durch die Führungskräfte geschaffenem Freiraum zur Entwicklung
14 Ziele von PN I Förderung von Sicherheit und Vertrauen von Patienten und Angehörigen durch die spürbare Gesamtverantwortung eines informierten Ansprechpartners Individuelle, umfassende und kontinuierliche Pflege Ziele von PN II Eindeutige Zuständigkeit, Verantwortung, Rechenschaftspflicht und damit einhergehende Autonomie der Pflegenden Optimierung der Behandlungs- und Betreuungsprozesse durch intraprofessionelle und interdisziplinäre Kooperation sowie direkte, klare Kommunikationswege (Netzwerk Primary Nursing 2002)
15 Pflegerische Entscheidungen Primary Nursing kontinuierlich, unbegrenzt gültig Bereichspflege schichtbezogen Funktionspflege schichtbezogen Autonomie Primary Nursing Bereichspflege Funktionspflege umfassend, patientenbezogen umfassend, patientenbezogen tätigkeitsbezogen
16 Verantwortung Primary Nursing Bereichspflege Funktionspflege kl. Gruppe Pat., persönliche Verantwortung kleine Gruppe von Patienten große Gruppe von Patienten Patientenzuteilung Primary Nursing Bereichspflege Funktionspflege umfassende Pflege eigener Patienten - Fallmethode umfassende Pflege einer Gruppe Pat. einige Tätigkeiten bei allen Patienten
17 Evaluation und Prozesssteuerung Primary Nursing Bereichspflege patientenbezogen in einer Hand wechselnd Funktionspflege Stationsleitung Casemanagement (CM): Definition... ist eine auf den Einzelfall ausgerichtete, diskrete, d.h. von unterschiedlichen Personen und in diversen Settings anwendbare Methode zur Realisierung von Patientenorientierung und Patientenpartizipation sowie Ergebnisorientierung in komplexen und hochgradig arbeitsteiligen Sozial- und Gesundheitssystemen. (Ewers, Schaeffer 2000)
18 Casemanagement und PN im Vergleich Ansatzpunkt Einbindung Personal Quer zur Organisations- struktur Case- management Überbrückung zeitl. & örtl.. Dimension, settingübergreifend Innerhalb der Organisations- struktur Multiprofessionell Primary Nursing Organisation der Pflege, settingbezogen Monoprofessionell Umfang der Verantwortung von Pflegenden für ihre Patienten Kontinuierlich über Settings 24 h 8 h Settingübergreifende, dauerhafte Verantwortung: Casemanagement Schichtübergreifende, stationsbezogene Verantwortung: Primary Nursing Stations- und schichtbezogene Verantwortung: z.b. Bereichspflege Eigene Bearbeitung nach: Manthey, M., o.j.: Differentiation based on Scope of Responsibility, draft version. Eigene Übersetzung
19 Primary Nursing ist eine Möglichkeit, Pflege zu organisieren. Dabei wird die umfassende Verantwortungs- übernahme durch eine benannte Pflegefachkraft für die Pflege und Versorgung bestimmter Patienten in den Mittelpunkt gestellt. Patientenorientierung und Effizienz Verantwortungsübernahme ist Voraussetzung für Autorität und Gestaltungsmöglichkeiten Ohne Gestaltungsmöglichkeit keine Prozesssteuerung Nur patientennahe Prozesssteuerung kann Patientenorientierung und Betriebseffizienz vereinen
20 Primary Nursing setzt auf die Professionalisierung der direkt mit dem Patienten arbeitenden Pflegefachkräfte. Patientengerechte Versorgung kann nur durch professionelle Berufspraxis sichergestellt werden. Voraussetzungen für PN Transparente Zuordnung der Verantwortung in der Organisation Kontinuität der Verantwortlichkeit Dezentralisierte Entscheidungsfindung auf allen Ebenen Verantwortung Autorität Rechenschaft
21 Primary Nursing lässt sich nur verwirklichen, wenn in einer Organisation Führung dezentralisiert gelebt wird und wenn die Rolle der Stationsleitung entwickelt und gestärkt wird. Magnetkrankenhäuser können als Vorbilder dienen. Schritte der Einführung von Primary Nursing 1. Ausführliche Beschäftigung mit dem Konzept auf allen Ebenen 2. Die Entscheidung für PN treffen 3. Planungsgruppe auf der Station 4. Sichtbar machen und Zuordnung von Patienten zu Pflegenden
22 Die Einführung von Primary Nursing stellt einen Entwicklungsprozess für die Führungskräfte- und -struktur,, die einzelnen Mitarbeiter und die Organisationskultur dar. Dieser Prozess muss aktiv gestaltet werden. Primary Nursing lässt sich jedoch nicht top down verordnen. Fazit Patientengerechte Versorgung erfordert Kontinuität und Individualisierung in der Leistungserbringung bei gleichzeitig möglichst effizienter Gestaltung des Versorgungs- prozesses. Primary Nursing ist das Pflege- system, das die besten Voraussetzungen zur Sicherstellung patientengerechter Pflege bietet. PN an sich garantiert jedoch keine gute Pflege. Die Umsetzung erfordert entschlossene und vorausschauende Führung.
23 Thomas Fischer Charité Universitätsmedizin Berlin Zentrum für Human- und Gesundheitswissenschaften Graduiertenkolleg Multimorbidität im Alter und ausgewählte Pflegeprobleme Luisenstraße Berlin charite.de
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