ASA* TCM-Kongress Fortbildungstage für Traditionelle Chinesische Medizin
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- Albert Schmitz
- vor 8 Jahren
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1 Kongressbericht ASA* TCM-Kongress Fortbildungstage für Traditionelle Chinesische Medizin Der erste nationale Kongress für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) wurde am 30. November/1. Dezember 2007 aus der Taufe gehoben und bedeutet einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer breiten Anerkennung dieses Fachgebietes: als klares Zeichen für den Trend zu einer ganzheitlichen Patientenbetreuung, als wissenschaftliche Bekräftigung der traditionellen chinesischen Medizin und als Bekenntnis zur Zusammenarbeit verschiedener ärztlicher und nicht-ärztlicher Fachspezialisten. An diesem ersten Schweizerischen TCM-Kongress der ASA haben über 350 Fachpersonen teilgenommen ein Grosserfolg. Die erste Veranstaltung in Münchenstein unter der Leitung des Tagungspräsidenten, Dr. med. Jörg Fritschi, und seinem Komitee aus 7 Fachspezialisten stand unter dem Motto Niere Wandlungsphase Wasser : Der Funktionskreis der Niere, Störherde, naturheilkundliche Behandlungsmethoden, Arzneimittelsignaturen oder Ernährungsmitteltherapie sind nur einige Koordinaten zu diesem Themenkreis nebst vielen weiteren Themen wie Akupunktur oder Qi Gong (Atemtherapie). Tagungseröffnung: Dr. med. Jörg Fritschi und Dr. med. univ. (A) Sandi Suwanda 1
2 Qi, Qi Gong und De Qi Qi ist annähernd mit Lebenskraft, Vitalität, Energie, Luft oder Atem zu übersetzen; Qi Gong bedeutet die Arbeit mit dem Qi und dient der regelmässigen Gesundheitspflege und der spezifischen Therapie bei inneren Erkrankungen. Dieses medizinische Qi Gong ist die dritte von fünf Säulen der klassischen chinesischen Medizin, neben Akupunktur, der chinesischen Arzneikunde, TUINA und der Diätlehre. Die leicht erlernbaren Übungen können bei regelmässiger Anwendung ein frühzeitiges Altern verhindern und steigern die Abwehrkräfte, wie in mehreren Studien gezeigt wurde. Ob nun stilles (Jing Gong) oder bewegtes (Dong Gong) Qi Gong, immer führen die Übungen zur Harmonie von Körper, Seele und Geist. Hwa Chin Yaw vom Asia-Budo Center in Zürich hat diese Übungen in einem Seminar zum Thema anschaulich ausgeführt. In einem der Hauptvorträge des ersten Kongresstages zur Qi Sensation (De Qi) erörterte Mark Bovey von der Thames Valley University in London dann unter anderem, ob das Auslösen des Qi entweder vom Patienten, vom Therapeuten oder von beiden spürbar den therapeutischen Effekt in der Akupunktur fördert oder sogar bedingt. Unabhängig von Akupunktur-Technik und Schule geht es beim bereits in älteren Akupunkturbüchern erwähnten De Qi um die Interaktion zwischen Therapeut und Patient; die Empfindungen des Patienten variieren dabei individuell beträchtlich. Mark Bovay, London: DEQI: IS IT IMPORTANT? 2
3 Verschiedene Techniken wurden entwickelt, um De Qi zu fördern nicht zuletzt Entspannungs- und Atemtechniken. Für den Therapeuten kann es von zentraler Bedeutung sein, eine Beziehung zum Patienten aufzubauen und den Vorgang bzw. mögliche Empfindungen zu erklären. Experimentelle Schmerzstudien konnten zwar einen Zusammenhang zwischen De Qi und Analgesie aufzeigen; der Zusammenhang wird aber immer noch kontrovers diskutiert. So können Akupunktureffekte auch ohne De Qi Sensation trotzdem nachgewiesen werden. Störherde: Therapiehindernis der Reserve-Energie Was hat die Operationsnarbe mit den Lumbalgien zu tun, die nach dem Eingriff aufgetreten sind? Was der Autounfall mit den Kopfschmerzen, die nicht mehr weggehen wollen? Oder der wurzelbehandelte Zahn mit der Allergie, die einfach auf kein Medikament anspricht? Und wieso will die Knieverletzung partout nicht ausheilen, obwohl dies üblicherweise eine Angelegenheit von wenigen Wochen ist? In solchen Fällen sind häufig Störherde die Ursache Thema eines weiteren Hauptvortrags der Veranstaltung. Als unnötige Energiefresser können sie, vom Patienten selbst unerkannt, verschiedene Krankheiten unterhalten oder auch entstehen lassen: z.b. Allergien, Asthma, Heuschnupfen, Kopfschmerzen und Migräne, Neurodermitis, Rheuma oder Rückenschmerzen. Ein Störherd allein wirft niemanden um bereits bei der nächsten Grippe kann es dann aber soweit sein. In der Regel ist ein solcher Herd stumm, d.h. nicht schmerzhaft und auch sonst nicht auffällig. Die Referentin Dr. med. Beate Strittmatter, Elversberg DE, verwies in ihrem Referat auf naturheilkundliche Methoden, um solche Störwirkungen zu erkennen und den Herd erfolgreich auszuschalten. Besonders bei hartnäckigen und langwierigen Krankheitsfällen kann dies oft den Weg zu dauerhafter Heilung bedeuten. Niere und Angst Angst als existenziellstes Gefühl überhaupt stellt den Gegenpol zu Sicherheit und Geborgenheit dar und dient als primäres Warnsystem, um Flucht und Abwehr auszulösen. Dabei wird reflektorisch eine Reihe vegetativer und somatischer Reaktionen ausgelöst, die alle mit dem Funktionskreis Niere/Blase in Beziehung stehen. Frau Dr. med. Andrea Jakobitsch, Binningen referierte zum Thema Angst, der zur Niere zugehörigen Emotion im traditionellen chinesischen Verständnis. Verletzungen körperlicher oder seelischer Art können an die Nieren gehen. Entscheidend ist dabei nicht die scheinbar objektive Schwere einer Schädigung, sondern die Nachhaltigkeit des Ereignisses im Bewusstsein des Patienten, seiner Energetik. Die ausgelösten motorischen Reaktionen haben zum Ziel, die verbleibende Energie zu schützen. Existenz-, Verlust- und Versagensängste, Angst um den Arbeitsplatz, vor einer Krankheit oder Bedrohung können die Niere im chinesischen Sinn schädigen. Die psychischen Symptome reichen dabei von der Erschöpfung bis zur Katatonie. Aber auch Krankheiten der Knochen, der Gelenke insbesondere der Knie und der Wirbelsäule oder allgemein Rückenbeschwerden, Zahnverluste, Störungen des Urogenitaltrakts, Infertilität, Steinleiden oder Parästhesien und Schwäche in den Bei- 3
4 nen können als körperliche Manifestationen auf eine Nieren-(Yin)-Schwäche hinweisen und durch Ängste ausgelöst worden sein. Chinesische Ernährungstherapie und der Funktionskreis Niere Der Funktionskreis Niere umfasst in der chinesischen Medizin als zentralen Bestandteil die angeborene Konstitution. Er ist wesentlich für die Fortpflanzungsfähigkeit und das Wachstum verantwortlich und unmittelbar mit dem Prozess des Alterns verbunden. Schon früh befasste sich das alte China mit Möglichkeiten, durch eine stützende Ernährung nicht nur gesund zu bleiben, sondern innerhalb eines Prozesses der Vervollkommnung mit diätetischen Mitteln ein langes Leben bis hin zur Unsterblichkeit zu erreichen. Dr. phil. Ute Engelhardt und Dr. med. Rainer Nögel aus München haben für Ihren Vortrag zu diesem Thema auch Rezepte für den täglichen Gebrauch von heute mitgebracht. Arzneimittel der Niere und ihre Signatur Im historischen China wurde zum besseren Verständnis biologischer Abläufe im menschlichen Organismus gerne der Baum als Vergleich herangezogen. Krankheiten, die sich im Geäst eines Baumes zeigen, haben (fast) immer ihre Ursache in der Wurzel. Deshalb wird in der chinesischen Medizin bei verschiedensten Beschwerden die Wurzel des Menschen, die Niere, behandelt. Diese umfasst weit mehr als die Niere im westlichen Medizinkontext, nämlich: Immunsystem, Knochen und Gelenke, Gehör und Gehirn und die Sexualkraft. Zur Behandlung von Beschwerden in diesem Bereich werden Medikamente mit der Signatur des Yin verwendet. Da unter anderem die Erde im Verhältnis zum Himmel Yin ist, sind dies im Besonderen Wurzeln; Ingwer beispielsweise wird häufig zur Stärkung der Niere bzw. des Immunsystems eingesetzt, wie im Vortrag von Dr. med. Hans-Peter Braun aus Basel zu erfahren war. 4
5 Und vieles mehr Weitere Seminare dieses reich befrachteten Kongresses behandelten u.a. das prämenstruelle Syndrom, Akupunktur und Menopause oder die chinesische Phytotherapie zur Behandlung klimakterischer Beschwerden als Alternative zur Hormonsubstitution. Die Seminarien waren sehr gut besucht. Auch die zwar seltenen, unter Umständen aber wichtigen Interaktionen und Intoxikationen durch chinesische Arzneimittel wurden behandelt. Obschon Arzneimittel in der Schweiz tätiger Firmen sehr selten zu Problemen führen, geschieht dies bei Selbstimporten oder via Internet bezogenen nicht zugelassenen Arzneimitteln immer wieder. Dr. med. Severin Bühlmann stellte die entsprechenden Arzneimittel vor und leistete damit einen Beitrag zur Verbesserung der Pharmakovigilanz im Bereich der traditionellen chinesischen Arzneimittel. Neben der These WASSER wurde in bester chinesischer Tradition der Antithese FEUER ebenfalls ein Platz in einem weiteren Hauptreferat eingeräumt: Les feux de l eau, von Dr. med. Robert du Bois, Genf. Hier wird der Bruch der Harmonie und des Gleichgewichts von Yin und Yang versinnbildlicht, ein Grundmechanismus zahlreicher Pathologien und häufig in der Erschöpfung der Nieren begründet. Auch in der Behandlung ausgebrannter Patienten mit Burnout-Syndrom kommt die TCM erfolgreich zur Anwendung ein Seminar von Dr. med. Lothar Roth aus Bern und Dr. med. Emanuel Sonderegger aus Belp informierte über ein entsprechendes Pilotprojekt an der Privatklinik Meiringen. 5
6 Journal Review: Was Sie wo lesen Und ausserdem: Anhand von schul- und komplementärmedizinischen Zeitschriften analysierte Frau Dr. med. Brigitte Ausfeld Gewichtung von Lehre und Fortbildung, von Praxisrelevanz und Forschungsinhalten in den Artikeln. Für eine weiter führende Abstract-Sammlung sei auf die Sonderausgabe des ASA Bulletins verwiesen, welche die wichtigsten Präsentationen dokumentiert. Im Rahmen des wissenschaftlichen Programms wurde schliesslich am die Gründungsversammlung der SACAM abgehalten, welche die drei grössten deutschschweizerischen Ärztegesellschaften für TCM zusammenfasst. Aus dem Zusammenschluss der SAGATCM, der AG-TCM und der SÄGAA entstanden, wird sie zur grössten Akupunkturgesellschaft der Schweiz. Ein historischer Moment: die Gründungsversammlung der sacam 6
7 Der 2. ASA TCM-Kongress wird vom November 2008 wieder in Münchenstein stattfinden. Get-together, fachlicher und sozialer Austausch Kontaktadresse: Sekretariat der ASA Postfach 8575 Bürglen Tel. 071/ Fussnote *Als Dachverband der Schweizer Ärztegesellschaften für Akupunktur und Chinesische Medizin regelt die ASA den Erwerb und die Rezertifizierung des Fähigkeitsausweises im Auftrag der FMH. Ausserdem engagiert sie sich für ein gemeinsames Publikationsorgan und Kongressangebot und vertritt standespolitische Belange. 7
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