Dialog der Religionen: Erfahrungen auf dem Weg zum Anderen
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- Thomas Ackermann
- vor 7 Jahren
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1 Dialog der Religionen: Erfahrungen auf dem Weg zum Anderen Utl.: Thema eines Gespräches im Rahmen eines von der ÖOG organisierten Jour Fixe Kulturen im Dialog Wien Der Dialog der Religionen, vor allem jener zwischen Christentum und Islam, stand am 17. April 2013 im Mittelpunkt eines ersten von der Österreichischen Orient-Gesellschaft (ÖOG) Hammer-Purgstall organisierten Jour Fixe Kulturen im Dialog. Es diskutierte der erste ÖOG-Vizepräsident, Herausgeber der Zeitung Die Furche und Teilnehmer an verschiedenen Religionsdialogen, Prof. Heinz Nußbaumer, mit dem Leiter des religionstheologischen Institutes St. Gabriel bei Wien und Ordenspriester der Steyler Missionare, Pater Andreas Bsteh SVD, einem der bedeutendsten Vertreter Österreichs im Dialog von Christen mit Moslems, Buddhisten und Hindus. Stiller Gast der von einem interessierten Publikum verfolgten Diskussion war der 2004 verstorbene Wiener Erzbischof Kardinal Franz König, auf dessen Kontakte mit Moslems und anderen Religionen, Beiträge zur Mehrung des Ansehens Österreichs in der Welt des Islam und bedeutende Rolle beim 2. Vatikanischen Konzil in der Diskussion wiederholt hingewiesen wurde. Prof. Nußbaumer erklärte bei der Begrüßung der Gäste den Dialog mit prominenten Experten verschiedener Kulturen, Zivilisationen und Religionen als Hauptzweck solcher mehrfach geplanter Jour Fixes. Im Zeichen der Globalisierung, wo die Hoffnung auf Weltfrieden unmittelbar mit dem Frieden zwischen den Weltreligionen verbunden sei, rieben und überlagerten einander verschiedene Kulturen und Traditionen und könnten dadurch den Weltfrieden gefährden. Dabei betonte Nußbaumer die Wichtigkeit von Dialogen im kleinen Kreis, die allerdings mit dem Problem der Auswirkung auf die breite Öffentlichkeit behaftet seien.
2 Nußbaumer schilderte auch den Werdegang seines Gesprächspartners und unterstrich vor allem dessen Kontakte mit dem bedeutenden Konzilstheologen Karl Rahner und die Bedeutung des Zweiten Vaticanums für die Beziehungen zwischen Christentum und anderen Weltreligionen (Konzilsdokument Nostrae Aetate ). Pater Bsteh würdigte die Bedeutung der Steyler Missionare für die Öffnung des Christentums zu den anderen Weltreligionen. Er selbst habe sein Leben lang Dialoge geführt, aber darüber kaum gesprochen. Wiederholt ging er in seinen Ausführungen auf Persönlichkeiten, darunter auch österreichische Diplomaten ein, die ihm den Besuch von Wallfahrtsstätten anderer Religionen ermöglicht hätten, die sogar von Christen aufgesucht würden. Nach Ende der alliierten Besetzung Österreichs habe ein Strom ausländischer Studenten nach Wien eingesetzt, vor allem aus dem Nahen und Mittleren Osten. 1959, während der damals von den Medien weitgehend ignorierten prokommunistischen Weltjugendfestspiele in Wien, habe er Kontakte mit Teilnehmern derselben gehabt. Die Kontakte mit vielen Menschen Christen Moslems, Buddhisten, Hindus - hätten ihn zur Erkenntnis der Notwendigkeit eines Dialoges mit ihnen geführt. Ein solcher Dialog sei für ihn gleichbedeutend mit der Gewährung von Gastfreundschaft, worin er die beste Bestimmung dieses Begriffes sehe anlässlich der 100-Jahr Feier der Steyler Missionare, habe eine Studientagung stattgefunden, die sich mit der Frage beschäftigte, was heutzutage Christsein in menschlicher, gesellschaftlicher und religiöser Hinsicht in einer pluralen Welt bedeute. Bei dieser Tagung hätten prominente katholische und evangelische Referenten und Bibelwissenschaftler das Wort ergriffen. Es tauchte die Frage auf, wie man mit dieser oder jener Religion in welcher Art und Rahmenbedingung ins Gespräch kommen könne. Pater Bsteh verwies auf das entscheidende Wirken des
3 verstorbenen Dr. Kurt Schubert für den christlich-jüdischen Dialog. Damals sei auch die Zeit für einen Kontakt mit der islamischen Welt reif geworden. Auf dieses Bestreben habe ein US-Experte positiv reagiert aber die Frage gestellt, ob es ein Dialog mit Spezialisten, sogenannten Grenzgängern (darunter Intellektuellen) oder orthodoxen Anhängern sein solle. Letzterer würde wohl der schwierigste sein. Auf die von Nußbaumer hingewiesene Notwendigkeit von Spielregeln für einen Dialog (wie man mit ihm umgehe, ob es reines Zuhören sein solle oder selbst Gespräche eingebracht werden sollen) wiederholte Bsteh, dass die grundlegende Spielregel eines Dialoges die Gewährung von Gastfreundschaft sei. Ein erstes Treffen mit Theologen der Al Azhar-Universität in Kairo sei nur möglich gewesen, indem man selbst in die ägyptische Hauptstadt gereist sei und dort betont habe, als Ordensangehöriger gekommen zu sein. So hätten die moslemischen Gesprächspartner gespürt, dass der Dialog keine anderen Zwecke verfolgt habe. Bei dem damaligen Dialog ging es darum, und das gelte auch heute noch, die Welt von Morgen müsse eine Welt für alle sein. Die religiöse Dimension habe auch eine andere Bedeutung, nämlich das grundsätzliche Bestreben, die Erfordernisse der kommenden Welt für ein Miteinander in den Mittelpunkt zu stellen. Zu dem von Prof. Nußbaumer zitierten Satz Bstehs, man dürfe den Anderen nicht im Regen stehen lassen, erklärte der Pater, er selbst habe auch versucht, mit anderen zu leben. Dazu wurden Themen mit einem weiten Rahmen vorgegeben, wie die Koran- Exegese, das Mystische von Religionen usw. Dabei wurde den Andersgläubigen auch entsprechende Vorschläge unterbreitet. Zu der von Nußbaumer erwähnten Rolle Österreichs bei der Förderung solcher Religionsgespräche unterstrich Pater Bsteh die besondere Rolle des Landes hier. Es sei nicht nur ein kleines Land,
4 das nie koloniale Ambitionen gehabt habe, sondern habe über den Balkan auch enge Kontakte mit dem Orient unterhalten und schon früh (1912) den Islam als Religion staatlich anerkannt. Kanzler B. Kreisky und K. Waldheim als UNO-Generalsekretär und Bundespräsident hätten dank ihrer Politik in der islamischen Welt einen guten Ruf. Darüber hinaus sei Österreich in puncto Meinungsäußerung und Meinungsfreiheit ein offenes Land, eine Ansicht, die Christen uned Moslems gleichermaßen vertreten. In diesem Zusammenhang verwies Nußbaumer auf Kardinal Königs Auftreten in der Al Azhar-Universität in Kairo, auf seine Predigt in einer Moschee in Damaskus und seine Rolle bei einem Gespräch von Vertretern verschiedener Religionen in Bombay Auch Pater Bsteh verwies auf seine zahlreichen Kontakte mit dem verstorbenen Kardinal, ebenso mit dem gegenwärtigen Wiener Erzbischof Kardinal Ch. Schönborn und vielen anderen Theologen. Zu der von Prof. Nußbaumer vertretenen Ansicht, ein auch von wissenschaftlicher Seite getragener religiöser Dialog sei auch von politischem Interesse und sollte in eine größere europäische Gemeinschaft eingebunden werden und ob hier Österreich nicht seinen zentralen Platz etwas verloren habe, meinte der Pater, in Österreich, einem Land ohne koloniale Vergangenheit, sehe man immer ein Land, das den Respekt vor den Anderen zur Geltung bringen könne, auch in religiösen Dingen. Bei Gesprächen mit Moslems gehe es auch um die Sorge um eine gerechte Gesellschaftsordnung. Dies sei auch eine politische Aufgabe und habe daher für gläubige Moslems und Christen gleiche Relevanz. Politisch heikel zwischen beiden sei die Rolle der Gebote Gottes gegenüber dem Individuum. Für den Islam habe Gott seine Gebote dem Individuum gegeben und der Gesellschaft eine verbindliche Ordnung auferlegt. Dagegen sorge Gott bei den Christen für das Individuum und die Gemeinschaft. Der weitere Dialog zwischen Prof. Nußbaumer und Pater Bsteh
5 glitt dann etwas in theologische Fragen bzw. Spitzfindigkeiten ab. So gehen nach Nußbaumers Worten viele Kontakte Bstehs von einer Gemeinsamkeit aus, einem gemeinsamen Gottesbild. Damit ergebe sich die Frage der Gemeinsamkeiten Gottes bei Christen und Moslems und wo diese nicht gegeben seien. Der Pater betonte, es gebe nur einen Gott für alle, die an Ihn glaubten. Wir sind Gottes Eigentum. Hier unterstrich Bsteh die Bedeutung des Trialoges zwischen Juden, Christen und Moslems. Jüdischerseits betone man, Gott sei dieses oder jenes. Pater Bsteh sagte, er könne nicht an einen Gott glauben, den man auf Zitate festnageln könne. Bei den Moslems müsse man fragen, wie weit der Koran von Gott verfasst wurde, eine Frage, die die Moslems immer wieder gespalten habe. Zu den von Prof. Nußbaumer ins Gespräch gebrachten Bruchlinien für einen Dialog und wie weit Religionen noch einen Schlüssel in der Hand hielten, sagte der Pater, die säkulare Welt wolle zwar ohne Gott auskommen, frage sich aber, wie dies erfolgen solle. Die Menschheit habe ein religiöses Erbe zu verwalten und dies trotz aller Irrwege, Vereinnahmungen, politischer Missbräuche und Missverständnisse. Zur Frage, wo sich die Dogmatik eines Menschen mit jener anderer reibe, sagte er, in allen Religionen gebe es negative theologische Aspekte. Von Gott könne man nur reden, wenn man sich vor Augen halte, dass er der Barmherzige, Gerechte, Allwissende usw. sei. Ihm könne man sich auf dem Weg des Dogmas, also eines Glaubenssatzes nähern, der also als Brückenpfeiler agiere. Prof. Nußbaumer sagte, er habe immer den Eindruck gewonnen, dass sich die Moslems nicht vor Christen fürchteten, aber Angst hätten, dass durch die Globalisierung ihre Religion so unbedeutend werden könnte wie jetzt das Christentum als Folge dieser Entwicklung. Hier warnte Pater Bsteh vor allzu großem Pessimismus. Die abendländische Welt werde sicher nicht ihren Glauben verlieren. Der Tag werde kommen, wo man im
6 Abendland sagen werde, wo das Eintreten für Menschenwürde das Fundament für die Gläubigkeit bilden werde. Das Verdienst des Christentums bestehe darin, das diese Religion auf dem Weg zur Verwirklichung der Menschenwürde Fundament für die Gläubigkeit sein werde. Er sehe die Menschen, die ihm zu Freunden geworden seien, als großes Geschenk an, sagte der Pater in einem Schlusswort zu seinen Ausführungen.
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