QUALITÄT UND WIRTSCHAFTLICHKEIT
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- Axel Beutel
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1 QUALITÄT UND WIRTSCHAFTLICHKEIT Prof. Dr. Samuel Mühlemann Institut für Wirtschaftspädagogik Munich School of Management Ludwig-Maximilians-Universität München
2 Motivation Viele Länder zeigen derzeit ein sehr grosses Interesse am dualen Berufsbildungssystem in der Schweiz (USA, Spanien, ) > Gute Ausbildungsqualität > Hoher Anteil der Bevölkerung mit nachobligatorischem Bildungsabschluss > Erfolgreicher Übergang von der Lehre in den Arbeitsmarkt Aber: ein Blick über die Grenze nach Deutschland zeigt > Anteil der Studienanfänger erstmals >50% einer Kohorte > Fachkräftemangel nicht für Hochschulabsolventen, sondern v.a. für Personen mit Berufsbildungsabschluss > Immer weniger Betriebe bilden Lernende aus Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 2
3 Motivation Der Ausbildungsentscheid der Betriebe ist die Grundvoraussetzung für das Funktionieren eines dualen Ausbildungssystems, und hängt vor allem auch von Kosten- Nutzen-Überlegungen ab: > Hinsichtlich der Nettokosten der beruflichen Grundbildung > Hinsichtlich der Qualität der Lernenden Vor Ausbildungsbeginn (schulisches Vorwissen, Persönlichkeitsmerkmale) Bei Ausbildungsende (akkumuliertes Wissen während der Ausbildung, Veränderung der Persönlichkeitsmerkmale) > Hinsichtlich der Kosten von alternativen Rekrutierungsstrategien, um den zukünftigen Fachkräftebedarf zu decken Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 3
4 Qualität und Wirtschaftlichkeit sind keine Gegensätze Qualität Wirtschaftlichkeit Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 4
5 Outline 1. Kosten-Nutzen-Verhältnis aus Sicht der Betriebe 2. Die Rolle der Einstellungskosten für Fachkräfte über den externen Arbeitsmarkt 3. Bildungsrendite aus Sicht der Lernenden 4. Wie verhalten sich (ausländische) Betriebe bei Rekrutierungsschwierigkeiten? 5. Schlussfolgerungen Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 5
6 Nettoertrag pro Lehrverhältnbis (in CHF) 1. Nettoertrag der dualen Berufsbildung (Betriebssicht) > Beschäftigte 3-jährige Lehre 4-jährige Lehre Quelle: Wolter & Strupler (2012) Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 6
7 Leistungsgrad Leistungsgrad in qualifizierten Tätigkeiten 3 jährige Lehren 4 jährige Lehren 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1 2 Lehrjahr 3 4 Quelle: Wolter & Strupler (2012) Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 7
8 Facetten der Dualität: Üben oder arbeiten was ist besser? 80% 60% 40% 20% 00% CH D Anteil unproduktive Zeiten CH Leistungsgrad D 3. Lehrjahr 1. Lehrjahr Quelle: Dionisius et al. (2009) Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 8
9 2. Einstellungskosten führen zu mehr Lehrstellen Betriebe mit hohen Einstellungskosten... > bieten mehr Ausbildungsstellen an > und beschäftigen einen höheren Anteil der Lernenden nach Ausbildungsende als Fachkraft im Betrieb können dadurch die gesamten Arbeitskosten (Lohn + fixe Arbeitskosten) reduzieren > Lernende verursachen nach Ausbildungsabschluss nur geringe Einstellungskosten > Fehleinstellungen können minimiert werden Die berufliche Grundbildung führt zu Einsparungen in zukünftigen Einstellungskosten für Fachkräfte, sofern passende Lernende auch tatsächlich weiterbeschäftigt werden können. Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 9
10 in CHF Einstellungskosten für eine Fachkraft < 50 Beschäftigte 50+ Beschäftigte Rekrutierung Einarbeitung, formelle Weiterbildung Informelle Weiterbildung Gesamte Einstellungskosten Quelle: Mühlemann & Strupler (2015) Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 10
11 Verbleibensquote Übernahmequote nach der Ausbildung 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% >250 Beschäftigte Quelle: Wolter & Strupler (2012) Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 11
12 Anteil der Betriebe Stimmt die Qualität der Lehrstellenbewerber nicht, bilden (manche) Betriebe weniger oft aus 50% früher nicht ausgebildet; planen nicht auszubilden früher ausgebildet; planen auszubilden 40% 30% 20% 10% 0% sehr wichtig eher wichtig teils-teils eher unwichtig völlig unwichtig Keine qualifizierten Lehrstellenbewerber als Nichtausbildungsgrund Quelle: Mühlemann et al. (2007) Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 12
13 3. Bildungsrendite für Lernende Quelle: Bildungsbericht Schweiz (2010). Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 13
14 Was wäre ein gerechter Ausbildungslohn (im Verhältnis zum Fachkraftlohn)? Quelle: Muehlemann & Wolter (2014). Bemerkung: Ausbildungsinvestitionen sind hier nicht berücksichtigt! Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 14
15 Ausbildungslohn Selbst wenn Betriebe gar keine Ausbildung am Arbeitsplatz anbieten würden, wäre der gerechte Lohn für die produktive Arbeit von Lernenden auch im letzten Lehrjahr kaum höher als 50% des Fachkraftlohns! Wieso? > Absenzen vom betrieblichen Arbeitsplatz wegen Berufsfachschule > Tiefer Leistungsgrad in qualifizierten Tätigkeiten zu Beginn der Ausbildung Der Ausbildungslohn variiert nach Beruf, Region und Firmengrösse, aber auch mit den betrieblichen Ausbildungsinvestitionen > Je mehr Ausbildung im Betrieb (Betreuung), desto geringer der Ausbildungslohn (ceteris paribus) Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 15
16 4. Wie verhalten sich (ausländische) Betriebe bei Rekrutierungsschwierigkeiten? 60% 50% 40% 30% 20% 10% Rekrutierung ausländischer Fachkräfte Ausbildungswahrscheinlichkeit 0% Internationalisiert Einheimisch Internationalisiert Einheimisch Rekrutierungsschwierigkeiten Keine Rekrutierungsschwierigkeiten Quelle: Muehlemann (2013) Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 16
17 Ausbildungswahrscheinlichkeit Bilden internationalisierte Betriebe weniger oft aus? «Amerikaner kennen das Berufsbildungssystem nicht» 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% <50 Beschäftigte 50+ Beschäftigte 0% Schweiz Deutschland USA/GB Firmenhauptsitz Quelle: Mühlemann (2014). Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 17
18 Schlussfolgerungen Die duale Berufsbildung in der Schweiz ist im Durchschnitt profitabel aus Sicht des Ausbildungsbetriebes. > Nettoerträge sind besonders wichtig für kleinere und mittlere Betriebe, die Lernende nicht (immer) übernehmen möchten/können. Hohe Einstellungskosten für Fachkräfte bei der externen Rekrutierung können dazu führen, dass Betriebe bereit sind, substantielle Nettokosten für die Lehrlingsausbildung zu tragen (führt zu mehr Ausbildung bei ausgetrocknetem Arbeitsmarkt). > Jedoch nur, wenn die Qualität der Lernenden hinreichend hoch ist, damit Lernende nach dem Abschluss der Lehre möglichst schnell als vollwertige Fachkräfte eingesetzt werden können. Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 18
19 Ein Betrieb kann nicht alleine beeinflussen, ob die Lehrlingsausbildung einen Nettoertrag abwirft: > viele Determinanten des Kosten-Nutzen-Verhältnisses hängen von den Ausbildungsregulierungen und den Arbeitsmarktinstitutionen (Ausbildungsdauer, Curriculum, Löhne, Kündigungsschutz) ab. Die Bildungsrendite aus Sicht des Individuums ist hoch, auch weil für eine Berufslehre kaum direkte Bildungskosten anfallen. Lernende zahlen für Ihre eigene Ausbildung, in dem sie einen entsprechend tiefen Ausbildungslohn akzeptieren. > Keine Verschuldung / Stipendien für eine sehr gute Ausbildung! > Betriebe bilden auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten aus. (Zu) hohe Ausbildungslöhne würden die Wirtschaftlichkeit und die Qualität der dualen Berufsbildung in der Schweiz gefährden. Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 19
20 Die Kombination von produktiver Arbeit und qualitativ hochstehender Ausbildung am Arbeitsplatz kann zu einer win-win Situation für Betriebe und Auszubildende führen. Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 20
21 BESTEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! Prof. Dr. Samuel Mühlemann SBFI Herbsttagung 2015, Bern 21
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