Risikofaktoren, Interventionsmöglichkeiten. und therapeutisches Vorgehen
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- Harald Grosser
- vor 8 Jahren
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1 Suchtgefahren bei Ärzten Risikofaktoren, Interventionsmöglichkeiten und therapeutisches Vorgehen 51. Seminar für ärztliche Fort und Weiterbildung Westerland / Sylt Nordwestdeutsche Gesellschaft für ärztliche Fortbildung Dr. med. Robert Stracke Fachkrankenhaus Hansenbarg für f r Abhängigkeitserkrankungen Hanstedt bei Buchholz / Hamburg 1 1
2 Auf dem Hansenbarg Rehabilitationsfachklinik Hansenbarg: 100 Betten Seit 1979 Suchtfachklinik Einzugsgebiet Hamburg /Norddeutschland 20 Km südlich s von Hamburg in Hanstedt / Nordheide 2 2
3 Klinikwahrzeichen Barcahaus Barca Haus auf dem Hansenbarg 3 3
4 Epidemiologische Aspekte Prävalenz von Suchterkrankungen in der Bevölkerung bei ca. 9 % / mit Tabak bei 25 % Zum Vergleich: ca. 4 % der Bevölkerung sind Diabetiker Historisch betrachtet ist Morphinismus bereits bekanntes Problem bei Gesundheitsberufen Es existieren keine repräsentativen Studien für f r die Bundesrepublik Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern schätzt eine Lifetimeprävalenz von 7 8 % Schätzungen beruhen auf Studien aus den USA Endres
5 Ätiologische Aspekte I. berufliche Enttäuschung, Unzufriedenheit Beziehungsprobleme Gefühl der Sinnlosigkeit Überforderung Depressionen Stress Somatische Leiden Überarbeitung und Beziehungsprobleme (Wanke 2000) (Unger und Huppmann 1990) Hohe Drogenakzeptanz Verbreitete Selbstmedikation Wissensmangel über Nachteil und Suchtpotential Kein physiologischer Stressabbau (Leesemann 1995) 5 5
6 Ätiologische Aspekte II. Ideal des selbstlos Helfenden Starker emotionaler Druck durch Beruf Wirtschaftliche Belastungen (Endres 2000) Hohe Anforderung Leichte Verfügbarkeit von Drogen Erschöpfung durch Überarbeitung Hoher Verantwortungsdruck und Verantwortung in Extremsituationen Ungeregelte Arbeitszeiten Hohes seelisches Störungspotential durch instabile familiäre Verhältnisse (Stetter 2001) 6 6
7 Ätiologische Aspekte III. Leichter Zugang zu suchterzeugenden Arzneimitteln ( ä( äußere Griffnähe he ) Positive Einstellung zu Befindlichkeitsmanipulation mit Arzneimitteln ( innere( Griffnähe he ) Fehleinschätzung der eigenen Suchtdisposition (Poser 2000) 7 7
8 Substanzmuster Kombinierte Abhängigkeit von Alkohol und Medikamenten verbreitet Konsum synthetischer Opiate Wenig Konsum von Heroin, Kokain und Cannabis Alkoholabhängigkeit am HäufigstenH 8 8
9 Entstehungsbedingungen von Sucht Entstehungsbedingung der Sucht Genetische Ausstattung Prägungsprozesse, frühe Lebensereignisse Substanzwirkung Individuelle Vulnerabilität Verfügbarkeit der Substanz Sucht permissive Haltung psychosoziale Faktoren positive Verstärkung Kiefer,
10 Drogen verändern das Motivations- / Belohnungssystem im Gehirn...und damit auch die Prioritäten im Leben abhängiger Menschen Aus: Bundesministerium für Bildung und Forschung Suchtforschung auf neuen Wegen,
11 Psychische Komorbidität bei Alkohol / Suchtproblemen Prävalenz % je nach Setting, Methode etc. Angststörungen Depressionen Persönlichkeitsstörungen posttraumatische Störungen ADHS Psychosen E.L. Kirchner 11 11
12 Fallbeispiele mit / ohne seelischer Komorbidität Herr S.: Gynäkolge; narzißtische Persönlichkeitsstörung (PST) / Opiate / Utiva Herr Sch.: Allgemeinmediziner; Depression, BurnOut, chron. Kopfschmerzen / Opiate Frau L.: Psychiaterin; Borderline PST / Alkohol Herr K.: Orthopäde; Normaltrinker / Alkohol Herr XY.: Augenarzt; Normaltrinker / Alkohol Herr XY.: Chefarzt Chirurgie; Stresstrinker / Alkohol Herr R.: Kieferchirurg; Stresstrinker Herr W.: Chirurg; narzißtische PST / Opiate Herr XY.: Anästhesist; Stresstrinker / Alkohol Selbstportrait E. Munch 12 12
13 Verhaltensauffälligkeiten lligkeiten bei abhängigen Medizinalpersonen Rückzug von Kollegen/innen häufige Fehltage, oft im Anschluss an Wochenend- oder Feiertage Verschlossenheit 13 13
14 Wechsel des Arbeitsfeldes in einen Bereich mit geringerer Sichtbarkeit verstärkter rkter Wechsel des Arbeitsortes bei niedergelassenen Ärzten kurzfristiges Absagen von Terminen bei Krankenhausärzten rzten gegebenenfalls nicht Auffindbarsein im Nacht- oder Notdienst Häufung partnerschaftlicher oder familiärer Krisen, Konflikte und Trennungen 14 14
15 Juristische Probleme (Meldung an Ärztekammern via Justiz) Vernachlässigung der äußeren Erscheinung Ent- oder Einnahme von Medikamenten aus der Stationsapotheke oder erhöhte hte Anforderungen von Praxisbedarf insbesondere bezüglich Psychopharmaka oder gar Betäubungsmitteln wiederholte Äußerungen in der Gerüchteküche eine Kollegin/Kollege sei abhängigkeitserkrankt 15 15
16 deutliche Hinweise auf Vorliegen verschiedener Grade der Intoxikationen auch am Arbeitsplatz, wie z.b. verwaschene Sprache, Gang- und sonstige Koordinationsstörungen, rungen, Einschlafen selbst bei kürzesten k Ruhepausen eindeutige Hinweise auf Einnahme von bewusstseinsverändernden ndernden Substanzen, wie z.b. Alkoholfahne, positive Blut- oder Urinscreeningkontrollen oder eine Kette von frischen Einstichstellen 16 16
17 Probleme vor /in der Behandlung I. Klischee vom unverwundbaren Helfer ( Mythos Arzt ) ) und besondere Überzeugung Suchtmittelproblem im Griff zu haben Verleugnung des Problems, besonders intensives Abwehrverhalten (Arztrolle versus Alkirolle Probleme mit Übernahme der Patientenrolle Oft hohe Sachkompetenz bei mangelnder emotionaler Problemlösekompetenz (keine Hilfe annehmen können) k Angst um Karriere, Ruf und Approbation Finanzielle Probleme v.a.. bei Niedergelassenen 17 17
18 Probleme vor der Behandlung II. dysfunktionale Kollegialität als Ausdruck von Co-Abh Abhängigkeit Unsicherheiten bei Kollegen im Umgang mit Betroffenen Verleugnungstendenz und stillschweigende Allianz der Vorgesetzen Mangelnde Kenntnis der Vorgesetzten über Suchterkrankungen und Umgang damit Unvermögen der Vorgesetzten, Konfliktgespräche zu führenf (Endres 2000, Gottschaldt 1992, Feuerlein 1986, Naber 1991, Reimer et al 1996, Stetter 2000 und 2001) 18 18
19 Hinweise für f r den Umgang mit (möglichen) betroffenen KollegInnen Ethische Verpflichtung, suchtkranke KollegInnen von Arbeit fernzuhalten Suchtprobleme als Bedrohung für f r Kollegen ernst nehmen als Gefahr für f r Patienten ernst nehmen für r das Ansehen der Gesundheitsberufe ernst nehmen (Bsp. Hamburger Rettungsflieger!!) 19 19
20 Bei Suchtproblemen Hinweisen nachgehen Betroffene ansprechen Auf Ansprechpartner verweisen Auf Behandlungsmöglichkeiten glichkeiten verweisen Verantwortung zunächst für r das Handeln bei den Betroffenen lassen (gilt nicht für f Vorgesetzte!) Bei fehlender Verhaltensänderung nderung Meldung an Ärztekammer absolut nötig n!! 20 20
21 Exkurs: Verletzung menschlicher Grundbedürfnisse als Basis von Sucht Orientierung Kontrolle Bindung Selbstwertsteigerung / Selbstwertschutz Lustgewinn Unlustvermeidung 21 21
22 Therapiehindernisse Schuldgefühle Schamgefühle Bagatellisieren Verleugnen als Ergebnis und Symptom eines Auseinandersetzungsprozesses mit verletzten Grundbedürfnissen wie Selbstwertschutz 22 22
23 Weitere Therapiehindernisse Angst vor Approbationsverlust Dissonanz Selbstbild Arzt vs gesellschaftl. Bild von Süchtigen 23 23
24 Das habe ich getan, sagt das Gedächnis. Das kann ich nicht getan haben, sagt der Stolz. Schließlich gibt das Gedächnis nach Zitat Friedrich Nietzsche 24 24
25 Wer macht aufmerksam? 1. Patienten Viele Wege 5. Apotheken 2. Ehe-/Lebenspartner 6. Betroffene selbst 3. Mitteilung in Strafsachen (kurz: MISTRA) 4. Mitarbeiter /Kollegen führen nach Rom 7. Presse 8. Anonyme Meldung 25 25
26 Interventionsstellen Suchtmediziner ( Adressen auf Homepage ÄKH) Leiter von Suchtabteilungen Beratungsstellen Psychiatrien Ärztekammer Amt für Verbraucherschutz der Behörde für Gesundheit bin Hamburg 26 26
27 Behandlungshürde: Notlage unsichere ökonomische Bedingungen ungewisse Kosten einer Behandlung, evtl. Praxisvertretung ungewisse berufliche Zukunft 27 27
28 Grundsatz ÄK K Hamburg: Hilfe statt Strafe Wir lassen sie nicht allein Wir zeigen Hilfswege auf (z.b. Kostenübernahme via Versorgungs werk) Approbation bei Kooperation nicht gefährdet Konstruktiver Druck oft nötign Bei Noncompliance Meldung an Behörde 28 28
29 Interventionsprogramm ÄK K Hamburg Klärung Therapie Nachsorge ~ 1 bis 4 Wochen 2 Monate ZEITABLAUF 24 Monate 27 Monate Gespräch mit Betroffenem Gutachter-Untersuchung Stationärer Aufenthalt Seltener rein ambulante Therapie Curriculum, Psychotherapie, Selbsthilfegruppe, Ärztekammergespräche, Labor-Kontrollen Ablaufdiagramm Ablaufdiagramm 29 29
30 ÄKH Nachsorgephase Curriculum Freiwillige Vereinbarung für r zwei Jahre monatliche Durchführung hrung einer gutachterlichen Untersuchung regelmäß äßige Psychotherapie Regelmäß äßiger Besuch von (AA)( AA)- Selbsthilfegruppen Unregelmäß äßige von der Ärztekammer initiierte Abstinenzkontrollen Monatliche Vorstellung in der Ärztekammer zur Besprechung der Situation und der Ergebnisse 30 30
31 31 31
32 Prognose bei Behandlung Abstinenzquoten in Durchschnittsbevölkerung bei 50 % für f r Alkoholabhängigkeit Prognose bei Ärzten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung lkerung besser % (im Mittel bei 60 %) Abstinenzquote bei Ärzten besondere Nachsorgeprogramme erhöhen hen Abstinenzquote Abhängigkeiten sind wie viele Erkrankungen chronisch, RückfR ckfälle gehören zum Verlauf (Jones 1958, Goby et al 1979, Feuerlein 1986, Unger und Huppmann 1990, Endres 2000) 32 32
33 Verlauf und Prognose (unbehandelt) Bei Beginn im Studium und früher schwierig Längere Suchtkarriere am Ende steht häufig h ein Suizid (Unger und Huppmann 1990, Leesemann 1995, Mäulen 2000, Stetter 2001, Endres 2000, Murray
34 Prävention es existieren kaum systematisierte Untersuchungen oder Empfehlungen wesentlicher präventiver Faktor sei angemessenes und befriedigendes Privatleben (Reimers 2001) ausgewogenes Verhältnis Arbeit und Freizeit keine ausschließliche liche Rollen- und Selbstwert- definition über den Beruf zuverlässige Zeiten für f r Freizeit und Familie Relativierung des oft zu hohen Selbstideals, Korrektur von zu hoch gesteckten Zielen Definition und aktives Bemühen um Ressourcen 34 34
35 Vielen Dank für f r Ihre Aufmerksamkeit! Für r mögliche m spätere Nachfragen: stracke.fkh@alida.de
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