Unendliche Weiten. Sternzeit November Logbuch

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1 Unendliche Weiten Die Verfügbarkeit freier hochprofessioneller wissenschaftlicher Software aus Mathematik oder Physik hat unter Linux Tradition, stammt doch das Betriebssystem selbst aus dem universitären Umfeld. Mit zeitgemäßer Hard - ware und moderner Technologie wie OpenGL sind insbesondere Astronomie programme heute visuell sehr beeindruckend und sprechen Profis wie Hobby-Astronomen an (Thomas Drilling/bho) Celestia: offen für Erweiterungen Sternzeit November Logbuch des Captains: Die Frage, ob es Leben auf fernen Planeten gibt, impliziert, dass es überhaupt Planeten außerhalb unseres Sonnensystems gibt. Was für Astronomie-Laien eine Selbstverständlichkeit zu sein scheint schließlich sind bis heute Abermilliarden von Sternen, Galaxien und Galaxienhaufen bekannt ist unter Fachleuten zwar nicht umstritten, als tatsächlich nachweisbar gelten extrasolare Planeten (auch Exoplaneten genannt) aber interessanterweise erst seit dem Jahr 1992, in dem zwei erste Exoplaneten identifiziert werden konnten, die den vom polnischen Astronom Aleksander Wolszczan 1990 entdeckten Pulsar PSR umkreisen. Der Nachweis gelang durch exaktes Messen der Wiederkehrzeit eines Strahls, der die Erde vom Pulsar erreicht. Die beiden so entdeckten Exoplaneten weisen Massen von 4,3 und 3,9 Erdmassen mit Umlaufzeiten von 66,5 und 98,2 Tagen um ihre Zentral- Celestia ist zweifelsohne weit mehr als ein gewöhnliches Astronomie-Tool oder virtuelles Planetarium. Auch wenn wir die visuell beeindruckenden spielerischen Aspekte hervorgehoben haben, handelt es sich absolut um ein professionelles, seriöses Werkzeug für praktizierende und werdende Sternengucker und Hobbyastronomen. Herausragendes Merkmal ist die Erweiterbarkeit mit Objekten und Skripten, die sicher dazu beigetragen hat, dass Celestia eine derart aktive Community hat. Wer selbst Objekte oder Skripte für Celesia erstellen möchte, muss sich allerdings leidlich mit den einschlägigen Rendertools, wie Blender, 3D-Studio oder Cinema 4D auskennen. Übrigens lassen sich auch Planetenoberflächen nachträglich ins virtuelle Stellarium einfügen, sofern Sie über hochauflösende Bilder verfügen, die es in diversen Datenbanken, etwa der NASA oder ESA, gibt. Über die gezeigten Features hinaus bringt Celestia zudem viele wissenschaftliche Funktionen mit. gestirne auf. Der dritte exosolare Planet, ein Winzling von nur 0,02 Erdmassen und einer Umlaufzeit von 25,2 Tagen, wurde 1994 entdeckt. Allerdings ist auf diesen drei Planeten erdähnliches Leben völlig ausgeschlossen. Das Problem mit dem Finden exosolarer Planeten besteht darin, dass diese immer von der Helligkeit ihres Zentralgestirn überstrahlt werden und ein Nachweis, wenn überhaupt nur indirekt möglich ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die aktuell zur Verfügung stehende Technik zum indirekten Nachweisen von Exoplaneten tendenziell eher große und damit lebensfeindliche Gasriesen von der Klasse Jupiter oder Saturn findet. Bis heute sind 488 Exoplaneten (stand 2010) identifiziert worden. Immerhin das Programm Planetensuche von Gerd Gühne kennt sie alle. Prall gefüllter Werkzeugkasten Die Bandbreite von unter Linux verfügbaren Astronomie-Programmen ist riesig und reicht von der professionellen Datenbank im Stile von Planetensuche über einfache Bildschirm-Planetarien zum Visualisieren von Sternbildern und Planetenbewegungen bis hin zum Hightech-Astro-Simulator Celestia der einen animierten 3-D- Flug durch den Weltraum von den Planeten des Sonnensystems bis zur lokalen Galaxiengruppe erlaubt. Damit ist für jeden etwas dabei: vom lernbegierigen Jugendforscher bis zum Studenten der Astrophysik. Einen kurzen Überblick verschafft nebenstehender Kas - ten. Die beiden Kandidaten Celestia und Planetensuche stellen wir Ihnen auf den folgenden Seiten mit ausführlichen Workshops näher vor. Sternenreise mit Celestia Der Free Space Simulator Celestia bringt das bekannte Weltall wunderschön gerendert auf den heimischen Bildschirm und Sie können die unendlichen Weiten des Kosmos ganz ohne Warp-Antrieb erkunden. Ein Zweikern- Prozessor und eine moderne 3-D-Grafikkarte sollte Ihr virtuelles Raumschiff aber mindestens befeuern. Dabei zaubert das Open-Source-Programm eine Weltraum-Simulation auf den Desktop, die sich nicht nur sehen lassen kann, sondern nach kurzer Einarbeitung auch kaum schwerer zu bedienen ist als Goog le Earth. Ein Trip zum Mond oder Mars, in unsere unmittelbare Nachbarschaft, ist damit in Sekunden erledigt. Das Installieren gelingt etwa bei Ubuntu ganz einfach via Synaptic, weil das Programm in der Universe-Paket- 98 LINUX INTERN 2/2011

2 Astronomie-Tools für Linux im Überblick Bei einigen der hier vorgestellten Astro-Tools handelt es sich um Java- Applikationen, was schlichtweg eine Frage der Technik, Distribution und Portierbarkeit ist. Daher sind viele der genannten Programme auch für Windows und Mac OS verfügbar, wenn auch die meisten ihre Wurzeln im Linux-Umfeld haben. Wir haben uns allerdings ausschließlich auf Open-Source-Tools beschränkt. BoPlanets BoPlanets ist ein umfangreiches virtuelles Planetarium mit der Besonderheit, dass es die Positionen der Planeten des Sonnensystems relativ zu einem wählbaren Beobachter-Planeten zeigt. BoPlanets zeigt die Planeten wahlweise in der ekliptischen, äquatorialen oder horizontalen Ansicht. Download Version 1.3 Systemvoraussetzungen Java 6-Laufzeitumgebung (JRE 1.6 oder Sun Java 6, OpenJDK Java 6) Celestia Celestia ist eine visuell beeindruckende Astro-Simulation, mit der Sie in 3-D durch den Weltraum von den Planeten des Sonnensystems bis zur lokalen Galaxiengruppe fliegen können. Ubuntu enthält Celestia in seiner Universe-Paketquelle. Download Version 1.6 Systemvoraussetzungen OpenGL and GTK+ 2.6, in Ubuntu enthalten Die Planeten Das kleine Programm Die Planeten stellt die Planeten des Sonnensystems und einiger wichtiger Monde dreidimensional dar und zeigt wichtige Informationen zu den Objekten an. Download Version 1.3 (Sourecode) Systemvoraussetzungen Linux-Entwicklungsumgebung (Compiler, Linker ) KStars KStars ist ein virtuelles Planetarium für KDE und zeigt den nächtlichen Sternenhimmel mit Sternen, allen acht Planeten des Sonnensystems, der Sonne und dem Mond sowie zahlreichen Kometen und Asteroiden sowie Sternbilder an. Download Version Systemvoraussetzungen Paketmanager der Distribution OpenUniverse Bei OpenUniverse handelt es sich um eine Sonnensystem- Simulation in 3-D, die in fast jeder Linux-Distribution enthalten ist. Download Version 1.0 Beta 3 Systemvoraussetzungen In Ubuntu enthalten Planetensuche Das Programm Planetensuche ist eine umfang - reiche Sammlung von Astronomietools, darun - ter Simulationen, Statis - tiken, Diagramme, Formelsammlung, Datenbank, Sternkarte, Bioastronomie, ein Quiz und sogar ein Einheitenumrechner. Außerdem besitzt das Programm eine integrierte Datenbank der nächsten und interessantesten Objekte mit Informationen zu Position, Helligkeit und Entfernung sowie Bilder und Kommentare. Ein besonderer Schwerpunkt des Programmautors sind Exoplaneten. Download Version Systemvoraussetzungen Java 6-Laufzeitumgebung (JRE 1.6 oder Sun Java 6, OpenJDK Java 6) Stellarium Stellarium ist ein kostenloses Open-Source-Planetarium; es zeigt einen realistischen 3-D-Himmel, so wie Sie ihn mit bloßem Auge, Fernglas oder Teleskop sehen würden. Das Programm wird übrigens auch mit Projektoren für Planetarien verwendet. Durch einfaches Eingeben der gewünschten Koordinaten lassen sich Himmelsregionen anfahren oder Sternbilder einblenden. Der angegebene Link führt zum Sourcecode der aktuellen Linux-Version. Alternativ ist unter auch eine Java-Version von Stellarium verfügbar. Download Version (Sourecode) Systemvoraussetzungen Linux-Entwicklungsumgebung (Compiler, Linker) oder Java 6-Laufzeitumgebung (JRE 1.6 oder Sun Java 6, OpenJDK Java 6) Virtual Moon Atlas Virtual Moon Atlas besteht aus einer hochauflösenden Clementine -Fototextur sowie zahlreichen Fotos, Grafiken, topografischen Karten und wissenschaftlichen Daten zur Mondoberfläche Download Version 5.1 Systemvoraussetzungen Java 6-Laufzeitumgebung (JRE 1.6 oder Sun Java 6, OpenJDK Java 6) LINUX INTERN 2/

3 Celistia kennt neben Planeten und Sternen auch andere bekannte aktuelle und historische Himmelsobjekte, wie etwa die internationale Raumstation ISS quelle enthalten ist. Das GUI steht optional sogar für KDE und Gnome zur Verfügung. Voraussetzung ist allerdings ein funktionsfähiger OpenGL- Treiber. Im Gegensatz zu Google Earth verwendet Celestia keine Satellitenbilder, sondern bezieht seine Daten ausschließlich aus der eigenen Datenbank und stellt Planeten, Sterne und Galaxien nicht als Foto dar, sondern rendert die Darstellung selbst. Das bringt zwar Performance und hält die Netzauslas - tung in Grenzen, erreicht aber leider nicht den Detailreichtum von Google Earth. So enthält etwa die Planetenansicht der Erde zwar einige Orte, näher ansehen lassen sich diese aber nicht. Wer möchte, kann jedoch Satelliten - karten importieren. Ein Add-on erlaubt das Übertragen von Bildern aus der Blue Marble -Collection der NASA, die in Celestia detaillierte Ansichten ermöglicht, die aber leider auch entsprechend groß sind. Für Mars ist ebenfalls ein solches Bilder-Set verfügbar, für andere Planeten bisher nicht, was schlicht und einfach daran liegt, dass dort noch keine Satelliten kreisen. Dieses und Hunderte weitere Add-ons für Celestia finden Sie unter motherlode.net. Mit Celestia lassen sich aber nicht nur die Planeten unseres Sonnensystems besuchen, selbstverständlich inklusive des Sterns Sol unserer Sonne, sondern auch extrasolare Systeme erkunden. Das gewünschte Ziel lässt sich ganz einfach über den integrierten Objekt-Browser auswählen und anfliegen. Das Zoomen erfolgt mithilfe der Pfeil tasten und dem Sondertastenblock: hereinzoomen mit Pos1 ; herauszoomen mit Ende. Das funktioniert alternativ auch per Druck auf Strg bei gleichzeitig gedrückter linken Maus taste. Leider ist die Auflösung nicht sonderlich groß, was man beim Hereinzoomen schnell merkt. Wem es tatsächlich auf hochwertige Oberflächenaufnahmen ankommt, soll- te sich besser die Bilder-Datenbanken der Weltraum-Behörden NASA und ESA ansehen oder sich auf der Website umtun. Innere Werte Wer mag, kann den Weltraum auch nach anderen bekannten Himmelsobjekten absuchen, etwa dem Hubble- Teleskop, verschiedenen Asteroiden oder dem Komet Hale-Bob. Auch Space shuttles kennt das Programm. Der eigentliche Clou von Celestia be - steht aber nicht darin, dass Sie sich Planeten anschauen können virtuelle Plane tarien gibt es wie Sand am Meer, sondern in der Möglichkeit, das Programm mit Objekten nachrüsten und mit Skripten erweitern zu können, was dazu geführt hat, dass sich weltweit eine riesige Fangemeinde ent - wickelt hat. So kann etwa jeder Nutzer beliebige Objekte und Kamera - fahrten in Celestia importieren. Das Anwählen der Objekte erfolgt mithilfe von Weltraum-Koordinaten und Skripten. Insbesondere die Erweiterbarkeit macht Celestia zu einem begehrten Spielzeug für Sciencefiction-Freaks jeglicher Couleur, was sich insbesondere in der gigantischen Add-on-Datenbank ausdrückt. Kuriositäten in der Add-on-Datenbank Wie erwähnt, findet sich eine der wichtigsten und interessantesten Funktionen des Programms in der umfangreichen Addon-Datenbank The Motherlode ( tiamotherlode.net). Hier gibt es zum Beispiel auch eine ganze Reihe historische Weltraum- Objekte, wie etwa die Voyager-Sonde oder die Apollo-11-Kapsel. 1. Zum Hinzufügen solcher Add-ons laden Sie sich das gewünschte Objekt herunter, speichern die ZIP-Datei in einen beliebigen Ordner und verschieben darin enthaltene SSC- Dateien anschließend mit root- Rechten nach /usr/share/celes - tia/extras (Linux-Version) oder nach $HOME/.wine/dosdevices/c:/Programme/Celestia/extras (Windows-Version unter Linux). Die im Unterverzeichnis./models enthaltenen 3DS-Dateien gehören in den gleichnamigen Ordner /usr/share/celestia/models (Linux-Version) oder $HOME/.wine/dosdevices/ c:/programme/celestia/models (Windows-Version unter Linux). Achten Sie aber drauf, dass das Add-on immer eine 3DS-Datei enthält, weil es ohne diese nicht funktioniert. Weitere Informationen finden Sie immer in der dem Objekt beiliegenden Textdatei. 2. Nach dem Verschieben können Sie das neue Objekt in Celestia anzeigen. Öffnen Sie dazu das Menü Navigation und wählen Sie das Objekt entweder im Objekt-Browser aus Apollo11 findet sich z. B. im Solar-Browser unter Earth/ Moon/Apollo11 oder klicken Sie direkt auf Go to und geben Sie dann den Objektnamen ein. 3. Jetzt können Sie das historische Space-Objekt nach Herzenslust erkunden. So lässt sich das Objekt etwa mit gedrückter rechter Maustaste+Ziehen umrunden. Für das Ändern der Entfernung zum Objekt halten Sie Strg gedrückt und ziehen mit der Maus. 4. Neben aktuellen (ISS) und historischen Objekten (Apollo, Voyager, Mariner) hat die weltweite Celestia-Fangemeinde inzwischen auch eine ganze Reihe von künstlichen Objekten kreiert, mit deren Hilfe Sciencefiction-Fans ihre Fantasien ausleben können. Unter den Fantasieobjekten findet sich alles, was der moderne Trekkie begehrt, von 100 LINUX INTERN 2/2011

4 Per Klick durchs All Die Bedienung ist relativ einfach und arbeitet gleichermaßen mit Tastaturund Mauskommandos. Mit den Zahlentasten (nicht Ziffernblock) lassen ich übrigens die wichtigsten Planeten direkt anfliegen: 1 für den Merkur, 2 für die Venus bis 9 für Pluto. Danach müssen Sie nur noch die G -Taste drücken, um den Anflug zu starten. Mit den Pfeiltasten lassen sich dazu die Kamerapositionen bzw. Perspektiven verändern. Die wichtigsten Tastaturund Mauskommandos finden Sie übrigens im deutschen Celestia-Handbuch unter on.html sowie eine Zusammenfassung der wichtigsten Kommandos unter Auf Planetensuche Das Programm Planetensuche ist ein umfangreiches Astronomie-Tool mit Simulationen, Statistiken, Diagrammen, Formelsammlung, Datenbank, Sternkarte und vielem mehr. Der Autor hat aber eine Affinität zu extrasolaren Planeten, daher der Name des Programms, wenngleich die Suche nach solchen Himmelskörpern sowie nach außerirdischem Leben nicht alleiniger Schwerpunkt der interessanten Software ist. Da es sich um eine Java- Anwendung handelt, ist das Installieren schnell erledigt bzw. überflüssig, sofern JRE 1.6 oder Sun Java 6 bzw. OpenJDK Java 6 installieren. Dann genügt es, die heruntergeladene Datei der aktuellen Version im Home-Verzeichnis zu entpacken und anschließend die enthaltenen Java-Programme und Batchdateien mit den passenden Rechten zu versehen: chmod u+x+w *.jar; chmod u+x+w *.sh Mit Touren meint Celiastia vorbereitete Kamerafahrten zu ausgewählten Objekten, die sich via Skript importieren lassen (links) Das Skript Earth-Tour bringt beispielsweise eine wissenschaftlich fundierte Erkundungstour über unseren Heimatplaneten auf den Bildschirm und liefert dabei eine Fülle an Daten und Informationen (rechts) Han Solos Millenium Falcon über Vader's T-Fighter bis zum Klingonen-Kreuzer aus Star Trek. So lassen sich nach Belieben fiktive Sternensysteme besuchen oder bekannte Raumstationen aus der Film- und Fernsehwelt, wie Station V (2001 Odyssee) oder Deep Space 9 einfügen. Spacige Kamerafahrten erleben Neben echten historischen oder fiktiven Objekten lassen sich übrigens auch beliebige Kamerafahrten erzeugen oder mithilfe von vorgefertigten Skripten nachempfinden. Theoretisch steht auch einen Andockmanöver zwischen der Apollo 11-Kapsel und Raumschiff Enterprise nichts im Weg. Doch egal, ob Fantasieobjekt oder echt: Celestia zeigt abhängig von der Zeit auf dem Rechner immer den aktuellen Sonnenstand auf den einzelnen Planeten an. 1. Laden Sie von motherload.net im Bereich Ressources/Scripts interessante galaktische Manöver, wie etwa einen Flug zur Venus herunter. Alle Touren laufen automatisch ab, wobei Celestia am unteren Bildschirmrand einen Informationstext zeigt. Alle Touren führen den Benutzer automatisch zum Ziel und berücksichtigen dabei sogar die verstrichene Zeit. 2. Die heruntergeladene ZIP-Datei muss zunächst wieder in einem beliebigen Ordner entpackt werden. Die enthaltenen CEL- oder CELX-Dateien lassen sich direkt mit Celestia öffnen. Meist enthalten die Touren noch einen Ordner Extras mit weiteren die Tour betreffenden neuen Objekten, Texturen und Modellen, die Sie wie gehabt in die erwähnten Unterverzeichnisse der Linux - oder Windows-Version kopieren. Noch bequemer funktioniert das, wenn Sie in Ihrem Packprogramm auf Extrahieren klicken, das Basisverzeichnis von Celestia (...\Celestia\) als Entpack-Ziel wählen und die Option Pfadangaben verwenden aktivieren. Die Funktion hat in den meisten Packprogrammen eine ähnliche Bezeichnung. Sämtliche ausgewählten Dateien landen dann in den richtigen Celestia-Unterverzeichnissen. 3. Zum Auswählen des Skriptes wählen Sie dann einfach den Menüeintrag Datei/Skript laden, navigieren zum Ordner./Celestia/Skripts und klicken auf das eben heruntergeladene Skript. Interstellarer Ritt mit Celestia Celestia ist seit der Ubuntu-Version 8.10 im Universe-Repository enthalten. Das Installieren gelingt am schnellsten durch Auswählen des Metapaketes Celestia. Nach dem Installieren steht Celestia 1.6 im Menü Anwendungen/ Bildung zur Verfügung. 1. Der Startbildschirm ähnelt Google Earth und zeigt die Erde samt Koordinaten aus der Weltraumperspektive mit einer Entfernung von km. LINUX INTERN 2/

5 Der Zoom-Modus fördert weitere Objektdetails zutage, sofern das importierte Objekt oder Skript die entsprechenden Modelle und Texturen mitbringt Anschließend lässt man einfach das Konfigurationsskript./linux-install.sh laufen. Der Start des Programms erfolgt dann über die Konsole mittels Eingabe von./linux-start.sh Die Fehlermeldung Sie müssten das Programm erst installieren können Sie getrost ignorieren. Beim ersten Aufruf müssen Sie die gewünschte Sprache auswählen und den Nutzungsbedingungen zustimmen; die übrigen Fragen etwa nach dem Erstellen eines Desktop-Icons oder des zu verwendenden Browsers beantworten Sie nach Belieben. Nach dem ersten Start empfiehlt es sich, unter Optionen /Einstellungen den Standort und die Zeitzone sowie die Sprache anzupassen. Die Planeten-Suche Das Hauptfenster des Programms gewährt dann im Menü Add-on Module Zugriff auf die verschiedenen Programmteile. Das sind zurzeit Entstehung von Leben, Formelsammlung, Simulationen, Datenbank, Umrechner und Quiz, die Sie alternativ auch über die Tastenfunktionen F3 bis F8 starten können. Das Hauptfenster zeigt darüber hinaus eine Auswahl wichtiger astronomischer Daten, wie etwa eine Übersicht der jährlichen Meteorströme oder die Zeitpunkte der nächsten Sonnenund Mondfinsternisse. Mit dem Programm-Modul Entstehung von Leben kann der Hobbyforscher der Frage nachgehen, welche Bedingungen auf einem Himmelskörper herrschen müssen, damit Leben entstehen kann. Der Forscher muss dazu eine Vielzahl von Parametern in sieben verschiedenen Kategorien eingeben oder auswählen. Das Programm ermittelt im Ergebnis eine Punktzahl zwischen 0 und 100 Punkte, die darüber Aufschluss gibt, wie wahrscheinlich Leben auf dem gewählten Himmelskörper ist. Im Menü Beispiele finden sich einige ausgewählte Kandidaten wie Mars oder die Jupiter-Monde Europa und Titan, die in der Fachwelt bereits als potenzielle Träger außerirdischen Lebens gehandelt werden, darunter exemplarisch auch die Erde, die im Ergebnis eine Punktzahl von 98 erreicht. Das Studieren der mitgelieferten Beispiele vermittelt einen guten Eindruck davon, wie komplex und wissenschaftlich fundiert der Autor bei der Suche nach potenziellen Kandidaten für außerirdisches Leben vorgeht. Wer eigene Testkandidaten untersuchen möchte, muss daher die wichtigsten astronomischen Parameter seines Wunschkandidaten kennen, wie etwa Sterntyp (Spektralklasse) und Masse sowie die absolute Helligkeit des Sterns und dessen Entstehungsgebiet innerhalb unserer Galaxis. Innerhalb der Galaxis ist die relative Position zum Zentrum der Galaxis 2. Celestia verwaltet über interstellare Objekte in seiner Datenbank, weitere lassen sich problemlos über galaktische Koordinaten hinzufügen. Die Geschwindigkeit der interstellaren Reise lässt sich problemlos den eigenen Wünschen anpassen, sofern Ihr Rechner über ausreichend CPU-Kraft verfügt. Für das Erkunden ferner Galaxien empfiehlt es sich allerdings, die Voreinstellungen des Programms zu übernehmen und mit einem Augenzwinkern mit Warp 9, also mehrfacher Lichtgeschwindigkeit, zu fliegen. Für den Start Ihrer Reise bedienen Sie sich am einfachsten des Solar System Browsers oder des Star Browsers im Menü Navigation. 3. Ein Klick auf die Schaltfläche Go To katapultiert Sie an das gewünschte Ziel. Scotty hätte seine wahre Freude. Sind im Einzugsbereich des gewünschten Objektes etwa weitere lokale Objekte in der Datenbank enthalten, klicken Sie im Browser auf das +-Zeichen und wählen im sich dann entfaltenden Subtree das gewünschte Objekt, etwa Mond Europa. Windows-Version von Celestia installieren Aus Sicht begeisterter Linux-Nutzer traurig ist, dass die Windows-Version von Celestia über einige unbestreitbare Vorteile verfügt, die es ausnahmsweise geraten erscheinen lassen, die Windows-Version von Celestia mithilfe von Wine so lange unter Linux zu nutzen, bis die Linux-Version gleichwertig ist. So verfügt die Windows-Version etwa über eine deutsche Lokalisierung, das Einbinden von Add-ons ist wesentlich einfacher und ein Update auf eine neue Version gelingt ebenfalls problemloser. Weitere Einzelheiten zu den Vorteilen der deutschen Version können Sie unter nachlesen. 1. Zum Installieren von Wine markieren Sie einfach das zuge hörige Metapaket in Synaptic und klicken dann auf Anwenden. 2. Anschließend laden Sie die deutsche Windows- Version von Celestia von Webcode*: LIF2WM herunter und speichern die Installationsdatei in einem Verzeichnis Ihrer Wahl. 102 LINUX INTERN 2/2011

6 wichtig, weil in Richtung Zentrum generell schlechtere Bedingungen herrschen. Nutzer, die sich nicht professionell mit Astronomie oder der Suche nach außerirdischem Leben befassen, erlernen aber anhand der mitgelieferten Beispiele viel Wissenswertes über die Bedingungen zur Entstehung von Leben. Immerhin erreicht der Mars 73 Punkte im Außerirdischen-Voting. Weitere Funktionen Planetensuche verfügt darüber hinaus im Programm-Modul Simulationen und Statistik unter Extras über einfache Sternenkarten bekannter Himmelsobjekte und Weltbilder. Das Modul bietet insgesamt eine beachtenswerte Fülle an gesammeltem Datenmaterial. Von Namen, Positionen, Entdeckern, Entdeckungsjahr und Umlaufbahnen von Asteroiden bis hin zu den namengebenden Exoplaneten lassen sich eine Vielzahl an Grafiken und Diagrammen einblenden. Wer es weniger wissenschaftlich mag, lässt sich etwa eine Auswahl der bekannten Sternbilder anzeigen. Dazu müssen Sie nur in der Sternkarten im Menü Sonstige Optionen den Eintrag Sternbilder anzei- gen auswählen. Die weiteren Programm-Module laden zum Erforschen einer Fülle weiterer Funktionen ein und das eingebaute Quiz nähert sich dem Thema Astronomie spielerisch. Außerdem hat der Autor eine automatische Upate-Funktion eingebaut, die nicht nur das Programm selbst, sondern vor allem die enthaltene Datenbank auf dem Laufenden hält. Unter dem Strich ist Planetensuche trotz der eigenwilligen Bedienung ein außergewöhnliches Astronomie-Programm und zumindest das enthaltene Datenmaterial hat absolut professionelles Niveau. Planetensuche ist ein Astronomie-Tool, das sich durch umfangreiche Datenbanken in erster Linie als Lernprogramm versteht. Schwerpunkt des Autors ist aber außerirdisches Leben (links) Der Statistikteil von Planetensuche enthält Hunderte Tabellen, Diagramme und Sternenkarten, etwa die Namen und Umlauf - koordinaten sämtlicher Asteroiden (rechts) 3. Navigieren Sie jetzt zur heruntergeladenen EXE-Setupdatei der Windows-Version normalerweise unter $home/downloads klicken mit rechts auf die Datei celestiawin exe, wählen im Kontextmenü den Eintrag Eigenschaften und aktivieren dann im Register Zugriffsrechte das Häkchen bei Ausführen. 4. Klicken Sie jetzt noch einmal im Dateimanager Nautilus mit rechts auf die EXE-Datei celestia-win exe und wählen den Kontextmenüeintrag Mit Wine Windows- Programmstarter öffnen, um das Windows-Setup-Programm von Celestia zu starten. Klicken Sie dann auf Next und befolgen Sie die Anweisungen des Setup-Programms. 5. Bestätigen Sie hierbei zum Beispiel den gewünschten Installationspfad, vergeben Sie einen Alias für den Menüeintrag und setzen Sie die entsprechenden Häkchen, falls der Installer ein Desktop-Icon erzeugen soll. Klicken Sie abschließend auf Installieren und Finish. 6. Wine startet nach Fertigstellen des Installers sofort die Windows-Version von Wine auf Ihrem Linux-Desktop, was Sie an der deutschen Menüführung und den umfangreicheren Menüeinträgen erkennen. Ab jetzt steht Ihnen der volle Funktionsumfang der Windows-Version unter Linux zur Verfügung. Einen Geschwindigkeits- oder Stabilitätsnachteil gibt es nicht. 7. Sie finden die Windows-Version von Celestia unter Anwendungen/ Wine/Programme. Möchten Sie den Speicherort Ihrer Wine-(Windows)- Programme später ändern, können Sie jederzeit auf Konfiguriere Wine klicken und im Register Anwendungen mit einem Klick auf die Schalt - fläche Anw. hinzufügen den gewünschten Ordner hinzufügen, etwa Ihren Download-Ordner, der sich unter Wine im Pfad /home/drilling/.wine/ drive_c/users/drilling/eigene Dateien/Downloads widerspiegelt. Ab jetzt können Sie künftige weitere Windows-Setupdateien auch ohne Kontextmenü aufrufen. LINUX INTERN 2/