Fachkräftesicherung im Handwerk
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- Christa Schneider
- vor 6 Jahren
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1 Georg-August-Universität Göttingen Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik und Mittelstandsforschung Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk Fachkräftesicherung im Handwerk Steuert das Handwerk auf einen Fachkräftemangel zu? Steht gerade das Handwerk vor besonderen Herausforderungen? Wie kann der Bedarf an Fachkräften zukünftig sichergestellt werden?
2 Übersicht 1. Einführung: Fachkräftemangel im Handwerk? 2. Aktuelle Fachkräftesituation im Handwerk 3. Einflussfaktor: Die Arbeitsmarktposition des Handwerks 4. Einflussfaktor: Der Demografische Wandel als Katalysator 5. Fazit und Diskussion 2
3 1. Einführung Ein Fazit des vorangegangenen Vortrags: Zur erfolgreichen Bewältigung der aktuellen Herausforderungen braucht das Handwerk qualifizierte Fachkräfte! Gerade im Handwerk wird jedoch zunehmend über eine unzureichende Fachkräfteversorgung geklagt Gefährdet ein Fachkräftemangel die erfolgreiche Bewältigung des Strukturwandels im Handwerk? 3
4 Kennzeichen eines Fachkräftemangels Es fehlt an Arbeitskräften mit passender Qualifikation und an Arbeitskräften, die hinreichend qualifizierbar sind und an qualifizierten oder qualifizierbaren Arbeitskräften, die sich auf die jeweiligen betrieblichen Bedingungen einlassen wollen Walwei 2008, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 4
5 2. Aktuelle Fachkräftesituation im Handwerk ZDH-Sonderumfrage 2011 Gesamthandwerk Quelle: ZDH 5
6 ZDH-Sonderumfrage 2011 Gesamthandwerk, in % der Unternehmen mit Stellenbesetzungsproblemen Quelle: ZDH 6
7 ZDH-Sonderumfrage 2011 Gesamthandwerk Quelle: ZDH 7
8 Zwischenfazit: Erste Anzeichen eines Fachkräftemangels Engpässe, z.b. beim Qualifikationsniveau von Bewerbern oder der Besetzung von Ausbildungsplätzen Aber: Konjunkturelle Einflüsse spielen eine große Rolle beim jeweils aktuellen Fachkräftebedarf Welche strukturellen Einflussfaktoren beeinflussen die zukünftige Fachkräfteversorgung im Handwerk? 8
9 3. Die Arbeitsmarktposition des Handwerks Merkmale der handwerklichen Arbeitskräfteversorgung: Schwächere Arbeitsmarktposition weiter Teile des Handwerks gegenüber Industrie und Dienstleistungssektor ( weit hinten in der Nachfrageschlange ) Deutlich höhere Konzentration auf die Ausbildung als zentralen Rekrutierungsweg als in anderen Wirtschaftsbereichen (über 80% Selbstrekrutierungsquote) Ausbildung über Bedarf : Das Handwerk als Arbeitskräftelieferant für andere Wirtschaftszweige 9
10 Merkmale der handwerklichen Arbeitskräfteversorgung: Besonders hoher Facharbeiteranteil gerade im Handwerk Quelle: Umfrage Handwerk Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen
11 Problem: Weiterhin viele Vertragsabbrüche im Handwerk Quelle: Statistisches Bundesamt 11
12 Das Handwerk hat den gesamtwirtschaftlichen Trend hin zu höheren Abschlüssen nicht nachvollzogen! (ca. 50 % der Auszubildenden haben einen Hauptschulabschluss) Durch den Wandel zur Wissensgesellschaft steigen die Qualifikationsanforderungen auch im Handwerk Problem der Ausbildungsreife als Konsequenz? Wie gut empfinden Lehrlinge im niedersächsischen Handwerk die schulische Vorbereitung auf ihre Ausbildung? Hauptschulabschluss Realschulabschluss Abitur Eher gut 16,7 % 25,8 % 35,0 % durchschnittlich 44,8 % 43,8 % 30,0 % Eher schlecht 38,5 % 30,4 % 35,0 % Quelle: Haverkamp u.a
13 Das Image des Handwerks erschwert die Anwerbung von qualifizierten und motivierten Jugendlichen! Forsa-Umfrage 2008: Jüngere schätzen das Handwerk eher als altmodisch ein (Gesamt: 23%, 14- bis 18-Jährige: 40%) Jüngere schätzen die Arbeit im Handwerk eher als monoton ein (Gesamt: 22%, 14- bis 18-Jährige: 37%) Jüngere schätzen das Handwerk als Arbeitgeber weniger oft als attraktiv ein (Gesamt: 61%, 14- bis 18-Jährige: 52%) 13
14 Forsa-Umfrage 2008: Jüngere sind in ihren Urteilen über die Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk kritischer: Anteil der Antworten mit Ja 14
15 Die traditionelle Abwanderung von Fachkräften in andere Wirtschaftsbereiche hat sich verstärkt! Jüngere Fachkräfte sind relativ stärker abgewandert! Lesehilfe: 2006 waren von 100 im Handwerk ausgebildeten Facharbeitern noch knapp 35 % im Handwerk tätig Quelle: BiBB/IAB bzw. BiBB/BAuA 15
16 Bedeutung der Hauptabwanderungsmotive: Expertenbefragung Mendius (2003), Häufigkeit der Zustimmung in % 76 %: geringere Verdienstmöglichkeiten als in anderen Wirtschaftsbereichen 47 %: körperliche Belastung im Handwerk 46%: geringe Aufstiegsmöglichkeiten 45 %: geringere Sozialleistungen als in anderen Wirtschaftsbereichen 42%: gesellschaftliche Stellung der Beschäftigten im Handwerk 32 %: Arbeitszeit im Handwerk 31 %: geringere Arbeitsplatzsicherheit im Handwerk 16
17 Zwischenfazit: Hohe Bedeutung qualifizierter Facharbeiter im Handwerk Die Arbeitsmarktposition des Handwerks ist relativ schwach Folge: Rekrutierungs- und Personalbindungsprobleme Resultierende Herausforderungen: Wie können qualifizierte und motivierte Jugendliche für eine Ausbildung im Handwerk gewonnen werden? Wie kann die Ausbildungszufriedenheit erhöht werden um die Abbruchsneigung zu reduzieren? Wie kann die Verbleibsbereitschaft von Fachkräften gestärkt werden? 17
18 4. Der demografische Wandel als Katalysator Rückgang des Arbeitskräfteangebots (bei gleichzeitiger Alterung von Belegschaften) Entwicklung der niedersächs. Bevölkerung im Erwerbsalter, 2009=100 Aufgrund seiner schwachen Arbeitsmarktposition wird das Handwerk von diesem Rückgang besonders stark betroffen sein! Quelle: 12. Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, Niedersachsen, Mittlere Variante 18
19 Prozentuale Veränderung von niedersächsischen Altersgruppen zwischen 2009 und 2030 Überdurchschnittlicher Rückgang bei Bewerbern für eine duale Ausbildung! Quelle: 12. Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, Niedersachsen, Mittlere Variante 19
20 Absolventen und Abgänger der allgemeinbildenden Schulen (2005=100) Die Zahl der Hauptschulabsolventen als Hauptrekrutierungsquelle des Handwerks sinkt besonders stark! Quelle: Haverkamp u.a
21 Konsequenz: Auf der Personalseite ist das Handwerk besonders stark vom demografischen Wandel betroffen N = 717 (Handwerk = 146), Mehrfachnennungen möglich Quelle: ifm Bonn
22 Zwischenfazit: Der demografische Wandel wirkt sich besonders auf die Fachkräfteversorgung im Handwerk negativ aus Er schafft zusätzliche Herausforderungen: Ausbildung über Bedarf weiterhin als Rekrutierungsstrategie? Umgang mit alternden Belegschaften Notwendigkeit verstärkter Weiterbildungsanstrengungen Erhöhung d. Beschäftigungsanteils von Frauen, Migranten etc. Konsequenz: Die Steigerung der Attraktivität des Handwerks als Arbeitgeber wird immer dringlicher! 22
23 5. Fazit und Diskussion Durch den Wandel zur Wissensgesellschaft steigen die Qualifikationsanforderungen an Handwerksbeschäftigte Aktuell gibt es noch keinen allgemeinen und branchenübergreifenden Fachkräftemangel im Handwerk Die schwache Arbeitsmarktposition des Handwerks erschwert jedoch bereits heute eine ausreichende Versorgung mit qualifizierten handwerklichen Fachkräften Der demografische Wandel verschärft diese Situation massiv, wodurch neue Personalstrategien immer dringlicher werden 23
24 Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte Ausbildung Personalreserven Mitarbeiterqualifizierung Mitarbeiterbindung Strategische Personalentwicklung Welches Strategiefeld sehen Sie als entscheidend an? Welche konkreten Maßnahmen halten Sie hier für realistisch? 24
25 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 25
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