In Frieden Abschied nehmen Epheserbrief Kapitel 2, Verse Predigt von Pfarrerin Theresa Rieder 5. Juni 2016 Neue reformierte Kirche
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- Ulrike Keller
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1 Epheserbrief Kapitel 2, Verse Predigt von Pfarrerin Theresa Rieder 5. Juni 2016 Neue reformierte Kirche Pfarrerin Theresa Rieder Im Baurenacker 9, 8902 Urdorf, , urdorf.ch
2 BILD zur Predigt Anlässlich der Installationsfeier vom 6. Juli 2014: "Einer teilt reichlich aus und hat doch immer mehr." Miteinander teilen die Keramik von Anita Meerson hergestellt beschreibt die Früchte des gelebten Friedens. - 2-
3 LESUNG: Epheserbrief Kapitel 2, Verse 17-22: 17 Und er kam und verkündigte Frieden euch, den Fernen - und Frieden den Nahen. 18 Denn durch ihn haben wir beide in einem Geist Zugang zum Vater. 19 Ihr seid also nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, ihr seid vielmehr Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, 20 aufgebaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten - der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. 21 Durch ihn wird der ganze Bau zusammen- gehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, 22 durch ihn werdet auch ihr mit eingebaut in die Wohnung Gottes im Geist. Wort der Heiligen Schrift. - 3-
4 Predigt zum Thema Inhalt 1. Was ist Gottgegeben? Fragen... 5 Wofür wozu warum dankbar sein? Mehr Frieden weniger Streit. Aufzählung... 5 Täglich etwas für den Frieden tun Abschied üben in Frieden. Rückschau... 6 Dankbarkeit Es gibt eine Zeit danach. Ausblick Frieden herbeirufen Frieden schaffen. Erzählung... 9 In Begegnungen mit Flüchtlingen Abschied ist Aufbruch. Fazit Im Abschied den Blick auf danach richten Segen
5 1. Was ist Gottgegeben? Fragen Wofür wozu warum dankbar sein? Liebe Gemeinde Und er kam und verkündigte Frieden euch, den Fernen und Frieden den Nahen. Jesus verkündigte allen Menschen Frieden. Er fragte nicht, ob du auch Jude seist, sondern er verkündigte Frieden auch den Fernen, nicht nur den Nahen. Als Kirche, als reformierte Kirche, ist Frieden schaffen bis zum heutigen Tag eine unserer zentralsten Aufträge: «Frieden wünsche ich Dir und Frieden wünsche ich mir. Friede für uns alle und für die ganze Welt.» Dieses Lied gilt mir, dir und allen. Welcher Frieden ist gemeint? 2. Mehr Frieden weniger Streit. Aufzählung Täglich etwas für den Frieden tun. Das Gegenteil von Frieden erkennen wir gut: Krieg, Terror, aber auch bei Unglück durch Naturkatastrophen und Hunger ist der Frieden weg, und ebenso herrscht kein Frieden, solange Ungerechtigkeiten zum Himmel schreien. Frieden in Nationen, Gesellschaften, Institutionen und in Familien das ist ein Zustand, der nie ganz erreicht wird, den wir uns aber wünschen. Und: oh, welch Glück, das ist wie eine Hochzeit, Ostern und Geburtstag zusammen, wenn wir einen Moment lang Frieden erfahren dürfen. Für unseren Frieden im Herzen und untereinander müssen wir täglich etwas üben. Frieden kommt nicht von selbst zu uns. Aber es gibt Menschen, bei denen ist mehr Frieden im Herzen als bei anderen. - 5-
6 Das spüren wir untereinander. Je mehr Frieden, desto weniger Streit und Krieg, so geht die einfache Gleichung. Es braucht etwas Selbstüberwindung: miteinander reden, sich auf andere Meinungen einlassen - auch auf die Ideen der mühsamen nervigen Menschen ihnen begegnen, sich auf Gespräche einlassen. Ja sagen, wo Ja geboten ist; Nein sagen, wo Nein geboten ist, Schweigen, wo Schweigen geboten ist. Christi Geist der Liebe führt uns zu Frieden. Es braucht Übung ein Leben lang, dieser erstrebenswerte Frieden. 3. Abschied üben in Frieden. Rückschau Dankbarkeit Liebe Gemeinde, heute ist offizieller Abschiedsgottesdienst. Abschied nehmen ist so eine Sache nicht ausgesprochen angenehm, etwas beklemmend und doch Abschied nehmen sollte man üben gut einüben! Da frage ich mich natürlich, wie mache ich das jetzt in der Predigt? Natürlich im Frieden doch: Wie? Also: Liebe Gemeinde, hier und jetzt in der Predigt lassen Sie mich zwei Dinge tun, um auf ein Drittes zu hoffen: Einmal zurückschauen und einmal vorausblicken um drittens auf Christi Frieden zu hoffen. Schaue ich zurück, dann erkenne ich so viel, was ich empfangen durfte; ich denke an das Viele, das wir teilten, Vieles war wunderbar, Weniges war schwierig. Für Vieles, das ich hier lernen und erleben durfte, bin ich Ihnen sehr dankbar, Vieles werde ich in bester Erinnerung im Herzen tragen: Vor allem sind es wertvolle - 6-
7 Begegnungen mit Menschen, die ich ins Herz schliesse, weil wir uns kennen lernen durften. Liebe Urdorfer und Urdorferinnen und liebe Freunde aus Nachbar- gemeinden, ihr hattet mich mit einem schönen Gottesdienst und Fest will- kommen geheissen. Da begann ein gemeinsamer Weg. Wir sind uns begegnet an verschiedenen Anlässen, beim Singen und Beten; am Mittagstisch oder an der Chilbi oder bei Ihnen zuhause, im Eltern- Kind- Singen, in Jugendgottesdiensten, im Konfirmations- Unterricht und lager. Auch bei Trauergesprächen sind wir uns begegnet. Wir haben Stille miteinander geübt und über das Stillsein viel gesprochen; wir haben uns ausgetauscht, kennen gelernt, manchmal traurig, manchmal fröhlich. Wir haben uns in die Augen geschaut, umarmt und darum bleibt eine Verbundenheit, manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger intensiv. Uns verbindet ein Stück Lebensweg, den wir miteinander geteilt haben. Ich will heute nicht Rückschau halten im Einzelnen, das wäre uferlos. Unsere persönlichen Begegnungen kennen wir ja selber. Das war der Blick zurück. Nun geht es um den Blick nach vorne. Eine kurze Erzählung dazu, sie könnte den Titel tragen: «Es gibt auch eine Zeit danach.» 4. Es gibt eine Zeit danach. Ausblick. Frieden herbeirufen Die Geschichte begann vor drei Jahren. Fredi Bruppacher hatte mich angerufen. Ich war Vikarin in der Neumünsterkirche Zürich und hatte grosse Prüfungen vor mir. Mein Kopf stand mir nicht nach Pfarrstelle. Nicht jetzt, ich sagte ab «geht nicht jetzt», erklärte ich. - 7-
8 Da klingelte mein Handy gleich noch einmal und von dir, lieber Fredi, hörte ich den Satz, der mitten in mein Herz drang: «wüssed Si, es gibt auch eine Zeit nach den Prüfungen». Liebe Gemeinde, Heute führe ich diesen Satz weiter aus für uns: Wie soll diese Zeit aussehen? Diese Zeit steht in der Verkündigung Christi: Es geht um Frieden. Frieden für die Nahen und Frieden für die Fernen. Dafür, liebe Brüder und Schwestern, wollen wir unsere Kraft verwenden, für Frieden in uns, in unseren Familien, mit unseren Nahen und Fernen. Heute beim Abschied nehmen wollen wir auch in die Zukunft schauen und dem Friedenslied Taten folgen lassen... Hier in Urdorf können wir nicht 60 Millionen Flüchtlingen beistehen, das überfordert. Wenn wir aber den wenigen beistehen, die mitten unter uns leben, dann ist uns plötzlich Vieles möglich. Es gibt also auch eine Zeit nach dem Abschied! Es gibt eine Zeit danach. Auf dieses danach wollen wir nun unsere Kraft lenken, dieses danach möge in uns. Unser Abschied heute ist nicht das Ende unseres gemeinsamen Weges mit Christus sondern ein AUFBRUCH zu Frieden. - 8-
9 5. Frieden schaffen. Erzählung In Begegnungen mit Flüchtlingen Am vergangenen Dienstag durfte ich dazu etwas Grosses erfahren, eine grosse Erfahrung von Frieden. Da fand im Jugend- Träff ein Brunch statt, ein besonderer Brunch mit Flüchtlingen. Etwa 15 Urdorferinnen und Urdorfer waren gekommen. Drei junge Theologie- Praktikanntinnen aus Deutschland waren dabei und mehr als 20 junge Männer, die in der Notunterkunft NUK schlafen. Etwa 40 Leute sassen im Jugend- Träff an einem langen bunten Tisch. Pfarrer Claude Fuchs hatte schon einige Male dazu eingeladen. Er tut dies als Vertreter der Regionalgruppe Urdorf von Solinetz, ganz im Sinn, wie unsere HEKS uns aufruft zum: Farbe bekennen zu unseren Flüchtlingen in der Schweiz 1. Von ihm weiss ich, das in der NUK derzeit 70 junge Männer wohnen. Vor einem Jahr waren es nur etwa 12. Der gemeinsame Brunch ist ein einfaches Mittagessen. Das gibt die Möglichkeit, mit dem einen und anderen zu reden, zu fragen, wie sie untergebracht sind, wie sie leben; weshalb sie in die Schweiz gekommen sind. Es ist eine Möglichkeit zu einer persönlichen Begegnung mit Flüchtlingen, die in unserer Gemeinde wohnen. Nun will ich solche Begegnungen keineswegs romantisieren. Es braucht Kraft, sich auf Fragen einzulassen ein junger Mann, alles junge Männer und für mich als 55- jährige Pfarrerin sind Männer unter 40 jung haben aus ihrem Leben mehr zu erzählen als mancher Krimi hergibt. 1 Farbe bekennen ist eine Kampagne der HEKS, die sich für Flüchtlinge in der Schweiz engagiert. - 9-
10 Es braucht Mut zu fragen und Kraft zum Zuhören. Es braucht Kraft, sich diesen menschlichen Schicksalen anzunähern. Oft müssen die Männer monatelang in stand by Position sein. Sie dürfen nicht arbeiten. Sie müssen warten auf einen Entscheid, bleiben zu können oder abgeschoben zu werden. In der NUK wohnen heisst auch, von Fr im Tag zu leben und zu überleben und vor allem auszuhalten: Wie soll es weitergehen? Es hat mit berührt zu sehen, dass gestandene Frauen und gestandene Männer da waren. Erfahrene Menschen, die eine Atmosphäre einer Art familiärer Normalität tragen helfen. Die meist farbigen Männer stammen aus unterschiedlichen Ländern, keine Familie, keine Oma, keine Schwester geschweige denn eine Ehefrau ist mit ihnen. Sie sind allein, entwurzelt entflohen aus vielen Gründen ihre Hoffnung ist LEBEN, Leben in Frieden. Liebe Gemeinde Jesus kam und verkündigte Frieden, den Fernen und Frieden den Nahen. Am Brunch mit Flüchtlingen aus Urdorf durfte ich einen intensiven Moment lang Frieden erfahren. Urdorfer Männer spielten am Töggelikasten mit Flüchtlingen. Da war auch ein riesig grosser freundlicher Hund. Er tröstete die Menschen und man durfte ihn auch streicheln. Unsere Frauen unterhielten sich gemeinsam am Tisch mit Flüchtlingen und nahmen so am Leben dieser jungen Männer teil. Es entstand ein Moment der Normalität, ein Moment der Menschlichkeit. Ich sprach mit einem Mann aus dem Sudan. Er habe 10 Geschwister, eine Schwester sei verheiratet und sie sei Ärztin. Er selber sei schon - 10-
11 im Gefängnis gewesen, darum sei er geflohen. Er habe Computer- wissenschaften studiert. Er möchte hier studieren können. Er freute sich, dass ich mit ihm redete, dass ich fragte, warum er hier sei. Warum ich mit ihm rede, wollte er wissen. - Es könnte auch ich sein, die fliehen muss, man sucht sich das nicht aus, antwortete ich. Er möchte mich treffen zum Kaffee. Ich antwortete, dass das nicht gehe, es wäre anders, wenn seine Schwester und ich uns zum Kaffee treffen würden. Aber hier im Chile- Träff, an diesem öffentlichen Raum, da können wir sprechen, das sei für mich in Ordnung so. Das verstand er gut. Dann erhob er sich und ich beobachtete, wie er unser Gespräch seinen Kollegen in arabischer Sprache weitererzählte. Auch sie verstanden diese Grenze, die ich da gezogen hatte. Liebe Gemeinde, das ist kein Brunch, wo wir unsere Jugendlichen hinschicken. Gestandene Frauen und Männer waren gekommen, Menschen aus Urdorf, die es aushalten hinzusehen, sich der Not und der Schicksale dieser guten jungen Männer zuzuwenden. Mit Gesprächen beistehen. Mit einem Spiel am Töggelikasten. Mit etwas Trost im Herzen und Güte und Verständnis. So fühlt sich Frieden an. Gross sind die Wünsche und klein die Möglichkeiten. Doch: gleichzeitig so tiefe Dankbarkeit und Freundlichkeit derselben Menschen ein Geist des Berührtseins von Herz zu Herz und FRIEDEN. Intensiveren Frieden, tieferen Frieden hatte ich schon lange nicht mehr gespürt in meinem Herzen als in dieser Stunde des gemeinsamen Bemühens, sich zu begegnen. Hingehen, selber über die sicheren Grenzen hinaus sich auf diese meist Männer einzulassen. Ihnen wie Schwester, Bruder, Mutter, Vater beistehen mit ein paar Worten und etwas Zeit. Eine Stunde Normalität leben. Eine Stunde, die weit mehr bewirkt und nachhallt, als man ahnen kann
12 So kann ein danach aussehen für Christen, die sich in den Auftrag Christi stellen: Jesus kam und verkündigte Frieden euch, den Fernen und Frieden den Nahen. 6. Abschied ist Aufbruch. Fazit Im Abschied den Blick auf danach richten Liebe Gemeinde, Es gibt immer ein danach, denn unser Gott ist ewig. Für einen Sterbenden ist das danach anders als für eine Vikarin vor den Prüfungen und noch einmal anders für einen jungen Flüchtling. Für mich geht es danach in der Kirchgemeinde Lenk weiter. Wir wissen nicht genau, was danach kommt. Wir stehen trotzdem in der Verantwortung für das nachher. Als Christen und Christinnen ist uns das Gebot für Frieden heute im Bibelwort gegeben. Wenn wir heute voneinander Abschied nehmen, tun wir dies mit einem Blick auf danach. Unser danach heisst heute Frieden. Frieden für uns und für unsere Nächsten hier in Urdorf: Jesus kam und verkündigte Frieden euch, den Fernen und Frieden den Nahen. AMEN
13 Segen GOTT segne dich und behüte dich. ER lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. GOTT erhebe sein Angesicht auf dich, und gebe dir SEINEN Frieden. AMEN. Bibeltext: Zürcher Bibel Bildnachweis: Foto von Meinrad Blank Aufbereitung für Druck und Web: Daniel Suter - 13-
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