18. Wiener Kulturkongress
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- Nicole Hausler
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1 18. Wiener Kulturkongress Bildung und Ausbildung Ausbildung ohne Bildung führt zu Wissen ohne Gewissen (Daniel Goeudevert) Diplomatische Akademie, Favoritenstraße 15 A, 1040 Wien 5. /6. November 2013 Vorträge Auf den folgenden Seiten haben wir einige der Beiträge des 18. Wiener Kulturkongresses schriftlich zusammengefasst bzw. jene Konzepte und Niederschriften, die wir dankenswerter Weise von den Vortragenden selbst erhalten haben, abgedruckt. Wir danken allen ReferentInnen für die Freigabe ihrer Beiträge. Wien, im Dezember 2013 Gobergasse 35 Telefon A Wien Telefax
2 Inhalt Ges. Mag. Dr. Gerhard Sailler... 3 Dr. Christian Prosl... 4 Botschafter Dr. Martin Eichtinger... 5 Grußwort von Vizekanzler und Außenminister Dr. Michael Spindelegger... 5 Ges. Mag. Dr. Gerhard Sailler... 6 Dr. Hannes Androsch im Gespräch... 7 MMag. Birgit Hartel Dr. Stephan Nagler Dr. Andrea Holzinger Dr. Elgrid Messner Andreas Breinbauer Univ. Prof. Dr. Rudolf Burger Dr. Rainer Bölling Sigurd Höllinger Ass.- Prof. Dr. Gert Bachmann Mag. Christoph Neumayer Stand vom Seite 2
3 Dienstag, 5. November Uhr Begrüßung Stv. Dir. Ges. Dr. Gerhard Sailler Dr. Christian Prosl, Bot.i.R, Öst. Kulturvereinigung SL Bot. Dr. Martin Eichtinger: Grußwort von AM Spindelegger Ges. Mag. Dr. Gerhard Sailler stv. Direktor der Diplomatischen Akademie Wien Guten Abend, es ist mir eine besondere Freude, Sie heute zu dieser Veranstaltung begrüßen zu dürfen. Ich freue mich besonders, dass der Vizekanzler Dr. Androsch hier ist. Ich darf auch den Herrn Präsidenten der Österreichischen Kulturvereinigung, Botschafter Prosl, Herrn Botschafter Eichtinger, den Leiter kulturpolitischen Sektion des Bundesminister für Europäische und Internationale Angelegenheiten, und natürlich last not least den Herrn Chefredakteur der Furche begrüßen. Bildung. Wie ich mich gestern Abend um zehn Uhr kurz hingesetzt hatte zu Hause, um zu überlegen, irgendwann jetzt es ist zwar eine Begrüßung, aber irgendwas Schlaues soll man ja doch sagen. Was tut man? Man gibt ein Bildung als erster sozusagen Hit kommt darauf Bildungswege in Österreich, bm:ukk, 973 kb. Das schaffe ich an dem Abend nicht mehr ganz, sondern ich frag die Betroffenen, sprich meine beiden Töchter. Also die zwölfjährige Tochter meinte dann auf die Frage Was ist Bildung? : Bildung ist etwas, mit dem man nicht geboren ist. Dann hab ich mir gedacht, na fein, das passt super zur Diplomatischen Akademie, weil eben die Maria-Theresianische Schulverordnung von 1774 ist nicht nur umgesetzt, sondern auch wirklich in den Köpfen der Betroffenen angekommen. Und auf die Frage, was dann Ausbildung ist, saß sie dann schon etwas gelangweilt mit ihrem Smartphone im Sofaeck und sagte: Ausbildung ist irgendwas für die eigenen Interessen. Also insofern ist das Motto der heutigen Diskussion Ausbildung ohne Bildung führt zu Bildung ohne Gewissen eigentlich schon sehr verankert in den Teenagern, die ja einerseits sehr schnell für etwas zu begeistern sind, aber andererseits natürlich auch schnell gelangweilt werden. Das heißt, brauchen wir dann wirklich eine Bildungsevolution oder eher eine typisch österreichische Reform eine Reform, bei der sich eigentlich im Wesentlichen nichts ändert? Insofern freue ich mich sehr auf die heutige Keynote und vielleicht auf ein paar Anregungen für mich persönlich, wie ich dann meine beiden Töchter mit dem Smartphone von ihren Apps-Verpflichtungen vielleicht wieder herunterbringe und nicht dann jedes zweite Wochenende die Latein-Hausarbeit irgendwie in Eigenregie vollziehen muss. Vielen Dank, und ich darf den Präsidenten der Kulturvereinigung, Herrn Botschafter Prosl, bitten um ein paar Worte bitte sehr. Stand vom Seite 3
4 Dr. Christian Prosl Bot. i. R., Präsident der Österreichischen Kulturvereinigung Guten Abend. Meine Rolle ist eigentlich ganz einfach. Ich möchte mich ganz herzlich bedanken, zuerst einmal bei der Diplomatischen Akademie, dass sie uns wieder den Saal zur Verfügung gestellt hat. Wir machen das jetzt schon fast als Tradition, jedes Jahr machen wir unseren Kulturkongress, und bis jetzt eigentlich immer in der Diplomatischen Akademie. Ich möchte mich auch bedanken beim Kooperationspartner Die Furche, bei den verschiedenen Ministerien, die uns unterstützt haben. Ich möchte mich ganz besonders bedanken bei meinen Mitarbeitern von der Österreichischen Kulturvereinigung, an der Spitze Prof. Dippelreiter und Theo Faulhaber und auch der Caro Call, unsere Volontärin, die also alles so macht und für ihr Alter unglaubliche Umsicht zeigt und eigentlich alles immer zu einem guten Ende führt, was ich selber gar nicht so überschauen kann. Vielleicht zwei Worte zur Österreichischen Kulturvereinigung. Sie wurde 1946 gegründet, und zwar unmittelbar nach dem Krieg und man hatte die Idee, die Kultur weil der Zugang zur Kultur durch den Krieg eben verschüttet war dass man diese Kultur den Österreichern wieder zur Verfügung stellt. Es ging da besonders um Konzerte und Musik, aber auch Theater. Und es war ein neuer Aufbruch nach den sieben Jahren der Dunkelheit. Heute schaut es etwas anders aus. Wir wollen zu den aktuellen Themen der Zeit Stellung nehmen und die Diskussion in diesen Bereichen sine ira et studio vorantreiben. Ich glaube, es ist nicht gut, wenn wir alle ganz egal, von wo wir kommen nur mehr unsere eigenen Ideen sehen, sondern wir müssen bereit sein, über den Tellerrand zu schauen und auch andere Ideen zu akzeptieren, zu durchforsten, überlegen und dann vielleicht akzeptieren oder eben zurückweisen. Aber das muss man mit einem guten Grund machen. Deswegen haben wir im Vorjahr die Diskussion gehabt: Islam in Europa. Ich glaube, das war eine recht erfolgreiche Diskussion. Und heuer heute und morgen machen wir Dauerbrenner, würde ich fast sagen: Schule, Ausbildung und Bildung. Ich glaube, wir müssen diese Diskussion führen im Bewusstsein, dass wir und unsere Kinder und die nächsten Generationen nur dann Zukunft haben, wenn unser Bildungssystem den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen ist. Dabei wollen wir erörtern, was gut bei uns ist, was schlecht läuft und wo Veränderungen notwendig sind. Dabei ist mir besonders wichtig, dass wir da den Kompass nach einer lebenswerten und humanistischen kurz, nach einer besseren Gesellschaft nicht verlieren wollen. Ich wünsche Ihnen und uns allen einen erfolgreichen und vor allem spannenden Kongress. Recht herzlichen Dank. Stand vom Seite 4
5 Botschafter Dr. Martin Eichtinger Leiter der kulturpolitischen Sektion, BMEIA Sehr geehrter Herr Vizekanzler, sehr geehrter Herr Präsident, Herr Chefredakteur, sehr geehrter Herr stv. Direktor, Exzellenz, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ich freue mich sehr, dass ich heute hier ein paar Worte der Begrüßung sprechen darf zum einen, weil ich mich glücklich schätze, mich als Freund von Christian Prosl sehen zu dürfen, der in letzter Zeit als Koordinator unserer Gedenkveranstaltungen zu auch als Botschafter i. R. eine sehr wichtige Funktion für uns ausübt und für uns in vielen internationalen Koordinierungsgremien tätig ist. Zum anderen, weil ich auch aus einer langjährigen Zusammenarbeit und er war für mich wirklich Mentor mit dem früheren Sektionschef Bernhard Stillfried hier eine ganz persönliche Beziehung zur Österreichischen Kulturvereinigung habe. Also ich freue mich, heute hier bei Ihnen sein zu dürfen und darf Ihnen ein Grußwort des Herrn Vizekanzler und Außenministers Dr. Michael Spindelegger überbringen: Grußwort von Vizekanzler und Außenminister Dr. Michael Spindelegger Sehr geehrte Damen und Herren, zum 18. Mal findet heuer der Wiener Kulturkongress statt. Ich gratuliere den Organisatoren zur Wahl des Themas Bildung und Ausbildung, das von größter Relevanz für die Zukunft unserer Gesellschaft ist und ein zentrales Element der laufenden Koalitionsverhandlungen darstellt. Die Österreichische Kulturvereinigung ist seit vielen Jahren ein verlässlicher und bewährter Partner des österreichischen Außenministeriums. Der langjährige Präsident der Österreichischen Kulturvereinigung, Sektionschef Dr. Bernhard Stillfried, war ein Pionier der Auslandskulturarbeit, der in der Zeit nach dem Fall des Eisernen Vorhangs durch seinen persönlichen Einsatz nachhaltige Kulturkooperationen geschaffen hat, von denen wir noch heute profitieren. Die gemeinsam von der Österreichischen Kulturvereinigung und dem Bundesministerium für Europäische und Internationale Angelegenheiten betriebenen Büros in Lemberg und Sarajevo leisten einen wichtigen Beitrag für die bilaterale Kultur in Wissenschaftsbeziehungen in Kernländern unserer erweiterten Nachbarschaft. Ich bin überzeugt, dass die Diskussionen des 18. Wiener Kulturkongresses wichtige Erkenntnisse über die aktuellen Fragen der Bildung und Ausbildung bringen werden, und wünsche den Organisatoren und TeilnehmerInnen des Kongresses eine sehr erfolgreiche Veranstaltung. Dr. Michael Spindelegger Vizekanzler und Außenminister Stand vom Seite 5
6 Ges. Mag. Dr. Gerhard Sailler stv. Direktor der Diplomatischen Akademie Wien Jetzt komme ich wieder, aber nur, um den Herrn Vizekanzler kurz vorzustellen. Ich glaube, es ist nicht notwendig, ihn vorzustellen, aber ich möchte doch ein paar Worte sagen. Der Herr Vizekanzler war zuerst politisch tätig, Buchprüfer, Steuerberater, Abgeordneter zum Nationalrat, der jüngste Finanzminister und dann Vizekanzler. Nach seiner politischen Laufbahn war er als Unternehmer tätig ich glaube, auch sehr erfolgreich Generaldirektor der Creditanstalt Bankverein, und dann eine eigene industrielle Beteiligungsgruppe. Was mir aber am meisten imponiert, ist, dass er sich dann und immer zunehmend für die österreichische Gesellschaft voll engagiert. Er ist Mitglied des Senats der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Vorsitzender des Aufsichtsrats des Austrian Institute of Technology und schließlich Initiator des Volksbegehrens Bildungsinitiative. Ich finde, Vizekanzler Androsch ist einer der wenigen Politiker, der unabhängig von seiner politischen Herkunft ganz genau versucht, diese Gesellschaft, in der wir leben, voranzutreiben. Man muss nicht immer einverstanden sein mit dem, was er sagt. Aber er engagiert sich und ist in dieser Weise ein Beispiel für einen Bürger, der den Staat ernst nimmt, seine Verantwortung in Österreich ernst nimmt. Und deswegen möchte ich ihn ganz herzlich begrüßen noch einmal. Danke vielmals, Herr Vizekanzler, dass Sie bei uns sind. Und Sie werden nach Ihrem Einleitungsstatement von Mag. Mitlöhner dann interviewt werden auf offener Bühne. Und vielleicht noch ein paar Worte zu Mag. Mitlöhner: Er hat die Matura am Schotten- Gymnasium gemacht in Wien viele von Ihnen wissen, was das heißt und war dann auch als Assistent der Katholischen Hochschulgemeinde tätig und dann im Journalismus für Die Furche und die Tageszeitung Die Presse. Er war schon einmal Chefredakteur der Furche und nach einem Zwischenspiel ist er jetzt wieder seit 2013, also seit heuer, Chefredakteur der Wochenzeitung Die Furche, die Sie übrigens dann beim Hinausgehen auch mitnehmen können als Geschenk des Hauses. Damit schließe ich und darf Sie bitten, Herr Vizekanzler, bitte. Der Vortrag von Dr. Hannes Androsch wird demnächst in einer eigenen Publikation erscheinen und steht hier leider nicht zur Verfügung. Umso mehr freuen wir uns, Ihnen auf den folgenden Seiten das Gespräch, das Die Furche - Chefredakteur Mitlöhner mit dem Vizekanzler a.d. nach dessen Vortrag führte, präsentieren zu können. Stand vom Seite 6
7 Dr. Hannes Androsch im Gespräch mit Mag. Rudolf Mitlöhner, Chefredakteur Die Furche Mag. Rudolf Mitlöhner: Guten Abend. Ich möchte dann im Lauf unserer Diskussion auch Ihnen die Gelegenheit geben, sich mit Fragen einzubringen. Ich möchte aber zunächst direkt an das anknüpfen, was Sie zuletzt gesagt haben, eben die Koalitionsverhandlungen, das Thema, das neu auf der Tagesordnung steht. Es ist gewissermaßen offen geblieben was würden Sie denn jetzt wirklich konkret sozusagen den beiden Verhandlern morgen früh noch einmal gern mitgeben? Was sind hier wirklich die wesentlichen Punkte? Hannes Androsch: Erstens: Angesichts der gesellschaftlichen Verhältnisse, wo mehr als 70 Prozent der Mütter berufstätig sind angesichts des Umstandes, dass wir bei den 15- Jährigen fast ein Drittel haben, die nicht lesen, schreiben und rechnen können und daher nie eine Lehre machen können und programmierte Sozialhilfeempfänger sind angesichts der neurowissenschaftlichen Erkenntnisse und sich daraus ableitenden pädagogischdidaktischen Schlussfolgerungen, zum Beispiel, dass das Erlernen der Muttersprache oder einer Zusatzsprache am besten bis zum neunten Lebensjahr stattfindet dass man auf breiter Basis eine vorschulische elementarpädagogische Betreuung sicherstellt mit hinreichend qualifiziertem Personal, das man entsprechend ausbilden muss und das entsprechend bezahlt wird. Zweitens: Aus genau diesen Gründen muss man ein breites Angebot zur Hebung des Bildungsniveaus an verschränkten Ganztagsschulen nicht aufgeben. Weil es ist ganz nützlich, Aufpassen am Nachmittag, bevor sie herumirren, die jungen Leute, und Ziele von Drogenhändlern werden, aber das ist noch keine pädagogische Zielsetzung. Das ist das Zweite. Das Dritte, dass man dafür entsprechend auch pädagogisch, nicht nur fachlich ausgebildetes Personal hat, das es auch sein will. Lehrer ist kein Beruf, Lehrer kann nur sein weil das ein schwieriger Beruf ist, ein wichtiger Beruf wer es als Berufung empfindet. Ich lasse die Erwachsenenbildung, Weiter- und Fortbildung weg. Bei den Universitäten, die heillos unterfinanziert sind wir streiten da, Studiengebühren ja oder nein wir brauchen neue Studienförderung, was für die Chancengleichheit ungleich wichtiger ist, haben überlange Studienzeiten und ein Drittel, die immatrikuliert sind, wollen gar nicht studieren, das ist nur ein Einwerbungsmodus der Sozialleistungen. Das können wir alles im Detail noch ausführen. Und das ist alles in den zwölf Punkten komprimiert, die sich das Volksbegehren zum Anliegen gemacht hat. Das ist auf breiter, überparteilicher Basis aufgestellt von Erziehungstheoretikern, Universitäten, von Praktikern, aktiven, ehemaligen, Direktoren, Fachlehrern wie das heißt von Elementarpädagogen erarbeitet. Ich selber maße mir da nicht an, dass ich ein Erziehungsfachmann bin. Ich bin halt sozusagen der politische Fahnenträger, aber die Fachleute haben wir. Wenn Sie sich die Pressekonferenz vergangenen Mittwoch nur optisch angesehen haben, wo wir zu acht am Podium gesessen sind da sind sieben gesessen, die vom Fach kommen. Also ich war sozusagen der Einzige, Stand vom Seite 7
8 auf den das nicht zugetroffen hat. Also man kann ja nicht sagen, da reden irgendwelche Leute, die das selber nie gemacht haben, außer dass sie selber die Schule besucht haben. Mag. Rudolf Mitlöhner: Jetzt ist im Vortrag und auch in Ihrer Antwort das Reizwort schlechthin in der Bildungsdiskussion Gesamtschule noch immer nicht gefallen. Nun hat man den Eindruck, letztlich geht s dann doch immer genau um das. Also auch die drei Bundesländer, die Sie jetzt lobend erwähnt haben, sind ja sozusagen auch dadurch aufgefallen, dass sie nicht zuletzt in dieser Frage zumindest mehr Offenheit signalisiert haben, insbesondere auch der Salzburger Landeshauptmann, der hier jetzt mitverhandelt. Wie wichtig ist diese Frage wirklich? Oder wird das nur medial hochgespielt? Hannes Androsch: Also nach meinem Verständnis ist wichtig die verschränkte Ganztagsschule bzw. vorschulische Betreuung, nicht zulässig, um sicherzustellen, dass nur solche Sechsjährigen eingeschult werden, die die österreichische Landessprache ob jetzt Migranten oder nicht altersadäquat können, sonst kann der Unterricht nicht funktionieren für den Betroffenen, von der Lehrkraft nicht durchgeführt werden, und er behindert den Unterricht für den Rest der Klasse. Gesamtschule haben wir de facto sowieso in den meisten Fällen. Ich werde Ihnen eine Episode vor besagter Nichtabstimmung in der letzten Sitzung dieses besonderen Ausschusses erzählen. Ich war ja auch beim Vizekanzler, dessen Grußworte wir vorher gehört haben auch erfolglos, eh klar. Und da hat er mir ganz stolz erzählt, also bei ihm zuhause in Mödling, 87 Prozent der Altersgruppe gehen in die Gymnasien. Sag ich: Gratuliere, Herr Vizekanzler, dann haben Sie eine Gesamtschule in Mödling. Aber Sie haben sie auch in Scheibbs und in Mistelbach, im Untergymnasium, das es dort eben nicht mehr gibt dann gehen dort alle in die Hauptschule, ist auch eine Gesamtschule. Und das ist der Regelzustand in Österreich. Also entweder sind fast alle im Gymnasium mit allem Aufwand, was sich schon in der Volksschule abspielt und dann in der Folge mit einem riesen Nachhilfemarkt. Also von mir werden Sie das Wort Gesamtschule nie gehört haben, aber Ganztagsschule sehr wohl. Weil warum soll ich etwas benennen als Ziel, was es ohnehin gibt? Mag. Rudolf Mitlöhner: Wie erklären Sie sich dann, dass dieses Thema so hochgespielt wird, dass da die ideologischen Grundlinien so scharf gerade bei diesem Thema gezogen sind? Hannes Androsch: Mit der katholischen Tradition unseres Landes, der kleinbürgerlichen standesdünklichen Borniertheit. Mag. Rudolf Mitlöhner: Sie schreiben in Ihrem Buch im Bildungskapitel: Die wichtige Voraussetzung bleibt jedoch, dass Lehrerinnen und Lehrer junge Menschen gern haben und dass sie ihren Beruf als Berufung verstehen. Ist das gegeben, führen viele Wege nach Rom. Wäre das nicht sozusagen der Königsweg und würde das nicht vieles ideologisch entkrampfen? Wenn jetzt nämlich sozusagen sich die Politik weitgehend aus der Bildungsdebatte in dem Sinn zurückzöge, dass es einen sehr weit gefassten Rahmen gibt, mit Stand vom Seite 8
9 größtmöglicher Autonomie für die Schulen, also einen rechten Wettbewerb in der Schul- und Bildungslandschaft? Hannes Androsch: Erstens einmal haben wir das, weil zehn Prozent gehen schon in Privatschulen, und das sind einmal Ganztagsschulen. Warum man dann im Wahlkampf gesagt hat, das ist Ostblock und DDR und Verstaatlichung der Kinder, weiß ich nicht. Das zeigt ja diese Borniertheit, von der ich gerade gesprochen habe. Ist ja nur dumm, hat ja auch nichts gebracht bei den Wahlen. Jetzt will ich das nicht monokausal zuordnen, aber geholfen hat s nicht, würde ich zumindest vermutungsweise annehmen. Autonomie ist eines der Ziele. Es muss Schluss sein mit diesen freunderlwirtschaftlichen Proporzbesetzungen der Direktoren, die unter Umständen mit Qualifikation null zu tun haben. Es muss möglich sein bei einem Schuldirektor, dass man ihn erstens auswechselt, aber dass er sich seine Leute aussucht. In der Schule meiner der dritte hat schon Matura gemacht gibt s einen Mathematikprofessor die Beschwerden im Stadtschulrat füllen schon Ordner. Die Direktorin kann nichts machen, der Stadtschulrat macht nichts. Ist hinten mit dem Stoff erst kürzlich. Jagt aber auf den Schirm die Differenz hinauf, die wird dann abgeschrieben. Mathematik muss man verstehen oder nicht. Ist ja nicht nur Lernstoff. Und das sollen sie daheim lernen. Dann haben wir einen Nachhilfemarkt von 160 Millionen, das kann sich wieder nur wer leisten, der das Geld hat oder Eltern, die mitlernen können. Da muss der Vater Dozent für Mathematik an der Uni sein usw. Also so schaffen wir nicht die Chancengleichheit, was ein humanistisches Ziel zu sein hat nach meinem bescheidenen Verständnis, und schon rein ökonomisch nicht, damit wir den Rohstoff Talent eben zum Nutzen bringen, für uns alle und für den betroffenen Einzelnen. So. Das ist ein Thema. Das Zweite also wir haben keinen Kompromiss vorgeschlagen, aber wenn man das aufgreift, was der Landeshauptmann Haslauer der immer schon flexibler war als viele seiner östlichen Kollegen im Landesparteivorsitz werden Sie von unserer Initiative keinen Protest hören, wenn das andere auch erfüllt wird. Also was weiß ich, dass es so und so viele Gymnasien gibt, weil er sich das halt einbildet. Weil es gibt ja auch so und so viele Privatschulen und das stört auch niemanden. Also lasst viele Blumen blühen, glaub ich, hat der Mao gesagt. Und Ähnliches gilt dann mit umgekehrten Vorzeichen ich kann das mit den Studiengebühren schon nicht hören, wenn man gleichzeitig keine wirklich Chancengleichheit schaffende, leistungsbezogene, angemessene Studienförderung hat, aber auch ein Leistungsangebot der Universitäten. Wir waren kürzlich eine Woche vom Forschungsrat in Kalifornien, und da unter anderem in Stanford und Berkeley usw. Die Universität Berkeley hat 50 Prozent ein höheres Budget für Studenten, als alle 21 Universitäten Österreichs jetzt lass ich die Schmähtandler und Karteileichen weg für Vergleichen Sie das mit der ETH Zürich oder der Uni Zürich, und das Gleiche für München ist ja wurscht, was Sie als Beispiel nehmen. Die Universitäten sind heillos unterfinanziert und mit unnötigem Klump überbürokratisiert. Stand vom Seite 9
10 Mittwoch, 6. November 2013: 9.00 Uhr Segment I: Was tut sich im Primar- und Sekundarbereich? MMag. Birgit Hartel, Wissenschaftliche Leiterin, Charlotte Bühler Institut: Elementarpädagogik Von einem Volk, das auszog einen Schatz zu heben Mag. Jürgen Horschinegg, Ministerialrat, BMUKK, Wien: Der Vorteil der berufsbildenden Schulen in Österreich Dr. Stephan Nagler, Kurator der Stiftung Theresianische Akademie, Wien: Die Herausforderungen und Chancen des österreichischen Gymnasiums Moderation: Christoph Schwarz, Chef vom Dienst, Die Presse MMag. Birgit Hartel Charlotte Bühler Institut Elementarpädagogik oder: Von einem Volk, das auszog einen Schatz zu heben Es ist mir eine große Freude, Sie in die Welt der Elementarpädagogik zu entführen. Wie will ich das erreichen? Ich möchte mit dem Bild eines Schatzes arbeiten, den es zu heben gilt. Wie im Märchen braucht es mutige Heldinnen und Helden, um sich auf die abenteuerliche und nicht immer linear verlaufende Reise zu machen, um vielleicht nur dem Ruf einiger Propheten und in der Elementarpädagogik vor allem Prophetinnen folgend, einige Sagen und Legenden im Gepäck, den mitunter mühsamen Weg auf sich zu nehmen. Zunächst aber möchte ich mit zwei Ernüchterungen beginnen. Zum einen bleibe ich in der Welt der Gleichnisse und erzähle Ihnen vom Matthäus-Effekt, benannt nach dem Gleichnis von den Talenten und dem berühmten Zitat am Ende: Wer hat dem wird gegeben, wer aber nichts hat, dem wird das auch noch genommen. Was bedeutet das übertragen auf den Bildungsbereich? Sehen wir uns eine Gruppe von Schulanfängerinnen und Schulanfängern an. Bereits beim Einstieg in die erste Klasse, sind sie alle keine unbeschriebenen Blätter mehr. In Studien mit großen Stichproben werden Kinder vereinfacht ihrem ungefähren Fähigkeitsniveau entsprechend in sechs Leistungsgruppen eingeteilt. Drei davon liegen in unterschiedlicher Abstufung im unterdurchschnittlichen Bereich (knapp, deutlich, stark unter dem Durchschnitt). Die drei anderen Gruppen liegen im überdurchschnittlichen Bereich (knapp, deutlich, stark über dem Durchschnitt). Fünf dieser sechs Gruppen bleiben die ganze Grundschulzeit über auf ihrem Niveau stehen. Mit anderen Worten, wer mit unterdurchschnittlichem Leistungsniveau in die Volksschule eintritt, beschließt diese auch mit einem unterdurchschnittlichen Niveau. (Das heißt nicht, dass nicht auch diese Kinder dazulernen, aber eben weniger als andere). D.h. wiederum, selbst in unserer defizitorientierten Pädagogik, oder pessimistischen-pädagogischen Position, gelingt Stand vom Seite 10
11 es nicht, die benachteiligenden Voraussetzungen mancher Kinder auszugleichen. Schauen wir uns die leistungsstärkeren Kinder an, mit besseren Anlagen, einer größeren Resilienz, d.h. Widerstandsfähigkeit gegen ungünstige Einflüsse; einem vielleicht engagierteren Elternhaus und weniger Schicksalsschlägen: Diese Kinder halten zum Großteil ihr Niveau, aber es gelingt nur einer kleinen Gruppe, ihre Leistungen noch zu steigern. Die zweite Ernüchterung: Für das Vorschulalter ebenso wie für das Volksschulalter gilt: Die Familie bzw. die häuslichen Bedingungen haben doppelt so viel Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes wie die Qualität der institutionellen Einrichtungen, z.b. Kindergarten oder Schule. Nun werden Sie sich vielleicht die Frage stellen, ob es stattdessen nicht günstiger wäre, hier einen Beitrag über Elternbildung zu schreiben, wenn deren Einfluss ungleich größer als jener des Bildungssystems ist. Nun erstens ist es viel schwieriger, Eltern zu erreichen als pädagogische Einrichtungen und zweitens ist der Einfluss institutioneller Bildung dennoch nicht zu unterschätzen. So macht es etwa einen großen Unterschied, ob Kinder in einer Gruppe von mehr oder weniger als 20 Kindern betreut werden, es macht einen großen Unterschied, welches Menschenbild die Personen vertreten, die Kinder bilden und begleiten, es macht einen großen Unterschied, ob es den Erwachsenen in diesen Einrichtungen gelingt, eine tragfähige Bindung zu einem Kind aufzubauen und es macht einen sehr großen Unterschied, welches Ausbildungs- und Professionalisierungsniveau diese Personen aufweisen, die tagtäglich für die Bildung unserer Kinder verantwortlich sind. Wie groß dieser Unterschied tatsächlich ist? Wolfgang Tietze, ein deutscher Universitätsprofessor und Experte für Elementarpädagogik, untersuchte Mitte der 90er Jahre deutsche Kindergärten auf ihren Einfluss auf die kindliche Entwicklung, unter anderem die Sprachentwicklung. Zwischen Kindergärten mit sehr hoher und Kindergärten mit sehr niedriger Qualität lassen sich Entwicklungsunterschiede von bis zu einem Jahr feststellen. Der zweite Grund, warum der Kindergarten als elementare Stufe der Bildungskarriere nicht zu unterschätzen ist, liegt in seiner Bedeutung für die weiteren Stufen der Bildungslaufbahn. So wurden in der European Child Care and Education Study die Entwicklungsbedingungen (Eigenschaften des Kindes, häusliches Umfeld, Qualität der institutionellen Bildung) im vierten und später nochmal im achten Lebensjahr untersucht. Von den untersuchten Faktoren waren zu 75% die vorschulischen Bedingungen für den Schulerfolg im achten Lebensjahr (also in der 2. Klasse Volksschule) verantwortlich und nur zu 25% die Qualität des aktuellen Unterrichts und der aktuellen Umgebungsbedingungen des Kindes. Zusammenfassend ist zu sagen, dass es somit höchstrelevant ist, was in der elementaren Bildung passiert und vor allem WIE es passiert. Das WIE wird über die pädagogische Qualität erfasst und erforscht. Wir unterscheiden hier klassischerweise drei Dimensionen: Stand vom Seite 11
12 Die Strukturqualität: Hierunter fallen die Gruppengröße, der Personal-Kind- Schlüssel, das Ausbildungsniveau der pädagogischen Fachkräfte, die gesetzlich geregelte Vorbereitungszeit für diese. Die Orientierungsqualität drückt sich in der Werthaltung und dem zugrundliegenden Menschenbildung einer Institution bzw. der darin arbeitenden Menschen aus. Und die Prozessqualität wiederum wird in der Gestaltung der Interaktionen zwischen Kindern und Erwachsenen, zwischen den Kindern untereinander, aber auch im Team der pädagogischen Einrichtung deutlich. Diese Qualitätsdimensionen beeinflussen einander. So wird die Prozessqualität in etwa im Umfang von 30-40% durch Struktur- und Orientierungsqualität beeinflusst. Am deutlichsten wird das am Beispiel der Gruppengröße und des Personal-Kind-Schlüssels. So beeinflussen große Gruppen und ein ungünstiger Personal-Kind-Schlüssel die Interaktionen und die Qualität der Bildungsangebote: weniger Zuwendung zum Lernen der Kinder mehr Zeit für Einhaltung von Disziplin und Kontrolle der Kinder weniger Möglichkeiten für 1:1-Interaktionen mit Erwachsenen eher Gesamtgruppenaktivitäten Bandbreite der möglichen Aktivitäten, wie Experimentieren, Kochen, Malen, Sandspiel, Einzelförderung etc. wird reduziert Angebote sind weniger spontan und kreativ Spiele im Freien und Ausflüge werden reduziert Eltern sind unzufriedener Wir sprechen hier nicht von unrealistischen Gruppengrößen von 8-10 Kindern, die als entwicklungsförderlich belegt wurden, sondern von einer Größe von Kindern für 3-6- Jährige, die deren entwicklungspsychologische Bedürfnisse, nach Eingebunden-Sein, Freundschaften verschiedener Art und Qualität, aber auch das Wahrgenommen-Werden als Teil einer Gruppe befriedigen. Wie schaut die Realität aus? Gruppengrößen von 25 Kindern plus Ausnahmeregelungen in Wien beispielsweise (in Bezug auf die Gruppengröße ist Tirol mit 20 Kindern pro Gruppe Vorreiter). Noch trauriger ist die Situation für die Unter- Dreijährigen: Hier empfiehlt die Literatur einheitlich eine maximale Gruppengröße von 8 Kindern, in Wien sind es mit gesetzlich erlaubten 15 Kindern fast doppelt so viele. Dass dabei die Bedürfnisse von Kleinstkindern, die sich mitunter sprachlich auch noch nicht verständlich machen können, immer wieder, in manchen Einrichtungen häufiger, in anderen ob besonders aufmerksamer PädagogInnen weniger, auf der Strecke bleiben, wird dann nicht mehr verwundern. Was bleibt aber eigentlich alles sonst auf der Strecke? Sprachförderung: Die beste Grundlage einer gelungenen Sprachförderung sind individuelle Gespräche mit den Kindern sowie Sprachförderung im Bildungsalltag auf hohem Niveau Begabtenförderung: Viele der Spielmaterialien, die es in Kindergärten gibt, sind für durchschnittlich begabte 5-Jährige schon zu langweilig, unter den Stand vom Seite 12
13 PädagogInnen findet sich mangels adäquater Ausbildung kein fundiertes Wissen, wie begabtere und hochbegabte Kinder gefördert werden sollen Übergang zur Volksschule: Hier zeichnen sich in der Praxis vielfältige Schwierigkeiten ab, beginnend mit unterschiedlicher Ausbildung von Kindergarten- und VolksschulpädagogInnen, unterschiedlichem Bildungsverständnis und divergierenden Erwartungen an SchulanfängerInnen, bis hin zu fehlenden Zeitressourcen, um eine Vernetzung und stabile Kooperation anzustreben und nachhaltig aufrechtzuerhalten. Zuwendung zu tatsächlich förderbedürftigen Kindern, Kindern aus bildungsfernen Schichten, mit traumatisierenden Erlebnissen, mit Sprachdefiziten etc. Auch die positiv besetzte Lernförderung, die Förderung von lernmethodischer Kompetenz, die eine wichtige Grundlage für das lebenslange Lernen darstellt, können in der Praxis nicht im entscheidenden Ausmaß durchgeführt werden. Wie können Lösungsansätze aussehen? Es braucht ein allgemeines Bekenntnis zur hohen Bedeutung der Elementarpädagogik und auch den Mut, finanzielle Mittel in die Hand zu nehmen. Einzelne Bausteine können sein: Anhebung der Ausbildung von KindergartenpädagogInnen auf Hochschulniveau; Ausbildung von AssistentInnen bzw. HelferInnen in den bestehenden BAKIPs (Bundesbildungsanstalten für Kindergartenpädagogik) Einheitliches BundesRahmenGesetz für Qualitätsmindeststandards, die für alle Bundesländer gleich sind und sich an den besten und nicht an den schlechtesten aktuellen Bedingungen orientieren Gesellschaftliche Aufwertung der Elementarpädagogik und die breite Erkenntnis, dass es sich um einen der wichtigsten pädagogischen Berufe handelt oder wie die Weltorganisation für Frühkindliche Erziehung es formuliert: Die Bildung und Erziehung von kleinen Kindern ist eine der wichtigsten und anspruchsvollsten Aufgaben unseres Jahrtausends. Was kann für einen Staat (hier lasse ich auch die Märchenmetapher vom Volk, das auszog, einen Schatz zu heben wieder anklingen) die Motivation für eine Aufwertung der Elementarpädagogik sein? Verlassen wir dafür für einen Moment die Perspektive der Elementarpädagogik und betrachten wir das Feld aus Perspektive der Wirtschaftswissenschaften. Deutsche Modellberechnungen zeigen auf, dass die Investition in Qualität (d.h. in bessere Ausbildung, geringere Gruppengrößen, bessere individuelle Förderung der Kinder etc.) bis zu 8% Rendite für den Staat bringt. Wodurch? Durch weniger Ausgaben für spätere Förderprogramme, weniger SchulabbrecherInnen, eine geringere Arbeitslosenquote, höhere Steuereinnahmen. Wohingegen sich eine Investition alleine in den quantitativen Ausbau, wie er momentan von der Politik in Österreich vermehrt verfolgt wird, Stichwort Barcelona-Ziele der EU, für den Staat nur zu 3% rentiert. So ist auch Wirtschaftsnobelpreisträger James Heckman zu zitieren, der sich als Ökonom seit über 20 Jahren dem Thema frühkindlicher Förderung widmet. Selbst bei kostenintensiven Frühförderprogrammen liegt die Rendite zwischen sieben und zehn Prozent, also viel höher als das, was Sparbücher oder Investitionen an der Börse an Rendite erbringen. Er zeigt auch Stand vom Seite 13
14 auf, dass die Investitionen in die frühkindliche Förderung bis zu vierfach höhere Erträge für die Gesellschaft als etwa Trainings für Jugendliche, z.b. SchulabbrecherInnen, um diesen den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Wohin wird der Weg uns führen? Dass im Rahmen einer Tagung, die sich dem Thema Bildung widmet, über den elementarpädagogischen Bereich berichtet werden darf, zeigt, dass wir schon einen weiten Weg gegangen sind. Hiobsbotschaften aus Kindergärten, die verzweifelt auf der Suche nach Personal sind oder resignieren anhand der vielfältigen Herausforderungen, die jeden Tag auf sie warten, lassen mich aber vermuten, dass es noch ein weites Stück ist, das wir vor uns haben. Um zu unserem Bild des Märchens zurückzukehren: Die ersten ProphetInnen wurden erhört und die Botschaft von einem Schatz spricht sich herum. Der Schatz der frühen Kindheit bzw. der Elementarpädagogik muss aber behutsam GEBORGEN werden, nicht mit Baggern und DRILLbohrern, sondern sensibel und hochprofessionell wie ArchäologInnen manuell und nur mit Pinseln viel Erde beseitigen, um an die wertvollen Fundstücke zu kommen. Wenn wir unter dem Druck internationaler Vergleichsstudien oder dem Diktat der Wirtschaft oder politischer Vorgaben den Bildungsauftrag der Elementarpädagogik missverstehen, wird der Schatz, den wir heben aus einheitlich stumpfen Münzen bestehen, die für Ausstellungen oder Leistungsschauen aufpoliert werden können, ihren Glanz aber bald wieder verlieren werden. Wenn es uns aber gelingt, frühe Bildungsverfahren individuell und kindbezogen zu gestalten, auf der kindlichen Neugier aufzubauen und die angeborene Begabung, lernen zu können, endlich wertschätzen, wird das Volk in unserem Märchen, einen bunten, schillernden, vielfältigen Schatz heben. Stand vom Seite 14
15 Dr. Stephan Nagler Theresianische Akademie Wien Die Herausforderungen und Chancen des österreichischen Gymnasiums Chancengleichheit Chancengerechtigkeit Einheitsschule Gesamtschule Vollgymnasium Oberstufengymnasium Tagesheimschule Ganztagsschule Durchlässigkeit des österreichischen Schulwesens Leistungsstufen Elitegymnasien Hauptschule Mittelschule Neue Mittelschule Diese Begriffe prägen die österreichische Bildungslandschaft seit dem 2. Weltkrieg. Da sie meist ideologisch behaftet sind, ergeben sich immer wieder Probleme, einen Weg zu einer Lösung zu finden! Keiner kann über seinen Schatten springen! Hinzu kommt das Dilemma (nicht das einzige!) der unterschiedlichen Zuständigkeiten der Gebietskörperschaften (z.b. Schulerhaltung, Pflichtschullehrer als Landeslehrer, die der Bund bezahlen muss). Da ich seit in Pension bin, können meine Aussagen nicht als die offizielle des Bundes interpretiert werden: *) Sie sind aber das Ergebnis fast 30-jähriger Erfahrung in der Schulerhaltungsgruppe und mehr als 12 Jahre als Leiter der Budgetabteilung des Unterrichtsministeriums. *) Erfahrung in der Praxis des Schulerhalters schöpfte ich - bei der Gründung der österreichischen Schule Prag als Obmann des ursprünglichen Schulerhaltervereines, - mehrere Jahre als Vorsitzender des Stiftungsrates der österreichischen Schule Budapest, verbunden mit der Verantwortung für den Schulneubau, - als Leiter der österreichischen Delegation bei den Europäischen Schulen und - vom bis heute als Kurator der Stiftung Theresianische Akademie, der die Schulerhaltung aller vom Theresianum geführten Bildungseinrichtungen Kindergarten im Theresianum (K.i.T.), Volksschule im Theresianum (V.i.T.) und das seit 1746 bestehende Gymnasium wahrzunehmen hat. Was wollen wir von und für unsere Kinder? Ich glaube, alle für die Erziehung Zuständigen wollen, dass Kinder optimale schulische Voraussetzungen (Lehrkräfte, Raum, Einrichtung, Lehrmittel) vorfinden, damit ihre Leistungsfähigkeit, Stand vom Seite 15
16 Talente, Freude und Begeisterung am Kennenlernen neuen Wissens erkundet und gefördert werden. Alle Eltern wollen, dass ihre Kinder zumindest den gleichen Bildungsabschluss, wenn nicht einen höheren als sie haben! Allerdings (und das macht Chancengerechtigkeit noch schwerer zu erreichen) sind nicht alle Kinder gleich begabt, bei dem Einen kommen seine Fähigkeiten sehr rasch, bei Spätentwicklern erst allmählich zutage. Weiters ist es nach meiner Meinung offenkundig, dass eine inhomogene Klassengemeinschaft mit Kindern verschiedener Reifegrade und Begabungen, auch wenn sie gleich alt sind, vielfach die Fähigkeiten unterschiedlich begabter Kinder zumindest bremst. Das sage gerade ich, der in der Volksschulzeit das wunderbare Erlebnis einer einklassigen Volksschule (mit Oberstufe) am Land erlebt hat! Dies unter einem großartigen Volksschuldirektor, der Polyhistor des Ortes, der viele wichtige Positionen in der Region innehatte (Bezirksfeuerwehrkommandant, Kulturträger der Gemeinde, zuständig für die Ortschronik, Promotor für das Briefmarkensammeln der Kinder und.v.a.). Es hat niemanden geschadet, dass von 8 Uhr bis 16 Uhr (Oberstufe) unterschiedlich große Klassen waren ich erinnere mich heute an eine Klasse mit zwei Kindern, das eine sehr begabt und reif für das Gymnasium, das andere war schon damals absehbar eine Niete - ja, vielmehr die Gemeinschaft und Freundschaft der Kinder dieser Volksschulzeit im Alter von 6-14 Jahre hält noch heute an! Hat sich die Zeit so verändert? Ist die Situation bei Stadt und Land wirklich so unterschiedlich? All dies bestätigte mir, dass es sehr unklug ist, in letzter Zeit, die Chancengerechtigkeit, oft unter dem Deckmantel der Chancengleichheit für Kinder aus allen sozialen Schichten, soweit ausufern zu lassen, dass es keine Leistungsgruppen mehr geben soll und auch versprochener Förderunterricht (überwiegend aus finanziellen Gründen) nicht stattfindet! Gemäß 34 Abs. 1des Schulorganisationsgesetzes in der geltenden Fassung haben die Allgemeinbildenden Höheren Schulen die Aufgabe, den Schülern eine umfassende und vertiefte Allgemeinbildung zu vermitteln und sie zugleich zur Universitätsreife zu führen. Dieser Anspruch auf einen zur akademischen Laufbahn führenden höheren Leistungsstandard könnte meines Erachtens eine Chance für die Schulform des Gymnasiums sein! Dazu bedarf es allerdings gewisse Eintrittserfordernisse, damit die Qualität gesichert ist (ich sage absichtlich nicht Zugangsbeschränkungen, Aufnahmsprüfungen u.ä.). Das muss Stand vom Seite 16
17 selbstverständlich verbunden sein mit einer praktizierten Durchlässigkeit des Schulformenangebots, damit Spätentwickler (kein Kind ist gleich!) noch zu einem späteren Zeitpunkt von einer Hauptschule oder Neuen Mittelschule ins Gymnasium wechseln können. Solange die Notengebung in den Volksschulen so uneinheitlich wie derzeit ist, sind Noten als Aufnahmekriterium ein nicht geeignetes Mittel! Ebenso wenig die grundsätzlich sehr zu begrüßenden Bildungsstandards, weil das Ergebnis der 4. Klasse Volksschule erst bekannt ist. Wenn der Zug in die AHS schon abgefahren ist! Ein Kind, das eine grundsätzlich zum Studium führende Qualifikation aufweist, soll also mit 10 Jahren zumindest die Grundkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen beherrschen. Also warum fürchten wir uns, einheitliche Aufnahmetests, wonach diese Grundkompetenzen abgefragt werden, anzusprechen? So lange ich mich erinnern kann, jedenfalls seit 1970, wächst die Diskrepanz der unterschiedlichen Niveaus der Schulen im ländlichen Raum zu jenem in den Ballungszentren von Jahr zu Jahr. Leider haben viele Bildungspolitiker das nicht oder zu spät erkannt! Früher waren die Anforderungen, um ein Bildungsziel zu erreichen, am Land viel leichter als in den Ballungszentren, heute haben ländliche Schulen im Allgemeinen ein höheres Niveau als solche in den Ballungszentren. Es darf als allgemein bekannt vorausgesetzt werden, dass beispielsweise in Wien das Niveau vieler öffentlicher Gymnasien jenen des vormaligen Hauptschul- A-Zuges entspricht, ja manchmal jenen des B-Zuges! Seit 1970 nähern sich die Hauptschulen dem Niveau der Sonderschule und letztere beherbergen wirklich nur mehr Bildungsunwillige, die kaum den mindesten Bildungsabschluss schaffen. Dass dies gesellschaftspolitisch wie wirtschaftlich sehr bedenklich ist, können sie ja täglich aus den Medien erfahren! Ist es nicht so, dass in den Ballungszentren, vor allem im Osten die öffentlichen Gymnasien faktisch Gesamtschulen geworden sind, wenn mehr als 50 % der 10-Jährigen ein Gymnasium besuchen? Sind die wiener öffentlichen Schulen im Umkreis von Wien ist es ja auch nicht anders! - wirklich ein gutes Beispiel, dass man bedenkenlos für eine gemeinsame Schule der 10 bis 14 Jährigen eintreten kann? Es ist wahrlich ein circulus vitiosus, wenn hier in den Hauptschulen, Kooperativen oder Neuen Mittelschulen die Kinder mit deutscher Muttersprache oft unter 10 % liegen. Daher ist es Eltern, die sich zu den oben genannten Zielen für ihre Kinder bekennen, nicht zu verübeln, wenn sie mit aller Gewalt, verbunden mit großen finanziellen Belastungen (Nachhilfe! Privatschulen), darum kämpfen, ihr Kind in die Unterstufe eines Gymnasiums zu schicken, selbst wenn es dafür eigentlich nicht geeignet sind. Dann bleibt es im Gymnasium Stand vom Seite 17
18 oder wechselt in eine berufsbildende Schule bis zur Matura, weil es mit 14 oder 15 Jahren keinen adäquaten Arbeitsplatz findet. Die Gesellschaft leidet unter dem Facharbeitermangel, der Staat muss zur Vermeidung der Jugendarbeitslosigkeit mit viel Geld gegensteuern, die Wirtschaft beschwert sich über das niedrige Niveau der Schulabsolventen. Ähnlich ist es bei den 19 Jährigen: viele studieren doch nicht aus wahrer Begeisterung, sondern, weil sie als AHS Maturant keinen Job erhalten. Das ist bei Absolventen Berufsbildender Schulen oder von Fachhochschulen wesentlicher besser! Diese Entwicklung führt auch zu der von allen Bildungspolitikern nicht gewünschten Situation, dass die Diskrepanz zwischen öffentlichen Schulen ohne Schulgeld und Privatschulen mit unterschiedlich hohen Schulgeldern immer größer wird. So haben wir im Theresianum folgendes Dilemma: Unsere Stifterin, Maria-Theresia, hat uns vor allem zwei wesentliche Ziele gesetzt: Alle Schüler sollen 1.) zum Dienst an der Gemeinschaft (soziale Kompetenz) erzogen werden und 2.) für das Verständnis unterschiedlicher Kulturen und Länder eintreten. Wie sollen wir das erste Ziel erreichen, wenn das Schulgeld so steigt, dass sich nur Kinder reicher Erziehungsberechtigter das Theresianum leisten können? Es ist nämlich meine Überzeugung, dass nach dem Einfluss der Familie im Kindesalter (was heute leider teilweise auch im Schwinden ist!) die Verpflichtung zur Rücksichtnahme auf Mitschüler in der Klasse, denen es finanziell nicht so gut geht, der beste Wege zur sozialen Kompetenz ist. Das Theresianum war zumindest seit 1848 immer bestrebt, für alle sozialen Schichten zugänglich zu sein also keine Spur von einer Zugangselite! So waren in meiner Klasse 1957 bis 1965 sowohl Kinder eines Botschafters, ein Bensdorp, ein Gütermann, wie auch Halb- und Vollwaise, der Sohn eines Chauffeurs von Austrobus also eine sozial sehr gemischte Klasse. Wir bemühen uns auch, die Anzahl der Stipendien zu erhöhen. Das Problem der Schwellenangst für weniger begüterte Erziehungsberechtigte konnten wir aber trotz aller Hinweise auf mögliche Stipendien auf der Website und in den Informationsunterlagen nur teilweise bewältigen. Ja, ich gestehe, dass es manchmal nicht leicht ist, den Bestrebungen mancher Elternvertreter mit diesem Argument entgegen zu treten, wenn sie eine Erhöhung des Schulgeldes verlangen, damit wir uns mehr leisten können! Stand vom Seite 18
19 Ich finde es daher sehr bedenklich, ja als groben Widerspruch zum allgemeinen von allen politischen Richtungen verfolgten Ziel der Chancengerechtigkeit jeder soll unabhängig seiner sozialen und wirtschaftlichen Umstände die Möglichkeit der Entfaltung seiner Fähigkeiten und Talente haben, das Gymnasium als Alternative zu einer im öffentlichen Schulwesen ausschließlichen gemeinsamen Schule der 10 bis 14 Jährigen nur den Privatschulen zu verantworten! Das würde längerfristig zu einer bedenklichen Zweiklassengesellschaft führen das was also ja keiner will! Schon im Schulgesetzwerk 1962 wurde in Österreich auf die Durchlässigkeit des österreichischen Schulformenangebots besonders Wert gelegt. Demnach ist es in vielen Schulstufen möglich, die Schulformen bei entsprechender Eignung zu wechseln. Dies bedeutet vor allem für Spätentwickler Chancengerechtigkeit, nur wird dies nach meinen Informationen viel zu wenig genützt. Es ist viel zu wenig bekannt, dass Österreich ein auf der Welt einzigartiges Planungsinstrumentarium für die Schulentwicklung in Österreich hat: Da das Finanzministerium ein mit dem Pflichtschulbereich vergleichbares Bundesschulerrichtungs- und erhaltungsgesetz abgelehnt hat, um eine gesetzliche Verpflichtung zur Versorgung mit weiterführenden Schulen (verbunden naturgemäß mit finanziellen Belastungen ) zu vermeiden, hat das Unterrichtsministerium ab 1970 sich des Schulentwicklungsprogrammes der Bundesregierung als Planungsgrundlage für die Entwicklung der weiterführenden Schulen (Zuständigkeit des Bundes) bedient. Es ist ein Gemeinschaftswerk der zuständigen Ministerien Unterricht, Finanzen, Bauten und den Ländern. Die erste Ausgabe wurde 1971 vom Ministerrat beschlossen und dem Nationalrat zur Kenntnisnahme vorgelegt. Es haben sich zwar seither die Bezeichnungen, Fristen seiner Gültigkeit und auch logischer Weise die Methoden der Planung geändert, für Schulneugründungen und für den Bundesschulbau ist es aber bis heute die wichtigste Planungsgrundlage! Es wurde sehr professionell aufgebaut: Nach einer Schulraumbestandserhebung in ganz Österreich der mittleren und höheren Schulen übrigens meine erste Arbeit bevor ich noch offiziell eine Planstelle erhalten habe wurden und werden immer bei jeder Neuauflage die bildungspolitischen Ziele definiert. Soweit ich mich heute noch erinnern kann, waren dies 1970 u.a. *) Chancengerechtigkeit *) Minderung des Stadt Land Bildungsgefälles *) Forcierter Ausbau des Berufsbildenden Schulwesens Stand vom Seite 19
20 *) Ein Drittel der über 14- jährigen Bevölkerung soll eine weiterführende Schule besuchen. Siehe dann noch unter den Schulbesuchsquoten! *) Anpassung an die differenzierte Schulwirklichkeit: Rücksichtnahme auf die geographische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Struktur der einzelnen Bundesländer bzw. ihrer Landesteile. Beispiel: die Gründung von Lehranstalten für Tourismus in Krems, Retz, Semmering, Neusiedl am See, Oberwart, Bad Leonfelden, Bad Hofgastein, Zell am Ziller, Bludenz zur Förderung der Entwicklung dieser Regionen. *) Bei den AHS die ausreichende Versorgung aller Schulen mit Lehrern ein ab 2014 wieder aktuelles Problem! sowie die überwiegende Deckung des Akademikerbedarfes (Übertrittsquote der Maturanten an die Hochschulen 80 bis 90 %!) *) Bei den Bildungsanstalten für Kindergärtnerinnen die 100 % - ige Erfassung der Fünfjährigen und 70 % -ige Erfassung der Drei- und Vierjährigen das bereits 1970! Interessant und nachhaltig bis Ende der 80-iger Jahre: Neugründung von Unterstufen der AHS nur in Sonderfällen (z.b. wenn zur Entlastung bestehender Schulen notwendig). Erhaltung der Relation AHS Unterstufe zur Hauptschule des Schuljahres 1969/70 (rd. 20 % zu 80 %). Lt. Aktueller Schulstatistik 2011/12 ist der Rückgang der Hauptschulen trotz Gründung der Neuen Mittelschulen österreichweit eklatant: rd. 33% besuchen eine AHS Unterstufe, nur mehr 67 % eine Hauptschule oder Neue Mittelschule! Noch interessanter sind die regionalen Unterschiede: Lt. dieser letzten aktuellen Statistik wird die AHS Unterstufe im Vergleich zu den Hauptschulen und Neuen Mittelschulen in Wien von 51 % (in manchen Bezirken bis zu 70%!) in Vorarlberg von 23 % in Tirol von 33% besucht! Zielquoten und Schulbesuchsquoten: Vom Institut für Raumplanung wurden Extrapolationen der bezirksweisen österreichischen Bevölkerungsentwicklung der 14- bis 19 Jährigen vorgenommen und angepasst. So wurden für die weiterführenden Schulen regional unterschiedliche Zielquoten festgelegt: Für die AHS (Oberstufen und Sonderformen) in Ballungszentren 18,4 %, in dicht besiedelten Gebieten 11,2 % und in dünn besiedelten Gebieten 8 %. Tatsächlich stiegen dann die Schulbesuchsquoten der AHS generell auf 12,2 % in 302 Schulen 1980/81 (1951/52 waren es noch 3,2% in 168 Schulen, 1970/71 10,9 % in 288 Schulen). Lt. Aktueller Schulstatistik des Schuljahres 2011/12 sind dies in ganz Österreich 19% in 340 AHS. Stand vom Seite 20
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