Erfahrungsbericht Praktisches Jahr Internee Fächergruppe, Kardiologie

Transkript

1 Erfahrungsbericht Praktisches Jahr Internee Fächergruppe, Kardiologie RoMed Klinikum Rosenheim - Deutschland

2 1. Organisation/Bewerbung Die Organisation einer Fächergruppe im Ausland stellte sich überraschenderweise viel unkomplizierter heraus als erwartet. Ich plante mit einer Studienkollegin gemeinsam eine Fächergruppe im Ausland zu absolvieren und wir begannen im August mit den Überlegungen und Recherchen. Schließlich stießen wir aufgrund positiver Erzählungen eines weiteren Studienkollegen der im Juli/August die FG 2 in Rosenheim absolviert hat (Pulmo und Gastro) auf die RoMed Klinik in Rosenheim. Anhand der sehr übersichtlichen Homepage des Klinikums ließen sich rasch E- Mailadressen und Telefonnummern der jeweils zuständigen PJ-Betreuer ausfindig machen. Sowohl die telefonische als auch die in form durchgeführte Kontaktaufnahme wurde prompt beantwortet und innerhalb weniger Stunden waren der exakte Zeitraum sowie ein Platz im Personalwohnheim gesichert. Bezüglich des Wohnens kann man wenn ein Platz im Personalwohnheim frei ist dort wohnen oder die Klinik zahlt den Studenten 300 Euro/Monat für eine andere Unterkunft (womit man aber in Rosenheim nicht auskommt...). Das Einladungs für die Voranrechnung an der MedUni Graz sowie alle weiteren bürokratischen Hürden wurden ebenfalls schnell erledigt. Wir staunten dass das in unserem Nachbarland so schnell gehen kann... ;) 2. Klinikalltag Dienstbeginn ist auf der Kardiologie für Studenten gleich wie für alle Ärzte um 8.00 Uhr, Dienstende ist Uhr. Jedoch stellen Abweichungen von diesen Zeiten kein Problem dar ;-) Der Tag beginnt mit Blutabnahmen (wenn die gern gesehene Unterstützung von den Studenten benötigt wird da hier die Stationsassistentin bzw auch Schwestern und Pfleger Blut abnehmen können!!) sowie mit Venflon legen, BGA stechen oder Blutkulturen Abnehmen. Ich habe hier so gut wie immer mitgeholfen da Übung ja nie schadet aber es war überhaupt kein Problem wenn man nicht dazukommt (aufgrund vieler Aufnahmen oder anderer interessanter Untersuchungen wie z.b. im Herzkatheter oder im Herzecho). Sobald die Morgenarbeit erledigt ist hilft man bei der Aufnahme von Neuzugängen, je nach Arzt beim Verfassen von Entlassungsbriefen sowie bei Aufklärungen und Untersuchungen von Herzkatheterpatienten. Dazwischen ist meistens Zeit für ein Frühstück entweder mit den Assistenzärzten oder wie so oft gemeinsam mit den Schwestern. Ich wurde an meinem ersten Tag sehr freundlich empfangen und gehörte sehr bald zum Team. Danach wird gestärkt mit den Visitenvorbereitungen begonnen da ich auf der gemischten Kardiologiestation eingeteilt war konnte ich abwechselnd der Chefarztvisite oder der allgemeinen Visite beiwohnen. Die Visite hat hier einen sehr persönlichen Charakter da meistens nur der Stationsassistenzarzt gemeinsam mit einem Pfleger/einer Schwester durch die Zimmer geht während die Oberärzte bereits im Herzkatheter, in der Schrittmacherambulanz oder im Herzecho zu Gange sind. Der für die Station zuständige Oberarzt kommt meistens zwischen und Uhr zur einer Kurzvisite auf die Station je nachdem wie voll das Tagesprogramm ist bzw wie dringend Fälle zu besprechen sind. Bei der Visite wird man als Student aktiv miteingebunden. Ich schaute mir vor Beginn die Kurven und vor allem aktuelle Laborwerte an um danach dem Assistenzarzt auffällige Befunde sowohl im Labor als auch in EKG, Herzkatheter- oder Echokardiografieuntersuchungen mitzuteilen. Anschließend durfte ich mir selbständig

3 über eventuelle Anpassungen in der medikamentösen Therapie Gedanken machen. Es war für mich neu und ungewohnt als Student aktiv der Visite beiwohnen zu können. Nach einer Woche durfte ich mir ein Zimmer aussuchen das ab sofort mein Visitenzimmer war nach einigen tachykarden Episoden sah ich das als eine wirklich lehrreiche Idee des Assistenzarztes ;-). Zu Mittag gibt es täglich eine Röntgenbesprechung wo gemeinsam mit einem Radiologen wichtige aktuelle Röntgen, CT oder MR-Bilder besprochen werden können. Anschließend geht es weiter zur Kardiologie-internen Mittagsbesprechung wo akute Neuzugänge des Nachtdienstes oder interessante Fälle und deren weitere Therapie besprochen werden. Danach gehen die Kardiologen geschlossen Mittag essen worauf im Team und vor allem seitens des Chefarztes großen Wert gelegt wird. Man bekommt am ersten Tag gegen 10 Euro Kaution eine Essenskarte ausgehändigt auf die jeden Monat ein Fixbetrag aufgebucht wird und man als Student somit gratis essen kann. Das Mittagessen ist wirklich lecker und man kann täglich aus drei Hauptgerichten wählen. Es kommen in der zünftigen bayrischen Küche weder Vegetarier, Fleischtiger noch Salatfanatiker zu kurz. Nach dem Mittagessen ist entweder noch die Visite zu beenden oder genug Zeit Untersuchungen im Herzkatheter, der Schrittmacherambulanz oder im Herzecho beizuwohnen. Je nach untersuchendem Arzt variiert die Möglichkeit des selbst Hand Anlegens. Im Herzultraschall konnte ich die eine oder andere transthorakale Echokardiografie selber durchführen sowie bei vielen TEEs oder Stressechokardiografien beiwohnen. In der Tagesklinik durfte ich meine ersten Kardioversionen selbständig durchführen - was sich zwar nicht nach sehr viel anhört jedoch ein Studentenherz durchaus höher schlagen lässt. Die Ärzte sind die meiste Zeit sehr motiviert alle zu erklären und bemüht dass die Studenten etwas lernen. Im Herzkatheter sah ich neben vielen Coronarangiografien und PTCAs meine erste EPU (elektrophysiologische Untersuchung) sozusagen ein invasives EKG. Ich hatte ebenfalls die Möglichkeit eine Woche lang auf der internen Intensivstation mitzuarbeiten was für mich sehr lehrreich war da ich im Studium eher wenig von Intensivtherapie mitgenommen habe. Hier konnte ich bei vielen interessanten therapeutischen Eingriffen wie beim Legen von Thoraxdrainagen, bei Pleurapunktionen, Aszitespunktionen, Tracheotomien oder bei der Anlage von PiCCO (Pulse Contour Cardiac Output) Kathetern assistieren. Weiters hat man als Student jederzeit die Möglichkeit mit dem Notarzt (NEF) mitzufahren, in der Notaufnahme zu schnuppern oder anderen interessanten Untersuchungen in der Endoskopie oder Sonografie beizuwohnen. Durch das lockere und unkomplizierte Arbeitsklima war es ebenfalls kein Problem den einen oder anderen Tag aufgrund eines Heimatbesuches oder wegen Krankheit zu fehlen. Man schafft es seine 240 Praktikumsstunden ohne Probleme in 6 Wochen zu absolvieren auch wenn man ein paar Tage gefehlt hat. 3. Wohnen Was das Wohnen anbelangt muss man seine Ansprüche definitiv etwas herunterschrauben. Das Personalwohnheim liegt zwar praktischerweise direkt neben der Klinik die Zimmer und Gemeinschaftsräume sind jedoch alt, abgenutzt und in manchen Fällen sanierungsbedürftig. Der Bau aus den 70er Jahren zählt sieben Stockwerke mit jeweils 12 Zimmern pro Stockwerk und einer Gemeinschaftsküche (die je nach Reinlichkeitsgefühl der Stockwerkskollegen mehr oder weniger sauber ist..). Für die Zeit eines Praktikums reicht es vollkommen aus da man sowieso die meiste Zeit nicht zuhause ist. Als Tipp für alle die diesen Bericht lesen und nach

4 Rosenheim gehen wollen: eigenes Koch- und Essgeschirr mitnehmen, eigenes Putzzeug ist ebenfalls nicht schlecht (obwohl dieses von der Klinik kurz vor dem Auszug bereitgestellt wird jedoch sollte man eventuell während des Aufenthaltes auch mal putzen...) sowie eventuell einen eigenen Wasserkocher, eigene Kaffemaschine, Wäschekorb etc mitnehmen. Die Zimmer sind im Grunde klein aber fein da es genügend Stauraum gibt und sogar eine Badewanne was im Winter das ein oder andere Mal wirklich fein ist. Weiters gibt es die Möglichkeit im Keller des Heimes zu waschen (Waschmaschine 3x 50 Cent, Wäschetrockner 1x 50 Cent). Zu Beginn muss man eine Kaution in der Höhe von 100 Euro hinterlegen diese gleich am ersten Tag in Bar parat haben. Durch die heterogenen Bewohner aus deutschen und österreichischen Medizinstudenten/innen, Krankenpflegeschüler/innen, radiologisch technische Assistenten/innen in Ausbildung, Haustechnikern, Hol- und Bringdienst, Patiententransport sowie Assistenzärzte/innen lernt man wenn man will einige neue Menschen kennen. Der eine oder andere Abend wird gemeinsam in der Stockwerksküche mit Bier und Musik verbracht Freizeit In den Herbst- und Wintermonaten muss man sich wenn man bei Dunkelheit aus der Klinik kommt selber etwas mehr für Freizeitaktivitäten motivieren als im Sommer. Jedoch bietet hier Rosenheim und das schöne Bayern so einiges. Man kann in weniger als 10 Minuten zu Fuß das Stadtzentrum erreichen und die Zeit für einen Einkaufsbummel, Kinobesuche, Café Trinken oder Ähnliches nutzen. Rosenheim bietet eine Vielzahl von Restaurants man kann asiatisch, italienisch, spanisch oder sogar indisch essen gehen. Das Nachtleben ist zwar weniger mitreißend als in Graz jedoch kann man durchaus mit der richtigen Runde bei dem einen oder anderen Bier versumpern. Rosenheim bietet mit seiner süßen kleinen Altstadt trotzdem genug Restaurants und Bars um Abwechslung vom Klinikalltag zu bekommen. Als Ausflugsziel sehr zu empfehlen sind der Chiemsee, der Schliersee, der Simsee oder der Tegernsee. Alle sind mit dem Auto leicht zu erreichen. Städtetrips nach München, ins tirolerische Kufstein oder nach Salzburg bieten sich an genauso wie Wanderungen in den bayrischen Bergen. 5. Fazit: Ich kann das Absolvieren einer Fächergruppe im Ausland nur jedem Studenten empfehlen. Ich habe es keine Sekunde bereut meine interne FG in Rosenheim gemacht zu haben. Man hat als Student sehr viel Patientenkontakt, wird aktiv in den Klinikalltag miteingebunden, lernt dadurch viel mehr als nur beim Danebenstehen. Man kann sich in der Klinik frei bewegen und sich all das was einen interessiert jederzeit anschauen. Es wird den Studenten sogar von den zuständigen PJ- Betreuern empfohlen nicht nur im Stationsalltag hängen zu bleiben sondern möglichst viel im Haus zu sehen und zu lernen. Ich finde dass das PJ im Klinikum sehr gut organisiert ist es gibt jeden Mittwoch eine PJ-Fortbildung für Studenten die unterschiedlichste klinische Themen behandelt und man kann auch Themenwünsche für die nächste Stunde äußern. Zusätzlich ist es gern gesehen wenn Studenten die Ärzte - Fortbildungen aller drei internen Kliniken sowie der Neurologie besuchen welche an jedem Donnerstag ebenfalls einen Fixpunkt im Klinikalltag darstellen. Weiters kann man der interdisziplinären Tumorkonferenz, hämatologischen

5 Fallbesprechungen und weiteren medizinischen Fortbildungen aus der Chirurgie und Unfallchirurgie die meistens am Abend stattfinden beiwohnen. Außerdem ist die freundliche und offene Art der Bayern egal ob im Supermarkt, im Restaurant oder in der Klinik wirklich Gold wert. Mit Witz und Humor startet man gleich ganz anders in einen Arbeitstag... Zusätzlich überrascht war ich von der extremen Freude über österreichische Studenten in der Klinik. Man wird wirklich sehr warmherzig empfangen und ich muss zugeben dass ich mich in keinem österreichischen Praktikum so schnell integriert gefühlt habe wie in Bayern. Freizeitbeschäftigung in Rosenheim: Punsch trinken, Shoppen, Flanieren, Café trinken, Essen gehen, Spazieren gehen...

6 Strenge Regeln im Sozialraum des Herzkatheters! ;-) Und der ganz normale Stationswahnsinn (Briefe schreiben...) mit Assistenzärzten und Schwestern...

7 Blick vom Personalwohnheim direkt auf die Klinik/ Hubschrauberlandeplatz... und vice versa von der Klinik kommend auf das Heim! In der Mitte die etwas gewöhnungsbedürftige Wohnküche und das spartanische Wohnheimzimmer mit erstaunlich viel Stauraum... ;-)

8 Möglichkeit für lange Spaziergänge oder die eine oder andere Laufrunde gibt es direkt hinter dem Personalwohnheim entlang der Inn-Uferpromenade... Weitere Ausflugsziele u.a. der Chiemsee (Mitte) oder München (unten)...