Strukturwandel im Handwerk
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- Bernd Kaufer
- vor 7 Jahren
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1 Stefanie Weimer Strukturwandel im Handwerk Auswirkungen auf betriebliche und überbetriebliche Interessenvertretung im Handwerk Arbeitsbeziehungen im Handwerk
2 Strukturwandel im Handwerk Polarisierung der Unternehmensstruktur Massive Zunahme von Kleinstbetrieben (oft Einpersonen-Unternehmen, prekäre Arbeitsbedingungen) Ausdünnungstendenzen in der breiten Mitte Wachsende Zahl großer Handwerkskonzerne Zunehmendes Verschwimmen der Grenzen... zwischen den verschiedenen Gewerken des Handwerks zwischen Handwerk und Industrie Brüchig werdende Identität des Handwerks Unzureichende Abbildung des Strukturwandels in der amtlichen Handwerksstatistik Folie 2
3 Strukturwandel im Handwerk Quelle: K. Müller: Analyse der Handwerkszählung 2008, Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien, Bd. 85, Duderstadt 2012, S. 136 Folie 3
4 Strukturwandel im Handwerk Quelle: K. Müller: Analyse der Handwerkszählung 2008, Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien, Bd. 85, Duderstadt 2012, S Folie 4
5 Dynamik des Konzentrationsprozesses im Handwerk Breitenwachstum: Ausweitung des Geschäftsfelds durch Aufnahme zusätzlicher handwerklicher oder nicht-handwerklicher Tätigkeitsfelder (nachfrageinduziert, technologieinduziert, wertschöpfungsinduziert). Beispiel: technisches Gebäudemanagement Dezentralisierung und Reorganisation von Großunternehmen: Auslagerung von Tätigkeiten der industrienahen oder produktionsnahen Dienstleistungen aus den Großunternehmen und ihr Transfer ins Handwerk Entstehung mittelständischer Unternehmensgruppen Aufkauf und Zukauf von Handwerksunternehmen durch handwerksexterne Anbieter und externes Kapital (Investorengruppen) Hohe Dynamik von Konzentrations- und Reorganisationsprozessen Brancheninterne Konzentrationsprozesse (Filalisierung, Fusion, Aufkäufe) mit jeweils branchenspezifischen Antriebsfedern. Beispiele: Kfz-Gewerbe => GVO, Herstellerstrategien; Backwarenhandwerk => neue Backtechnologien, ausgeprägte Nachfolgeprobleme Folie 5
6 Veränderte Ausgangslage für die Interessenvertretung durch den Strukturwandel Entstehung von Unternehmensstrukturen... mit mehreren Hundert bis Tausend Beschäftigten... die überregional bis bundesweit tätig sind... die zentral gesteuert werden (durch Unternehmensgruppen, einen Konzern, Investorengesellschaften)... die vor Ort aber durch eine kleinteilige, z.t. nicht stationäre Betriebs- und Arbeitsorganisation gekennzeichnet sind... die in ihrem Leistungsspektrum bisherige Gewerkegrenzen überschreiten Ausbildung neuer Branchen und Geschäftsfelder... in denen das Handwerk als Dienstleister und als Teil der Wertschöpfungskette großer Endhersteller tätig ist... in denen Multigewerke- und Multigewerkschaftskonzerne entstehen... die sich durch eine sehr dynamische Branchenentwicklung (Wachstum) und ständige Reorganisation (Auf- und Verkäufe) auszeichnen Folie 6
7 Verändertes interessenpolitisches Umfeld Erosion des Flächentarifvertrags in weiten Bereichen des Handwerks Massiver Anstieg von Haustarifverträgen auch im Handwerk: Verbetrieblichung der Tarifpolitik Fragmentierung der tarifpolitischen Situation innerhalb der Unternehmensgruppen im Handwerk Gleichgeblieben: schwach ausgeprägte Organisationsmacht der Gewerkschaften im Handwerk (z.t. sinkende Mitgliederzahlen) und abnehmender Stellenwert der Handwerksarbeit mit sinkenden Ressourcen (sinkende Zahl der Handwerkssekretäre, Handwerksausschüsse in den Verwaltungsstellen) Folie 7
8 Strukturwandel im Handwerk: Wachsende Bedeutung überbetrieblicher Interessenvertretung bei restriktiven Handlungsmöglichkeiten Zunehmende Verbreitung mehrgliedriger Betriebsratsstrukturen auch im Handwerk Zerfall tariflicher Makrostrukturen => Überbetriebliche Interessenvertretung als koordinierende und Solidarität herstellende Instanz Überbetriebliche Interessenvertretung im Handwerk häufig nicht in der Lage, diese Rolle auszufüllen: Durchschlagen der tariflichen Rahmenbedingungen erschwert Ausbildung unternehmensbezogener Interessenvertretungsperspektive Restriktive Arbeitsmöglichkeiten Patchwork-Belegschaften in Unternehmensgruppen => Integrationsprobleme Folie 8
9 Strukturwandel im Handwerk: Wachsende Bedeutung überbetrieblicher Interessenvertretung bei restriktiven Handlungsmöglichkeiten Abhängig von engen Betreuungsleistungen der Gewerkschaft Strukturwandel im Handwerk => Entwicklung verwaltungsstellen- und bezirksübergreifender Organisationsmodelle zur Betreuung von Unternehmensgruppen, d.h. Umverteilung von Zuständigkeiten, Kompetenzen und Ressourcen zwischen den Gliederungen der Gewerkschaftsorganisation Ausbleiben dieses Anpassungsprozesses => Mitgliederpotenziale in den Unternehmensgruppen werden nicht gehoben, Entfremdung zwischen Gewerkschaft und Betriebsratsgremien Folie 9
10 Strukturwandel im Handwerk: Zunehmende Relevanz des Problems der Definition und Durchsetzung eines geeigneten betriebsverfassungsrechtlichen Betriebsbegriffs Probleme: Fehlende Autonomie der Arbeitnehmerseite bei der Definition des der Betriebsratsorganisation zugrunde liegenden Betriebsbegriffs bei verhandelten Betriebsratsstrukturen nach 3 BetrVG Barrieren auch auf Seiten von Betriebsräten und örtlicher Gewerkschaftsorganisation Problem der weißen Flecken : eingeschränkte Wirksamkeit des 17 BetrVG im handwerklichen Umfeld Folgen: nicht selten Entstehung problematischer Mitbestimmungsstrukturen in Unternehmensgruppen des Handwerks Sonderproblem industrienahe Dienstleistungen: Betriebsbegriff entlang der Wertschöpfungskette? Folie 10
11 Erosion der tariflichen Makrostrukturen: Betriebsräte im Handwerk werden zu tarifpolitischen Akteuren Auswirkungen für Betriebsräte und betriebliche Arbeitsbeziehungen: Stärkung von Stellung und Prestige eines GBR/KBR, Erleichterung ihrer Arbeit Neue Rollenkonflikte und Legitimationszwänge (Friedenspflicht als Betriebsrat / Streikbereitschaft als Gewerkschaftsmitglied; Interessen als Standortbetriebsrat / überbetriebliche Perspektive) Neue Kompetenzanforderungen, Kapazitätsgrenzen Neue Akteure im Betrieb: das einfache Gewerkschaftsmitglied, der Gewerkschaftssekretär; Auswirkungen auf betriebliche Arbeitsbeziehungen? Folie 11
12 Erosion der tariflichen Makrostrukturen: Betriebsräte im Handwerk werden zu tarifpolitischen Akteuren Auswirkungen auf die Gewerkschaft: Haustarifverträge => Schwächung in der Fläche Kapazitäts- und Kostenprobleme durch Abschluss und Betreuung steigender Zahl von Haustarifverträgen Innergewerkschaftliche Konflikte durch Verlagerung tarifpolitischer Kompetenzen Positiv: erfolgreiche Haustarifverhandlungen => Mitgliedergewinne... und auf das duale System der Interessenvertretung: Stärkung der Stellung und Verankerung der Gewerkschaft im Betrieb Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaft und Betriebsräten Folie 12
13 Folie 13
14 Folie 14
15 Folie 15
16 Folie 16
17 Folie 17
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