Werte Gäste aus vielen Ländern und vielen wissenschaftlichen. 25 Jahre Institut für die Wissenschaften vom Menschen. Ich
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- Gerd Koenig
- vor 7 Jahren
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1 Rede von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen des Institutes für die Wissenschaften vom Menschen am Freitag, dem 9. November 2007 Werte Gäste aus vielen Ländern und vielen wissenschaftlichen Disziplinen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! 25 Jahre Institut für die Wissenschaften vom Menschen. Ich kann verstehen, dass Prof. Michalski bewegt ist. Das ist eine phänomenale Geschichte. Das ist ein Grund zum Feiern. Gleichzeitig ist es aber auch ein geeigneter Anlass, zurück zu blicken, nachzudenken und auch Überlegungen für die Zukunft anzustellen.
2 25 Jahre IWM - also seit das ist gleichbedeutend mit zweieinhalb Jahrzehnten eines spannenden Dialoges und intellektueller Kraftanstrengung in einem Zeitraum, der die geistige Geographie Europas und darüber hinaus grundlegend verändert hat. 25 Jahre IWM, das ist eine lange Zeit, in der eine solide und durch die Qualität der geleisteten Arbeit überzeugende Institution geschaffen wurde, die sich mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Phänomenen auf höchstem Niveau auseinander setzt. Meine Damen und Herren! 1982, als das IWM in Wien gegründet wurde, saß Vaclav Havel als Dissident gerade in einem Gefängnis der CSSR. Im selben Jahr wurde in Polen, wo das Kriegsrecht herrschte, die Solidarnosc verboten.
3 Nur ein Jahr später erhielt Lech Walesa den Friedensnobelpreis. Ein weiterer Pole wirkte damals seit vier Jahren an der Spitze der Katholischen Kirche: Karol Wojtyla, (Johannes Paul II), der das Seine zum Wandel in Osteuropa beitrug. Und nur drei Jahre nach 1982 wurde ein anderer späterer Friedensnobelpreisträger Generalsekretär der KPdSU: Michail Gorbatschow. Und was 1989 geschah, muss ich nicht beschreiben. Diese Gleichzeitigkeiten haben zu den stärksten Antriebskräften für die Startphase des Institutes gezählt. Und trotz der angespannten Situation dieser Jahre, besonders in Polen, war dennoch bei vielen Menschen das Vertrauen in einen friedlichen Wandel fest verankert und führte wie im Falle von Professor Krzysztof Michalski zu konkreten Handlungen: Durch Kontakte und Gespräche zwischen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern des Westens und des Ostens wollte er einen Beitrag zum demokratischen Wandel in Europa leisten.
4 Und damit das tun, was heute selbstverständlich erscheint, es aber damals nicht war, nämlich: gesamteuropäisch zu denken. Das heißt, die europäischen Traditionen und alle ihre Verzweigungen produktiv und kritisch aufnehmen, und den Stacheldraht zunächst in den Köpfen abzubauen. Gemeinsam mit Frau Professor Cornelia Klinger und Dr. Klaus Nellen wurde ein Institut ins Leben gerufen, dessen gar nicht bescheidenes Vorbild das berühmte Institut for Advanced Studies in Princeton war. Das Projekt war mutig und - erfolgreich. Sehr erfolgreich. So erfolgreich, dass die Namen der Vortragenden und Lehrenden geradezu ein Who is Who der Geistes- und Sozialwissenschaften der letzten Jahrzehnte bilden. Doch nicht nur das. Durch die Samtene Revolution von 1989 und die anschließenden Entwicklungen fanden sich viele
5 ehemalige Dissidenten, Intellektuelle und Wissenschafter plötzlich in hohen politischen Ämtern und neuen Rollen wieder, was zur Folge hat, dass die Liste der Referenten am IWM sich auch wie ein Querschnitt durch die politische Landschaft Mitteleuropas nach 1989 ausnimmt. Erfreulich war und ist, dass das IWM Österreich bzw. gerade Wien als Standort gewählt hat. Ich bin davon überzeugt, dass Wien ein hervorragender Ort ist, um die intellektuelle Bandbreite Mitteleuropas zu vermessen und hervorragende Vertreterinnen und Vertreter dieses Kulturraumes zum Gedankenaustausch zusammen zu bringen. Die Tatsache, dass das geistige Leben Wiens Jahrzehnte hindurch auch ein Produkt der zugewanderten Nationen und Konfessionen war, der Juden, Tschechen, Slowaken, Ungarn, Polen oder Ukrainer, hat uns durch alle Verbrechen und Kahlschläge des 20. Jahrhunderts hindurch doch eine besondere Empfänglichkeit und ein besonderes Interesse für diese Regionen, ihre Denktraditionen und Ausdrucksformen hinterlassen.
6 Die Frage war und ist daher nicht, ob wir fremde Einflüsse zulassen oder nicht, sondern wie wir mit ihnen umgehen. Dennoch, trotz all der guten Voraussetzungen, die Wien für einen Dialog des Westens mit dem Osten bieten mag es waren vor allem der Idealismus und die Hartnäckigkeit der Gründer des IWM, die aus einer Idee ein erfolgreiches und faszinierendes Projekt haben werden lassen. Meine Damen und Herren! In den letzten 25 Jahren ist die Teilung Europas weitgehend überwunden worden. Die geistige Neubestimmung Europas allerdings ist noch nicht beendet und wird auch nie beendet sein. Es sind andere Bruchlinien und neue Problemzonen, die auszumachen sind, und andere Grenzen, die überwunden werden müssen.
7 Auch der Intensivierung des transatlantischen Gedankenaustausches hat sich das IWM durch seine Zweigstelle in Boston seit 2001 gewidmet. Ich bin davon überzeugt, dass auch die traditionell guten, aber durchaus nicht problemfreien Beziehungen zwischen den USA und Europa einer laufenden Reflexion bedürfen, um das gegenseitige Verständnis und Verstehen positiv zu beeinflussen. Wie bei allen Initiativen und Aktivitäten des Institutes für die Wissenschaften von Menschen, zeigt sich auch hier ein Selbstverständnis, das davon ausgeht, Geschichte nicht nur einfach hinzunehmen, sondern die gesellschaftlichen und geistigen Prozesse, in die unsere Entwicklung eingebettet ist, nach ihren historischen Wurzeln und den möglichen Auswirkungen hin zu befragen als Voraussetzung für sinnvolle Einflussnahme und Gestaltungsmöglichkeiten. Meine Damen und Herren!
8 25 Jahre IWM das ist ein Anlass, um zu gratulieren, und ich sehe hier unter den Gratulanten zahlreiche Persönlichkeiten, deren Ruf in akademischen Kreisen aber auch in der Politik so beschaffen ist, dass die kollektive Gratulation ein besonderes Gewicht erhält. Dieser Gesamtgratulation aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des IWM schließe ich mich gerne an und wünsche Ihrer Konferenz, die Sie bitte als eröffnet betrachten, den besten Erfolg!
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