Flüchtlingskinder und jugendliche Flüchtlinge Schule als sicherer Ort
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- Norbert Achim Sternberg
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1 Flüchtlingskinder und jugendliche Flüchtlinge Schule als sicherer Ort in Anlehnung an das Heft der UK NRW: Flüchtlingskinder und jugendliche Flüchtlinge von Hanne Shah Erarbeitet von den Schulberatungsstellen Bielefeld, Gütersloh und Minden, Sevinç Sunar
2 Nachdenkliches. Meine Lehrer haben mich toll unterstützt, aber ich hätte mir gewünscht, dass meine Klassenkameraden mich nicht ausgelacht hätten. Es ist gut, wenn man darüber sprechen kann Sorge um die Heimat, Krieg, Angst, dann ist es raus aus dem Körper. Dann fühlt man sich leichter. Ich glaube, viele Deutsche wissen dann nicht, was sie sagen sollen, wenn ich erzähle, was war. Oder sie glauben mir nicht. Dann sage ich nichts. Aus Hanne Shah: Flüchtlingskinder und Jugendliche Flüchtlinge
3 Ablauf 1. Einführung und Übersicht (Statistik) 2. Mögliche Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde 3. Pädagogisches Handeln in der Schule 4. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten
4 1. Aktuelle Zahlen Aktuelle Zahlen
5 1. Aktuelle Zahlen Aktuelle Zahlen
6 Aktuelle Entwicklung Zahlen & Statistiken zur Flüchtlingssituation können sinnvolle Orientierung geben Es liegen keine verlässlichen Zahlen vor, die Vorurteile in Bezug auf kriminelle Zielgruppen aus bestimmten Flüchtlingsländern stützen Integration und Abbau von Vorurteilen ist ein Prozess, der vor allem durch den eigenen Umgang mit dem Nächsten aktives Aufbauen von Brücken stärken der gegenseitigen Toleranz mitteilen und vorleben von gemeinsamen Werten gelingt.
7 Ablauf 1. Einführung und Übersicht (Statistik) 2. Mögliche Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde 3. Pädagogisches Handeln in der Schule 4. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten
8 2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde Zur guten Unterstützung sollte man verstehen, warum manche Kinder so reagieren, wie sie reagieren: Viele trauern. Einige sind traumatisiert. Viele erleben einen Kulturschock. Sie leiden unter der Sprachlosigkeit. Fast alle leben hier in ärmlichen Verhältnissen. Viele Familien sind auseinander gebrochen. Einer dieser Faktoren kann ausreichen, um ein normales schulisches Lernen zu erschweren.
9 2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde Trauer Dominantes Gefühl: Traurigkeit Erinnern schmerzhaft und gut Bewusstes Erinnern möglich Trennungsangst Sehnen, Verlangen Trauma Dominantes Gefühl: Angst Gefangener der Erinnerung Erinnerung meist als Flashback Übererregbarkeit Sicherheitsgefühl stark beeinträchtigt Hanne Shah
10 2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde Trauer und Traurigkeit Traurigkeit ist in der Regel ein Gefühl das linear verläuft Trauer ist ein Zustand, der über einen längeren Zeitraum anhalten kann und in Zyklen oder Wellen verläuft Traurigkeit ist nur eins unter vielen Gefühlen in der Trauer Trauer beinhaltet viele Gefühle wie Wut, Angst, Verzweiflung Vielen Kindern sieht man ihre Trauer nicht an Hanne Shah
11 2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde Trauma Analog zu körperlichen Traumata: Eine Verletzung der Seele, der Psyche Das Bewältigungssystem ist überfordert durch Extrembelastungen Körperliche Verletzungen sind in der Regel sichtbar Seelische Verletzungen sind unsichtbar, aber nicht weniger wirksam, als körperliche Verletzungen! Hanne Shah
12 2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde Reaktionen nach einem Trauma Normale Reaktionen auf ein unnormales Ereignis: Physisch (Körper) Kognitiv (Verstand) Emotional (Gefühl) Im Verhalten (Handlungen) Hanne Shah
13 2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde Intrusionen: PTBS Sich aufdrängen Bilder, Sinneseindrücke, Erinnerungen, Alpträume, Flashbacks Vermeidung: Vermeiden von Gefühlen, Situationen, Aktivitäten, die mit dem Trauma assoziiert sind, Dissoziationen Übererregbarkeit: Schlafstörungen, Irritierbarkeit, Überwachsamkeit, Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit Hanne Shah
14 2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde Mögliche Reaktionen bei Trauer und/oder Trauma bei Kindern: Zurückgezogenheit, Scheu Unruhe, Schreckhafthaftigkeit Aggressivität Krankheiten (Kopf- und Bauchschmerzen) Erwachsenes Verhalten Zurückfallen auf eine vorherige Entwicklungsstufe Fröhlich, passt sich an
15 2. Leben in der Fremde Wie kann es zu so unterschiedlichen Reaktionen kommen? Z.B. durch: Abspaltung der schrecklichen Erlebnisse Gefühle von Scham und Schuld machen sprachlos In manchen Kulturen ist es unhöflich, andere mit seinen Sorgen zu belasten Aggressive Abwehr nach jahrelanger traumatischer Erfahrung Alle Reaktionen sind individuelle Versuche der Bewältigung
16 2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde Zusätzliche Belastungen nach der Ankunft im Migrationsland: Heimunterbringung/ Gemeinschaftsunterkünfte mit verschiedenen Nationalitäten Zunächst mehrere Wochen bis Monate keine Beschulung, kaum Freizeitangebote schlechte Versorgung der Gesundheit Tägliche Angst und Sorge vor Abschiebung Familien sind zum Teil getrennt Soziale Unterprivilegierung Diskriminierung und Rassismus
17 2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde Alle Menschen sind mit Resilienz und Selbstheilungskräften ausgestattet. Jedes Kind hat individuelle und kulturelle Ressourcen. Kinder haben typische Ressourcen wie Offenheit, Neugier und Kreativität. Sie bringen mit: Hoffnung und Bereitschaft
18 2. Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde Was Flüchtlinge brauchen: Evtl. Therapie Stabilisierung Handhabbarkeit Sicherheit
19 Ablauf 1. Einführung und Übersicht (Statistik) 2. Mögliche Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde 3. Pädagogisches Handeln in der Schule 4. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten
20 Leitgedanke Alles das, was eine gute, inklusive Schule ausmacht, ist auch hilfreich zur Stabilisierung und Stärkung der Ressourcen von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung
21 3. Pädagogisches Handeln in der Schule Was hilft Zuwendung, Verständnis Klar kommunizierte Regeln als Rahmen und Schutz Rituale Klare Konsequenzen bei Regelverstößen Genügend körperliche Möglichkeit sich auszuleben Was nicht hilft Falsche Erwartungshaltung Überbetreuung Mitleid Ratschläge Zu viele Fragen! Reizüberflutung Hanne Shah
22 3. Pädagogisches Handeln in der Schule Was hilft noch? Wenige und sich wiederholende Angebote Ruhige, klare Sprache mit eindeutigen Ansagen Wertschätzung/ Annahme Möglichst viel Teilhabe am Leben (Bspw.: Gruppenspiele, Fußball) Lernen durch Gleichaltrige z. B: Patenschaften bilden Anteilnehmende Neugier und Neutralität auch gegenüber Werthaltungen, die nicht den eigenen entsprechen Geduld
23 3. Pädagogisches Handeln in der Schule Fragen im Beziehungsaufbau Unproblematisch Nach Musikgeschmack Lieblingsessen Hobbys Sport Allgemeine Fragen, die Interesse an der Person bekunden und ins Erzählen bringen Mögliche Trigger Fragen nach Flucht Fragen nach Krieg Fragen nach Familienangehörigen in der Heimat Fragen nach Gefühlen Hanne Shah
24 3. Pädagogisches Handeln in der Schule Kultursensible Aspekte Verhalten Handlungsweisen Sitten Gebräuche Werte Einstellungen Weltanschauungen Glaube Denkweisen
25 3. Pädagogisches Handeln in der Schule Kulturelle Missverständnisse : Beispiele: Sieh mich an, wenn ich mir dir rede. In machen Kulturen gilt es als unhöflich einen Erwachsenen anzuschauen, Respekt vor Älteren Hand auf den Kopf des Kindes legen (Tabu oder Segen) Anderes Schulsystem in der alten Heimat Ständige Begrenzung vs. rumtoben, frei bewegen Leise sprechen im Unterricht vs. laut in der Heimat Lehrkräfte müssen nicht alle Anstandsregeln der unterschiedlichen Kulturen kennen! Erklären Sie dem Kind, warum sie bestimmte Dinge möchten.
26 3. Pädagogisches Handeln in der Schule Vorrangige Schwerpunkte beim Ankommen im Schulsystem: Willkommenskultur (erste Tage; klare Informationen, Transparenz) Spracherwerb (nach sechs Wochen ist eine Verständigung einigermaßen möglich, nach drei Monaten können viele gut sprechen und verstehen fast alles, nach sechs Monaten wird oft alles verstanden und das Kind spricht fast fließend; belastete Kinder können aufgrund von Konzentrationsstörungen erheblich länger brauchen)
27 Ablauf 1. Einführung und Übersicht (Statistik) 2. Mögliche Folgen von Flucht, Vertreibung und dem Leben in der Fremde 3. Pädagogisches Handeln in der Schule 4. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten
28 4. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten Anregungen/ Ideenpool: Feste AnsprechpartnerInnenfür SchülerInnenbenennen SchulsozialarbeiterInnen und BeratungslehrerInnen einbeziehen mit Sprach- und Kulturvermittlern arbeiten Kollegien schulen (Informationen über das KI) Multikulturelles Team anstreben Neuzugewanderte selbst AG sanbieten lassen, im Sinne: Das können wir -(z.b. Sprache, Kunst, Musik, Sport, Spiele..)
29 4. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten Anregungen/ Ideenpool: Kulturspezifische Kenntnisse erweitern/ Interkulturelle Kompetenz sich der Relativität von Werten bewusst sein sich verbal und nonverbalfür beide Kulturen akzeptabel ausdrücken können Elternarbeit Proaktiver Eltern-Schule-Dialog Gemeinsame Aktionen mit Eltern Förderung der Elternvernetzung
30 4. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten In Bielefeld: Beratungsangebote für Lehrer durch Kommunales Integrationszentrum Bielefeld (KI) Schulpsychologische Beratungsstelle Bielefeld (RSB) Jeden Dienstag bis Ostern 2016 Lehrersprechstunde (mit Voranmeldung)
31 Fazit Es gibt nicht die Flüchtlingskinder und es gibt kein Patentrezept für den Umgang mit diesen Kindern und Jugendlichen Verschiedene Herkunftsländer Verschiedene Religionen Grundverschiedene soziale Schichten in der Heimat (Ein Leben lang in Armut vs. Wohlstand) Individuell verschiedene Lebensgeschichten Gemeinsamkeit: Alle sind geflohen Alle verloren Besitz und Heimat Viele sind hochmotiviert zu lernen und etwas aus ihrem Leben zu machen Es sind alles Kinder die fliehen mussten aber vor allem sind sie Kinder!!
32 Fazit Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
KINDER, DIE FLIEHEN MUSSTEN
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