Einführung in die Allgemeinmedizin Skript (Stand SS 2010) Dr. H-J. Hellmuth
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- Siegfried Grosser
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1 Einführung in die Allgemeinmedizin Skript (Stand SS 2010) Dr. H-J. Hellmuth
2 Zusammenarbeit mit dem Kranken, biopsychosoziale Gesamtschau Das Hermeneutische Fallverständnis: nach Prof. Axel W. Bauer, Mannheim, 1997 Bei diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen werden berücksichtigt: Anamnese, Symptome, Befunde (Labor, ) Erlebte Anamnese Kenntnis des sozialen Umfeldes, Geschichte des Patienten Einblicke in Lebenssituation und Lebensorientierung des Patienten Aufgabe ist, diese Elemente integrativ zusammenzubringen und interpretierend zu verstehen! LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 2
3 Häufigkeiten von akuten Beratungsergebnissen in der Allgemeinmedizinpraxis 1 1 Myalgien, einfache (P. Landolt-Theus) 2 Fieber, uncharakteristisches 3 Afebrile Allgemeinreaktion 4 Arthropathie und Periarthropathie 5 Kontusionen obere/untere Extremität, Rumpf 6 Hypertonie 7 Hautwunden 8 Kreuzschmerzen 9 Erbrechen und/oder Durchfall 10 Schwindel LB AM Uni WÜ Infektionen in der AM 3
4 Rang Beratungsergebnisse gesamt (auch chron.) Fink 2007 Braun Uncharakteristisches Fieber 69,75 Promille 2. Hypertonie (wahrscheinlich essenziell) 48,14 Promille 3. Myalgie 35,46 Promille 4. Kreuzschmerz 29,15 Promille 5. Luftwegkatarrh kombiniert 26,62 Promille 52,7 Promille 41,1 Promille 29,6 Promille 22,1 Promille 11,5 Promille 6. Arthropathie, Periarthropathie 25,44 Promille 29,1 Promille 7. Afebrile Allgemeinreaktion 23,56 Promille 20,5 Promille 8. Husten 23,28 Promille 25,5 Promille 9. Tonsillitis acuta (Angina) 20,06 Promille 14,7 Promille 10. Diabetes mellitus (Typ I, Typ II) 19,12 Promille 12,8 Promille Tabelle 1: Die zehn häufigsten Beratungsergebnisse in der Allgemeinarztpraxis. Nach Fink W., Haidinger G. Die Häufigkeit von Gesundheitsstörungen. Z Allg. Med. 2007; 83: LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 4
5 Hausbesuchstätigkeit Den Arzt trifft generell die Pflicht, die ihm möglichen und zumutbaren Maßnahmen durch Rat und Tat zu treffen, um einen erkennbar drohenden gesundheitlichen Schaden von seinem Patienten abzuwenden. Dazu gehört neben der Pflicht zur persönlichen Untersuchung des Patienten die Pflicht zu Hausbesuchen Auszug aus dem Handbuch des Arztrechts (Laufs/Uhlenbruck, 1992) LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 5
6 Hausbesuchstätigkeit Versorgung des Kranken im häuslichen Rahmen ist in Europa jahrhundertealte Tradition! In anderen Ländern, z. B. USA, werden keine Hausbesuche durchgeführt ( Rettungsdienst holt Patienten im Klinik wesentlich höhere Kosten!!) Vergütung eines Hausbesuchs tagsüber in BRD nach GOÄ (1fach): 18,65 + Wegegeld, nach EBM 2009: 15,40 + 1,52 Wegegeld (Budget) (jeweils einschl. Beratung und symptombezogene Untersuchung) LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 6
7 Hausbesuchstätigkeit Bedeutungswandel im Lauf der Jahre Beginn der 60er Jahre: Wood (GB): - in 14 Tagen: 133 Konsultationen in der Sprechstunde 286 Hausbesuche Braun (D): - in 1 Monat: 226 Konsultationen in der Sprechstunde 196 Hausbesuche Beginnn der 80er Jahre: (Braun) Sprechstunde: Hausbesuch = 5:1 bis 7:1 Heute: Sprechstunde: Hausbesuch = 15:1 bis 20:1 LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 7
8 Hausbesuchstätigkeit Akuter/Dringender und Notfall-Hausbesuch (akute Erkrankungen, akut lebensbedrohliche Zustände) Geplanter Hausbesuch (z.b. interkurrente Erkrankungen bei nichtgehfähigen Patienten) Routine-Hausbesuch (Betreuung von multimorbiden Patienten, die die Praxis nicht aufsuchen können, Patienten in Altenheimen und Pflegestationen) LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 8
9 Durchschnittlich durchgeführte (Quelle: KV WL) Hausbesuche: Pro Hausarzt (ohne KV- Dienste) Pro Kinderarzt Pro anderer Facharzt LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 9
10 Durchschnittlich durchgeführte (Quelle: KV WL) Hausbesuche pro Hausarzt: Routine-Besuch Notfallbesuch Mitbesuche LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 10
11 Erkennung Abwendbar Gefährlicher Verläufe (AGV) Definition: Allgemeinmedizinisches Vorgehen zum Auffinden eines dringend behandlungsbedürftigen Zustandes aus einer Gruppe primär gleichartig und ungefährlich erscheinender Befindungsstörungen. (Kruse/Schetteler, 1995) Charakteristika: Trotz seiner Seltenheit von großer praktischer Bedeutung ( immer daran denken! ) Das Erkennen des AGV ist eine spezifische allgemeinärztliche Aufgabe im Rahmen der Sieb- und Notfallfunktion LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 11
12 Hausärzte denken anders Droht ein gefährlicher Verlauf? Welche Fragen sind zu stellen, welche Befunde zu erheben, um den gefährlichen Verlauf auszuschließen? Welche Therapie ist erforderlich (und verfügbar), um einen möglichen gefährlichen Verlauf abzuwenden? Ist weitere Diagnostik sinnvoll? Hätte eine genauere Diagnose unter den gegebenen Umständen wesentliche therapeutische Konsequenzen? Welche Behandlung kann helfen? Gibt es sinnvolle ärztliche Interventionen zur Heilung oder Linderung der Beschwerden? Was kann der Patient selbst zur Besserung unternehmen? Kann der Spontanverlauf abgewartet werden? abwarten handeln LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 12
13 Thoraxschmerz in der hausärztlichen Praxis Thoraxschmerz als Leitsymptom in der hausärztlichen Praxis ist überwiegend nicht durch ein gefährliches Krankheitsbild bedingt Aber: Bedenken des abwendbar gefährlichen Verlaufs!!! (Siebfunktion des Hausarztes!) LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 13
14 Schmerzlokalisation und -intensität n= schwer mittel leicht unbekannt LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 14
15 Zeitpunkt des Myokardinfarktes Männer Frauen nachts 33% 41% frühmorgens 30% 20% LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 15
16 Diagnostik und Therapie des akuten Koronarsyndroms in der Prähospitalphase (AWMF-Leitlinie, 2000, ergänzt nach CURE-Studie) Untersuchung! Erstmaßnahmen: - Nitroglycerin und Schmerzbehandlung (z.b. Morphin i.v.) - Antiemetika (Metoclopramid) - Acetylsalicylsäure, Clopidogrel, Heparin Weitere Maßnahmen (Transport, NA etc.) LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 16
17 80% Myokardinfarkt: sofort handeln! Zeitspanne zwischen Beginn der Symptomatik und Auftreten von Kammerflimmern 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0 1 h 2 h 3 h 4 h 5 h 6 h 8 h LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 17
18 Myokardinfarkt: sofort handeln! Zeitspanne zwischen Beginn der Symptomatik und Tod (kumulativ) LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 18
19 Akutes Koronarsyndrom Epidemiologie Im Jahr 2005 starben in Deutschland insgesamt mehr als Menschen an einem akuten Herzinfarkt. LB AM Uni WÜ Allgemeinärztliches Handeln 19
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