Positionspapier des Bundesverbandes der Altholzaufbereiter und verwerter e.v. zur Zukunft der Altholzkraftwerke
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- Erna Hertz
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1 Positionspapier des Bundesverbandes der Altholzaufbereiter und verwerter e.v. zur Zukunft der Altholzkraftwerke Wichtige Zahlen und Fakten über die deutschen Altholzkraftwerke in der Konsultationsphase des Gesetzgebungsverfahrens zum Erneuerbaren Energien Gesetz EEG Altholzkraftwerke setzen Altholz (Abfall) als Brennstoff ein und sind von Biomasseanlagen, die agrarische Einsatzstoffe nutzen, insbesondere Biogasanlagen zu differenzieren. Der Strom aus Altholzkraftwerken wird nach dem EEG gefördert. Was unterscheidet Altholz von den übrigen Technologien der Bioenergie/Biomasse? Altholzkraftwerke werden in der öffentlichen Diskussion als solche bisher nicht wahrgenommen, sondern schlicht unter dem Begriff Bioenergie subsumiert. Altholz wird bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit von Biomasse stets in Summe aller Bioenergie-Erzeugungsarten dargestellt, obwohl es die günstigste Form der Bioenergie ist. Die niedrigen Vergütungssätze der Altholzkraftwerke machen die Summe der Bioenergiearten günstiger. Technologiespezifische Ausschreibungen für die gesamte Bioenergie schränken den gesetzlich vorgeschriebenen Wettbewerb um die kostengünstigsten Erzeugungsarten ein. In einem wettbewerblichen System zur Ermittlung der Förderhöhe; können die Altholzkraftwerke ihre unbestreitbaren Vorteile gegenüber anderen Erzeugungsarten deutlich unter Beweis stellen. Was macht Altholzkraftwerke so besonders? Die Standorte der Altholzkraftwerke sind gleichmäßig über Deutschland verteilt. Daher kann der Strom bzw. die Wärme regional dort angeboten und verbraucht werden, wo er/sie erzeugt werden. Siehe hierzu Anlage 1 Standorte der Biomassekraftwerke, Quelle DBFZ Leipzig. Altholzkraftwerke können neben Strom, große Mengen Wärme für private Haushalte und Industrie dezentral bereitstellen. Um jedoch die ungenutzten Wärmepotenziale auszuschöpfen, bedarf es der Planungssicherheit für die zu tätigenden Investitionen. Altholzkraftwerke produzieren Strom und Wärme rund um die Uhr, auch wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Sie bilden das solide, verlässliche Fundament im Mix der Erneuerbaren Energieträger. Siehe hierzu Anlage 2 Stromerzeugung und verbrauch nach Erzeugungsarten 2015, Quelle Agora Energiewende Berlin Altholzkraftwerke stellen gesicherte Regelenergie bereit und tragen dazu bei, das Stromnetz zu stabilisieren, wenn Wind und Sonne gerade einmal keinen Strom liefern (Systemdienstleistungen). Anders als Biomasseheizkraftwerke, die u.a. naturbelassenes Waldrestholz, Rinde oder Landschaftspflegeholz als Brennstoff einsetzen, stehen Altholzkraftwerke nicht in Nutzungskonkurrenz zur stofflichen Verwertung. Seite 1/6
2 Warum ist die Entsorgungsfunktion der Altholzkraftwerke so bedeutsam? Weil Altholzkraftwerke zusätzlich eine gesellschaftlich unverzichtbare abfallwirtschaftliche Funktion erfüllen, in dem sie ca. 6,5 Mio. Tonnen Altholz pro Jahr kostengünstig und CO 2- neutral verwerten. Die Standorte der Altholzkraftwerke nicht frei disponierbar sind, sondern sich an den Beschaffungsmärkten orientieren und dem Grundsatz kurzer Entsorgungswege folgen. Unsere Altholzkraftwerke sind ein integraler Bestandteil einer Kaskade zur nachhaltigen Nutzung von Holz und treten nicht in Konkurrenz zur stofflichen Verwertung. Sie setzen schon aus Kostengründen nur das Holz als Brennstoff ein, das nicht mehr stofflich genutzt werden kann. Eine Stilllegung dieser Anlagen würde vermutlich zu einem Entsorgungsnotstand in der Abfallwirtschaft führen. Diese Anlagen sind deshalb getrennt zu betrachten von den übrigen Bioenergieanlagen, die keine Abfallentsorgungsfunktion (z.b. Biogas, Biomethan, flüssige Biomasse usw.) wahrnehmen. Weitere Fakten zu Altholzkraftwerken: In Altholzkraftwerken wurden bisher aus öffentlichen und privaten Mitteln rund drei Milliarden Euro investiert. Der vorhandene Anlagenbestand kann technisch noch mindestens 20 Jahre weiterbetrieben werden. Altholzkraftwerke sind neben Windanlagen an Land der billigste Erzeuger von Strom aus EE. Altholzkraftwerke belasten die EEG-Umlage weniger als alle anderen Arten der Stromerzeugung aus EE (Wind, Sonne, Biogas usw.) Ihr Anteil an der Umlage beträgt gerade einmal 0,002 Cent pro Kilowattstunde oder 3,1 % am Erneuerbaren Strommix. Siehe hierzu Anlage 3 EEG-Umlage, Stand Altholzkraftwerke haben keine negativen Auswirkungen auf das Stromnetz (notwendiger Netzausbau, Netzengpasskosten, Regelbarkeit usw.). Die Durchschnittsvergütung von Altholzheizkraftwerken liegt seit 2004 bei circa 9-10 ct/kwh. Wohingegen die Durchschnittsvergütung für Biogasbestandsanlagen, bis zu einer Größenklasse von 150 kw el., gefördert nach dem EEG 2009 ca. 24,2 Ct/kWh 1 beträgt. Dabei ist zu beachten, dass die größte Zahl dieser Anlagen in den niedrigen Größenklassen (geringer Leistungsbereich) und damit einhergehend im höchsten Vergütungsbereich liegen. Würde die Strommenge wegfallen, die derzeit durch die Altholzkraftwerke erzeugt wird, müsste diese durch eine Steigerung der Windenergieanlagen um % kompensiert werden, wenn die aus EE erzeugte Strommenge konstant bleiben soll. Hierzu müssten ca Windräder mit einer durchschnittlichen Nennleistung von 2,0 MW gebaut und mit Volllaststunden pro Jahr betrieben werden 2. Bleiben Altholzkraftwerke aufgrund von Anschlussregelungen im EEG am Netz, erspart dieses der Öffentlichkeit eine Vielzahl von Planfeststellungsverfahren für neue EE- 1 nach DBFZ-Report 21, Leipzig 2 nach Prof. Thorwald in HZ Nummer 8, Seite 187 Seite 2/6
3 Fazit: Erzeugungsanlagen, gegen die sich in weiten Teilen der Bevölkerung zunehmend öffentlicher Wiederstand regt. Die deutschen Altholzkraftwerke sind innerhalb der Gruppe der Bioenergie die günstigste Erzeugungsform. Ihre Stromgestehungskosten gehören neben denen für landbetriebene Windkraftanlagen, in der Gesamtschau der Erneuerbaren Energien zu den günstigsten. Nach dem EEG soll die finanzielle Förderung für Strom aus erneuerbaren Energien und aus Grubengas stärker auf kostengünstige Technologien konzentriert werden. Diese gesetzliche Verpflichtung erfüllt keine andere Art zur Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien so gut wie die Altholzkraftwerke. Es gibt mithin volkswirtschaftlich und politisch keinen vernünftigen Grund, den Bestand an Altholzkraftwerken mit einer installierten Leistung von insgesamt ca. 800 MW el - was der Leistung eines Atomkraftwerkes entspricht zurückzubauen. Forderungen an die Politik: Die Politik wird aufgefordert, ein klares Bekenntnis zur Fortführung des Bestandes an Kraftwerken abzugeben, die Altholz als Brennstoff einsetzen. Die für die Fortführung der Bestandanlagen erforderlichen Regelungen müssen unmittelbar in der Novelle des EEG 2016 getroffen werden, um den Betreibern Planungs- und Investitionssicherheit zu geben. Diese dürfen nicht via Verordnungs-Ermächtigung auf unbestimmte Zeit in die Zukunft verschoben werden. Der Anlagenbestand muss auch zukünftig durch ein Vergütungssystem gesichert werden, das einen auskömmlichen Anlagenbetrieb erlaubt. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass die Einspeisevergütung für diese Anlagen seit 2003 nicht erhöht wurde. Der Nettozubau für Bestandsanlagen, im Rahmen einer Anschlussregelung im EEG, der für die Altholzkraftwerke vorzuhalten wäre, müsste sich auf mindestens 100 MW el belaufen. Die Vergütungen für Altholzkraftwerke könnten durch Ausschreibungen ermittelt werden, dabei wäre zu beachten, dass eine individuelle Teilnahme eines Altholzkraftwerkes am Ausschreibungsverfahren mindestens 3 Jahre vor Beendigung der Förderlaufzeit möglich sein sollte. Andere Förderwege sind u.e. denkbar, ggf. sogar eine Festvergütung. Da die Abfallentsorgung zum Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge zählt und entsprechende Vergütungen ganz oder teilweise Gegenleistungscharakter besitzen, sind diese u.e. keine Beihilfen i.s.d. EU-Beihilfeleitlinien. Ausschreibungen sollten im EEG 2016 technologieneutral durchgeführt werden, denn nur so kommt der Vorteil der kostengünstigen Stromerzeugung aus Altholz wie es 2 III EEG vorschreibt- gegenüber der Stromerzeugung aus landwirtschaftlichen Rohstoffen zur Wirkung und erfüllt damit vorrangig das Erfordernis, die Kosten des Gesamtsystems der Erzeugung von EE, insbesondere der Bioenergie zu reduzieren. 3 siehe hierzu EEG 2014, 2 Absatz III Seite 3/6
4 Flexibilitätsprämien sollten als Anreiz für die Bereitstellung von Regelenergie zum Ausgleich für die mit der flexiblen Fahrweise verbundenen Mehrkosten eingeführt werden. Die Direktvermarktung von EE-Strom sollte auf kommunaler Ebene durch Befreiung der EEG- Umlage in Verbindung mit dem Direktverkauf von EEG-Strom an Letztverbraucher gefördert werden, wenn dieser nicht durch ein öffentliches Netz geleitet oder in unmittelbarer Nähe zur Erzeugungsanlage verbraucht wird. Die Vermarktung von Grünstrom sollte gezielt gefördert werden. Altholzkraftwerken muss aus klimapolitischer Sicht Vorrang vor konventionellen Kraftwerken, die fossile Energieträger einsetzen, eingeräumt werden. Dazu sollten die Preise für CO 2 Zertifikate angehoben werden, weil sie seit geraumer Zeit zu günstig sind, um eine Lenkungsfunktion im Markt zu entfalten. Berlin, den 12. Februar 2016 Anhang: Anlage 1 Standorte der Biomassekraftwerke Anlage 2 Stromerzeugung und verbrauch nach Erzeugungsarten 2015 Anlage 3 EEG Umlage, Stand 2013 Der BAV vertritt die Interessen von Unternehmen und Verbänden, die sich dem Recycling des Rohstoffs Altholz verschrieben haben. Die Mitglieder des BAV beschäftigen sich sowohl mit der Bewältigung der logistischen Aufgaben des Massenstroms Altholz und der technischen Herausforderung, aus einem Abfall einen hochqualifizierten Sekundärrohstoff herzustellen, als auch mit der Weiterverarbeitung dieses Stoffes, sei es in der stofflichen Verwertung (Bsp. Spanplattenindustrie), sei es in der energetischen Verwertung (Bsp. Biomasseheizkraftwerke). Die 73 Mitgliedsunternehmen des BAV repräsentieren etwa 80 % des deutschen Altholzmarktes. Bundesverband der Altholzaufbereiter und -Verwerter e.v. (BAV) Behrenstr. 29, Berlin Tel , Fax info@altholzverband.de, Vorstand: Uwe Groll, Hartmut Schön Geschäftsführung: Simon Obert Seite 4/6
5 Anlage 1 Standorte der Biomassekraftwerke, DBFZ Leipzig 2015 Seite 5/6
6 Anlage 2 Stromerzeugung und verbrauch nach Erzeugungsarten, Agora Energiewende Berlin Tabelle EEG-Umlage an den Erneuerbaren Energien, Stand 2013 Bioenergie gesamte EEG- Umlage Wasser Geothermie Gruben-, Klär-, Deponiegas gesamt, ohne Altholz davon Altholz fluktuierende Energieträger Wind, onshore Wind, offshore Solar Verteilung [%] 100% 1,82% 0,03% 0,24% 27,46% 3,10% 18,96% 0,50% 47,89% spezifische Kosten [ct/kwh] 5,277 0,096 0,013 1,450 0,164 0,002 1,001 0,026 2,527 Anlage 3 Anlage EEG-Umlage 2013, Quelle D. Uffmann biotherm Services Hagenow Seite 6/6
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