Jeder gestickte Trychelriemen ist ein Unikat
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1 Beitrag von Guido Bürgler, Lokalberichterstattung, Illgau SZ Tel Seite 1 von 3 Anfang August 2011 Jeder gestickte Trychelriemen ist ein Unikat Franz und Doris Büeler aus Ried-Muotathal führen einen Landwirtschafts- und Alpbetrieb. Als Nebenerwerb betreiben sie mit viel Herzblut eine Riemenstickerei. Ihre Kundschaft ist gross. Von Guido Bürgler / (gb) Ried-Muotathal. - Franz und Doris Büeler-Burch sind ein urchiges Bauern- und Älplerpaar wie man es nicht alle Tage trifft: Er ist gross und behäbig, sie eher klein und zierlich. Sie haben fünf Kinder grossgezogen und wohnen im Hausmattli, in einem alten geschützten Bauernhaus in Ried-Muotathal. Die vielen Geranien vor den Fenstern sind eine Augenweide. Doch das Heimwesen und der Alpbetrieb Äbnenmatt (Wasserberg) sind zu klein, um der Familie eine Existenz zu sichern. Deshalb arbeitete Franz jahrelang nebenbei in einer Zimmerei und Sägerei. Aber vor rund 20 Jahren ergab sich die Gelegenheit, von Bläsi Kathriner, einem Bekannten aus Sarnen, dessen kleine Riemenstickerei zu übernehmen, da er auswanderte. Zu diesem Zeitpunkt hatten Franz und Doris schon erste Versuche im Riemensticken unternommen. Aber das Resultat war eine Katastrophe, erinnert sich Franz. Kathriner zeigte ihnen während eines Tages die wichtigsten Arbeitsabläufe. Es dauerte nicht lange, und die Büelers erhielten ihre ersten Aufträge von Dritten. Mit viel Fleiss und Ausdauer verbesserten sie ständig die Qualität und optimierten die Arbeitsabläufe. In den ersten Jahren sei es jedoch schwierig gewesen, an geeignetes Werkzeug und Material heranzukommen, erinnert sich Franz Büeler. Denn die Konkurrenz habe es nicht so gerne gesehen, wenn noch jemand mehr Riemen sticke. Doch die Kundschaft wuchs erfreulich. Franz konnte schon bald seinen Nebenerwerb als Zimmermann aufgeben. Auf die Frage, was beim Riemensticken das Wichtigste sei, sind sich Franz und Doris einig: Sehr wichtig sind Freude, Ausdauer, eine exakte Arbeitsweise und ein geschultes Auge. Der Stundenlohn sei bescheiden, sagt Doris Büeler, dafür mache die kreative Arbeit in den eigenen vier Wänden glücklich und zufrieden. Die Hauptsaison fürs Sticken ist im Herbst - und vor allem im Winter. Dann geben Franz
2 Beitrag von Guido Bürgler, Lokalberichterstattung, Illgau SZ Tel Seite 2 von 3 und Doris Büeler ihre Fachkenntnisse jeweils auch an Junglandwirte weiter, und zwar in einem Freifach am Landwirtschaftlichen Bildungszentrum in Pfäffikon. Klare Arbeitsaufteilung Seit der totalen Innenrenovation des Bauernhauses im Jahr 1997 verfügt Franz über eine kleine Werkstatt im Haus. Hier kann ich alles liegenlassen, wenn ich in den Stall oder aufs Feld muss, sagt der ehemalige Kranzschwinger und zieht genüsslich an seiner Pfeife. Sie ist ein Markenzeichen von ihm. Nebst den gestickten Riemen sind auch Weideriemen ein gefragter Artikel, besonders im Frühling, sagt Franz Büeler. Wenn Doris an den Trychelriemen arbeitet, tut sie dies in der Stube, und zwar immer zwischen der Hausarbeit oder am Feierabend. Die Arbeitsaufteilung zwischen Franz und Doris ist klar geregelt. Sie sind ein gut eingespieltes Team. So erledigt Franz zum Beispiel folgende Arbeitsschritte: Er schneidet die Riemen zu, teilt ein, wo die Schnalle hinkommt, wo die Blumenmotive sind, dann stanzt er die Dornlöcher aus und montiert die Dachshaare und das Deckleder. Schliesslich wird der Riemen mit geflochtenen farbigen Lederbändeln eingefasst. Doris hingegen zeichnet mit Kugelschreiber und einer Schablone die Blumen- oder Ährenmotive vor. Dann werden die Motive mit einer Ahle und farbigen Kunststoffbändeln (Rill) gestickt. Auch bemalt sie die kleinen Wappen, die zwischen den Blumenmotiven auf den Riemen aufgenäht werden. Wenn es die Kundschaft wünscht, bemalt Doris auch die Trychel wunderschön ab Foto. So wird jede Trychel zu einem Unikat. Davon zeugt ein dickes Fotoalbum, in dem Büelers ihre schönsten Exemplare im Bild festgehalten haben. Kundschaft ist international Die Kundschaft ist gross. Sie stammt vor allem aus der Zentral- und Ostschweiz sowie dem Bernbiet. Manchmal gilt es einen Grossauftrag auszuführen, dann müssen während eines Jahres Riemen gestickt werden. Dies zumeist im Auftrag von Viehschau- oder Schwingfestorganisatoren. Einzelstücke wurden aber auch schon mehrmals für ausländische Kunden angefertigt. So zum Beispiel für einen holländischen Velofahrer, oder den Sohn eines Zirkusdirektors. Als Geschenke finden die Kunstwerke oft den Weg nach Übersee. Und wenn Franz und Doris
3 Beitrag von Guido Bürgler, Lokalberichterstattung, Illgau SZ Tel Seite 3 von 3 gelegentlich eines ihrer Werke an einer Viehschau oder bei einer Alpabfahrt entdecken, dann schlägt ihr Herz höher. Dann spüren sie eine innere Zufriedenheit, die man nirgends kaufen kann. Bildlegende Bild 1 Seit rund 20 Jahren besticken Franz und Doris Büeler Trychel- und Schellenriemen in ganz verschiedenen Grössen und Ausführungen. Alles ist Handarbeit. Bild Guido Bürgler Bild 2 Blick in die Werkstatt von Franz Büeler. Die Arbeiten sind klar aufgeteilt. Bild Guido Bürgler Bild 3 Jedes Exemplar ist ein Unikat. Bild Guido Bürgler Bild 4 Auch in der Detailansicht wirkt die Arbeit professionell. Bild Guido Bürgler Bild 5 Hier leben und wirken Franz und Doris Büeler: Das Hausmattli in Ried-Muotathal. Bild Guido Bürgler
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