Eine der grundlegendsten Kategorien des Kapitalismus ist unverstanden. z.b. die Frage nach dem Wert des Geldes, Substanz des Geldes?
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- Rosa Kalb
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1 Die Kategorie des Geldes Was ist Geld? Geld ist mystifiziert Eine der grundlegendsten Kategorien des Kapitalismus ist unverstanden. z.b. die Frage nach dem Wert des Geldes, Substanz des Geldes? Monetäre Systeme sind Machtsysteme Geld hat mit gesellschaftlicher Macht zu tun. Geld als gesellschaftliche Kategorie? Thesen zur Entstehung des Geldes 1. Ursprung im Warenhandel Populäre (neoklassische) Sichtweise: Geld zur Erleichterung von Tauschvorgängen (John Law: Money and Trade 1705) Naturaltausch à ein Tauschgut, das wertbeständig und überall verfügbar ist à Geld Historisch unhaltbar. Geld setzt voraus: Privateigentum (im Unterschied zu Stammeseigentum) Die Anerkennung von Handelsverträgen Systeme zu deren Durchsetzung. Vielleicht kann man so Metallgeld erklären, nicht aber Geld an sich. 1
2 2. Ursprung in gesellschaftlichen Bräuchen Brautgeld Blutgeld (bei Tötungen und Verletzungen) 3. Ursprung in Religion Bernhard Laum: Heiliges Geld 1924 Blutgeld (bei Tötungen und Verletzungen) Geld entsteht an vielen Orten der Welt, in der Regel aus nicht- ökonomischen Motiven, z.b. aus Opfern bei Zeremonien oder für religiöse Rituale. (1) Mesopotamien: Königspaläste und Tempeln auch als Speicher für Korn und andere wichtige Güter. Pachtabgaben in Gold- und Silberwerte (Gold für den Sonnengott und Silber für die Mondgöttin = 13,5 E Silber =1 E Gold, wie Monate im Sonnen- Jahr). Gutschriften auf Tontäfelchen (2) ähnlich in Ägypten Scheckartige Überweisungen von Getreide von Deponenten im Tempel, sogar zwischen Städten Geld nur als Recheneinheit (und als Mittel, Werte aufzubewahren), aber nicht als Geldstück, als Münze. (3) Obolos im antiken Griechenland: ursprünglich eiserne Bratspieße als Entlohnung für öffentliche Ämter, Fleischstücke von Opfertieren vom 8. zum 7. Jahrhundert: Metallbarren (Gold, Kupfer, Bronze, Zinn und Eisen Finanzverwaltungen der großen Kultstätten, auch als Art von Banken (Darlehen) (4) in gesamter Antike: Gold als Zahlungsmittel Riesige Goldvorräte in Tempel aus religiösen Gründen à Geldfunktionen außerhalb, Kontrolle des Geldwertes durch Tempel, z.b. eine Kuh = x E Gold 2
3 Die Entstehung des Münzgeldes China, schon im 1766 v.ch. Systematisierung der Münzprägung im Abendland in Kleinasien, in der Stadt Sardeis um v.chr. erstmals Münzen, der Sage nach von König Midas Das Gewicht wurde durch einen Stempel (z.b. Löwenkopf) garantiert à Effizienz im Tausch ohne extra Wiegen Fluss Paktolos mit Metall elektron Übergang von großen Barren (Gewichts- Geld) zu handlichen kleinen Barren mit normierter Größe und Gewicht (Münz- Geld). der ovalen Klumpen wird zu einer flachen, runden Scheibe = Münze Die Lyder erfinden den Marktplatz, die ersten bekannten Bordelle und das Glücksspiel. Münz- Geld ist Allzweck- Geld: Wertmesser Wertaufbewahrungsmittel Zahlungsmittel Tauschmedium Wirtschaft im antiken Griechenland In der Ilias ist nur von Naturaltausch die Rede. Die Griechen übernehmen rasch das neue Münzgeld Münzwesen als Staatsmonopol, keine privaten Münzen Probleme durch Münzfälschungen durch Feinde Handelsstädte, Fernhandel vom Schwarzen Meeres bis nach Sizilien und Afrika, mit Kontakten bis zu den Ägyptern, Lydiern und Assyrern. Export von Wein und Oliven, Import von Getreide eine breite Schicht gutverdienender Handwerker, eine kleinere Gruppe immens reicher Handelsherren, Konzentration des Grundeigentums bei wenigen Eigentümern 3
4 Ähnlich bei Phöniziern Griechische Besonderheit (jedenfalls in der Überlieferung): Diskussion der anomia à Erneuerungsbewegungen, funktionale Regeln für die polis (Regeln für ein Gerichtssystem zur Austragung von Streitigkeiten) Reform von Solon: Abschütteln der Schuldknechtschaft, Münzreform, ein auf Vermögen basiertes abgestuftes System Die Griechen beherrschen einen großen Raum durch Herrschaft, ohne ausgeprägten Verwaltungs- oder Militär- Apparat. Geld als neues Distanz- Medium Koordination unzähliger Menschen über Raum und Zeit Geld erfordert Planung und Simulation Geldtheorie bei Plato Geldbesitzer : für zeitliches Auseinanderfallen der funktional differenten Arbeiten Geld als soziales Medium zur Überbrückung der qualitativen Differenzen von Tätigkeiten und Bedürfnissen Wucher ist schädlich Preise werden von Marktaufsehern überwacht. Preise als soziales Binnenphänomen 4
5 Ökonomische Themen bei Aristoteles ( v. Chr.) Ein universalistischer Ansatz Kategorien ß à innere Ordnung im Denken und Sprache ß à Innerer Ordnung in Welt (und Gesellschaft) Bei Plato wird die Differenz von Oikos (Haus) und Polis (Staat) durch einen prinzipiellen gemeinsamen Besitz der Güter überwunden (eine Art Urkommunismus) Aristoteles: Es gibt verschiedenartige Häuser. Was ist die innere Notwendigkeit der Ordnung der Häuser im Staat? Beide beziehen sich aufeinander und sind kategorial verschieden. Lösung: der Staat (polis) als Interaktion der Häuser [Diese Art der Lösung gibt es nicht bei den Sklaven im Haus: Sklaven sind wie Werkzeuge (teleologisiert). Sie besitzen eine andere Natur wie (physis)] wie Freie. Das Geld macht qualitativ verschiedene Güter vergleichbar. Es macht damit die soziale Einheit von qualitativen Arbeitsproduktivitäten und Bedürfnissen. Geld ist die Einheit eines sozialen Verhältnisses. Geld als Kategorie bezieht sich auf die ganze Tauschstruktur. Der Zweck dieser sozialen Einheit ist das (soziale) Glück. Es wird erreicht, wenn Gerechtigkeit herrscht. Gerecht = was in der staatlichen Gemeinschaft die Glückseeligkeit (eudaimonia) und deren Teile hervorbringt und bewahrt. Die Gerechtigkeit findet seine Form in einem Rechtsverhältnis. Geld, Glück und Gerechtigkeit sind in der Antike (und bis ins hohe Mittelalter) immer soziale Kategorien. Gibt es Individuen? 5
6 Werke von Aristoteles "Politik" "Nikomachische Ethik "Theoretische Wissenschaften : φυσις (physis), Gott, Erkenntnis Praktische Wissenschaften : νοµος (nómos), Mensch, das sittlich- gute Verhalten in der πολις (pólis) Unterteilung in Ethik, Ökonomie und Politik Politik: die Lehre von der Gemeinschaft Ökonomie: die Lehre von der rechten Führung eines Hauses Ethik: die Lehre von der sittlichen Praxis In dieser Zwischenstellung zwischen Politik und Ethik blieb die Ökonomie bis ins 18. Jahrhundert. "Kunst des Haushaltens" 1. Verwaltung des Haushaltes 2. Kunst des Erwerbs a) Natürliche Mittel b) Tausch und Handel 4 Arten von Tausch und Handel: (in der Schreibweise von Karl Marx) 1. Naturaltausch [W - W : barter] 2. Über Geld vermittelter Tausch [W - G - W] 3. unnatürliche [G - W - G ] χρηµατιστικε (chrematístike) 4. Wucher [G - G ] οβολαστικε (obolástike) 6
7 Οικονοµια (oikonomia) Die Kunst der Haushaltsführung Natürliche Erwerbskunst Bezug zu einer teleologischen Natur Natur ist Bestimmung und Eingrenzung Organisation der Handlungen nach definierten Zielen χρηµατιστικε (chrematístike) Die Kunst des Gelderwerbs Unnatürlich, weil es keine Grenze kennt Kein inneres Wesen des Geldes Geld besitzt keine innere Grenze Nicht auf Vermögenserwerb überhaupt gerichtet, sondern auf das vermittelte Element im Austausch Dem Gelderwerb muss Grenzen gesetzt werden, denn das Gesetz ist beim Handeln das Element und die Grenze. Plato: eine grenzenlose Lust erzeugt seine eigene Unmöglichkeit. Auf Dauer ist nur eine geordnete Leidenschaft möglich. Moralregeln ordnen Leidenschaften. Zinsen sind für Plato und Aristoteles ein Missbrauch einer sozialen Einrichtung für private Zwecke. Geld als Zweck ist nutzlos, das gegen das gute Leben gerichtet. Das primäre Argument ist für Aristoteles kein moralisches, sondern ein kategoriales. Geld besitzt kein Wesen in sich (keine Physis, wie die Sklaven) Keine innere Natur hindert seine Formen. Weil es kein Wesen hat, kann es auch pervertierte Formen annehmen. Die wichtigste Perversion (= seine Funktion einer sozialen Vermittlung wird umgedreht) ist das Streben nach mehr Geld. Diese Form ist möglich, weil im Verkauf einer Ware, wenn durch Geld vermittelt, Geld angestrebt wird. Wenn sich das verselbständigt, dann entsteht der Gelderwerb als Kunst. 7
8 Um das zu verhindern, müssen die schrankenlosen Leidenschaften durch Moral und Gewohnheit überlagert werden. à Auswirkungen dieses Denkens auf das Mittelalter Reflexion: welche Grundkategorien der Wirtschaft sind bei Plato und Aristoteles angesprochen und wie sind sie ausgestaltet? Ganz kurz: Rom und nachher Rom ist das erste Weltreich, das durch Geld organisiert ist. Mit dem Verfall des Römischen Reiches verfallen Fernhandel und Münzwesen Thesen zum Verfall: 1. Orientalische Kulte, Christentum? 324 wird Christentum zur Staatsreligion 2. Invasion der Barbaren? 3. Aufstieg des moslemischen Reiches: Seefahrt im Mittelmeer Dominanz von Byzanz (seit 331: Hauptstadt des Imperiums), Zerfall in ein West- und Oströmisches Reich, Münzrecht in Konstantinopel (bis 1204) Keine monetäre Macht im Westen Stopp der Produktion von Silbermünzen ( /80?) à Deflation? Moslemische Münzen Verfall der Rechtsstaatlichkeit Wiedereinführung des Münzsystems unter Karl dem Großen ( ) Jhdt: die päpstlichen Kassiere sind die ersten Geldverleiher Verstreutes Münzrecht, viele private Münzstätten Ständige Münzverschlechterungen, auch als Steuerersatz 8
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