Braucht unsere Gesellschaft das Handwerk?
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- Tobias Böhm
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1 Georg-August-Universität Göttingen Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik und Mittelstandsforschung Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk (ifh) Braucht unsere Gesellschaft das Handwerk? Bundes-Obermeistertag des Metallhandwerks 2006 am 7. Juli 2006 in Wiesbaden Prof. Dr. Kilian Bizer
2 Die neoliberale Antwort: Nein! Eine Abschaffung des Handwerks führt zu Monopolisierungen in einzelnen Marktsegmenten, Preise steigen Marktnischen bleiben, Kostenwettbewerb (geringere Löhne), Preise fallen HWK-Beiträge entfallen, Ehrenamt entfällt, Entlastung der Betriebe Sinkende Preise führen zu Nachfragesteigerungen, Wachstum und mehr Beschäftigung Deshalb: Ohne Handwerk ist alles besser! 2
3 Was nutzt das Handwerk? Gefahrengeneigtheit Verbraucherschutz Qualitätssicherung Ausbildungsleistungen: Humankapital 3
4 Aber lohnt das den Aufwand? Aus ökonomischer Sicht: Abwägen zwischen Nutzen und Kosten des Handwerks für die Gesellschaft 4
5 Welche Gesellschaft wollen wir? keine natürlichen Ressourcen: deshalb Humankapital hoher Beschäftigungsstand sozialer Frieden Wachstum gerechte Verteilung 5
6 Welche Gesellschaft haben wir? 5Wachstum des BIP in Prozent
7 Die Basis des deutschen Wohlfahrtsmodells Arbeitsmarkt 7 Vollbeschäftigung Homogene Arbeitslandschaft Kollektives System Der Lohnfindung Bildungssystem: Erstausbildung Soziale Absicherung der Nichtbeschäftigung Bizer/Sesselmeier, S. 27 ff Heterogenisierung Individualisierung Globalisierung Strukturwandel
8 Die Rahmenbedingungen der Zukunft Fünf gesamtgesellschaftliche Trends herrschen vor: Demografischer Wandel Globalisierung Individualisierung und Heterogenisierung Dienstleistungsorientierter Strukturwandel Informatisierung der Arbeit 8
9 Demografie Altersquotient 60 Jahre Quelle: Statistische Bundesamt, Bevölkerung Deutschlands bis 2050, 2003, S. 32 9
10 1990= Zunahme des Welthandels
11 Informatisierung der Arbeit Anteil der Beschäftigten an Computern und Internet 2002 bis Anteil der Beschäftigten an Computer in (%) Anteil der Beschäftigten mit Internetzugang (%) Quelle: Statistische Bundesamt, Informationstechnol ogien in Unternehmen und Haushalten 2004, 2004, S
12 Was bedeuten die Trends für die Gesellschaft? Umbau der sozialen Sicherungssysteme Flexibilisierung des Arbeitsmarktes Wettbewerb mit Niedrig-Lohn-Ländern: Produktivität bestimmt Löhne Systemwettbewerb: Leistungswettbewerb statt reiner Steuerwettbewerb Kürzere Halbwertszeiten des Wissens und technischen Fortschritts: steigender Innovationsdruck 12
13 Technische Innovatoren nach Gewerken Rang Nennungen Prozent 1 Feinwerkmechaniker 32 21,6 2 Elektrotechniker 24 16,2 3 Metallbauer 21 14,2 4 Tischler 13 8,8 5 Install.+Heizungsb. 10 6,8 6 Kaross.+Fahrzeugb. 7 4,7 7 Informationstechniker 6 4,1 8 Landmaschinenb. 6 4,1 Gesamt Quelle: Lahner
14 Was bedeuten die Trends fürs Handwerk? Handwerk schafft Humankapital: Ausbildung flexibilisieren! Gering qualifizierten Jugendlichen Einstieg ermöglichen Exportorientierung ausbauen Produktivität steigern: technischen Fortschritt nutzen Flexiblere Arbeitszeitmodelle für Frauen und Ältere 14
15 Reform des Handwerks? Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft? Anhang A HWO verkleinern zugunsten B1 und B2? Aber: Was ist das Handwerk? Deutsche Besonderheit? Europäisches Vorbild? Wie muss das Handwerk sein, um Zukunftsmodell zu sein? innovativ, ausbildungsstark, beschäftigungsintensiv, exportorientiert 15
16 Braucht die Gesellschaft das Handwerk? 1. Das Handwerk erbringt Nutzen: Humankapital, Qualität, Beschäftigung, flexible Unternehmensstruktur, etc. 2. Reformen sind nur dann sinnvoll, wenn die Reform den Saldo aus Kosten und Nutzen gegenüber dem Status quo steigert. 3. Das Handwerk verursacht Kosten höhere Preise, Marktzutrittsbarrieren, Qualitätssicherung, Ausbildungskosten etc. 16
17 Braucht die Gesellschaft das Handwerk? 4. Das Handwerk muss gesellschaftliche Funktionen wahrnehmen: Gewinne machen Innovationen anstoßen Ausbilden und Beschäftigung sichern Qualität sichern Gefahren vermeiden Umwelt schützen. 5. Für diese Funktionen braucht es optimale Strukturen. 17
18 Sind es nur Sonntagsreden, wenn Politiker das Handwerk loben? Was verlangt man von Politikern? Sie müssen Wahlen gewinnen Was ist eine Sonntagsrede? Bekenntnis ohne Folge Sonntagsrede für den Wahlgewinn? - warum auch nicht? Politiker gewinnt man durch Argumente Nutzen und Kosten des Handwerks 18
19 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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