Coburg, 23. Februar Chancen nutzen Geschlechtsbezogene Lebenslagen von Mädchen und Jungen und Übergänge in den Beruf
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- Carsten Brandt
- vor 7 Jahren
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1 Coburg, 23. Februar 2011 Chancen nutzen Geschlechtsbezogene Lebenslagen von Mädchen und Jungen und Übergänge in den Beruf Michael Drogand-Strud Alte Molkerei Frille
2 Berufe: auch die Sprache wirkt Weiblich oder männlich? Mechatronike? Erziehe? Zahnarztassisten? Nageldesigne? Bankkauf? Hotelfach? Flugbegleit? Tierpfleg? Übersetze? Kosmetike? Männlich oder weiblich? Florist? Fleisch? Bäckereifachverkäuf..? Lokführe? Technik? Laboran? Chemik? Kindergärtne? Gebäudereinig? Physiotherapeu?
3 Wie ist die Situation von Mädchen heute? Medien und Politik malen auch ein deutliches Mädchenbild: Mädchen haben es geschafft!
4 Der (fach-)politische Diskurs Mädchen haben alle Möglichkeiten - sie müssen nur zugreifen
5 Diese Botschaft erreicht auch die Mädchen in Form von Jugendmedien: TV/Internet FreundInnen Clique/Peer Werbung
6 Mädchen heute können alles, was Jungen auch können sind Bildungsgewinnerinnen verfügen über soft skills sind flexibel können Multitasking haben ihre Gehirnhälften besser vernetzt Gewinnerinnen der Postmoderne!
7 Was wird im politisch medialen Diskurs daraus gefolgert? Gleichberechtigung ist da! Mädchenarbeit hat ihr Ziel mehr als erreicht: Mädchen sind an Jungen vorbei gezogen Mädchen brauchen keine (Extra-) Förderung mehr!
8 Welche Botschaften erreichen die Mädchen? tu was immer dir gefällt alles ist möglich es gibt keine Benachteiligungen mehr wenn Du scheiterst, bist Du selbst Schuld du bist allein verantwortlich dafür, was Du aus Deinem Leben machst
9 Welches Bild wird von Jungen heute gezeichnet? Arme Jungs Sorgenkinder Bildungsverlierer
10 Die öffentliche Wahrnehmung: Das mediale Jungenbild stellt Jungen als gewaltbereit und dumm dar. Bestehende einseitige Jungenbilder werden verstärkt. Viele Jungen identifizieren sich nicht mit diesen Bildern, sie werden aber mit ihnen konfrontiert.
11 Jungenbilder in der Pädagogik
12 Zuschreibungen Männlichkeit familienernährend erwerbstätig überlegen entschieden unempfindlich Technologie- & Natur-beherrschend kantig
13 Jungen heute: Umgehen mit Zuschreibungen und Einschränkungen: Dem klassischen Jungenbild und suggerierten Erwartungen (potentieller) Partnerinnen nach einem starken und (ver)sorgenden Partner genügen Alternativen zum hegemonialen Männerbild finden und ein sozial kompetentes, erfüllendes, selbst-bestimmtes Leben führen ohne die Zugehörigkeit zur Kategorie Männlichkeit zu verlieren Überforderungen bewältigen: Immer-funktionieren-müssen Lässig & Cool-Sein Alles-im-Griff-haben
14 Das moderne Mädchenbild: schön stark schlank, sexy selbstbewusst sexuelle aufgeklärt und aktiv gut gebildet und ausgebildet familien- und berufsorientiert zugleich heterosexuell weiblich und anschmiegsam cool und selbständig frei von Schmerz, Problemen und Scheitern
15 weibliche Emanzipation = Addition: alte Mädchenbilder + alte Jungenbilder
16 Aktuelle Mädchenbilder sind eine Gemengelage aus alten und neuen Zuschreibungen neu ist die Aufnahme männlicher Attribute cool, stark, erfolgreich, unabhängig alt ist Erhalt weiblicher Attribute schön, schlank, anschmiegsam, sexy
17 Die Inszenierung des Körpers als zentrale Lebensaufgabe schüchtern lieb süß aufopfernd aber auch Frauchen aufschauen zum Mann untergeordnet
18 immer jüngere Mädchen sollen schon sexy weiblich sein die Mode von Kleinkindern gleicht immer mehr der Erwachsener Frauen
19 Mädchen sind mit einer Welt konfrontiert die ihnen gleichberechtigt erscheint die ihnen alle Chancen verspricht die ihnen Modernität suggeriert und die im Wesentlichen eins ist: rollenkonservativ widersprüchlich überfordernd
20
21 Aktuelles Jungenbild +
22 Jungen im Blick Jungen wachsen mit einem hege-monialen Ideal-bild Mann auf.
23 Grundmuster männlicher Lebensbewältigung Externalisierung: Verlagerung von Wahrnehmung und Handeln in die Außenwelt unter Abspaltung weiblich konnotierter Normen, Werte und Handlungen Ausagieren von Spannungen Action - Erleben - Machen... auch ohne innere Entsprechung durch eine eingeschränkte Verbindung zu eigenen Gefühlen
24 Neue Männerbilder kommen hinzu:
25 Neben dem Geschlecht bestimmen weitere soziale Differenzkategorien das Leben: Armut Schicht Ethnie/Kultur Religion Bildungszugang/Bildung der Eltern Wohnumfeld/soziales Milieu Behinderung/Andersbefähigung Sexuelle Orientierung
26 Und: Alpha ist für Mädchen nur in der Schule gelernt wird nur einseitig Übergang in Ausbildung gelingt nicht besser münden in Erwerbsarbeit bleibt schwierig Gehalt und beruflicher Aufstieg sind weiterhin erschwert Mehrfachbelastung bleibt Frauensache (sexuelle) Gewalt ist nicht rückläufig
27 Mädchen in belasteten Lebenssituationen wenig Anerkennung fördert Rückgriff auf klassische Geschlechterorientierungen wenig Selbstbewusstsein wenig Perspektiven
28 Erweiterung von Männlichkeit ist nur möglich, wenn die Männlichkeit anerkannt ist Allen Modernisierungen zum Trotz: Teilzeit kommt für Väter nicht vor (5%) Auch der Hausmann geht gar nicht (5%) Gesundheitliche Vorsorge fällt aus (26%)
29 Widersprüchliche Anforderungen und Lebensrealitäten Männer als Gewalttäter Männer als Gewaltopfer und durch wen? Teamfähigkeit und Partnerschaftlichkeit Durchsetzungsfähigkeit & Konkurrenz Die Beschäftigung in technischhandwerklichen Berufsfelder nimmt ab. Die Ausbildungszahlen junger Männer in diesen Feldern steigen!
30 Armut, Arbeitslosigkeit, Migration, fehlende Bildung Je mehr sich Mädchen und Jungen am Rande der Gesellschaft befinden, umso problematischer werden ihre Lebenslagen Mädchen am Rande versuchen eher, durch Bildung aufzusteigen, Jungen verweigern sich eher durch Coolness
31 Was können Mädchen- und Jungenarbeit tun? Unterschiede in den Bewältigungsaufgaben von Mädchen und Jungen wahr- und aufnehmen (Geschlecht) Unterschiede in den Lebenslagen von Mädchen und in denen von Jungen wahr- und aufnehmen (Schicht, Ethnie) Geschlechterbilder reflektieren auf Fachkräfteebene und mit Jugendlichen
32 Mädchen und Jungen brauchen mädchen- und jungengerechte Pädagogik: Mädchenarbeit Jungenarbeit geschlechtergerechte Koedukation Cross Work
33 Mädchen stärken heißt: Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten im Rahmen der strukturellen Bedingungen ausreizen persönliche Lebensverhältnisse stabilisieren und verbessern Unterschiede zwischen Mädchen beachten Resilienzen aktivieren, Anlagen und Kompetenzen unterstützen und nutzen
34 mädchengerecht arbeiten heißt: ind. + ges. Verantwortungen zuordnen Orientierungen anbieten
35 mädchengerecht arbeiten heißt: Versorgung + Bedeutsamkeit Entlastung vom Alphamädchenbild
36 Ansatzpunkte für eine Jungenförderung Offenheit gegenüber der Selbstdefinition der Jungen Förderung von Selbst-Bewusstsein Blick auf soziale Fähigkeiten Sensibilität für sich und andere Achtung eigener und fremder Grenzen Konstruktive Konfliktlösungen Erweiterung der Berufs- & Lebensplanung
37 Ziele für die Arbeit mit Jungen I Eigenverantwortlichkeit Sich selber wahr- und ernst nehmen Gelebte Erfahrungen austauschen Zugang zu eigenen Gefühlen Entdecken der eigenen Angst als konstruktiv Erkennen eigener Interessen und Bedürfnisse
38 Ziele für die Arbeit mit Jungen II Abbau von Hierarchien unter Jungen und zu Mädchen Umgang mit Stärke und Scheitern Innere Sicherheit und Selbstvertrauen Fähigkeit zu Umsichtigkeit & Wertschätzung Empathiefähigkeit
39 Konsequenzen: Selbstreflexion der Fachkräfte: Wo fördere ich unbewusst Geschlechterstereotypen? Frühzeitiger Beginn mit Berufsorientierung und Lebensplanung für Jungen und Mädchen Partielle Trennung in Mädchen- & Jungengruppe Auch die Koedukation reflektieren Vermittlung von Erweiterungserfahrungen
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