GLETSCHERMESSUNGEN AN DER PASTERZE UND IN DEREN UMGEBUNG (GLOCKNERGRUPPE) IM JAHR 2012
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1 GLETSCHERMESSUNGEN AN DER PASTERZE UND IN DEREN UMGEBUNG (GLOCKNERGRUPPE) IM JAHR 2012 von Gerhard Karl LIEB, Graz Zusammenfassung Das Haushaltsjahr 2011/2012 war allen Beobachtungen und Messdaten zu Folge in noch stärkerem Maße gletscherabträglich als das vorangegangene Jahr. Längenänderungen Gletscher 2010/ /11 Pasterze / moränenarmer Teil -62,5 m (4 Marken) -160,0 m (4 Marken) (9.9.) Pasterze / moränenbedeckter -10,8 m (3 Marken) -13,7 m (3 Marken) Teil (9./10.9.) Pasterze / gesamt (9./10.9.) -40,3 m (7 Marken) -97,3 m (7 Marken) Wasserfallwinkelkees (10.9.) -13,9 m (3 Marken) -13,1 m (3 Marken) Freiwandkees (10.9.) -7,5 m (3 Marken) -5,7 m (3 Marken) Höhenänderungen der Oberfläche der Pasterze Profillinie Höhe des Fixpunktes Änderung 2010/11 Änderung 2011/12 Freiwandlinie (9.9.) 2152,56 m -3,3 m -1,9 m Seelandlinie (11.9.) 2294,51 m -4,4 m -9,0 m Burgstalllinie (11.9.) 2469,34 m -5,5 m -3,0 m Linie am Hohen 2845,94 m -3,8 m -1,2 m Burgstall (10.9.) Firnprofil (10.9.) 3060,38 m -2,5 m -2,2 m Das Mittel des Einsinkens an den 3 Profilen der Pasterzenzunge (Freiwand-, Seeland- und Burgstalllinie) betrug 5,5 m gegenüber 4,7 m von 2010 auf Jahreswege an den Steinlinien Profillinie Mittel 2010/11 Max. 2010/11 Mittel 2011/12 Max. 2011/12 Freiwandlinie (9.9.) 2,4 m (1 Stein) 2,4 m (Stein 4) 1,5 m (1 Stein) 1,5 m (Stein 4) Seelandlinie (11.9.) 7,1 m (8 Steine) 9,6 m (Stein 6) 5,0 m (7 Steine) 7,8 m (Stein 10) Burgstalllinie (11.9.) 14,8 m (8 Steine) 19,6 m (Steine 4, 5) 12,5 m (8 Steine) 17,0 m (Stein 5) Linie am Hohen Burgstall (10.9.) 1,5 m (3 Steine) 2,0 m (Stein 2) 1,6 m (3 Steine) 2,1 m (Stein 2)
2 2 1. Vorbemerkungen und Danksagungen Die Gletschermessungen fanden im Zeitraum zwischen 9. und unter Mitwirkung von Michael AVIAN, Christian BAUER, Katharina KERN, Reinhold LAZAR, Timea MAREKOVÁ und Rupert SCHWARZL statt. Am wurden wir von den folgenden Studierenden des Instituts für Geographie und Raumforschung der Universität Graz im Rahmen einer von mir geleiteten Hochgebirgs-Arbeitsexkursion unterstützt: Stefan EDER, Georg HATZENBICHLER, Bianca ROSSMANN, Sebastian SARCLETTI, Christian WAKOLBINGER und Alexandra WLADKOWSKI. Herzlichen Dank möchte ich der Großglockner-Hochalpenstraßen-A.G., Salzburg, und der Sektion Klagenfurt des Österreichischen Alpenvereins für finanzielle Unterstützungen sowie Roland ERTL und seinem Team für die gastliche Aufnahme im Glocknerhaus aussprechen. Bedanken möchte ich mich auch bei Peter HADLER, Konrad MARIACHER und Gerhard HOHENWARTER für die Fotos zur Ausaperungssituation, bei Anton BUCHGEHER, den wir durch Zufall bei der Oberwalderhütte kennen lernten, für das Video und die Fotos vom Felssturz am Kellersberg (Anhang 2), bei Peter ZIRKNITZER für die logistische Hilfestellung vor Ort sowie bei Herwig WAKONIGG für die kritische Durchsicht des Manuskripts. Abb. 1: Blick von der Oberwalderhütte nach W zum Johannisberg mit der Ausaperungssituation etwa zwei Wochen vor Ende der Hauptablationsperiode (Foto: HADLER, ) 2. Witterungsablauf und Schneeverhältnisse Der Beginn des Haushaltsjahres 2011/12 ist spätestens mit dem Schneefall am festzusetzen. Es folgte ein außerordentlich milder November ohne nennenswerten Schneefall, und auch im Dezember blieb der Neuschneezuwachs bescheiden. Erst ab dem Jahreswechsel, verstärkt jedoch ab Mitte Jänner 2012, kam es zu starken Niederschlägen nordwestlicher Provenienz, ab Monatsende bis Mitte Februar verbunden mit der Advektion sehr kalter Luft, die zum raschen Aufbau einer mächtigen Winterschneedecke in den vom Nordstau beeinflussten Lagen kam. Im Pasterzenraum war dies entlang des Alpenhauptkammes der Fall, während die Niederschlagswirksamkeit nach Süden hin rasch abnahm und die Gegebenheiten bereits am Glocknerkamm als schneearm zu charakterisieren sind. Daran änderte sich auch im weiteren Verlauf des Winters nichts Grundlegendes die Schneefälle erreichten die Bereiche südlich des Hauptkammes wenn überhaupt, so nur in stark abgeschwächter Form. So muss das Winterhalbjahr im Pasterzenraum als schneearm eingestuft werden, mit den hauptkammnahen Bereichen des Schnee- und Riffelwinkels sowie
3 3 dem Wasserfallwinkel- und Freiwandkees als Ausnahmen. Aus diesem Grund blieben auch die in Kap. 5 mitgeteilten Einsinkwerte sowohl der Linie am Hohen Burgstall als auch des Firnprofils geringer als im Vorjahr. Wie in jenem führten somit die ab der letzten Maidekade deutlich überdurchschnittlichen Temperaturen zu einem raschen Fortschreiten der Ausaperung, welche an der Pasterze bereits im Juni sommerliche Ausmaße angenommen hatte. Im Hochsommer war der Juli eher zyklonal geprägt, jedoch kam es jeweils nur in den höchsten Lagen zur Ausbildung kurz andauernder Schneedecken, die die Ablationsperiode nicht entscheidend unterbrachen. Der heiße und niederschlagsarme August schließlich führte auch zur weitgehenden Aufzehrung der bis dahin noch bedeutenden Winterschneereserven entlang des Hauptkammes, woraus sich eine dem Vorjahr ähnliche maximale Ausaperungssituation ergab (Abb. 1). Bei der diesjährigen Messkampagne trafen wir die Pasterze und ihre Nachbargletscher jedoch nicht mehr im Zustand maximaler Ausaperung an, da in den schattseitigen Hochlagen noch Schneereste des Niederschlagsereignisses vom 31.8./1.9., das die Hauptablationsperiode beendet hatte, lagen. Gemäß den mir von den in Kap. 1 genannten Personen zur Verfügung gestellten Fotos lag die maximale Höhe der Altschneelinie am Glocknerkamm im Mittel knapp über 3200 m und im Bereich des Alpenhautkammes um 3100 m. So lagen auch heuer nur 2 Punkte des Firnprofils (9 und 10) auf vor dem gefallenen Altschnee, alle anderen hingegen auf Blankeis. Jedoch hatten in einigen hauptkammnahen Muldenlagen wie etwa im Vorfeld des Wasserfallwinkelkeeses deutlich größere Schneefelder als im Vorjahr den Sommer überdauert. Die Witterungsbedingungen während der Messkampagne waren zu Beginn durch eine warme, antizyklonale Phase begünstigt, die am von einer vorderseitigen Strömung abgelöst wurde, die noch am selben Tag ausgedehnte Wolkenfelder und am späten Nachmittag auch einen Regenschauer verursachte. Am herrschten bei wechselnder Bewölkung erneut gute Arbeitsbedingungen, bevor am (Abreisetag) noch am Vormittag eine erste Regenstaffel einen massiven Trogdurchgang ankündigte, der am Folgetag bis unter die Waldgrenze hinab eine Schneedecke aufbaute. Zumindest auf den schattseitigen Gletscherflächen über ca m sollte diese Schneedecke nicht mehr abschmelzen. Das Ende des Haushaltsjahres 2011/12 ist mit dem Schneefall vom 15./16.10., spätestens jedoch mit dem Wintereinbruch vom 27./28.10 erfolgt. Abb. 2: Zerfallserscheinungen am orographisch linken Rand der Pasterzenzunge unterhalb der Seelandlinie (Blick vom Gamsgrubenweg in westl. Richtung; Foto: LIEB, ).
4 4 3. Physiognomische Beobachtungen an den Gletschern und ihrem Umfeld An der Stirn der Pasterze hat sich der Eiszerfall am moränenarmen Gletscherteil dramatisch fortgesetzt, was zu dem am linken Eisrand extrem hohen Rückzugsbetrag von 294,5 m (Marke I/08) wesentlich beitrug. Diese Vorgänge sind im Vergleich der Fotos im Bildanhang mit jenen des Vorjahres gut nachzuvollziehen. Der linke Eisrand wird nun nicht bloß von den in den Vorjahresberichten schon beschriebenen Einbruchstrukturen geprägt, sondern ist auf einer Länge von mehreren hundert Metern gletschereinwärts schon nahe zur Seelandlinie reichend flächenhaft in Verfall (Abb.2). Damit in Zusammenhang standen die 2011 erstmals beobachteten Einbruchserscheinungen in der Mitte der Gletscherzunge, die nunmehr entlang der gesamten Seelandlinie (und nicht wie im Vorjahr bloß bei den Punkten 5 und 6) an entsprechenden morphologischen Strukturen erkennbar sind, die Begehbarkeit des Gletschers erschweren und sich wohl auch auf den außerordentlich hohen Einsinkbetrag an der Seelandlinie auswirken (siehe Kap. 5). Demgegenüber blieben die physiognomischen Veränderungen am unteren Ende des moränenbedeckten Teils sowie im eisrandnahen Bereich des Gletschervorfeldes relativ gering (Abb. 3 und Bildanhang). Der Rundhöcker mit der Längenmessmarke V03 war weiterhin eine nur mittels Durchwaten von mehr als knietiefem Schmelzwasser erreichbare Insel. Über den erstmaligen Fund eines Aufschlusses von in-situ-torflagen wird in Anhang 1 berichtet. Die Aperstellen im Hufeisenbruch haben sich merklich vergrößert, der von der Franz- Josefs-Höhe in Blickrichtung Johannisberg gelegene mittlere Teil hat nun den Charakter einer von nur mehr wenigen, isolierten Eisresten durchsetzten Felsflanke; der Eisnachschub in die Zunge erfolgt nur mehr über drei schmale Gletscherstreifen (Bildanhang). In der Ausbruchsnische der Felsstürze am Mittleren Burgstall (seit 2007) waren aus den vorliegenden Bildvergleichen keine Nachstürze erkennbar, auch wurde mir nicht von solchen berichtet. Allerdings hatten wir Gelegenheit, am ein größeres Felssturzereignis vom Kellersberg/Glocknerkamm während der Arbeiten zu beobachten (Näheres in Anhang 2). 4. Die Längenmessungen an der Pasterze und den benachbarten Gletschern Alle Messungen wurden mit dem Laser-Distanzmessgerät Leica Rangemaster 900 scan durchgeführt. Längenangaben erfolgen in Metern, negative Vorzeichen verstehen sich im Sinne einer Verschlechterung für den Gletscher. Die Messrichtung wird in Altgraden angegeben (rechtsweisende Bussole). Pasterze (Messung am 9./ ) Marke I/08 II/01 III/93 IV/95 V/03 VI/90 VII/96 Richtung Dist ,0 619,5 795,5 784,0 65,5 262,0 170,0 Dist ,5 491,0 687,5 675,0 55,0 249,5 152,0 Diff. 11/12-294,5-128,5-108,0-109,0-10,5-12,5-18,0 Tab.1: Messdaten der Längenänderungen an der Pasterze Gletscherteil moränenarm (I-IV) mor.bedeckt (V-VII) gesamte Stirn Rückzug 2011/ ,0 (4) -13,7 (3) -97,3 (7) Rückzug 2010/ ,5 (4) -10,8 (3) -40,3 (7) Tab.2: Mittelwerte der Längenänderung der Pasterze (in Klammern die Zahl der Messmarken)
5 5 Die Messungen erfolgten am 9.9., nur bei den Punkten VI/90 und VII/96 am Die außerordentlich großen Messdistanzen sind dank des genannten Messgerätes technisch zwar unproblematisch, jedoch wegen der mehrmaligen Einweisung von Personen in die Messrichtungen langwierig. In Umsetzung eines Vorhabens aus dem Vorjahr wurde die Marke II mit etwas veränderter Messrichtung (330, Distanz zum Eisrand 565,5 m) neu angelegt. Weiterhin erlaubt das Gelände keine Verbesserung der nicht zufriedenstellenden Lage der Marken. Der Rückzugswert von 97, 3 m ist mit deutlichem Abstand der größte jemals auf der Grundlage von Messungen ermittelte in der gesamten Messreihe (seit 1879). Abb. 3: Skizze zur topograph. Situation und Lage der Messmarken an der Stirn der Pasterze (eigener Entwurf auf Grundlage einer GPS-Kartierung am 9. u durch C. BAUER, Zeichnung: Zeichnung: B. ROSSMANN u. G. HATZENBICHLER)
6 6 Wasserfallwinkelkees (Messung am ) Marke I/10 II/10 III/10 Mittel Richtung Distanz ,0 64,0 34,6 Distanz ,7 29,7 32,9 Differenz 11/12-3,3-34,3-1,7-13,1 Tab.3: Messdaten der Längenänderungen am Wasserfallwinkelkees Abb. 4: Neuer, durch den Rückzug des Wasserfallwinkelkeeses entstandener proglazialer See am Fuß des Hohen Burgstalls (Blick in nördl. Richtung; Foto: Lieb, ) Freiwandkees (Messung am ) Marke A 09 B 09 C 09 Mittel Richtung Distanz ,5 54,0 48,5 Distanz ,0 51,0 38,0 Differenz 11/12-3,5-3,0-10,5-5,7 Tab.4: Messdaten der Längenänderungen am Freiwandkees Abb. 5: Blick über die Marke A09 auf die flach auskeilende, schuttbedeckte Zunge des Freiwandkeeses (Blick annähernd in Messrichtung nach WNW; Foto: LIEB, )
7 7 5. Höhenänderungen an den Profilen Für die gesamte Gletscherzunge errechnet sich der Einsinkbetrag als Mittel aus 20 Punkten (3 an der Freiwand-, 9 an der Seeland- und 8 an der Burgstalllinie) zu 5,5 m (gegenüber 4,7 m von 2010 auf 2011). Dies entspricht bei einer angenommenen Gültigkeit für eine 4 km 2 große Fläche einem Volumen von 22 Millionen m 3 Eis (19,8 Millionen m 3 Wasser). Der Einsinkbetrag gehört zu den höchsten, die jemals registriert worden sind. Alle Angaben erfolgen in Metern, in Klammern gesetzte Zahlen werden zur Mittelbildung nicht verwendet. Freiwandlinie (Messung am ) Punkt 1 Ersatzpkt. 2 Ersatzpkt Entfernung ,3 313, vom Fixpkt. Höhe 2087, , , , , ,71 Änderg. 11/12 (0,00).. -4,15-1,40 0,00 Tab. 5: Profilmessungen an der Freiwandlinie (Höhe des Fixpunktes 2152,56 m) Das Mittel des Einsinkens betrug 1,9 m gegenüber 3,3 m von 2010 auf Die Punkte 1 und die beiden Ersatzpunkte der früheren Punkte 2 und 3 liegen sicher, der Punkt 6 möglicherweise auf Toteis. Die Punkte 4-6 liegen auf dem moränenbedeckten Gletscherteil. Seelandlinie (Messung am ) Punkt Eisrand = Entfernung 249, vom Fixpunkt Höhe 2140, , , , ,57 Änderg. 11/12-6,00-9,25-11,08-9,93-10,33 Punkt Entfernung vom Fixpunkt Höhe 2176, , , ,97 Änderg. 11/12-10,43-9,28-8,43-6,13 Tab. 6: Profilmessungen an der Seelandlinie (Höhe des Fixpunktes 2294,51 m; Höhe des derzeit verwendeten Hilfsfixpunktes 2200,40 m, dessen Distanz vom Fixpunkt 141,60 m) Das Mittel des Einsinkens wurde aus allen 9 Punkten (3-11) gerechnet und betrug 9,0 m gegenüber 4,4 m von 2010 auf Die Punkte 3 bis 5 lagen auf dem moränenbedeckten, die Punkte 6 bis 11 auf dem moränenarmen Gletscherteil.
8 8 Burgstalllinie (Messung am ) Punkt Entfernung vom 197, Fixpunkt Höhe 2344, , , ,23 Änderung 11/12-2,00-3,60-3,75-3,10 Punkt Entfernung vom Fixpunkt Höhe 2338, , , ,96 Änderung 11/12-3,35-3,42-2,17-2,32 Tab. 7: Profilmessungen an der Burgstalllinie (Höhe des Fixpunktes 2469,34 m; Höhe des derzeit verwendeten Hilfsfixpunktes 2399,13 m, dessen Distanz vom Fixpunkt 71,90 m) Das Mittel des Einsinkens errechnet sich aus allen 8 Punkten zu 3,0 m gegenüber 5,5 m von 2010 auf Der Eisrand war wie im Vorjahr im Kontakt zu randlichem Toteis sehr undeutlich und kann nahe Punkt 2 (der selbst noch sicher auf bewegtem, hier sehr stark schuttbedecktem Eis lag) vermutet werden. Die Punkte 3 bis 7 befanden sich auf dem moränenarmen, 8 und 9 auf dem moränenbedeckten Gletscherteil. Linie am Hohen Burgstall (Messung am ) Punkt Entfernung v. Fixpkt Höhe 2799, , ,19 Änderung 2011/12-1,75-0,60 (+1,95) Tab. 8: Profilmessungen an der Linie am Hohen Burgstall (Höhe des Fixpunktes 2845,94 m) Das Mittel des Einsinkens wurde aus den Punkten 1 und 2 errechnet und betrug 1,2 m gegenüber 3,4 m (berechnet aus denselben beiden Punkten) von 2010 auf Der Änderungsbetrag bei Punkt 3 ist nicht real, sondern ergibt sich aus einem Messfehler im Vorjahr, er wird daher zur Mittelbildung nicht verwendet. Firnprofil (Messung am ) Punkt Entfg. v. Fixpkt Höhe 3034, , , , ,43 Änderg.11/12-1,45-2,05-1,95-1,70-2,30 Punkt Entfg. v. Fixpkt Höhe 2936, , , , ,03 Änderg.11/12-2,30-2,80-2,65.. Tab. 9: Profilmessungen am Firnprofil (Höhe des Fixpunktes 3060,38 m) Das Mittel des Einsinkens von 2010 auf 2011 wurde aus 8 Punkten (1-8) errechnet und betrug 2,2 m gegenüber 2,5 m von 2010 auf 2011.
9 9 6. Bewegungsmessungen an den Steinreihen Alle Angaben erfolgen in Metern, die jeweiligen Maxima sind kursiv gesetzt, Werte in Klammern bleiben bei der Mittelbildung unberücksichtigt. Freiwandlinie (Messung am ) Stein Mittel Weg 11/ ,5.. 1,5 Tab. 10: Bewegung der Steine an der Freiwandlinie Leider liegt von dieser Linie nur ein Bewegungsbetrag vor: die Punkte 1 bis 3 liegen auf Toteis und die Vorjahres-Steine an den Punkten 5 und 6 waren offensichtlich verrutscht. Seelandlinie (Messung am ) Stein Weg 11/12. 7,8 5,7 5,8 5,5 Stein Mittel Weg 11/12 6,2 (11,5 zu 2010) 3,1 1,1 5,0 Tab. 11: Bewegung der Steine an der Seelandlinie Für die Mittelbildung standen die Werte von 7 Steinen zur Verfügung; Stein 11 verschwand am jetzigen Eisrand, Stein 5 konnte nicht gefunden werden. Das Bewegungsmittel hat sich gegenüber dem Vorjahr (7,1 m; Mittel aus 8 Steinen) deutlich verringert. Burgstalllinie (Messung am ) Stein Weg 11/12 4,9 14,7 16,5 17, Mittel 16,2 13,2 10,5 6,6 12,5 Tab. 12: Bewegung der Steine an der Burgstalllinie Der Mittelwert wurde aus allen 8 Steinen gerechnet und ist daher unmittelbar mit dem im Vorjahr mitgeteilten Wert von 14,8 m vergleichbar. Linie am Hohen Burgstall (Besuch am ) Stein Mittel Weg 11/12 1,9 2,1 0,9 1,6 Tab. 13: Bewegung der Steine an der Linie am Hohen Burgstall Das Mittel wurde aus allen 3 Steinen gerechnet und ist daher unmittelbar mit dem im Vorjahr mitgeteilten Wert von 1,5 m vergleichbar. Anschrift des Verfassers: Ao. Univ.Prof. Mag. Dr. Gerhard Karl LIEB Institut für Geographie und Raumforschung der Universität Graz Heinrichstraße 36, A-8010 Graz gerhard.lieb@uni-graz.at, Internet:
10 10 Anhang 1 Entdeckung und Bergung eines bemerkenswerten Torfprofils im Gletschervorfeld der Pasterze Andreas KELLERER-PIRKLBAUER, Graz In den 1990er Jahren wurden im Gletschervorfeld der Pasterze erstmals Funde von glazial überprägten, prähistorischen Torf- und Holzstücken geborgen, welche in weiterer Folge kohlenstoffdatiert, dendrochronologisch bearbeitet und zum Teil pollenanalytisch untersucht wurden. Nach einer mehrjährigen Pause von größeren Funden dieser Art begann eine neue Phase interessanter Endeckungen im Jahr Seit damals werden alljährlich von der rasch zurückschmelzenden Gletscherzunge der Pasterze größere Holzstücke von Längen bis über einem Meter und kompaktierte Torfstücke mit über 10 cm Durchmesser freigelegt, welche nach erfolgten Datierungen und dendrochronologischen sowie pollenanalytischen Analysen weitere interessante Hinweise über die Landschafts- und Gletschergeschichte im Bereich der Pasterze in den letzten rund Jahren ergaben. Allen diesen Funden war jedoch eines gemeinsam: Sie wurden nicht an den ursprünglichen Wuchsorten gemacht, sondern die Fundstücke wurden durch die Gletscherbewegung und das Schmelzwasser an den Ort der jeweiligen Bergung transportiert. Im Sommer 2012 kam es nun zu einer besonderen Entdeckung: Im Zuge der ständigen Wegerhaltung im hochmobilen Gletschervorfeld der Pasterze durch Mitarbeiter der Großglockner Seilbahn GmbH & Co KG (Standseilbahn an der Franz-Josefs-Höhe) wurde von Josef RIEGER ein besonderes Bodenprofil mit Torfschichten teilweise freigelegt, dessen wissenschaftliche Besonderheit zeitgleich, jedoch unabhängig voneinander durch Andreas KELLERER-PIRKLBAUER (Graz) und Kurt NICOLUSSI (Innsbruck) Ende August erkannt wurde. Dieser sensationelle Fund auf einer Seehöhe von ca m machte bald im kleinen Kreis der Pasterzen-Gletscherforscherinnen und -forscher die Runde. So ging am 4. September 2012 eine Gruppe von 7 Personen daran, die Entdeckung weiter freizulegen und im Laufe des Tages ein rund 2,5 m langes Profil aufzunehmen und für nachfolgende Detailuntersuchungen zu bergen. Eine erste Betrachtung des Profils zeigte, dass mehr als 15 Lagen mit hohem organischem Anteil anzutreffen sind und somit in diesem Profil wohl ein langer Zeitraum von mehreren tausend Jahren untersucht werden kann. Wahrscheinlich wurde das nun freigelegte Torfprofil zwar vom Gletscher mehrfach überfahren und kompaktiert, es kann jedoch angenommen werden, dass der Fundort durchaus auch der Wuchsort der Pflanzen gewesen ist und man somit von einem in-situ Fund sprechen kann, der in dieser Art noch nie vorher an einem Gletschervorfeld in Österreich gemacht werden konnte. Aktuell werden noch Gelder aufgetrieben, um diesen besonderen Fund genau untersuchen und somit die Kenntnis über die Gletscher- und Vegetationsgeschichte am größten Gletscher Österreichs weiter vorantreiben zu können. Gespannt warten wir auf diese Ergebnisse! Allen in der Bildlegende zu Abb. 8 genannten Personen sei an dieser Stelle für ihr Engagement und ihre tatkräftige Mithilfe gedankt.
11 11 Abb. 6: Der Fundort im Gletschervorfeld der Pasterze: Übersicht von der Franz-Josefs-Höhe in Blickrichtung WNW Abb. 7: Der Fundort im Gletschervorfeld der Pasterze: Detailfoto mit Blick in Richtung NW zum Hufeisenbruch Abb. 8: Die siebenköpfige Gruppe von Fachleuten und Personen, mit deren Hilfe das wertvolle Torfprofil geborgen werden konnte (von links nach rechts): Leo EULENSTEIN, Andreas KELLERER- PIRKLBAUER (beide Graz), Hubert KELLERER-PIRKLBAUER (Saalfelden), Anton DRESCHER, Ruth DRESCHER-SCHNEIDER (beide Eggersdorf bei Graz), KURT NICOLUSSI (Innsbruck) und Heinz SLUPETZKY (Salzburg) (Fotos: KELLERER-PIRKLBAUER, )
12 12 Anhang 2 Ein Felssturz vom Nordostgrat des Kellersberges am Gerhard Karl LIEB, Graz Während unserer Arbeiten ereignete sich am ein Felssturz, den wir beim Anstieg entlang des Gamsgrubenweges sowie durch den Wasserfallwinkel zur Oberwalderhütte beobachten konnten. Die Abbruchsnische des Sturzes lag in der nordexponierten Flanke des Kellersberg- Nordostgrates in einer Höhe von rund m. Das Material stürzte unter starker Staubentwicklung östlich der Zunge des Hofmannskeeses über die dort knapp 300 m hohe Felswand, hauptsächlich entlang schon vorhandener Tiefenlinien. Die Ablagerung erfolgte im unteren, gestuften Teil der Flanke und in Form einer Blockschuttstreu im Vorfeld des Hofmannskeeses im Höhenbereich zwischen etwa 2350 und 2480 m (Abb. 9). Das Gesamtvolumen der bewegten Massen wird auf größenordnungsmäßig 1000 m 3 geschätzt. Das Ereignis zog sich über insgesamt etwa 2 Stunden hin. Die ersten kleineren Stürze waren ab ca h zu hören, das Hauptereignis erfolgte um 9.35 h und dauerte etwa eine Minute lang. Danach folgten noch mehrere kleine Nachstürze bis h sowie ein weiterer am Folgetag um etwa h. Das Hauptereignis wurde zufällig von Anton BUCHGEHER (Linz) aus perfekter Perspektive gefilmt das Video wurde mir von ihm in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt und wird ab Anfang 2013 auf der Homepage der Pasterzen-Messungen unter zu sehen sein. Er nahm auch einige Detailfotos in professioneller Qualität auf, von denen zwei in den Abb. 10 und 11 gezeigt werden. Als Ursachen des Ereignisses kommen die folgenden in Betracht: Die Grunddisposition für Felsstürze ist durch die Steilheit des Geländes und die Lagerung der Gesteinsschichten gegeben; seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich diese Grunddisposition auch durch den Gletscherrückgang des Hofmannskeeses und durch die wahrscheinliche Erwärmung bzw. möglicherweise auch Degradation des Permafrostes erhöht (alle verfügbaren Permafrost- Modellierungen wie etwa die von permalp.at weisen für den Abrissbereich eine hohe Wahrscheinlichkeit der Existenz von rezentem Permafrost aus). Was konkret das auslösende Ereignis war, lässt sich aus den Beobachtungen nicht mit Sicherheit beurteilen. Man kann jedoch vermuten, dass der vorangegangene warme Sommer eine Rolle gespielt hat. Auch aus den Detailaufnahmen von A. BUCHGEHER lassen sich keine eindeutigen Hinweise wie etwa aus Klüften austretendes Wasser in der Abbruchnische erkennen. Abb. 9: Lage des Felssturzes vom Nordostgrat des Kellersberges am (Entwurf: G. K. LIEB, Bearbeitung: S. SARCLETTI)
13 13 Abb. 10: Überblick über den zentralen Teil des Glocknerkammes vom Wasserfallwinkel aus nach SW. Gut erkennbar sind Abbruchsnische, Sturzbahnen und Staubentwicklung beim Hauptereignis der beobachteten Felsstürze vom Nordostgrat des Kellersberges (Foto: BUCHGEHER, ) Abb. 11: Detailaufnahme des Felssturzareales nach dem erfolgten Hauptsturz im Blick aus dem Wasserfallwinkel nach SW (Foto: BUCHGEHER, )
14 14 Bildanhang 2012 Eine Übersicht zur Lage der Fotopunkte findet sich auf Blick v. Fotopunkt F1 (ca m) Blick v. Fotopunkt F1 (ca m) nach SW auf die Stirn der Pasterze (9.9.) nach W auf die Pasterzenzunge (9.9.) Blick v. Fotopunkt F2 (ca m) Blick v. d. Franz-Josefs-Höhe (F3, 2370 m) nach NW zur Stirn der Pasterze (10.9.) nach SW auf die Stirn der Pasterze (10.9.) Blick v. d. Franz-Josefs-Höhe (F4, 2370 m) Blick v. d. Franz-Josefs-Höhe (F4, 2370 m) nach SW zum li. Eisrand d. Pasterze (9.9.) nach WNW auf Pasterze und Großglockner (9.9.)
15 15 Blick v. d. Franz-Josefs-Höhe (F4, 2370 m) Blick v. Gamsgrubenweg (F5, ca m) nach NW zum Hufeisenbruch der Pasterze nach WSW zum Hofmannskees (10.9.) und zum Johannisberg (9.9.) Blick v. Gamsgrubenweg (F5, ca m) Blick v. Fotopunkt F6 (ca m) nach nach SSW zum Mittl. Schwerteckkees NW zur Stirn des Wasserfallwinkelkeeses (10.9.) (10.9.) Oberwalderhütte (F7, 2972 m), Blick nach N Blick v. d. Oberwalderhütte (F7, 2972 m) (10.9.) nach NE zum oberen Wasserfallwinkelkees (10.9.)
16 16 Blick v. d. Oberwalderhütte (F7, 2972 m) Blick v. d. Oberwalderhütte (F7, 2972 m) nach SE auf das Wasserfallwinkelkees und nach SW zum Mittl. Burgstall und den Fuscherkarkopf (10.9.) zum Großglockner (10.9.) Blick v. d. Oberwalderhütte (F7, 2972 m) nach W zum Johannisberg (10.9.) Blick v. Fotopunkt F8 (ca m) nach NW auf den re. Lappen d. Wasserfallwinkelkeeses u. zur Zunge zw. Mittl. u. Hohem Burgstall (10.9.) Blick v. Fotopunkt F8 (ca m) nach W Blick v. Fotopunkt F9 (ca m) nach E in den Hufeisenbruch der Pasterze (10.9.) zum Südl. Pfandlschartenkees (10.9.)
17 17 Blick vom Fotopunkt F10 (ca m) Blick v. Glocknerhaus (F11, 2132 m) nach NW zum Freiwandkees (10.9.) nach W zu den Schwerteckkeesen (10.9.) Blick v. Glocknerhaus (F11, 2132 m) nach W zum Großglockner (10.9.) Blick v. Fotopunkt F12 (ca m) am Gamsgrubenweg nach WSW zum Glocknerkees (10.9.)
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