Ausbildung für alle ermöglichen Fachkräfteentwicklung und Zukunftssicherung durch kohärente Förderung am Übergang Schule - Beruf
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- Detlef Koenig
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1 Heute abgehängt und morgen hochqualifiziert? Befunde zu gelingenden Übergängen in den Arbeitsmarkt und der Perspektive der jungen Menschen Birgit Reißig 17. Hochschultage Berufliche Bildung 2013 Arbeit der Zukunft Zukunft der Arbeit Berufliche Bildung, Qualifikation und Fachkräftebedarf im Zeichen des demographischen Wandels , Universität Duisburg-Essen Ausbildung für alle ermöglichen Fachkräfteentwicklung und Zukunftssicherung durch kohärente Förderung am Übergang Schule - Beruf
2 Inhalt Ausgangssituation Befunde Zu Übergängen an der ersten Schwelle Zu Übergängen an der zweiten Schwelle Zum Demografischen Wandel Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Untersuchungen des DJI Fazit 2
3 Ausgangssituation Übergänge im Jugendalter geprägt von Prozessen der Destandardisierung (Olk 1985) und Entgrenzung (Schröer 2004; Lenz u.a. 2004) diese Diagnosen verweisen auf geänderte Konturen der Lebensphase Jugend Veränderungen sind besonders in den Bereichen Bildung, Ausbildung und Eintritt in Erwerbsarbeit zu beobachten (Lex/Zimmermann 2011; Buchholtz/Kurz 2007) die Veränderungen in diesen Bereichen haben Auswirkungen auf verschiedene andere Lebensbereiche von Jugendlichen Jugend muss man sich materiell, emotional und sozial leisten können. (Heinz 2011: 16) Ressourcenausstattung beeinflusst Lebenschancen und Zeitspannen von Entwicklungen 3
4 Ausgangssituation Anteile an Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren im Bildungssystem im Vergleich 1962/ erwerbstätig in Ausbildung im Bildungssystem Quelle: Münchmeier, Richard (2008): Jugend im Spielgel der Jugendforschung. S. 20 4
5 Befunde erste Schwelle Ergebnisse des Nationalen Bildungsberichts 2012 Verlaufsbetrachtungen im Übergang zeigen: Einbezug Jugendlicher mit maximal Hauptschulabschluss sowie junger Ausländerinnen und Ausländer in vollqualifizierende Ausbildungsgänge ist kein Selbstläufer (vgl. S.122) Jugendliche ohne Hauptschulabschluss münden zu mehr als Dreivierteln in das Überganssystem (vgl. S. 104) Jugendliche mit Hauptschulabschluss haben vor allem in westlichen Flächenländern schlechte Einmündungschancen in duale Ausbildung (ebd.) Die Betrachtung nach Staatsangehörigkeit zeigt, dass die Benachteiligung ausländischer Jugendlicher anhält (S. 105) 5
6 Befunde erste Schwelle 6
7 Befunde erste Schwelle Schaubild: Entwicklung des Sektors Integration im Vergleich Quelle: BIBB-Datenreport zum Berufsbildungsbericht
8 Befunde erste Schwelle kein Direkteinstieg Direkteinstieg 64,3 58,1 45,5 74,9 70,8 66,9 69,9 65,5 63,2 68,8 70,0 70,0 35,7 41,9 54,5 25,1 29,2 33,1 30,1 34,5 36,8 31,2 30,0 30,0 Elternhaus HSA Elternhaus MSA Elternhaus Abitur Elternhaus HSA Elternhaus MSA Elternhaus Abitur Elternhaus HSA Elternhaus MSA Elternhaus Abitur Elternhaus HSA Elternhaus MSA Elternhaus Abitur Max. Hauptschulabschluss Mittlerer Abschluss (Fach )Abitur in Berufsausbildung (Fach )Abitur in Studium Quelle: AID:A DJI-Survey 2009: 18- bis 32-Jährige, n=
9 Befunde erste Schwelle Die Bildungsbiografie-Verzögerer aus bildungsstarken familialen Zusammenhängen Die Bildungsbiografie-Beschleuniger aus eher bildungsschwächeren Elternhäusern Die Bildungsbiografie-Verlierer, denen der zügige Übergang in Ausbildung nicht gelingt 9
10 Befunde zweite Schwelle Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen in Deutschland sehr gering (ca. 8%) aber 20% der Absolventen sind von Übergangsarbeitslosigkeit betroffen (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2012) Anstieg der atypischen Beschäftigungen der unter 25-Jährigen von % auf % Anstieg des Armutsrisikos für Jugendliche zwischen 2000 und 2006 von 16% auf 28% Auch Hochschulabsolventinnen und -absolventen von Platzierungsschwierigkeiten betroffen Sinkende Nachfrage im Bereich der Niedrigqualifizierten Steigende Unsicherheiten und prekäre Beschäftigungsverhältnisse erschweren die Lebensplanung junger Menschen 10
11 Befunde zweite Schwelle 11
12 Befunde demografischer Wandel Einbruch der Geburtenziffer zwischen 1990 und 1994 um 60% im Osten Jährlicher negativer Wanderungssaldo liegt etwa bei etwa Zwischen 2000 und 2010: Rückgang der Anzahl Minderjähriger um 29% (altes Bundesgebiet: 10%) Ländliche Regionen (in Ost und West) werden unattraktiver für junge Menschen Problem des demografischen Echos 12
13 Befunde demografischer Wandel 13
14 Befunde demografischer Wandel 14
15 Ergebnisse DJI-Übergangspanel Anlage der Untersuchung Quantitativer Längsschnitt Vertiefende qualitative Interviews Zeitraum letztes Schulbesuchsjahr bis 6. Jahr im Übergang /11 Schule N=2400 CATI 1 1. Jahr N=2200 CATI 3 2. Jahr N=1800 CATI 5 Schule N=3900 FB 1. Jahr N=2300 CATI 2 2. Jahr N=2000 CATI 4 3. Jahr N=1700 CATI 6 4. Jahr N=1450 CATI 7 5. Jahr N=1152 CATI 7 6. Jahr N=900 CATI 9 Qualitative Interviews zu weichen Einflussfaktoren von Übergängen 15
16 Ergebnisse Die fünf Verlaufstypen (n=900*) 1. Übergangsjahr 2. Übergangsjahr 3. Übergangsjahr 4. Übergangsjahr 5. Übergangsjahr 6. ÜJ direkt in Ausbildung 32% über Schule in Ausbildung 19% über BV in Ausbildung langfristig Schule 13% 9% problematische Übergänge 27% Ausbildung ohne Ausbildung/Arbeit Studium Schule unqualifizierte Arbeit Sonstiges Berufsvorbereitung qualifizierte Arbeit * an der Befragung im Nov. 09 teilgenommen 16
17 Ergebnisse Einflussfaktoren auf die Verlaufstypen Ergebnisse der multinominalen log. Regression (Ref.Typ: problematische Übergänge) Direkt in Ausbildung Über Schule in Ausbildung Über BV in Ausbildung Langfristig Schule Mädchen Migrationshintergrund Höchster ISEI Vater/Mutter Arbeitslosigkeit der Eltern Problembelastung (>3) Gute Schulnoten Klassenwiederholung/en Schulschwänzen Kein Berufswunsch Unklare berufliche Pläne 17
18 Ausbildung Berufsvorbereitung Schule, die nicht zur Hochschulreife führt Schule, die zur Hochschulreife führt Studium Beschäftigung im Beruf der Ausbildung Beschäftigung nach abgeschlossener Ausbildung Sonstige Beschäftigungsverhältnisse ohne Ausbildung/ Arbeit Sonstiges 18
19 Ergebnisse Stichprobe qualitative Interviews Teilnehmerinnen und Teilnehmer am DJI-Übergangspanel Insgesamt wurden 142 qualitative Interviews geführt davon entstammen die meisten Befragten dem Verlaufstyp Problematische Übergänge Alle haben Zwischenschritte im Übergangssystem absolviert Die Hälfte der Befragten ist nach solchen Zwischenschritten in eine Ausbildung eingemündet (z.t. nach vier oder mehr nach Beendigung der Hauptschule) 19
20 Ergebnisse Einschätzungen und Erwartungen an das Übergangssystem Gründe für die Wahl eines Angebots 0% 20% 40% 60% 80% 100% BVJ BGJ BFS war eigener wunsch hat jemand vorgeschlagen notlösung, weil nichts anderes gefunden war etwas anderes BVB Gesamt * BFS: Bildungsgänge an einer Berufsfachschule, die nicht zu einer vollqualifizierenden Ausbildung führen Quelle: DJI Übergangspanel, DJI
21 Ergebnisse Einschätzungen und Erwartungen an das Übergangssystem Erwartungen an den Nutzen des Angebots 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% BVJ BGJ BFS sehr viel etwas eher wenig gar nichts BVB Gesamt * BFS: Bildungsgänge an einer Berufsfachschule, die nicht zu einer vollqualifizierenden Ausbildung führen Quelle: DJI Übergangspanel, DJI
22 Ergebnisse Erfahrungen Planungen und Entscheidungen für die Zukunft Auszeiten für persönliche Reifungsprozesse Motivation Bewältigungsstratgien Knüpfen sozialer Netzwerke/ Herauslösen aus sozialen Netzwerken Entwicklung (sozialer) Kompetenzen in betrieblichen Praxisphasen 22
23 Ergebnisse Erfahrungen Planungen und Entscheidungen für die Zukunft Auszeiten für persönliche Reifungsprozesse Motivation Bewältigungsstratgien Knüpfen sozialer Netzwerke/ Herauslösen aus sozialen Netzwerken Entwicklung (sozialer) Kompetenzen in betrieblichen Praxisphasen 23
24 Ergebnisse Motivation Motivation bildet eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Gestaltung von Übergängen ist jedoch eine der fragilsten Ressourcen (Stauber/Pohl/ Walther 2007) Motivation bleibt nicht stabil, sondern verändert sich im Verlauf des Übergangs abhängig von Erfolgen und Misserfolgen des bisherigen Bildungsverlaufs Erwartungen, Chancen und Möglichkeiten für zukünftige Entwicklungen Motivationskarrieren werden ( ) zu einem biografischen Motor der Übergänge (Gaupp 2012). 24
25 Ergebnisse Motivation Und hab halt auch so, sag ich mal, mir etwas Geld verdient Und danach wollte ich aber also ich hab aber nebenbei immer Bewerbungen geschrieben und hab versucht, noch auf jeden Fall Ausbildung zu finden (Interview 3793, Absatz 13-13) Und, ja. Da hab ich dann die Klasse 11 wiederholen müssen, und dann war meine Motivation total am Ende, und musste dann leider von der Schule gehen (Felix, A 53) 25
26 Ergebnisse Bewältigungsstrategien Es ist zum einen eine eher aktive Auseinandersetzung mit Übergangsverläufen (als Reaktion auf Rückschläge und als eigene Gestaltungsmöglichkeit) zu beobachten und zum anderen ein eher passives und abwartendes Verhalten. Zu den aktiven Strategien zählt auch, die Bildungsziele (zumeist Erreichen einer Ausbildung) proaktiv mit Persistenz zu verfolgen. Auch passive und abwartende Strategien können für Jugendliche in Ausbildung und Arbeit münden. Hier spielen oft zufällige Gelegenheiten eine wichtige Rolle. 26
27 Ergebnisse Bewältigungsstrategien Überall, wo ich jetzt bin oder war, das waren alles Zufälle. Es war wirklich nichts Gezieltes, Geplantes. Sondern das sind alles Zufälle. (Susi, A: 33). Ich war ja auch in einer Gruppe, in einer Clique Ja, und die hat mir nicht gutgetan! Und deswegen bin ich dann eigentlich mehr oder weniger, oder wollte mehr oder weniger weg. (Sascha, A: 103). Dann hab ich mich halt, äh nach meinem Willen hab ich mich dann nach O. beworben (Sascha, A: 23) 27
28 Ergebnisse Fazit Erfolgreiche Wege in Bildung, Ausbildung und Arbeit sind nicht unmittelbar nach Beendigung der Schule abgeschlossen. Die Pläne der Jugendlichen sind überwiegend an normalbiographischen Vorstellungen ausgerichtet. Bis zum Verlassen der Hauptschule findet bereits eine Anpassung der eigenen Pläne an die (vermutete) Realität statt; die Jugendlichen zeigen ein hohes Maß an Flexibilität. Es zeigt sich ein Trend zur Höherqualifizierung (Strategie des Chancen Optimierens ). Neben harten Faktoren (u.a. Abschlüsse, soziale und ethnische Herkunft) haben auch weiche Faktoren Einfluss auf Übergangswege. Faktoren wie Motivation, Coping, Gatekeeper können förderlich, aber auch hinderlich sein. Es können Entgrenzungsprozesse zwischen erster und zweiter Schwelle beobachtet werden. 28
29 für weitere Informationen: Reißig, B./Gaupp, N./Lex, T. (2008): Hauptschüler auf dem Weg von der Schule in die Arbeitswelt. Übergänge in Arbeit, Band 9, München/Halle: DJI Verlag Gaupp, N. (2012): Wege in Ausbildung und Ausbildungslosigkeit Bedingungen gelingender und misslingender Übergänge in Ausbildung von Jugendlichen mit Hauptschulbildung, München: DJI Mögling, T./Tillmann, F./Lex, T. (2012): Umwege in die Ausbildung. Die Rolle von Ungelerntentätigkeit für eine späte Berufsqualifizierung. Reihe Wissenschaftliche Texte, München/Halle: DJI Kontakt: Dr. Birgit Reißig Deutsches Jugendinstitut e.v. Außenstelle Halle Franckeplatz 1 / Haus 12/ Halle (Saale) Tel.: reissig@dji.de 29
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