Alle entscheiden mit
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- Charlotte Beutel
- vor 5 Jahren
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1 Alle entscheiden mit Beteiligung in Kindertagesstätten Workshop im Rahmen der Tagung Zwischen Flucht und neuer Heimat? Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen 18. November 2015 I Fachhochschule Erfurt Input: Anna-Maria Jakoby und Annekatrin Friedrich, Deutscher Kinderschutzbund LV Thüringen e.v. Moderation: Linda Gerigk, FH Erfurt
2 Gliederung BLOCK I - Beteiligung Grundlagen der Kinderbeteiligung Beteiligung in der Kita BLOCK II Inklusive Beteiligungsarbeit mit Flüchtlingskindern Überlegungen zur Beteiligung von Flüchtlingskindern Chancen, Ängste und Erfahrungen Diskussion
3 Grundlagen der Kinderbeteiligung Das Recht auf Beteiligung ist verankert in folgenden Artikeln der UN- Kinderrechtskonvention Art. 12 Berücksichtigung des Kinderwillens Art. 13 Meinungs- und Informationsfreiheit Art. 14 Gedanken-, Gewissens-und Religionsfreiheit Art. 15 Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit Art. 27 Angemessene Lebensbedingungen Art. 31 Beteiligung an Freizeit, kulturellem und künstlerischem Leben und folgt dem Grundsatz Kinder und Jugendliche sollen erst genommen werden und an allen sie betreffenden Entscheidungen beteiligt werden Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 3
4 Begriffsdefinition Partizipation heißt, Entscheidungen, die das eigene Leben und das Leben der Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden. (Schröder 1995) Kinder- und Jugendbeteiligung ist die verbindliche Einflussnahme von Kindern und Jugendlichen auf Planungs- und Entscheidungsprozesse, von denen sie betroffen sind, mittels ihnen angepasster Formen und Methoden. (Jaun 1999) Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 4
5 Beteiligungsleiter 8. Kinderinitiative, geteilte Entscheidung mit Erwachsenen 7. von Kindern initiiert und durchgeführt 6. Erwachseneninitiative, geteilte Entscheidung mit Kindern Grade der Partizipation von teilweise bis umfassend 5. konsultiert und informiert 4. zugewiesen, aber informiert 3. Alibiteilnahme 2. Dekoration Scheinpartizipation / Nichtpartizipation 1. Manipulation Quelle: Hart Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 5
6 Beteiligung in der Kita Auch in der Kita ist Beteiligung mehr als freundliches Zuhören und großzügiges Aufnehmen von Kinderwünschen. Partizipation stellt immer die Frage nach der Verteilung von Entscheidungsbefugnissen und damit die Frage nach der Machtverteilung zwischen Erwachsenen und Kindern! Dabei ist Partizipation keine zusätzliche Aufgabe, die neben vielen anderen erbracht werden muss. Kinder zu beteiligen, ermöglicht vielmehr zentrale Aufgaben von Kindertageseinrichtungen angemessen und wirkungsvoll umzusetzen Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 6
7 Warum auch in der Kita beteiligen? Folgende Lernerfahrung können die Kinder mit Beteiligung machen: Ich habe Einfluss auf das was um mich herum geschieht. Ich lerne die Meinungen von anderen zu akzeptieren. Ich erfahre (meine) Grenzen in der Gemeinschaft. Ich lerne mich für etwas einzusetzen und bin wichtig für die Gemeinschaft. Ich lerne, meine Bedürfnisse wahrzunehmen, zu äußern und Entscheidungen zu treffen Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 7
8 Warum auch in der Kita beteiligen? Mit einem Bildungsverständnis, das die Perspektive des Kindes in den Mittelpunkt der Bildungsförderung stellt, ist Partizipation ein notwendiges Grundprinzip in der pädagogischen Arbeit und damit ein wesentliches Qualitätsmerkmal. (vgl. Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre, Stand ) Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 8
9 Warum auch in der Kita beteiligen? Partizipation als ein Beitrag zur Resilienzförderung bei Kindern, von der insbesondere Kinder in schwierigen Lebenslagen profitieren. (vgl. Lutz 2012) Partizipation als ein wichtiger Beitrag zum Kinderschutz. siehe 45 (2) SGB VIII neues Bundeskinderschutzgesetz Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 9
10 Voraussetzungen für gelungene Beteiligung in der Kita? Grundvoraussetzungen für Beteiligung mit Kindern: Vertrauen in die Stärken der Kinder Mitbestimmungsrechte und Strukturen verlässlich gewährleisten (Konzept) Kinder individuell begleiten Informationen so vermitteln, dass Kinder ihre Entscheidungen fällen können Um sich beteiligen zu können, müssen die Kinder das Ziel des Beteiligungsprojektes kennen die Teilschritte oder Phasen kennen ihre Mitbestimmungsrechte kennen die Beteiligungsstrukturen und Gremien kennen Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 11
11 Formen der Beteiligung Alltagsbeteiligung Repräsentative Beteiligung (z.b. Kinderrat) Projektorientierte Beteiligung Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 12
12 Repräsentative Beteiligung sind immer solche, durch die einzelne Kinder stellvertretend für andere Interessen wahrnehmen, planen und entscheiden (Kinderparlamente, Kinderräte, usw.) Entscheidungsbefugnisse sind als verbindliche Rechte von den Erwachsenen festgelegt (das Team legt im Konsens fest): 1) worüber sollen die Kinder auf jeden Fall mitentscheiden und worüber auf keinen Fall? 2) in welcher Strukturen und Gremien sollen die Entscheidungen ausgehandelt werden? Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 14
13 Verfassung einer Kita 3 Gruppenraumgestaltung Die Kinder sollen mitentscheiden über die Gestaltung des Gruppenraumes. Alle vorhandenen Spielecken der Gruppenräume können selbstbestimmt von den Kindern umgestaltet werden. 5 Spielmaterial Die Kinder sollen mitentscheiden über die Anschaffung von gruppeneigenen Spielmaterialien in Höhe von 100,- im Jahr pro Gruppe. 6 Hausschuhe tragen Die Kinder sollen in der Zeit vom 1. Mai bis 30. Sept. selbst entscheiden, ob sie barfuß laufen oder die Hausschuhe anziehen. Das Laufen auf Socken bleibt aus Sicherheitsgründen verboten Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 15
14 Projektorientierte Beteiligung Kinder haben im Rahmen eines klar abgesteckten Projektes Entscheidungsbefugnisse Ausflugsziele bzw. wer wird eingeladen? Feste (welche Feste, welche Programmpunkte) Gestaltung der Räume und Außengelände Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 16
15 Alltagsbeteiligung Tagesablauf, Art und Inhalt der Tätigkeiten (individuelle Freiräume), Art und Weise der Gestaltung der Mahlzeiten, Wahl der Spielpartner, -inhalte, -materialien, -räume, Aushandeln und Kontrolle von Regeln, Übernahme von Routinen und Pflichten, Verantwortung für Teilaufgaben, Projektarbeit, Angebote und Lerninhalte (mit den Rezipienten planen, nicht für die Rezipienten), Raumgestaltung (gestalten und verändern nach Bedarf), Anschaffungen beraten, Erholungs- und Ruhephasen bestimmen, Gruppendiskussionen (jedes Gruppenmitglied kann zu Wort kommen), Gestaltung von Festen, Feiern und Ausflügen (Beteiligung bei der Planung!), Interessen, Bedürfnisse, Gefühle artikulieren, Rückzugsräume nutzen können ungewöhnliche Ausdrucksformen akzeptieren, Äußerung von Theorien, Erfahrungen, Ideen und Vorstellungen der Kinder und Jugendlichen und das Einbringen individueller und kultureller Besonderheiten Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 18
16 Überlegungen zur Beteiligung von Flüchtlingskindern Gerade bei Kindern mit Migrationsgeschichte wird sehr oft einfach ein Schnitt gemacht Jetzt bist du hier, jetzt gelten unsere Regeln! Dieser Ansatz widerspricht dem Beteiligungsgrundsatz! Deshalb sollten mit Blick auf die Beteiligung von geflüchteten Kindern drei wesentliche Überlegungen berücksichtigt werden Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 19
17 1) Beteiligung hilft den Flüchtlings-Kindern anzukommen Durch eine gesteigerte Teilhabe lernen die Kinder den Kita- Alltag besser kennen und identifizieren sich damit. Die Voraussetzungen für ihre Inklusion werden so geschaffen. Alle Kinder der Kita handeln gemeinsam die Regeln ihres Zusammenlebens aus. Kinder, die regelmäßig beteiligt werden, erleben, dass ihre Meinung wichtig ist und dass ihnen zugehört wird. Sie entwickeln den Mut, ihre Meinung zu sagen. Dass sie Einfluss auf etwas haben, gibt den Kindern auch ein Gefühl von Sicherheit zurück. Beteiligung bietet den Kindern die Möglichkeit, ihre Ausdrucksfähigkeit und ihr Sprachverständnis zu verbessern Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 20
18 2) Die Kinder ernst nehmen - Anerkennen was da ist! Gegenseitige Akzeptanz und Wertschätzung ist die Grundlage für gelingende Aushandlungsprozesse. Hier hilft es für die Kinder (und ihre Eltern) ein Klima des Willkommenseins zu schaffen. Dies gelingt durch die Akzeptanz und die gleichwertige Behandlung aller familiären Sprachen, Religionen und Herkunftskulturen. Seitens der Fachkräfte braucht es die Offenheit, Vielfalt zu akzeptieren, sie wertzuschätzen und spannend zu finden Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 21
19 3) Gewohnheiten nutzen! An ihren Gewohnheiten festzuhalten, gibt Kindern Sicherheit. Gleichzeitig bieten ihre Gewohnheiten und Routinen gute Brücken für die Beteiligung von Flüchtlingskindern. Die Gewohnheiten der Kinder kennenzulernen wird etwas Aufwand kosten, aber es wird sich lohnen. Hilfreich kann es sein hier die Eltern einzubinden, die ihre Rituale meist gern vorstellen Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 22
20 Anregungen für die Praxis der Sprache der Kinder einen gewissen Raum geben (Willkommensgrüße, Bezeichnungen von Gegenständen, Codeworte). Unterstützungsangebote kommen oft zu schnell und überfordern. Jedes neue Kind braucht Zeit, die Kita und seine Menschen kennen zu lernen Andere Kinder können bei der Inklusion unterstützen (z.b. als Paten) übertragen Sie den Kindern Stück für Stück Verantwortung für kleine Aufgaben die Kinder brauchen eine Umgebung, in der sie selbst aktiv werden können Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 23
21 Anregungen für die Praxis für konkrete Beteiligungsprojekte finden Sie heraus: Welche Spiele die Kinder gern spielen? Was sie gern essen? Welche Feste sie feiern? Welche Lieder sie singen? Welche Raumgestaltung sie an zu Hause erinnert? Verwenden sie gleiche Abläufe, Symbole und einfache Sätze Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 24
22 Diskussion Bitte notieren Sie hierfür Ihre Gedanken zu Chancen, Ängsten und Erfahrungen in der Beteiligungsarbeit mit Flüchtlingskindern auf grüne, orange und blaue Moderationskarten Tagung "Flüchtlingskinder als Herausforderung für die Thüringer Kommunen" I Workshop Beteiligung in Kitas 25
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