Bildungsgangkonzeption des Bildungsganges Automobilkaufleute (Stand Oktober 2009)
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- Leonard Kneller
- vor 8 Jahren
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1 Bildungsgangkonzeption des Bildungsganges Automobilkaufleute (Stand Oktober 2009) 1. Zielsetzungen und Zielgruppe 1.1 Leitziel Neben den in den Zielformulierungen des Friedrich-List-Berufskollegs aufgeführten Zielen verfolgt der Bildungsgang Automobilkaufleute unter anderem folgende Ziele, die sich aus dem Bildungsauftrag der Berufsschule ergeben: eine Berufsfähigkeit zu vermitteln, die Fachkompetenz mit allgemeinen Fähigkeiten humaner und sozialer Art verbindet berufliche Flexibilität zur Bewältigung der sich wandelnden Anforderungen in Arbeitswelt und Gesellschaft im Hinblick auf das Zusammenwachsen Europas zu entwickeln die Bereitschaft zur beruflichen Fort- und Weiterbildung zu wecken die Fähigkeit und Bereitschaft zu fördern, bei der individuellen Lebensgestaltung und im öffentlichen Leben verantwortungsbewusst zu handeln 1.2 Voraussetzungen der Zielgruppe Aufgrund der Anforderungen des Lehrplanes und der Ausbildungsordnung besitzen die Auszubildenden in diesem Bildungsgang zumindest die Fachoberschulreife, in der Regel aber die Fachhochschul- oder Hochschulreife. War das Verhältnis weiblicher zu männlicher Auszubildenden in den Anfangsjahren ungefähr eins zu drei, so überwiegt seit zwei Jahren der Anteil der Frauen, da viele Ausbildungsbetriebe offensichtlich andere kaufmännische Ausbildungsberufe zugunsten des Automobilkaufmanns aufgegeben haben. 2. Bildungsgangdidaktik 2.1 Umsetzung des Lernfeldkonzepts Den Ausbildungsberuf Automobilkaufmann/Automobilkauffrau gibt es seit dem Jahr Bundesweit haben seitdem mehr als junge Menschen eine entsprechende Ausbildung begonnen. Automobilkaufleute arbeiten in Autohäusern, bei Kfz-Herstellern und bei Importeuren. Ihre kaufmännischen Kenntnisse können sie in der Verwaltung, im Verkauf und bei der Einsatzplanung in der Werkstatt einbringen. Dabei sind gewisse technische Kenntnisse, die sowohl im Lernort Schule als auch im Lernort Betrieb erworben werden, bei den meisten Tätigkeiten von Vorteil. Der gesamte Rahmenlehrplan für diesen Ausbildungsberuf sieht die Unterrichtung in Lernfeldern vor. Diese Lernfelder sind im Lehrplan für das Land NRW den Fächern Wirtschafts- uns Sozialprozesse (ehemals Allgemeine Wirtschaftslehre), Geschäftsprozesse in der Automobilwirtschaft (früher Automobilbetriebslehre) und Steuerung und Kontrolle (ehedem Rechnungswesen) zugeordnet.
2 Würde man diese Lernfelder nun im klassischen Sinne tatsächlich auf die Fächer verteilen, ergebe sich dadurch ein Unterricht mit den klassischen Fachlehrern, was aber der eigentlichen Intention des Lehrplanes widerspricht. Ein Ziel des Lehrplanes ist es nämlich unter anderem, die Schülerinnen und Schüler durch einen fächerübergreifenden Unterricht in Lernfeldern zu befähigen, berufliche Handlungskompetenz in Form von Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz zu erlangen. Um dieses Ziel sinnvoll zu verfolgen, muss das Prinzip der Fächerbildung und des damit verbundenen Fachlehrers durchbrochen werden und der Unterricht zumindest im Bereich der berufsbezogenen Inhalte konsequent in Lernfeldern durchgeführt werden. Daher werden in diesem Bildungsgang alle Lernfelder von drei Kollegen gemeinsam unterrichtet. Im Rahmen einer didaktischen Jahresplanung wurden alle Lernfelder chronologisch geordnet und den entsprechenden Ausbildungsjahren zugeordnet (siehe Anhang I). Jedes einzelne Lernfeld wird im Rahmen der dafür vorgesehenen Stunden zunächst vollständig unterrichtet, bevor der Unterricht in einem neuen Lernfeld beginnt. Eine Ausnahme bildet hier nur die Einbeziehung der Unterrichtsinhalte zur Datenverarbeitung, die zeitgleich zu den Lernfeldern eins bis vier in der Unterstufe unterrichtet wird, da die Klassenräume nicht über eine ausreichende Anzahl von Computern verfügen, so dass eine Einbindung des DV- Unterrichts in den normalen Unterrichtsablauf nur schwer erfolgen könnte. Aufbauend auf die in der Unterstufe vermittelten Kenntnisse, wird im weiteren Verlauf der Ausbildung auf die Fertigkeiten und Kenntnisse immer wieder zurückgegriffen und in den Ablauf der Wirtschaftsfächer integriert. Die Umsetzung dieser Entscheidung, den Unterricht konsequent in Lernfeldern in einem Team von drei Kollegen durchzuführen, erfordert einen hohen organisatorischen Aufwand. Dieser zeigt sich u. a. darin, dass einmal in der Woche eine gemeinsame Teamstunde (zusätzlich zum eigentlichen Unterricht) zur Absprache und Planung der zu unterrichtenden Inhalte stattfindet. Neben diesen grundsätzlichen Entscheidungen hinsichtlich der äußeren Form des Unterrichts haben wir im Rahmen der Bildungsgangkonzeption auch die innere Form des Unterrichts für die Automobilkaufleute festgelegt. Dabei standen für uns wiederum die im Lehrplan festgelegten Ziele dieser Ausbildung im Vordergrund. Um ein hohes Maß an eigenverantwortlichem und selbständigem Handeln der Schülerinnen und Schüler zu erreichen, ist der lehrerzentrierte Unterricht nur bedingt geeignet. Daher wird der Unterricht grundsätzlich an Lernsituationen aufgebaut, wobei dies nicht bei allen Inhalten der Lernfelder mit vertretbarem Aufwand sinnvoll möglich ist. Daher hat auch nach wie vor der lehrerzentrierte Unterricht nicht nur im Sinne eines Methodenwechsels seine Berechtigung. Lernsituationen sind didaktisch reduzierte Handlungssituationen, wie sie die Auszubildenden in ihrer täglichen betrieblichen Praxis erleben. Jede dieser Lernsituationen stellt eine vollständige Handlung im Sinne von analysieren, planen, entscheiden, ausführen, kontrollieren, bewerten und vertiefen dar. Die Bearbeitung einer solchen Lernsituation kann sich über mehrere Schulstunden mit wechselnden Lehrkräften erstrecken. Um die Realität für die Auszubildenden soweit wie möglich abzubilden, wird bei den Lernsituationen grundsätzlich auf Arbeitsaufträge verzichtet, da die Schülerinnen und Schüler das vorliegende Problem selbständig erkennen und
3 gemeinsam in ihrer Gruppe Lösungen suchen sollen. Ziel ist es, dass die zur Verfügung gestellten Informationen ausgewertet, unter Umständen weiteres Informationsmaterial zusammen getragen und daraufhin eigene Lösungen entwickelt werden, die (falls nötig) dann im Anschluss systematisch zusammengefasst werden und somit allen Schülerinnen und Schülern als Lerngrundlage zur Verfügung stehen. Diese organisatorische und konzeptionelle Vorgehensweise lässt erkennen, dass eine Aufteilung der Unterrichtsinhalte der Lernfelder auf eine klassische Unterrichtsstunde im Umfang von 45 Minuten nur selten möglich, allerdings bei dieser Vorgehensweise auch gar nicht notwendig ist. Der nachfolgende Kollege ist durch die regelmäßigen Absprachen immer darüber informiert, welche Unterrichtsinhalte in der vorangegangenen Stunde behandelt und wie sie vermittelt wurden. Er kann dadurch jederzeit den Unterricht an der Stelle fortsetzen, wo der vorherige Kollege seinen Unterricht beendet hatte. Den Auszubildenden ist es dadurch möglich, komplexe Probleme in ihrer Gesamtheit zu erkennen und diese unter Nutzung der gegebenen Informationsmöglichkeiten zu lösen. 2.2 Einbindung der berufsübergreifenden Fächer Deutsch Das Fach Deutsch soll einen Beitrag zur Verbesserung der mündlichen und schriftlichen Kommunikation sowie des Umgangs mit Texten leisten. Englisch Ziel des Englischunterrichts ist die Fähigkeit der Auszubildenden, mündlich, schriftlich und telefonisch mit englischsprachigen Kunden unter Einbeziehung des automobiltechnischen Fachvokabulars kommunizieren zu können. Politik Der Unterricht im Fach Politik soll Hintergründe zum aktuellen politischen Geschehen aufdecken und ein Verständnis für geopolitische Entwicklungen schaffen. Sport Leitziel des Sportunterrichts ist die Gesundheitserziehung und die Motivation zum schulzeitüberdauernden Sporttreiben, um arbeitsbedingte einseitige Belastungen auszugleichen. Religion Im Fach Religion geht es neben der Vermittlung von Sachwissen zu verschiedenen Religionen um die Förderung von mitmenschlichen Verhaltensweisen und Toleranz sowie dem Bewusstwerden von persönlichen Positionen und Zielen. Informatik Wie unter 2.1 beschrieben werden informationstechnische Fertigkeiten in der Unterstufe vermittelt, um den Auszubildenden die Möglichkeit zu geben, den Anforderungen, die diesbezüglich an einen kaufmännischen Beruf gestellt werden, gerecht zu werden.
4 3. Kooperationen und Aufbau eines Erfahrungsnetzwerkes Die Arbeit im Bildungsgang ist durch eine Vielzahl von Kooperationen gekennzeichnet: regelmäßiger Erfahrungsaustausch mit dem dualen Partner im Rahmen eines Ausbilderarbeitskreises Abstimmung der zeitlichen Vorgehensweise bei der Vermittlung von Lerninhalten zwischen Betrieb und Schule Besuch von Ausbildungsbetrieben mit Klassen Lehrerpraktika bei ausgesuchten Ausbildungsbetrieben Gemeinsame Arbeit in Prüfungsausschüssen Seit 1998 besteht unter anderem durch die Initiative des Bildungsganges Automobilkaufleute am Friedrich-List-Berufskolleg eine Regionalkonferenz Südliches Rheinland, an der mittlerweile zwölf Berufskollegs mit diesem Bildungsgang vertreten sind. Neben einem Erfahrungsaustausch und dem Austausch von Unterrichtsmaterialien dienen diese Konferenzen als Fortbildungsveranstaltung, indem außerschulischen Experten eingeladen werden und einen Vortrag zu einem vorher festgelegten Themengebiet halten. Einen weiteren Aspekt der Bildungsgangarbeit stellt die Öffnung der Schule nach außen dar: Einladung von Experten für den Unterricht Besuch von ausbildungsrelevanten Messen und Ausstellungen Besuch der Bundesfachschule für Betriebswirtschaft im Kfz-Gewerbe zur Darstellung der vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten im Kfz-Gewerbe 4. Beratung Grundsätzlich nimmt jede Lehrkraft die Aufgabe wahr, den Auszubildenden als Ansprechpartner bei jeglicher Form von Problemen aus dem betrieblichen oder privaten Bereich zur Seite zu stehen. Darüber hinaus stehen am Friedrich-List-Berufskolleg eine Beratungslehrerin, ein Beratungsteam und seit einem Jahr eine Sozialpädagogin zur Verfügung, die neben dem fundierten Wissen zur Beratung auch über Verbindungen zu außerschulischen Beratungseinrichtungen verfügen. Um bei Problemen mit dem Ausbildungsbetrieb effizienter helfen zu können, wird der Ausbildungsberater der IHK jeweils zu Beginn der Unterstufe eingeladen, so dass den Auszubildenden die Kontaktaufnahme zur IHK erleichtert wird. Bei Lernschwierigkeiten und Leistungsdefiziten, die im Rahmen des Berufsschulunterrichts nicht ausgeglichen werden können, werden die Auszubildenden an den Träger der abh-maßnahmen vermittelt.
5 5. Überblick Ziel der beruflichen Bildung: Entwicklung von beruflicher Handlungskompetenz Dimensionen: Fach-, Human- und Sozialkompetenz integrativ: Methoden-, Lern-, Medien- und Sprachkompetenz Berufsschulabschluss und IHK-Abschluss Handlungssystematik erfordert Fächerintegration Lernfeldkonzept Arbeitsfeld: Umsetzung des Lernfeldkonzeptes und Qualitätssicherung Einsatz von Lernsituationen als durchgängiges Prinzip des Unterrichts in den berufsbezogenen Fächern Regelmäßige Teamsitzungen zur Evaluation und Absprache von Lernsituationen Entwicklung, Erprobung und Evaluation geeigneter Lernsituationen unter Einbezug der berufsübergreifenden Fächer Modellunternehmen GmbH als Bezugsrahmen für Lernarrangements Techniken und Methoden zum selbstgesteuerten und teamorientierten Lernen Integration von Informations- und Kommunikationstechniken in den Lernprozess Didaktische Jahresplanung Dokumentation geeigneter Lernsituationen auf dem Schulserver Kontinuierliche Aktualisierung des Spezialwissens durch externe und interne Fortbildungen Evaluation der Konzeptumsetzung durch Schüler-, Lehrer- und Ausbilderbefragungen Vorbereitung für die schriftliche und praktische IHK-Abschlussprüfung Kooperation und Erfahrungsaustausch mit anderen Berufskollegs im Arbeitskreis "Südliches Rheinland"
6 Arbeitsfeld: Intensivierung der Kooperation der Lernorte Ausbilderarbeitskreis (halbjährlich) Betriebsbesuche durch Lehrer Ausbildersprechtage Gemeinsame Arbeit in Prüfungsausschüssen Betriebsbesichtigungen mit Expertenbefragungen Praktiker im Berufsschulunterricht (geplant) Betriebspraktika der Lehrer Arbeitsfeld: Umsetzung des Beratungskonzeptes im Bildungsgang Beratung bei Schwierigkeiten im Schulalltag, Berufsalltag und Privatleben durch Klassenlehrer, Beratungsteam bzw. -lehrerin, SV-Verbindungslehrer Ausbildungsberater der IHK im Unterricht Kooperation mit externen Beratungseinrichtungen Kooperation mit dem Träger der abh-maßnahmen des Arbeitsamtes
Empfehlung des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung zur Kooperation der Lernorte
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