Nie wieder erschöpft

Transkript

1 Inka Jochum Nie wieder erschöpft Sanfte Übungen zur körperlichen und geistigen Erholung Auch zur Vorbeugung und Heilung bei Burn-out nymphenburger

2 Ich danke Meister Zhi Chang Li, Meister Liu Han Wen und Ursula Stummvoll für die Pionierarbeiten im Qi Gong und die Weitergabe der Lehre. Sehr herzlich möchte ich mich auch bei meinem Bruder, dem anthroposophischen Arzt Dr. med. Karl-Heinz Jochum, seiner Frau Mariko und seinen vier Töchtern bedanken. Insbesondere bei seiner ältesten Tochter Maki, die wiederum für die Fotos zur Verfügung stand nymphenburger in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH München. Alle Rechte vorbehalten. Redaktionelle Mitarbeit: Sabine Jaenicke Umschlag: Wolfgang Heinzel Kalligrafie: Su-shao Wu Fotos Innenteil: Wolfgang Roucka, München Fotomodell: Maki Maier-Hartmann Zeichnungen: Computergrafik Theiss Heidolph, München Zeichnungen auf S. 12: Anneli Nau, München Satz: Walter Typografie & Grafik GmbH, Würzburg Gesetzt aus 10/14 Optima Druck und Binden: Offizin Andersen Nexö, Leipzig Printed in Germany ISBN

3 Inhalt Einführung 7 Das Energiesystem 11 Qi Lebensenergie 11 Meridiane Lebensenergiebahnen 15 Tiefenentspannung 30 Der Große Energiekreislauf 39 Frische Energie durch Chan Mi Gong 43 Tipps für ein heiteres und gelassenes Leben 57 Das heilende Mantra 63 Die Autorin 64

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5 Einführung Ein Leben voller Vitalität, Kraft, Energie und Heiterkeit ist für jeden Menschen möglich. Wir haben alle Anlagen dafür mitbekommen. In uns ist alles vorhanden, was wir brauchen. Doch haben viele von uns den Zugang dazu durch jahrelange Überforderung und Anstrengung verloren, fühlen sich müde und erschöpft, bis hin zum Burn-out. In unserem normalen Arbeitsprozess sowie durch den heutigen Freizeitstress wird uns immer mehr abverlangt, sodass wir unser Gleichgewicht und unsere innere Mitte verlieren. Im Kontakt mit der inneren Mitte Wenn wir uns klarmachen, wie viel Zeit wir für anstrengende Arbeit und wie viel Zeit wir uns für Tiefenentspannung einräumen, wird schnell deutlich, wie wenig wir an Ausgleich denken. Wenn wir uns erschöpft fühlen, ist das immer ein Zeichen, dass wir die Beziehung zu uns selbst, zu unserer inneren Mitte verloren haben. Wer hingegen das Gefühl kennt, in der Mitte zu ruhen, weiß, wie angenehm es einen durch die Höhen und Tiefen einer anstrengenden Arbeitswoche begleiten kann. Es ist der Gleichgewichtszustand von Nichtstun und Arbeit, von Vertrauen und Angst, von Heiterkeit und Traurigkeit, von Bewegung und 7

6 Nie wieder erschöpft Ruhe, von Entspannung und Anspannung. Wir fühlen uns dabei heiter und gelöst. Als Baby und Kleinkind befanden wir uns alle in so einem glücklichen Zustand, der mit Giggern und Lachen, Bewegen und Ruhen erfüllt war. Da die Ich-Kraft noch nicht erwacht war, konnten wir keine negativen Gedanken entwickeln und waren durch den freien Fluss der Energie mit dem gesamten Kosmos im Einklang. Der Mensch steht als Mikrokosmos auf der Erde und ist mit dem Makrokosmos (Universum) verbunden. Die Verbindung entsteht Energiebahnen im menschlichen Körper 8 durch Energiebahnen (Meridiansystem) im menschlichen Körper. Sie wurden in China vor ca Jahren entdeckt und werden seitdem erforscht. Daraus entstand die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) mit den Übungsformen von Tai Chi Chuan und Qi Gong. Die Basis dieser Übungsformen ist das Qi = Lebensenergie, das mittels unserer Vorstellungskraft durch unsere Energiebahnen gelenkt werden kann. Fließt diese Energie frei in unseren Energiebahnen, fühlen wir uns frisch und aktiv. Bei Blockaden in den Energiebahnen entstehen körperliche und geistige Erkrankungen. Erschöpfung bedeutet immer eine länger vorausgehende Blockade in unseren Energiebahnen. Diese Energiestaus können durch körperliche oder geistige Ursachen entstehen. Das Wechselspiel von Gedanken und Körper ist sehr bedeutsam. Wenn

7 Einführung wir uns ängstlich fühlen, werden automatisch die Energiebahnen blockiert, unsere Organe sind mit Energie unterversorgt und unsere Muskulatur gerät in einen für uns fühlbaren Spannungszustand. Haben wir länger eine schlechte Haltung, z. B. vor dem Computer, ist unsere Bauchmuskulatur und unser Zwerchfell eingeengt, die Energiebahnen sind blockiert und wir fühlen uns unangenehm kraftlos. Wenn wir uns also erschöpft und müde fühlen, haben wir viel zu wenig auf unsere Körperhaltung und Muskulatur geachtet und auch unsere Gedanken und Stimmung nicht wahrgenommen. Deshalb ist es wichtig, dass wir mit Achtsamkeit unsere Körperhaltung und Gedanken beobachten. Schon Marcus Aurelius Augustinus sagte: Das Glück deines Lebens wird bestimmt von der Beschaffenheit deiner Gedanken. Die Kraft der Gedanken gepaart mit dem Wunsch und Willen zur Veränderung sind die Voraussetzung, wieder vital und energievoll zu leben. Versuchen Sie deshalb so oft wie möglich, sich folgende Affirmation zu sagen: Ich will mich verändern. Achtsamkeit für Körper und Geist Dies öffnet Sie, damit Sie sich im Fluss des Lebens befinden und nicht gegen den Strom schwimmen, was sie wiederum viel Energie kosten würde. Verändern Sie sich langsam, nehmen Sie sich 9

8 Nie wieder erschöpft nicht zu viel vor, denn Frustration bei Nichteinhalten von Vorhaben blockiert wieder Ihre Energie. Gleiten Sie langsam und immer heiter in eine tägliche Praxis. In diesem Buch stelle ich Ihnen Übungen aus der Traditionellen Das Wissen der Traditionellen Chinesischen Medizin Chinesischen Medizin vor. Sie stammen aus dem Jing Qi Gong (Stilles Qi Gong) und dem Chan Mi Gong (buddhistisches Qi Gong). Sie helfen Ihnen, dass Ihre Wahrnehmungsfähigkeit gesteigert wird und sich Wohlbefinden einstellt. Die Gesundheit wird stabilisiert, Sie stärken Ihre innere Mitte und werden dadurch wieder freudvoll und vital. 10

9 Das Energiesystem Qi Lebensenergie In den Energiebahnen (Meridianen) fließt Qi, eine bisher nicht messbare, doch alles durchdringende und wahrnehmbare Lebensenergie. Mit Qi bezeichnet die chinesische Lebensphilosophie die dynamische Antriebskraft für alle physiologischen Funktionen und Lebensvorgänge im menschlichen Organismus. Bei den Japanern wird Qi als dynamische Antriebskraft sie Ki genannt, bei den Indern Prana und bei den Tibetern Lung. Meister Zhi Chang Li lehrt in seinen Kursen: Der Mensch ist von Qi umgeben, und das Qi ist im Menschen. Das Qi der Natur ist in uns, und wir leben im Qi der Natur. Das Qi des Kosmos ist in uns, und wir sind im Qi des Kosmos enthalten. Mit jedem Atemzug nehmen wir durch die Meridiane und Poren Qi auf, und besonders durch die Vorstellungskraft können wir es noch intensivieren. Im Menschen gibt es darüber hinaus besondere Pforten, um Energie aufzunehmen und abzugeben: Die Erdpforte befindet sich in der Fußmitte unter dem Fußballen (TCM: Nierenpunkt, Sprudelnde Quelle, Yongquan- Punkt). 11

10 Nie wieder erschöpft Sprudelnde Quelle Yongquan-Punkt Die Menschenpforte befindet sich in der Handmitte (Lau- Gong-Punkt). Menschenpforte Lau-Gong-Punkt Die Himmelspforte befindet sich am Scheitelpunkt (Kronenchakra). Der Hui-Yin-Punkt (Dammpunkt) verbindet die Erdpforten (Füße) über den Zentralkanal mit der Himmelspforte (Kronenchakra). Für die Übungen des Chan Mi Gong ist er besonders wichtig. 12

11 Das Energiesystem Generell wird zwischen Yin, der weiblichen Energieform, und Yang, der männlichen Energieform, unterschieden. Das Symbol hierfür ist Folgendes: In unserem Körper fließt Yin- und Yang-Energie. Sind die beiden ausgeglichen, fühlt sich der Mensch gesund und in Harmonie. Durch Qi-Gong-Übungen können wir entstandene Yin- sowie Yang-Schwächen oder ein Der Ausgleich von Yin und Yang Zuviel von Yin oder ein Zuviel von Yang ausgleichen und uns damit wieder ins Gleichgewicht bringen. Das Untere Dantien setzt sich aus verschiedenen Energieformen zusammen: Energie als vererbte Anlage unserer Eltern Die embryonale Energie (in den Nieren gelagert) Energie durch unsere Atmung Energie der Landschaft, in der wir geboren wurden Energie in unserer Nahrung Energie unseres körperlichen Verhaltens Energie unseres geistigen Verhaltens 13

12 Nie wieder erschöpft Nach Vorstellung der Traditionellen Chinesischen Medizin ist unser Hauptenergiereservoir das sogenannte Untere Dantien (das Gehirn im Bauch), das nach Karlfried Graf Dürckheim unter dem japanischen Begriff Hara im Westen bekannter ist. Sie können es fühlen. Unterteilen Sie den Bereich vom Nabel zum Schambein in fünf Teile. Das Untere Dantien liegt im zweiten Bereich, vom Schambein aus gesehen, im vierten Bereich, vom Nabel aus gesehen also sehr tief. Stellen Sie sich keinen Punkt, sondern einen Raum vor, wie einen Golfball, einen Tennisball oder noch größer. Nabel Unteres Dantien Schambein 14