Dolmetschinszenierungen - eine innovative
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- Elisabeth Schuler
- vor 8 Jahren
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1 Analysen für die Praxis am FTSK Germersheim Dolmetschinszenierungen - eine innovative Aus- und Fortbildungsmethode für (Fach)DolmetscherInnen Şebnem Bahadır Arbeitsbereich Interkulturelle Germanistik, Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft Germersheim
2 Die Aus-/Fort-/Weiterbildungsmethode Dolmetschinszenierungen Erforschung, Methodenentwicklung und Anwendung seit 1998 in außeruniversitären und akademischen (Fach)Dolmetscherausbildungsmaßnahmen (z.b. Weiterbildung für KrankenhausdolmetscherInnen am AKH Wien 1999/2000; seit 2003 Weiterbildung Interkulturelles Dolmetschen bei INTERPRET Schweiz; seit 2002 Qualifizierung zum Sprach- und Kulturmittler SpraKuM und zum Sprach- und Integrationsmittler SprInt an der Diakonie Wuppertal) Vorarbeiten am FTSK Germersheim/Johannes Gutenberg Universität Mainz: MedInt - Development of a Model Curriculum For Healthcare Interpreters ( ) ( Spezialisierung (ab WiSe 2012/2013) / Studienschwerpunkt (ab WiSe 2013/2014) Fachdolmetschen in medizinischen, sozialen und behördlichen Einsatzbereichen im Master Translation am Arbeitsbereich Interkulturelle Germanistik (unterstützt vom Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen RLP) Innovatives Lehrprojekt Dolmetschen als Inszenierung ein neuer kritischer und emanzipatorischer Ansatz in der Dolmetschdidaktik (seit April 2013), (gefördert durch das Gutenberg Lehrkolleg, JGU) 2
3 Team Projektleitung Dr. phil. Şebnem Bahadır Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit und Koordination Webpräsenz und Öffentlichkeitsarbeit Lehre Technik Praktikantin Liliana Bizama Ivana Calciano Anna Boguna, Birsen Serinkoz, Yasmine Khaled Miriam Hocine Bacha, Julia Yakushova Julia Yakushova Sara-Maria Roemer 3
4 Arbeitsfelder des Projekts Dolmetschen als Inszenierung - wissenschaftliche Begleitung der Lehre durch audiovisuelle wie auch schriftliche Dokumentation und Auswertung der Dolmetschinszenierungsarbeit - Erarbeitung und Anwendung (Erprobung; Weiterentwicklung) von Lehr- und Lernmaterialien - Disseminierung und Veröffentlichung der Auswertungen und Ergebnisse - Organisation von Informationsveranstaltungen, Fachgesprächen und tagungen, Train-the-Trainers- Seminaren - Erarbeitung von Verknüpfungspunkten mit anderen Bereichen der Translationsdidaktik zur Anwendung der Methode, z.b. in der Übersetzer- und Konferenzdolmetscherausbildung - Erarbeitung von Verknüpfungspunkten für die Anwendung/Adaptation der Methode in der Lehre in anderen Disziplinen - Disseminierung der Methode in (weiteren) außeruniversitären Aus-/Weiter-/Fortbildungen 4
5 Dolmetschen als ganzkörperliche (ganzheitliche) Handlung Dolmetschen als eigenständige und gleichzeitig fremdbestimmte, neutrale und gleichzeitig beteiligte/subjektive Haltung und Handlung Dolmetschen als Pendelbewegung zwischen Distanz und Nähe, als Bricolage, als Aufführung und Inszenierung Theoretische Grundlagen 1: Translationswissenschaftliche Ansätze, die TranslatorInnen nicht nur als Kopf- sondern auch als Körpermenschen betrachten (Emotionen Körpersprache psychosoziale Kompetenz) 5
6 DolmetscherInnen als teilnehmende BeobachterInnen, SchauspielerInnen, Regisseure DolmetscherInnen mit Dazwischenidentitäten als Experten des Dazwischenraums, als Dritte (Partei/Seite) in der Kommunikation, als Fremde/Späterkommende (Dolmetschen im Trialog / Quadrilog / Multilog ) Theoretische Grundlagen 2: Ethnographische, soziologische, theateranthropologische und theaterpädagogische Ansätze, Theorien der Performance Studies, die sich mit der Position(ierung) des Dritten/des Anderen/des Fremden beschäftigen 6
7 3 Rollen, die die TeilnehmerInnen in den Trainings übernehmen (= 3 Rollen, die FachdolmetscherInnen im Feld übernehmen) 1) SchauspielerIn: teilnehmen, darstellen Aktive Teilnahme an den Übungen, Workshops, Proben, Aufführungen: Ausarbeitung von Szenarien in Teams, zunächst in Fragmenten, dann als Gesamtheit Jede(r) TN spielt mit, stellt verschiedene Personen dar (Rollenarbeit / Szenarienarbeit mit Input und mit Beteiligung von Fachkräften) DolmetscherIn = zentrale Rolle in der Inszenierungsarbeit, aber TN übernehmen auch die Rolle des/der Anderen (DolmetscherIn spricht als und verkörpert im Akt des Dolmetschens Migrant, Arzt, Lehrer, Polizist, Psychologe, Sozialarbeiter etc) Empathiefähigkeit ( Darstellungskompetenz ) als grundlegende Kompetenz fürs Dolmetschen: Mitgefühl ( Sich-in die andere Person-hinein versetzen-können ) versus Mitleiden/Sympathie 7
8 2) BeobachterIn: beobachten, reflektieren, bewerten Haltung/Verhalten/Handlungen der anderen Kommunikationspartner in der Dolmetschsituation Dolmetschverhalten der anderen TN (somit Dolmetschstrategien und -techniken der Anderen) Eigenes Dolmetschverhalten (somit eigene Dolmetschstrategien und -techniken, nach dem Spielen und später auch während des Spielens ) Fremdreflexions- und Selbstreflexionskompetenz als grundlegende Kompetenz fürs Dolmetschen (teilnehmende Beobachtungsprotokolle; Selbstreflexionsprotokolle) 8
9 3) RegisseurIn: entscheiden, verändern Diskutieren über die Inszenierungen, kritisieren und kritisiert werden, Kritik annehmen Mitarbeiten an der Gestaltung und Veränderung der Szenarien, vor, während und nach den Inszenierungen Kritikfähigkeit und Entscheidungskompetenz als grundlegende Kompetenzen fürs Dolmetschen 9
10 4 Phasen der Dolmetschinszenierungsmethode Folgende Arbeitsschritte führen von einem Grobszenario zu multiplen Inszenierungen: 1. Übungen (Training) 2. Workshops 3. Proben 4. Aufführungen ( Dolmetschinszenierungen ) Dauer der Dolmetschinszenierungsarbeit an einem Grobszenario: ein Tag, ca. 8 Stunden, bei besonders komplexen Dolmetschszenarien auch zwei Tage 10
11 1. Übungen (Training): Körperarbeit A. Übungen am Anfang jeder Inszenierungsarbeit a) Atem-, Körper- und Artikulationsübungen b) Übungen zum Raumverhalten, zur Körperhaltung und -sprache (Gestik, Mimik, Gang, proxemische Beziehungen, Berührungsverhalten) 11
12 1. Übungen (Training): Körperarbeit B. Szenarienspezifische Übungen zum Raum z.b. Nähe- und Distanz-, und Berührungsverhalten in einem Raum mit vielen Interaktionspartnern (Interaktionsrituale Machtverhältnisse) 12
13 1. Übungen (Training): Körperarbeit C. Szenarienspezifische Übungen zu Mimik, Gestik, Blick z.b. in Interaktionen, in denen mehrere AnsprechpartnerInnen miteinander konkurrieren ( multilogische Kommunikation ) D. Szenarienspezifische Übungen zur Stimme: z.b. Einsatz der Stimme als Regulierungsinstrument bei Gesprächen, in denen alle durcheinander sprechen (beruhigend, dominant, bestimmt, in den Hintergrund gedrängt, zurückhaltend, sanft...) z.b. Shadowing in verschiedenen Sitzpositionen als Vorübung für die Dolmetschtechnik Flüsterdolmetschen 13
14 2. Workshops: InszenierungsVORarbeit an Themen und Fragmenten im Grobszenario A. Themen- und kontextspezifisch (allgemeiner sozio- und migrationspolitischer / soziokultureller Kontext) z.b. Kulturalisierung, Vorurteile, Stereotypisierung, Vertrauen, Bevormundung, Macht, Hierarchien, Geschlechterverhältnisse, Vereinnahmung, Vertreterfunktion, Frontenbildung, etc 14
15 2. Workshops: InszenierungsVORarbeit an Themen und Fragmenten im Grobszenario B. Rollenspezifisch (Rollenprofile der beteiligten Akteure) 15
16 2. Workshops: InszenierungsVORarbeit an Themen und Fragmenten im Grobszenario C. Szenarienspezifische Dolmetschtechniken und strategien: - Konsekutivdolmetschen, Flüsterdolmetschen, Sitzpositionen (im Dreieck, hinter KlientIn, neben KlientIn, neben Fachkraft, hinter Fachkraft, zwischen KlientInnen), Ich-Form vs 3. Person-Singular, - Rückfragen, Zwischenfragen, Paraphrasierung, Zusammenfassung, Verstärkung, Abschwächung, Registerwechsel, Perspektivenwechsel, kulturelle Erläuterungen während des Dolmetschens, im Vor- und/oder Nachgespräch D. Berufspolitische/-ethische Aspekte: - Neutralität / Unparteilichkeit / Allparteilichkeit - Vollständigkeit Genauigkeit - Transparenz - Verschwiegenheit (Schweigepflicht) 16
17 3. Proben Zusammensetzung der Szenenfragmente Durchprobieren multipler Lösungen (Änderung der Auftragsspezifikationen / Rollenprofile / Beziehungskonstellationen etc.; Rollentausch) 4. Inszenierungen (=Aufführungen) und noch einmal von vorn, aber anders 17
18 Didaktische Prinzipien der Dolmetschinszenierungen Verlangsamung Fragmentierung Vergrößerung Iteration Verdichtung 18
19 Ziele der Dolmetschinszenierungen : flexibler und (selbst)reflexiver Umgang mit den räumlichen, emotionalen, non-verbalen und verbalen, situativen und politischen, sozialen und kulturellen Bedingungtheiten der jeweiligen Dolmetschsituation Erprobung situationsspezifischer Darstellungstechniken, Konfliktlösungsstrategien und Entscheidungsprozesse Dolmetschtätigkeit = Arbeit am Fragment (d.h. an einer Geste oder an einem Wort) und gleichzeitig am Ganzen (d.h. Verhaltens- und Handlungsweisen unterschiedlicher InteraktionspartnerInnen, Situationsdynamik, Gesprächsverlauf; soziokulturelle, migrationspolitische, institutionenspezifische Kontextbedingungen etc) 19
20 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: / Weitere Infos unter:
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