Hunde als Co-Pädagogen / Schulhund
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- Katrin Fuhrmann
- vor 8 Jahren
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1 Hunde als Co-Pädagogen / Schulhund Hunde im Klassenzimmer werden immer beliebter. Umso wichtiger sind die fundierte Aus- und Weiterbildung von Mensch und Hund sowie strukturierte Abläufe im Unterricht. Im Folgenden soll das fachliche Konzept für die Ausbildung dieser Schulhunde-Teams für den professionell unterstützenden Einsatz in Pädagogik, Heilpädagogik, Sprachtherapie vorgestellt werden. Ausbildungskonzept Qualifikation zur Einbeziehung des eigenen, ausgebildeten Hundes in die pädagogische Arbeit mit Kindern jeden Alters. Absolventen der Schulhundeausbildung sind qualifiziert für ein eigenverantwortliches tiergestütztes pädagogisches Arbeiten im eigenen Berufsfeld; bei Bedarf auch in anderen pädagogischen Einrichtungen; Zielgruppe Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung in den Bereichen: Pädagogik, Lehramt, Kindergartenpädagogik, Sonderkindergärtnerinnen, Sozialpädagoginnen, Personen mit praktischer Erfahrung in entsprechenden Berufsfeldern nach einem kommissionellem Aufnahmegespräch; Dauer Die Ausbildung zieht sich über 2 Semester siehe Stundenplan / ca. 75 Stunden Theorie und Praxis Inhalte der Ausbildung Im Verlauf der Ausbildung werden Kenntnisse aus folgenden Bereichen vermittelt: - Tiergestützte Pädagogik / Therapie, Formen und Begriffe der tiergestützten Pädagogik Einsatz von Hunden in der tiergestützten Pädagogik Biophilie und Mensch Hund und Beziehung Ethik Evaluation Artübergreifende Kommunikation Ethische Fragen zum Einsatz von Tieren in der Pädagogik Räumliche Voraussetzungen zum Einsatz von Hunden in der Schule Kindergarten Einsatz in Einrichtungen, Einsatzformen Auswirkungen von tiergestützter Pädagogik innerhalb der Persönlichkeitsbildung von Kindern und Jugendlichen Entwicklungsphasen des Hundes Erkennen und Unterstützen der angeborenen Talente des Hundes Lernverhalten des Hundes
2 Ausdrucksverhalten des Hundes Tierschutz Haltungsfragen / Artgerechte Tierhaltung Stresserkennung beim Hund Motivationstraining Hygienische Voraussetzungen für den Einsatz von Hunden in Einrichtungen Rechts-, Versicherungs-, Steuer- und Haftungsfragen Qualitätsmanagement Prüfungsvoraussetzungen Bestandener Eignungstest zu Beginn der Ausbildung Teilnahme (Unterschriftenlisten) an den Unterrichtseinheiten Bestandene Begleithundeprüfung / HundeFit im Alltag / BHVT- Prüfung Erstellung eines Portfolios Begleitete, dokumentierte Einsätze in der Praxis Bestandene Abschlussprüfung Ort Pädagogische Hochschule Feldkirch Tierklinik Schwarzmann Rankweil Sonderpädagogisches Zentrum Rankweil Qualitätssicherung Jährliche Überprüfung der Gesundheits- und Eignungszustände der Hunde Dokumentation und Erfahrungsaustausch Evaluierung Dokumentation zum Hund: Impfzeugnisse / Versicherungsnachweis Kooperationen/Netzwerkpartner Dr. Erik Schmid: Landesveterinär, Tierschutzombudsmann Ruth Hochstätter: Hundediplomat Verein zur Qualitätssicherung in der Hundeausbildung Ulli Nuck: Leiterin tierleben Projektstelle des Landes Vorarlberg für Mensch-Tier- Beziehung Dipl.Päd. Brigitte Moosbrugger, Therapiehundeführerin mit TAT Hund Shiva seit 8 Jahren im Einsatz; Pädagogische Hochschule Feldkirch (Ansprechpartner: Reinhard Müller)
3 Erläuterungen Grundsätzlich geht ein Schulhund regelmäßig mit in die Schule. Die Einteilung und Organisation obliegt dem Lehrer / Hundeführer. Soll der Hund ein- oder mehrmals pro Woche oder nur zu bestimmten Projekten die Kinder begleiten? Die Tiergestützte Pädagogik mit dem Hund setzt einen pädagogischen Abschluss des Hundeführers voraus. Der Lehrer arbeitet nach einem pädagogischen Konzept, das die individuellen Voraussetzungen der Schüler und des Hundes berücksichtigt. Ziel ist eine individuelle Förderung der Schüler und ein effektiveres Arbeiten in der Klassengemeinschaft. Untersuchungen haben ergeben, dass schon die regelmäßige Anwesenheit eines Hundes im Klassenverband (freie Interaktion) erstaunliche Veränderungen bewirkt: - Schüler gehen lieber zur Schule - Außenseiter werden aus ihrer Isolation geholt - Auffälligkeiten reduzieren sich - positive Sozialkontakte werden gefördert dem Lehrer wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Durch gelenkte Interaktionen im Klassenverband, in der Kleingruppe oder der Einzelarbeit können Probleme in den Bereichen Wahrnehmung, Emotionalität, Sozialverhalten, Lern- und Arbeitsverhalten, Motorik etc. mit erstaunlichen Ergebnissen aufgearbeitet werden, da der Hund als "Katalysator" wirkt. Schul-Hunde-Team Soll ein Hund aber wirklich den Lehrer bei seiner Arbeit unterstützen und gezielt Bereiche bei den Schülern fördern, dann müssen Hund und Lehrer ein Team bilden und die Kommunikation zwischen beiden findet überwiegend nonverbal statt. Die überwiegende Zeit in der Schule geht der Lehrer seinem normalen Unterrichtsgeschehen nach. D. h. seine Aufmerksamkeit muss voll auf den Schülern und der Vermittlung der Unterrichtsinhalte liegen. Die Hundegestützte Pädagogik in der Schule funktioniert nur, wenn eine gute Bindung zwischen Hund und Lehrer besteht! Der Hund orientiert sich automatisch am Lehrer und dieser muss sicher sein, dass es zu keinen gefährlichen Situationen mit den Schülern kommt. Voraussetzung hierfür ist natürlich neben einer guten Bindung ein adäquater Charakter des Schulhundes und eine gute Ausbildung. Die beiden letzten Punkte führen dazu, dass die freie Interaktion des Hundes in der Klasse viele Prozesse positiv beeinflusst. Nur wenn der Lehrer souverän im Unterrichtsprozess steht und sicher im Umgang mit seinem Hund ist, kann es zu einer positiven Beeinflussung des Unterrichts kommen. Organisation Da der Hund beruflich genutzt werden soll, ist die Befürwortung durch die Schulleitung / Schulaufsicht zunächst einmal ausschlaggebend. Ohne deren Zustimmung und Unterstützung ist die tiergestützte Pädagogik mit dem Hund an einer Schule kaum möglich. Aber auch die Akzeptanz des Kollegiums ist eine wichtige Voraussetzung für eine effektive Arbeit. Deshalb sollte die Lehrerkonferenz vor dem Einsatz eines Schulhundes das Projekt befürworten. Natürlich sollten auch die Eltern ausführlich vor dem Einsatz des Schulhundes informiert werden. Eine schriftliche Einverständniserklärung und die Erlaubnis Fotos zu machen (ev. Präsentationen) ist sicher sinnvoll.
4 Stressprävention Ohne diese beiden wichtigen Komponenten kommt es zum Stress (Distress) beim Lehrer, der sich sofort auf sein Tier überträgt und fatale Folgen haben kann! Zunehmend besteht bei vielen Kollegen mittlerweile auch die Möglichkeit, den Hund gezielter in der Einzel- oder Kleingruppenarbeit einzusetzen. Durch die Teambildung mit dem Hund weiß der Lehrer, wie und bei welchem Klientel dieser ihn effektiv unterstützen kann. Es gibt nicht den perfekten Schulhund!! Wie jeder Lehrer haben auch die Hunde ihre Stärken und Schwächen und müssen dementsprechend eingesetzt werden!! Besonders in der zielgerichteten Arbeit mit einzelnen Schülern ist eine gute Teamausbildung von Lehrer und Hund wichtig. Die gelenkte Interaktion mit dem Hund erfordert neben einem guten pädagogischen Grundwissen ein umfangreiches Training für den Hund, damit dieser nicht überfordert wird. Die Überforderung eines Hundes zeigt sich aber nicht sofort, indem er die Mitarbeit verweigert oder gar knurrt oder beißt! Stresssymptome des Hundes können nur teilweise bei genauem Hinsehen sofort erkannt werden. Häufig äußern sie sich erst nach der Arbeit in der Schule oder gar erst nach längerer Zeit!! Deshalb ist die Teambildung Lehrer-Hund eine wichtige Voraussetzung für eine qualifizierte Arbeit. Schulhunde dürfen nicht verliehen werden und einmal hier und einmal dort eingesetzt werden. Vor allem dürfen sie nicht dem anstrengenden Schulalltag ausgesetzt werden, ohne sich blind auf ihren Rudelführer verlassen zu können!! Wissenschaftlicher Hintergrund der Pädagogik mit Hund Instituts für interdisziplinäre Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung ( Lehrerinformationen Um diese wertvollen, positiven pädagogischen, therapeutischen Effekte zu erzielen ist es wichtig, den Hund regelmäßig über einen längeren Zeitraum in die Klasse / Kindergarten / Kindergruppe einzubinden. Organisatorisch und finanziell ist dies nur zu ermöglichen, wenn die PädagogInnen ihre eigenen, ausgebildeten Hunde einsetzen. - Ein Schulhund schafft ein besseres Schulklima Shiva bringt die Schüler zum Lachen und verbessert die Stimmung. Studien zeigen, dass bei z.b. gedrückter Atmosphäre ein Tier negative Gedanken unterbrechen kann, indem es die Aufmerksamkeit auf sich zieht. (Vgl. Katscher / Friedmann) Dies gilt übrigens nicht nur für die Schüler, sondern auch fürs Lehrerkollegium. - Hunde lehren neue Wege des Umgangs mit Aggressionen Hunde reagieren auf rücksichtsloses Verhalten mit vorsichtigem Rückzug. Damit zeigen sie Kindern auf neutrale, nicht vorwurfsvolle oder wertende Weise (was uns Lehrern ab und an nicht gelingt), dass ihnen unkontrollierte Aggressionen selbst schaden. Dennoch sind die Kinder nicht verletzt. Die grundsätzlich fast bedingungslose Akzeptanz des Tieres macht die Kritik leichter annehmbar. (Vgl.Vanek-Gullner)
5 - Mehr Frustrationstoleranz und Kritikfähigkeit Ein Hund macht spürbar: Ich nehme dich so an, wie du bist. Unabhängig davon, wer und was wir sind, vermittelt das Tier emotionale Wärme und bedingungslose Akzeptanz. Gerade unsere Schüler leiden oft an geringem Selbstbewusstsein und reagieren deshalb aggressiv. Dadurch trifft man im Schulalltag immer wieder auf zwei Kernprobleme: Zum Einen wird konstruktive Kritik oft als Angriff auf die eigene Person empfunden das Kind fühlt sich verletzt und zieht sich zurück. Durch eine Auszeit zum Streicheln oder Spazierengehen kommen Kinder wieder zur Ruhe und lassen auch dem Lehrer wieder eine Chance. Zum Anderen fällt es unseren Schülern oft schwer, im Spiel zu verlieren. Ausscheiden verletzt im Spiel und im Leben. Im spielerischen Tun mit dem Hund werden Rückschläge geübt. Versagen wird durch die Akzeptanz des Tieres annehmbar. - Hunde ermutigen Die bereits erwähnte bedingungslose Annahme eines Hundes macht stark. Dieser Ermutigungs-Effekt wird dadurch verstärkt, dass eine funktionierende Kommunikation mit einem Hund überzeugendes Auftreten unabdingbar voraussetzt. Jeder Befehl führt nur dann zum Erfolg, wenn er mit innerer Entschlossenheit gesprochen wird. Empirische Studien bestätigen: Hundebesitzende Kinder sind selbstbewusster als gleichaltrige Nichttierbesitzer. Selbst Kinder, die lediglich in einer Schulklasse für ein Tier Sorge tragen, zeigen signifikant mehr Selbstachtung (Vgl. Bergesen). - Ein Schulhund für die Gemeinschaft Wissenschaftlich bewiesen ist, dass Kinder durch soziale Katalysatoren (Hund) leichter mit anderen Kindern Kontakte knüpfen (Vgl. Guttmann) beobachtete Ortbauer das Sozialverhalten sechsjähriger Kinder ohne Haustier, die in ihrer Klasse regelmäßig Kontakt zu Hunden hatten. Soziale Beziehung und gemeinsame Aktivitäten der Schüler nahmen in der Häufigkeit zu. Besonders in sich gekehrte Kinder brachten sich aktiver in das soziale Geschehen ein (Vgl. Ortbauer). - Hunde fördern unsere Sensibilität Kindliche Heimtierhalter erzielen bessere Leistungen in der nonverbalen Kommunikation als Gleichaltrige, die kein Haustier besitzen (Vgl. Guttmann in Vanek-Gullner). Besonders eine Partnerschaft mit einem Hund sensibilisiert für den Nächsten. Da der Vierbeiner lediglich nonverbale Sprachanteile umsetzen kann, muss man sich auf das tierische Gegenüber einstellen. Gerade verhaltensauffällige Kinder treten oft rücksichtslos oder/und unbeherrscht auf. Dadurch erleben viele zu selten, dass liebevolles Verhalten positive Reaktionen hervorruft. Durch die Interaktion mit dem Hund werden oft die eigenen Möglichkeiten zur Empathie geweckt (Vgl. Katscher/ Beck).
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