Pflegerichtlinie: Bluttransfusionen
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- Walther Kuntz
- vor 7 Jahren
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1 Kantonsspital Graubünden Standort Kreuzspital Departement Personal, Pflege Tel. +41 (0) und Fachsupport Fax +41 (0) Sekretariat Loëstrasse 99 CH-7000 Chur Pflegerichtlinie: Besonderheiten Kinder- und Jugendmedizin siehe Anhang Inhaltsverzeichnis 1. Arbeitszeiten und Pikettdienst des Blutspendedienstes SRK Nacht/Wochenende Lieferung von Blutprodukten an die Standorte Kreuzspital und Fontana Übersicht der Produkte des Blutspendedienstes Bestellungen Testblut Bereitstellen von Blutprodukten Transfusionsschema Kontrolle auf der Abteilung vor der Transfusion Verabreichung an der Patientin, am Patienten Transfusionsbestecke Spezielles Nach Verabreichung Dokumentationspflicht Akute Nebenwirkungen Meldung von Transfusionszwischenfällen Seltene Risiken Anhang: Besonderheiten Kinder- und Jugendmedizin Testblut Neugeborene und Säuglinge bis und mit 6 Monate Säuglinge ab 7. Monat bis ca. 5 Jahre Kinder ab 5 Jahren bis 12 Jahre Kinder ab 12 Jahren Bestrahlte Blutprodukte Allgemeines zur Verabreichung Erythozytenkonzentrat (EK) /12
2 1. Arbeitszeiten und Pikettdienst des Blutspendedienstes SRK Reguläre Arbeitszeit Montag bis Donnerstag bis Uhr Freitag bis Uhr Samstag bis 12.00/16.00 bis Uhr Sonntag bis 12.00/16.00 bis Uhr Telefon 6617 oder über Zentrale auf Natel verbinden lassen Ärztliche Auskünfte Nacht/Wochenende Der Pikettdienst ist nur über die Haus-Telefonzentrale 111 oder die Zentrale KSH, Tel erreichbar. Die Mitarbeiterin, der Mitarbeiter Blutspendedienst ist abends nach Uhr, resp. Freitag nach Uhr nicht im Spital, sondern kommt von zu Hause (maximal 15 Minuten). In diesen Zeiten müssen sich die Bestellungen auf echte Notfälle beschränken Lieferung von Blutprodukten an die Standorte Kreuzspital und Fontana Blutprodukte werden vom Blutspendedienst mittels Shuttledienst direkt auf die betreffende Abteilung geliefert. Bei Notfällen regelt die anfordernde Stelle mit dem Transportdienst und den Mitarbeitenden des Blutspendedienstes die Zustellmodalitäten. 2. Übersicht der Produkte des Blutspendedienstes Produkt Erythrozyten konzentrat EK Frisch gefrorenes Plasma FGP Volumen Lieferzeit/ Richtzeit 280 +/- 50 ml 60 min mit Verträglichkeitsprobe ml 30 min Haltbarkeit Nach Verlassen des Blutspendedienstes möglichst bald, aber innerhalb von 6 Std. und nach 30 min. bei Raumtemperatur muss das EK transfundiert oder vernichtet werden. Frisch gefrorenes Plasma FGP ca. 100 ml nur für Neugeborene und Säuglinge 30 min 2/12
3 Thrombozytenkonzentrat TK Vol.: ml Wenn vorhanden: 5 min Nachschub von Zürich: mind. 120 min Nach Ausgabe sobald möglich, maximal innert 1 Std transfundieren und nicht im Kühlschrank und unterhalb 18 Grad lagern. Verdächtige Produkte (Flockung, Geruch, Undichtigkeiten) dürfen nicht verwendet werden. In Zweifelsfällen bitte Rücksprache mit Blutspendedienst und Abweichungsprotokoll erstellen Achtung: Lieferzeit am Wochenende/Nacht: 15 Minuten hinzurechnen! 2.1. Bestellungen regulär resp. präoperativ für Operationen am Montag bis Uhr am Vortag bis Uhr am Freitag Generell Nächtliche Bestellungen und Transfusionen sind auf echte Notfälle zu beschränken gelber SRK (= KSH), roter SRK (= KRZ) und weisser SRK (= FON) Untersuchungsauftrag mit genauen Personalien (gedruckt mit "Printer") Entnahmedatum und Unterschrift sind obligatorisch (Pflegepersonal). Dies wird nach der Blutentnahme durchgeführt und bestätigt die korrekte Testblutentnahme inkl. Identitätskontrolle der Patientin, des Patienten (siehe 2.2) Zeitpunkt auf Formular ankreuzen (notfallmässig, in 3 Stunden, heute, nächster Tag/Datum) zwei Namensstreifen beilegen Testblut 2.2. Testblut Die Identitätssicherung bei der Blutabnahme ist einer der verantwortungsvollsten Schritte einer verordneten Transfusion. Es darf jeweils nur von einer Patientin/einem Patienten But abgenommen und die Bestellung fertiggestellt werden. Niemals von zwei oder mehr Patientinnen und Patienten gleichzeitig. Bei bisher im regionalen Blutspendedienst GR nicht bekannten Patientinnen und Patienten fordert der Blutspendedienst eine 2. Testblutentnahme an. Je ein 10 ml Nativ- (rot) und 5 ml EDTA-Röhrchen (violett) für Blutgruppe, bei Bestellungen > 10 EK (Massivtransfusion): 2 x 10 ml Nativ- (rot), vollständig gefüllt Beschriftung der Röhrchen (Patientenetikette) unmittelbar bei Patientin, Patient anbringen und kontrollieren. Die ansprechbare Patientin, der ansprechbare Patient wird vor der Abnahme nach Vor- und Nachname sowie Geburtsdatum befragt (nicht passiv bejahen lassen) Bei nicht ansprechbaren Patientinnen und Patienten: Abgleich von Patientenarmband, Patientenunterlagen und/oder idealerweise durch Befragung von Angehörigen oder Betreuenden (sofern zugegen) 3/12
4 Ungenügend beschriftete oder nicht mit dem Auftragsformular übereinstimmende Angaben führen zur Rückweisung des Auftrags und zum Verwurf der Proben Testblut wird im Labor bis abends Uhr des vierten Tages (Abnahmetag plus drei Tage) aufbewahrt, nach diesem Zeitpunkt ist für eine Blutbestellung ein neues Röhrchenpaar und ein neuer Auftrag notwendig Für bisher nicht bekannte Patientinnen und Patienten ist eine unabhängige 2. Testblutentnahme gefordert. Diese wird vom Blutspendedienst bei Nichtvorliegen telefonisch angefordert und mit einem extra Auftragsblatt, nur mit Pat. ID, Unterschrift Entnahmeperson und Vermerk 2. Testblut angefordert. Für die 2. Blutgruppenbestimmung muss nur ein 5 ml EDTA (violett) Röhrchen abgenommen werden Nach Austestung von EK bleiben diese bis Uhr des 3. Tages für die Patientin, den Patienten im Labor ausgetestet reserviert (bei IPS-Patientinnen und IPS-Patienten im Kühlschrank der OP-Schleuse). Später ist unabhängig, ob alles oder nur ein Teil transfundiert wurde - wieder neues Testblut nötig Kinder- und Jugendmedizin siehe Anhang 2.3. Bereitstellen von Blutprodukten Richtzeiten/Lieferzeiten: Sobald ein Antikörper vorliegt, kann sich die Bereitstellung auf unbestimmte Zeit verzögern. Die verantwortliche Ärztin, der verantwortliche Arzt wird bei positivem Antikörpersuchtest sofort benachrichtigt und die Zeit bis zum Vorhandensein passender EK geschätzt. Für das Ops-Programm wird beim Vorliegen von Antikörpern die Anästhesie informiert, ob die Verfügbarkeit von kompatiblen EK eingeschränkt ist Ops-Programm: Für die Bearbeitung des Ops-Programmes werden zwei Varianten unterschieden: Typ A = Blutbestellung: Die für die Patientin, den Patienten angeforderten EK werden im Ops-Kühlschrank bereitgestellt Typ B (Type&Screen): Passende EK stehen innerhalb von 15 Minuten während der Routine Arbeitszeiten zur Verfügung EK ohne Blutgruppenbestimmung Type and Screen : EK ohne Blutgruppenbestimmung dürfen nur in Verantwortung der betreuenden Ärztin, des betreuenden Arztes (gegen Unterschrift) bei gegebener Dringlichkeit transfundiert werden. Im Ops-Kühlschrank gibt es für diese Ausnahmesituationen stets 2 EK der Blutgruppe 0 Rh negativ. Der Blutspendedienst muss über deren Einsatz umgehend unterrichtet werden, damit für Ersatz gesorgt werden kann Wahl der Blutgruppe des Produktes: EK und FGP werden grundsätzlich blutgruppenidentisch transfundiert. Abweichungen davon (= Blutgruppenumstellungen) erfolgen nur nach Rücksprache mit dem Blutspendedienst TK: können ohne Bedeutung der Blutgruppe transfundiert werden 4/12
5 2.4. Transfusionsschema Patientin/ Patient Mögliche Blutgruppe eines Produktes Erythrozytenkonzentrate Plasma Plättchen-Konzentrat mit additiver Lösung (derzeit meist verwendet) 0 0 0, A, B, AB A A, 0 A, AB Blutgruppe ohne Bedeutung B B, 0 B, AB AB AB, A, B, 0 AB 2.5. Kontrolle auf der Abteilung vor der Transfusion 5-Punkte-Kontrolle, Identität auf allen Formularen: Blutgruppen-Karte (sofern vorhanden), Personalien der Patientin, des Patienten, Transfusionsbeleg. Anmerkung: Die Blutgruppen-Karte ist zur Kontrolle nicht zwingend notwendig. Die aktuellen Daten über Blutgruppe und Rhesus sind auf dem Transfusionsbeleg ersichtlich. 1. Name, Vorname, genaues Geburtsdatum 2. Blutgruppe, Rhesus, soweit vorhanden 3. Entnahmenummer des Produktes 4. Verfalldatum 5. Verträglichkeitsprobe resp. Type and Screen, visiert durch Labor Diese Kontrollen müssen von zwei Personen (zwei diplomierte Pflegefachpersonen oder eine diplomierte Pflegefachperson und eine Lernende/ein Lernender mit entsprechender Kompetenz) durchgeführt werden. Wenn dies nicht möglich ist, sollen alle Daten direkt am Patientenbett ein zweites Mal gesichert werden Alle wachen Patientinnen und Patienten werden dazu aufgefordert ihren Namen, Vornamen und das Geburtsdatum zu sagen (nicht passiv bejahen lassen!) Bei nicht ansprechbaren Patientinnen und Patienten: Abgleich von Patientenarmband, Patientenunterlagen und/oder idealerweise durch Befragung von Angehörigen oder Betreuenden (sofern zugegen) Besondere Vorsicht ist bei gleichen oder sehr ähnlichen Namen auf derselben Station geboten Wenn auf dem Transfusionsbeleg das Resultat als nicht verträglich dokumentiert ist, darf die Transfusion nur nach Zustimmung durch die verantwortliche Ärztin, den verantwortlichen Arzt verabreicht werden > Dies kommt in bestimmten Fällen mit besonderen (Auto-) Antikörpern vor und wird jeweils mit der behandelnden Ärztin, dem behandelnden Arzt und dem Blutspendedienst besprochen 5/12
6 2.6. Verabreichung an der Patientin, am Patienten Die Verabreichung von Blutprodukten (EK, FGP und TK) muss auf den Bettenstationen durch die Ärztin, den Arzt schriftlich verordnet werden (). Alle Blutprodukte können unter strikter Einhaltung des aseptischen Vorgehens und der entsprechenden Richtlinien peripher, aber auch über das venöse PAC-System sowie zentrale Leitungen verabreicht werden Die Patientin, den Patienten informieren, dass sie oder er sich bei Veränderung des Befindens, wie Unwohlsein (Kribbeln, Frösteln), Dyspnoe, Schwindel, Rückenschmerzen melden soll Vor und während der Transfusion wird die Patientin, der Patient beobachtet. Puls, Blutdruck und Temperatur werden wie folgt kontrolliert: Vor der Transfusion, 5 min und 15 min nach dem Start und dann halbstündlich bis zur Beendigung der Transfusion sowie eine Stunde nach Transfusion. Zu diesen Zeitpunkten wird die Patientin, der Patient jeweils auch nach ihrem bzw. seinem Befinden und speziell nach Vorhandensein von Unwohlsein (Kribbeln, Frösteln), Dyspnoe, Schwindel, Rückenschmerzen) befragt. Im ambulanten Bereich kann bei bekannten Patientinnen und Patienten in Absprache mit der verantwortlichen Ärztin, dem verantwortlichen Arzt davon abgewichen werden, in der Intensivmedizin je nach Bewusstseinslage der Patientinnen und Patienten Bei allen Blutprodukten während den ersten 10 min langsam transfundieren (ca Tr./min) und die Patientin, den Patienten beobachten Ausnahme TK: Die ersten drei Minuten langsam transfundieren (ca Tr./min) und die Patientin, den Patienten beobachten, um allenfalls allergische Reaktionen zu bemerken. Danach innerhalb von 30 Minuten transfundieren Wenn keine Reaktion und keine besondere Arztverordnung vorhanden sind, Tropfenzahl auf Tr./min erhöhen. Gesamtinfusionszeit ein bis zwei Stunden. Gilt bei der Verabreichung von EK und FGP (Kinder- und Jugendmedizin siehe Anhang) 2.7. Transfusionsbestecke Diese können in der Zentralsterilisation bezogen werden und für alle oder Blutkomponenten verwendet werden. Der 270µm Filter verhindert die Transfusion von Aggregaten und soll bei allen Blutprodukten (EK, TK und FGP) benutzt werden. Dasselbe Transfusionsbesteck darf für maximal zwei aufeinanderfolgende Beutel, maximal über sechs Stunden, verwendet werden (Ausnahme: Massivtransfusionen Intensivstation, Notfallstation und Anästhesie). 6/12
7 3. Spezielles Wenn kältereaktive Antikörper nachgewiesen werden, muss körperwarm transfundiert werden (siehe Vermerk warm transfundieren auf Transfusionsbeleg) Anwärmgeräte (en-flow) stehen in der Anästhesie zur Verfügung (Anästhesie Bereitschaft via Tel. 6510). Bei Gefahr der Volumenüberlastung langsam transfundieren, über zwei bis drei Stunden EK müssen, ausser bei der Massentransfusion, möglichst einzeln im Blutspendedienst abgeholt, resp. von dort per Rohrpost, bestellt werden Die maximale Transfusionszeit, resp. totale Zeit nach Unterbrechung der Kühlkette von sechs Stunden, ist einzuhalten. Aufgewärmte EK (d. h. länger als 20 min aus dem Kühlschrank) dürfen nie wieder zurück in einen Kühlschrank gestellt werden! > D. h. sie müssen gekennzeichnet zur Entsorgung an den Blutspendedienst retourniert werden Über denselben venösen Zugang dürfen gleichzeitig mit Blutprodukten keine anderen Substanzen und Infusionslösungen verabreicht werden. Ausnahme: Bei Verstopfungsgefahr ist NaCl oder Ringerfundin erlaubt 4. Nach Verabreichung Nach Blutapplikation: vom Dreiwegehahn bis zur Patientin, zum Patienten sorgfältiges Spülen mit Infusion oder einer 10 ml Spritze (Nacl 0.9 % oder Ringerfundin) Das Spülen ist wichtig, um eine Infektionsgefahr durch Verkrustung der Blutbestandteile im Katheter zu reduzieren Blutbeutel in den dafür vorgesehenen Behälter entsorgen (Zentralmagazin) Transfusionsbeleg mit Datum und Visum versehen, die Fragen beantworten und in der Krankengeschichte ablegen. Den unteren Teil von dem Transfusionsbeleg an den Blutspendedienst senden 5. Dokumentationspflicht Der Transfusionsbeleg muss nach Transfusion ausgefüllt an den Blutspendedienst zurück geschickt werden. Zwischenfälle wie z. B. Nebenwirkungen: sofortige telefonische Information an Blutspendedienst, Ankreuzen des Feldes Nebenwirkung auf dem Transfusionsbeleg und Hämovigilanzmeldung via Meldeportal Als Bedingung, damit die Rückverfolgung jeder Transfusion gewährt ist, muss der Blutspendedienst über jedes nicht verwendete Blutprodukt informiert werden > Nicht verwendete Blutprodukte werden an den Blutspendedienst retourniert (zur Entsorgung) mit der Information Blut auf der Abteilung nicht transfundiert 7/12
8 6. Akute Nebenwirkungen Leichte Reaktionen: Hautausschlag, Juckreiz Temperaturanstieg < 1 C Unwohlsein, Nausea, Kopfschmerzen Schwerwiegende Reaktionen: Fieberanstieg > 1 C, Schüttelfrost Lenden- und Rückenschmerzen Atemnot, Blutdruckabfall, Tachykardie, Schock Massnahmen: Transfusion vorübergehend stoppen Kreislauf überwachen nochmals Identität der Patientin, des Patienten mit Transfusionsbeleg und Blutprodukt sorgfältig vergleichen Abteilungsärztin/-arzt informieren Bei störender Hautreaktion evt. Antihistaminika nach Absprache mit Ärztin, Arzt geben > Bei Nachlassen der Beschwerden und stabilem Kreislauf nach 30 min, in Rücksprache mit Abteilungsärztin/-arzt, vorsichtig weiterfahren Massnahmen: Transfusion sofort stoppen Kreislauf überwachen Infusion offen halten Abteilungsärztin/-arzt benachrichtigen Beutel immer aufbewahren (gut verschliessen: Schlauch abklemmen oder zur Not: Knoten) und zurück ans Blutspendezentrum 7. Meldung von Transfusionszwischenfällen Alle Transfusionszwischenfälle müssen dem Blutspendedienst gemeldet werden (telefonisch) sowie im Intranet unter CIRS/Vigilanz im Tool Hämovigilanz als Transfusionsreaktion erfasst werden! Nach Absprache mit dem Blutspendedienst erfolgt eine Abklärung. Dazu benötigt der Blutspendedienst den Beutel, eine frische Nativ- und EDTA Blutprobe (= Testblut-Röhrli und Violettdeckel- Röhrli). Bitte ein Swissmedic-Formular im Blutspendedienst anfordern. Nebenwirkungen der Transfusion Bei Nichtbeachtung der ABO- und Rhesus-Kompatibilität kann es zu schweren Transfusionsreaktionen bzw. zu Immunisierungen kommen. Die sorgfältige Identifikation der Patientin, des Patienten bei der Entnahme der Blutprobe zur Verträglichkeitsprobe sowie der eigentlichen Transfusion ist deshalb von ausserordentlicher Bedeutung. 8/12
9 8. Seltene Risiken Übertragung viraler Erreger (Übertragungsrisiko HIV, Hepatitis B, Hepatitis C, West Nile Virus) Übertragung bakterieller Krankheitserreger (Bild eines Endotoxinschocks) Übertragung parasitärer Erreger (z. B. Malaria, Chagas Krankheit) verspätete hämolytische Transfusionsreaktionen (2 bis 14 Tage nach der Transfusion) Thrombozytopenische Purpura mit lebensbedrohlicher hämorrhagischer Diathese ( Tag nach der Transfusion) allergische Reaktionen gegen lösliche Plasmabestandteile in Form von lokaler oder generalisierter Urtikaria, anaphylaktische Schockzustände (bei Patientinnen und Patienten mit zirkulierenden IgA-Antikörpern bei IgA-Mangel kann die Gabe von gewaschenen Erythrozytenkonzentraten erwogen werden: Achtung, steht normal nicht zur Verfügung) TRALI (transfusion related acute lung injury) Inzidenz 1 Ereignis pro 2500 bis transfundierten Blutprodukten. Sehr seltene, aber lebensbedrohliche Komplikation. Am gefährlichsten sind plasmahaltige Blutprodukte. Primär klinische Diagnose Durch Übertragung vermehrungsfähiger Lymphozyten kann es bei immungeschwächten Patientinnen und Patienten (St.n. Stammzellentransplantation, Hochdosis-Chemotherapien bei Kindern, intrauterine Transfusionen) zu einer Graft-versus-Host-Disease kommen (Prophylaxe: Bestrahlung mit 25 Gy) bei Langzeittherapie eine Hämosiderose 9/12
10 9. Anhang: Besonderheiten Kinder- und Jugendmedizin 9.1. Testblut Grundsätzlich gilt wie unter 2.2 beschrieben, dass bei bisher im Blutspendedienst Graubünden nicht bekannten Patientinnen und Patienten eine 2. Testblutentnahme gefordert wird. Diese 2. Testblutentnahme kann direkt nach der 1. Blutentnahme durchgeführt werden und benötigt nur EDTA-Blut. Um kleinen Kindern möglichst eine zweite Blutentnahme zu ersparen, wurde folgende Regelung mit der zusätzlichen Qualifikation der 1. Testblutentnahme getroffen. Qualifikation der 1. Testblutentnahme Hinweis: dieses Vorgehen gilt nur für die Kinder- und Jugendmedizin Die Testblutentnahme wird von zwei Personen (Pflege/Pflege oder Pflege/Arzt/-in) durchgeführt bzw. die Patientenidentität wird von zwei Personen bestätigt Diese zwei Personen unterschreiben auf den Etiketten des EDTA- und Serum-Röhrchens sowie auf dem speziellen Blutspendedienst-Formular Qualifikation der Blutentnahme (Transfusionen nach nur einer Blutgruppenbestimmung) Somit entfällt eine 2. Testblutentnahme Neugeborene und Säuglinge bis und mit 6 Monate Testblutentnahme EDTA-Blut venös oder kapillär abgenommen, minimal EDTA-Microvette (200µl) mit Blut füllen und Mutterblut Mutterblut aus Geburtsklinik (falls vorhanden) oder bei Mutter Blutentnahme durchführen bei Kindern bis zu 6 Monaten wird mütterliches Blut für die Bestellung von Blutprodukten verwendet (Grund: mangelnde Antikörperbildung in diesem Alter) 2. Testblutentnahme Wenn eine 2. unabhängige Testblutentnahme nicht möglich ist, erfolgt stattdessen die Qualifikation der 1. Testblutentnahme (s.o.). Nach Möglichkeit wird zu einem späteren Zeitpunkt oder beim folgenden Krankenhausaufenthalt die 2. Testblutentnahme durchgeführt. Mutterblut Mutterblut aus der Geburtsklink wird immer ins Labor Blutspendedienst geschickt Untersuchungsauftrag (gelb) geprintert mit Personalien des Kindes zusätzlich Name, Vorname und Geburtsdatum der Mutter und Vermerk: Reserve Mutterblut Begleitformular Mutterblut (weiss) mit Personalien der Mutter (Name, Vorname und Geburtsdatum) und Personalien des Kindes/der Kinder (Name, Vorname und Geburtsdatum) ausfüllen zusammen mit dem Untersuchungsauftrag und dem Blut an Blutspendedienst schicken Mutterblut immer am gleichen Tag in Blutspendedienst schicken bzw. bis zu den Öffnungszeiten in der Apotheke der KIPS in den Kühlschrank stellen Im Blutspendelabor wird die Blutgruppe der Mutter bestimmt, der Alloantikörper-Suchtest durchgeführt und dann wird das Blut eingefroren Fehlt das Mutterblut aus der Geburtsklinik: bei der Mutter EDTA- und Serumblut (rote Monovette) mindestens je 5 ml abnehmen 10/12
11 Allgemeines Ist keine Transfusion geplant, werden beim Neugeborenen die Blutgruppe und der Alloantikörper-Suchtest nur auf Anordnung der Ärztin, des Arztes bestimmt Der direkte Coombstest (Dir. Anti-Humanglobulintest) wird mit kindlichem Blut gemacht Wichtig: Bei Neugeborenen, falls noch nicht erfolgt, den 1. Guthrie-Test vor Transfusionsbeginn abnehmen! Gilt für EK, FFP und TK Säuglinge ab 7. Monat bis ca. 5 Jahre Testblutentnahme EDTA-Blut Serum-Blut 1 ml (EDTA-Monovette violett) und 1 ml (Serum-Monovette rot) 2. Testblutentnahme EDTA-Blut minimal EDTA-Microvette (200µl) mit Blut füllen oder Qualifikation der 1. Testblutentnahme Kinder ab 5 Jahren bis 12 Jahre Testblutentnahme EDTA-Blut Serum-Blut 2 ml (EDTA-Monovette violett) und 2 ml (Serum-Monovette rot) 2. Testblutentnahme EDTA-Blut minimal EDTA-Microvette (200µl) mit Blut füllen oder Qualifikation der 1. Testblutentnahme Kinder ab 12 Jahren Testblutentnahme EDTA-Blut Serum-Blut 5 ml (EDTA-Monovette violett) und 5 ml (Serum-Monovette rot) 2. Testblutentnahme EDTA-Blut 5 ml (EDTA-Monovette violett) 9.2. Bestrahlte Blutprodukte Für bestrahlte EK (nach ärztlicher Verordnung) muss mit dem Blutspendedienst Rücksprache gehalten werden, weil eine verlängerte Lieferzeit besteht Die Bestrahlung von EK ist im jeweils von Montag bis Freitag möglich 11/12
12 9.3. Allgemeines zur Verabreichung Alle Transfusionen sollten möglichst nicht mit anderen Infusionen oder Medikamenten zusammen verabreicht werden (Albumin, Heparin, calcium- oder glukosehaltige Lösungen), in der Praxis ist dies nicht immer durchführbar (einlumige Katheter bei Frühgeborenen) Bei Neugeborenen soll nur die zu transfundierende Menge bestellt werden (jeweils 20 ml für das Besteck dazurechnen), die bestellte Menge wird aus einem Beutel entnommen (Satellitenbeutel), dieser wird dann im Labor aufbewahrt und für dasselbe Kind weiterverwendet Die Konserven-Nummer wird in der Pflegedokumentation festgehalten Blutprodukte möglichst frei tropfen lassen (nie mit einer Druckmanschette verabreichen), bei kleineren genauen Mengen oder wenn ein freies Tropfen nicht möglich ist (Venflon mit kleinen Innendurchmessern) wird das Blut über einen Perfusor oder einen Volumed μvp7000 (neu) verabreicht 9.4. Erythozytenkonzentrat (EK) Dauer einer EK-Transfusion: min. 3 Std. bis max. 6 Stunden (5ml/kg/h) Vor einer Transfusion soll abgeklärt werden, ob vor Transfusionsbeginn noch spezielle Blutentnahmen durchzuführen sind (Bsp. DNA-Analyse, spez. Erythrocyten- Untersuchungen) Erstellt durch P. van Kleef Freigabe durch R. Henschler, S. Heer, R. Malär, C. D Onofrio /12
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