Eigenverantwortliches Lernen in Berufskollegs - Berufliche Sozialisation im Spiegel empirischer Unterrichtsforschung
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- Berthold Leon Scholz
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1 Eigenverantwortliches Lernen in Berufskollegs - Berufliche Sozialisation im Spiegel empirischer Unterrichtsforschung Prof. Dr. Rainer Dollase Universität Bielefeld, Abt. Psychologie 10 Jahre Berufskollegs in NRW - ein Erfolgsmodell auf dem Wege zur Eigenständigkeit vlbs, Neuss,
2 Gliederung 1. Was heisst eigenverantwortliches Lernen? 2. Optimales Lernen im Unterricht - Empfehlungen der internationalen empirischen Unterrichtsforschung 3. Das eigentliche Problem: Gibt es ein schönes Leben unterhalb des Hochschulabschlusses?
3 1. Was heisst eigenverantwortliches Lernen?
4 gab s immer schon...
5 Lexikon der Pädagogik 1955,276 in Artikel über Selbsterziehung von H.Reiner
6
7 Lexikon der Pädagogik 1952, 282, Artikel von W.Lennartz
8
9 Warum eigenverantwortliches Lernen? Wissensexplosion erfordert lebenslanges Lernen (life long learning, recurrent education,etc.) ist billiger... (wirklich?)
10 Angeleitetes Lernen kann effizienter sein Versprachlichung komplexer Vorgänge unnötig kompliziert - Vormachen/ nachmachen günstiger (Bedienungsanleitung) Personale Vermittlung motiviert mehr, korrigiert interaktiv, erspart Umwege (Fehlschläge programmiertes Lernen )
11 Beispiel: neue Modelle eines Autoherstellers
12 2. Optimales Lernen im Unterricht - Empfehlungen der internationalen empirischen Unterrichtsforschung
13 Was heißt empirische Bildungsforschung? Experimentelle Überprüfung der Effekte von Unterrichtsmethoden Wichtig: Versuchs- und Kontrollgruppe sind vergleichbar Beispiel: Rechtschreibwerkstatt, Lollipop und Kontrollgruppe 1. Ergebnis (nach 2 Jahren):- die moderne Methode ist den konventionellen Methoden unterlegen 2. Ergebnis (nach 3 Jahren): - alle drei rücken näher zusammen 3. Ergebnis (nach 4 Jahren): -???
14 Metaanalyse
15 Hitparade der Erfolgsfaktoren Wang, Haertel,Walberg, 1993
16 Hitparade der Erfolgsfaktoren 2.Teil
17 Ditton (2007) in Konrad/Sailer (Hrsg.) Homo Educabilis, Waxmann
18
19 Drei unabhängige Kompetenzen für erfolgreichen Unterricht Fähigkeit zur Gruppenführung (group management, Vollbeschäftigung im Unterricht, entrainment - Mc Grath, Kompensation der Nachteile der großen Zahl, Organisation von Lernprozessen bei vielen) Fähigkeit zur Beeinflussung Anderer (veranlassen, überzeugen, erziehen, verändern, zur Selbststeuerung anregen etc.) Fähigkeit zum Unterrichten (Fachkenntnisse haben und vermitteln können, Übungs- und Kontrollaufgaben stellenkönnen, Lernarrangements und Material herstellen können, Antworten und Lösungen bewerten können etc.)
20 Gruppenführung
21 Gruppenführung vergrößert oder verkleinert man planmäßig Gruppen, so gelingt es einigen beobachteten Menschen, auch noch große Gruppen glänzend zu steuern, während andere, die kleinere Gruppen relativ geschickt lenken können, bei größeren Gruppen versagen Winnefeld, 1948, 143 begnadete Einzelerzieher versagen als Klassenlehrer Kerschensteiner, 1921
22 Bahnbrechende Studie von Kounin Kounin, 1970, Classroom management Bescheidwissen (möglichst viele Vorgänge in der Gruppe richtig wahrnehmen, Zeit- und Objektfehler vermeiden) Überlappung ( zwei und mehr Abläufe gleichzeitig steuern können) Reibungslosigkeit (Vermeiden von Sprunghaftigkeit, Abbruch, thematische Inkonsequenz, Unentschlossenheit, Unvermitteltheiten, Reizabhängigkeit) Schwung (Verzögerungen vermeiden, z.b. Überproblematisierungen, Zerlegen von Verhaltenseinheiten) Aufrechterhaltung des Gruppenfokus (Gruppenmobilisierung, Beschäftigungsradius, Rechenschaftsprinzip)
23 Beeinflussen (zur Selbststeuerung anregen)...
24 Beeinflussungsmethoden Methoden der Information (Lernen aus Einsicht) Methoden der Dressur (Verhaltensmodifikation) Methoden des Zwangs (Strafen) Methoden der Bedürfnisbeachtung (Maslow) Methoden der Bindung (Bowlby) Methoden der Spiegelung (Rogers, Tausch +Tausch) Methoden der Überzeugung (Cialdini)
25 Bedürfnishierarchie (nach Maslow) 1. Physische Bedürfnisse: Überlebensbedürfnis, Sicherheitsbedürfnis 2. Soziale Bedürfnisse: Zugehörigkeitsbedürfnis, Geltungsbedürfnis 3. Leistungsbedürfnisse: Wissens- und Verständnisbedürfnis, Könnensbedürfnis 4. Ästhetische Bedürfnisse 5. Selbstverwirklichung
26 Die Grundlage: Bindung schaffen (Bindungstheorie: Bowlby, Ainsworth, Spangler &Zimmermann, Grossmann, Klaus und Karin) Eine sichere Bindung stellt sich dann ein, wenn die Bedürfnisse prompt und angemessen beantwortet werden Aus einer sicheren Bindung erfolgt eine Loslösung (Selbständigkeit) Zwischenstufe: die Satellitenbeziehung Die Herstellung von sicherer Anfangsbindung ist wichtig für erfolgreiches Lernen
27 Der alltägliche Umgang: Akzeptanz, Empathie, Kongruenz Begegnung von Mensch zu Mensch (Carl Rogers - Lernen in Freiheit; Tausch/Tausch - Erziehungspsychologie) 1. Akzeptanz = Achtung, Wärme, Rücksichtnahme 2. Empathie = nicht wertendes, einfühlendes Verstehen 3. Kongruenz =Echtheit, Fehlen von Fassadenhaftigkeit
28 Die Methoden der Überzeugung (nach Robert Cialdini, 1998) 1. Mit anderen im Ausgleich leben wollen: es ist mir unangenehm, auf Kosten anderer zu leben, wer mir was gibt, dem gebe ich zurück 2. Verpflichtungen einhalten: wer A sagt, muß auch B sagen, wenn ich etwas versprochen habe, halte ich mich daran 3. Tun, was sich bewährt hat: alle tun es, alle haben es, es hat großen Erfolg, es gibt tolle Vorbilder, deswegen tue ich es auch 4. Sympathischen Menschen folgen: war attraktiv, hat mich gelobt, war kooperationsbereit, deswegen tue ich es auch 5. Kompetenten Ratgebern folgen: besaß fachliche Autorität, wußte genau Bescheid, hat alles richtig vorhergesagt, deswegen tue ich es
29 Unterrichten...
30 Viele Unterrichtsformen sind gut Weinert/Helmke 1997, 250
31 Zitat Helmke (2006): Es gibt nicht das richtige Profil, das zu erreichen man sich als Lehrperson bemühen sollte, sondern es führen sehr unterschiedliche Wege zum Erfolg. Mit anderen Worten: Je nach Talent und Neigung gibt es viele Möglichkeiten zu unterrichten: Schwächen oder Defizite bei einem Merkmal lassen sich auf vielfache - aber nicht beliebige Weise - durch Stärken in anderen Bereichen kompensieren oder substituieren.
32 3. Das eigentliche Problem: Gibt es ein schönes Leben unterhalb des Hochschulabschlusses?
33
34 So enden Schulversager... Deshalb: Abi für alle... Wählt XYZ
35 Wollen Sie, dass Ihre Kinder später so arbeiten? Deshalb: Abi für alle... Wählt XYZ
36 Wohl kein Abi gemacht, was? Und jetzt meckern über das frühe Aufstehen... Deshalb: Abitur für alle... Wählt XYZ
37 Hauptschüler und Realschüler und ihre Stärken im Spiegel empirischer Wisenschaft...
38
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40 PISA E und das Abitur
41 Gibt es Unterrichtsformen, die soziale Selektion begünstigen bzw. abschwächen? direct teaching = Schwächere profitieren davon Frühkindliche Förderung = insbesondere für Kinder aus low income families strukturierte Verfahren = Schwächere profitieren davon weniger kommunikative Anteile, die bewertet werden müssen = keine übermäßige Bedeutung der Noten für mündlichen Mitarbeit; mündl. Mitarbeit begünstigt Mittelschicht
42 Was wirklich nötig wäre... Aufwertung der nicht akademischen Berufe vielleicht: Unübersichtlichkeit und Gliedrigkeit des Schulsystems erhöhen (only variety can destroy variety) Durchlässigkeit erhöhen d.h. Modularisierung und Anerkennung von vergangenen Leistungen (vertikale/horizontale Modularisierung) Portfolio Zeugnisse (Modulverzeichnisse)
43 Gibt es jenseits der Schulstruktur Debatte noch andere Optionen? eine Utopie...
44 Von der inneren Schulreform zur äußeren Horizontale und vertikale Durchlässigkeit wird erhöht an jeder Schule sind prinzipiell alle Module absolvierbar Jeder Beruf kann meisterlich und akademisch werden berufliche Bildung und Universität werden stärker verzahnen
45 Ende
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