Was ist guter Unterricht? Antworten der internationalen empirischen Unterrichtsforschung
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- Heike Brodbeck
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1 Was ist guter Unterricht? Antworten der internationalen empirischen Unterrichtsforschung Prof. Dr. Rainer Dollase Universität Bielefeld, Abt. Psychologie und Institut für interdisziplinäre Konflikt-und Gewaltforschung Berufskolleg Uerdingen
2 Biographische Paradoxien...
3 Otto Coenen Ausschließlich Frontalunterricht
4 Günther Tannwitz Ausschließlich Frontalunterricht
5 praktische Paradoxien...
6 Nicht hospitieren - selber machen (1)
7 Nicht hospitieren - selber machen (2)
8 Gliederung 1. Was ist empirische Unterrichtsforschung? 2. Wann ist Unterricht gut? Antworten der empirischen Unterrichts- und Schulforschung 3. Individualisierung und Gruppenmanagement 4. Die Lehrerpersönlichkeit :Beeinflussen und der autoritativer Erziehungsstil 5. Wie ändert man sich?
9 1. Was ist empirische Unterrichtsforschung?
10 Was heißt empirische Bildungsforschung? Experimentelle Überprüfung der Effekte von Unterrichtsmethoden Wichtig: Versuchs- und Kontrollgruppe sind vergleichbar Beispiel: Rechtschreibwerkstatt, Lollipop und Kontrollgruppe 1. Ergebnis (nach 2 Jahren):- die moderne Methode ist den konventionellen Methoden unterlegen 2. Ergebnis (nach 3 Jahren): - alle drei rücken näher zusammen 3. Ergebnis (nach 4 Jahren): -???
11 Was heißt empirische Unterrichtsforschung -aktuelles Beispiel Puhani/Weber -November TU Darmstadt IGLU Daten, 6600 Viertklässler Ergebnis: Die früheingeschulten Kinder sind im vierten Schuljahr deutlich schlechter als die normal bzw. später eingeschulten
12 2. Wann ist Unterricht gut? Antworten der empirischen Unterrichts-und Schulforschung
13 Von Siegern, also Finnland lernen...
14 Finnischer Unterricht In Wahrheit ist finnischer Unterricht in der Regel solides Handwerk im ganz traditionellen lehrerzentrierten Stil, nicht mehr und nicht weniger Thelma von Freymann,2003, PÄD Forum unterrichtenerziehen der Unterricht ist fast durchgehend ein lehrergeleiteter Unterricht Heike Schmo%, FAZ,
15 Szenen aus dem finnischen Unterricht (nach Thelma von Freymann,in Neue Sammlung)
16 Die mündliche Mitarbeit in Finnland Es ist gar nichts dagegen einzuwenden, wenn jemand schweigt. Wenn er nur zuhört lernt er ja! Als Leistung zählt ohnehin nur Schrifftliches. Thelma von Freymann, 2003, Neue Sammlung
17 Übrigens... Finnland schafft die Schulinspektion wieder ab (mdl. Mitteilung H.Hetz, Jugendamt Herford, nach Informationsreise in Finnland im Herbst 2006)... lieber die multiprofessionellen Teams mit mehr Kompetenz ausstatten..
18 Von Metaanalysen lernen...
19 Metaanalyse
20 Hitparade der Erfolgsfaktoren Wang, Haertel,Walberg, 1993
21 Hitparade der Erfolgsfaktoren 2.Teil
22 Von aktuellen Studien lernen...
23 DESI Deutsch Englisch Schülerleistungen International 2006 publiziert Auch die Häufigkeit der vielfach geforderten Gruppenarbeit wirkt sich weder auf die Entwicklung der Sprachkompetenzen noch auf die Verbesserung des Lerninteresses aus. S.42, Englisch
24 DESI (Forts.) Basisdimensionen der Unterrichtsqualität... Hierzu zählt... die Effizienz der Klassenführung als Grundvoraussetzung für erfolgreiches Arbeiten... S.52, Englisch
25 DESI - Die richtige Methode bei Problemen? In Schulen mit erwartungswidrig niedrigen Schülerleistungen.. kooperieren Lehrkräfte häufiger miteinander.... im Kollegium... werden (Strategien) zur Bewältigung beruflicher Probleme und die eigene Unterrichtspraxis häufiger beraten.....berichten häufiger über gute fachspezifische und fachinhaltliche Zusammenarbeit Schulleiter bemühen sich um optimale Nutzung der Arbeitszeit der Lehrer
26 Ganz aktuell (Nov.2006) (PISA Konsortium, PISA Untersuchungen zur Kompetenzentwicklung im Verlauf eines Schuljahrs) Zitat S.304 Bemerkenswert ist... dass die separat berücksichtigten Schulmerkmale für sich genommen nicht einmal annähernd einen bedeutsamen Beitrag für die Kompetenzentwicklung... leisten das gilt u.a. für Evaluations- und Kooperationspraxis, Schulprogramm etc.
27 3. Individualisierung und Gruppenmanagement
28 Gruppenführung vergrößert oder verkleinert man planmäßig Gruppen, so gelingt es einigen beobachteten Menschen, auch noch große Gruppen glänzend zu steuern, während andere, die kleinere Gruppen relativ geschickt lenken können, bei größeren Gruppen versagen Winnefeld, 1948, 143 begnadete Einzelerzieher versagen als Klassenlehrer Kerschensteiner, 1921
29 Winnefeld Komplexkapazität Wahrnehmungskapazität Kontaktkapazität personale Geräumigkeit
30 Was ist bei der Unterrichtung von mehreren Personen anders als im Einzelunterricht? 1. Der Komplexitätsaspekt 2. Der Zuschaueraspekt 3. Der Strukturaspekt
31 Kounins Methode Videostudie 50 Klassen, Frontal - und Gruppenunterricht, normale und E-Schüler Rückspulen des Bandes bei Eskalation:Was ging dem an Lehrerverhalten voraus? Kriterien: Mitarbeitsrate und Fehlverhaltensrate Hohe Zusammenhänge (bis r =.64)
32 Bahnbrechende Studie von Kounin Kounin, 1970, Classroom management Bescheidwissen (möglichst viele Vorgänge in der Gruppe richtig wahrnehmen, Zeit- und Objektfehler vermeiden) Überlappung ( zwei und mehr Abläufe gleichzeitig steuern können) Reibungslosigkeit (Vermeiden von Sprunghaftigkeit, Abbruch, thematische Inkonsequenz, Unentschlossenheit, Unvermitteltheiten, Reizabhängigkeit) Schwung (Verzögerungen vermeiden, z.b. Überproblematisierungen, Zerlegen von Verhaltenseinheiten) Aufrechterhaltung des Gruppenfokus (Gruppenmobilisierung, Beschäftigungsradius, Rechenschaftsprinzip)
33 Kounin ohne Theorie Kounin hat keine theoretische Erklärung für seine Ergebnisse und ist auch nicht von einer Theorie ausgegangen Die psychologische Verkleinerung der Schulklasse oder: virtuelle Reduzierung der Schulklassengröße versucht diese Lücke zu schließen (Dollase, 1995, in Bildung und Erziehung )
34 psychologische Verkleinerung gefühlte Verkleinerung jeder Schüler hat das Gefühl, mehr von der Lehrkraft zu haben und das Gefühl, daß die große Zahl nicht stört sie wird als Individualisierung erlebt
35 Grundgedanke Offenbar kann man den Nachteil der zu großen Zahl kompensieren Pädagogische Energie ist nötig, um den Nachteil zu kompensieren Diese Energie kann von vielen Instanzen kommen: Schulsystem, Eltern. Lehrer, Schüler, Medien...
36 Pädagogische Gesamtenergie = Systemenergie + Elternenergie +Schülerenergie + Lehrerenergie Bei allen Unterrichtskonzeptionen ist die Gesamtenergie (zur Erhaltung eines bestimmten Niveaus von Mitarbeit und geringer Fehlverhaltensrate) gleich
37 Funktionale Äquivalente zu den Kounin Techniken Die psychologische Reduzierung der Schulklassengröße kann erreicht werden... durch straffes Regelsystem (alle brav) durch hohe Attraktivität (alle gebannt) durch innere Differenzierung, Individualisierung (jeder beschäftigt) durch Hilfslehrer... etc
38 Pädagogische Lastenverteilung Investitionsmodell des guten Unterrichts Gute Schüler können schlechten Unterricht kompensieren - Guter Unterricht schlechte Schüler Alle tragen etwas zum Erfolg von Unterricht bei: Schüler, Lehrer, Eltern, die Gesellschaft Wer nicht investiert, erzwingt Zusatzinvestitionen von anderen
39 Beleg dafür, daß es funktionale Äquivalente geben muß...
40 Viele Unterrichtsformen sind gut Weinert/Helmke 1997, 250
41 Zitat Helmke (2006): Es gibt nicht das richtige Profil, das zu erreichen man sich als Lehrperson bemühen sollte, sondern es führen sehr unterschiedliche Wege zum Erfolg. Mit anderen Worten: Je nach Talent und Neigung gibt es viele Möglichkeiten zu unterrichten: Schwächen oder Defizite bei einem Merkmal lassen sich auf vielfache - aber nicht beliebige Weise - durch Stärken in anderen Bereichen kompensieren oder substituieren.
42 4. Die Lehrerpersönlichkeit: Beeinflussen und der autoritative Erziehungsstil
43 Ein Teil der Lehrerinvestition ist seine Fähigkeit, Schüler zu beeinflussen bzw. deren Investition an Energie zur psychologischen Verkleinerung anzuregen
44 Beeinflussungsmethoden Methoden der Information (Lernen aus Einsicht) Methoden der Dressur (Verhaltensmodifikation) Methoden des Zwangs (Strafen) Methoden der Bedürfnisbeachtung (Maslow) Methoden der Bindung (Bowlby) Methoden der Spiegelung (Rogers, Tausch +Tausch) Methoden der Überzeugung (Cialdini)
45 Die Methoden der Überzeugung (nach Robert Cialdini, 1998) 1.Mit anderen im Ausgleich leben wollen: es ist mir unangenehm, auf Kosten anderer zu leben, wer mir was gibt, dem gebe ich zurück 2.Verpflichtungen einhalten: wer A sagt, muß auch B sagen, wenn ich etwas versprochen habe, halte ich mich daran 3.Tun, was sich bewährt hat: alle tun es, alle haben es, es hat großen Erfolg, es gibt tolle Vorbilder, deswegen tue ich es auch 4.Sympathischen Menschen folgen: war attraktiv, hat mich gelobt, war kooperationsbereit, deswegen tue ich es auch 5. Kompetenten Ratgebern folgen: besaß fachliche Autorität, wußte genau Bescheid, hat alles richtig vorhergesagt, deswegen tue ich es
46
47 5. Wie ändert man sich?
48 Wie ändert man sich? Rückmeldungen einholen,z.b. Camcorder Schülerrückmeldungen (anonym) Kollegiale Supervision Kollege besucht Kollege Gute Beispiele beobachten
49 Ende
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