Dienstanweisung für die klinische Anwendung von Blut und Blutprodukten
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- Busso Beckenbauer
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Dienstanweisung für die klinische Anwendung von Blut und Blutprodukten im Universitätsklinikum Frankfurt am Main
2 Anforderung von Blutkomponenten (1)! Verschreibungspflicht! (Arztunterschrift, patientenbezogen)! Schriftliche Bestellung (Regelfall): Bestellschein dem Fahrer mitgeben Telefonische Bestellung / Bestellung per Fax nur im Notfall!
3 Anforderung von Blutkomponenten (2)! Frischplasma und Thrombozyten: Blutgruppe des Patienten angeben bzw. aktuelle Blutgruppenbestimmung veranlassen! Erythrozytenkonzentrate: 2 x 5 ml EDTA-Blut des Patienten mitschicken
4 Verwechslungen kommen häufiger vor als Fehlbestimmungen. AB0-Verwechslungen sind die häufigste Ursache für schwerwiegende Transfusionszwischenfälle.!! Beschriftung!!
5 Anforderung von Blutkomponenten (4) Pflichtangaben:! Name, Vorname, Geburtsdatum, Geschlecht (Klebeetikett oder Druckbuchstaben)! Diagnose! Station mit Telefonnummer (Rückfragen!)! Menge, besondere Anforderungen! Dringlichkeit! vorbekannte irreguläre Antikörper! frühere Stammzell-/Knochenmarktransplantation
6 Notfalltransfusion ungekreuzter Erythrozytenkonzentrate Bestellung immer telefonisch über MTA Kreuzlabor Blutproben des Patienten vor der 1. Transfusion abnehmen!! Identitätssicherung!! Bestellung und Blutproben schnellstmöglich, spätestens im Austausch gegen ungekreuzte Eks in Kreuzlabor schicken MTA informiert telefonisch transfundierenden Arzt, sobald Befunde vorliegenind
7 Type and Screen-Konzept Vor allen planbaren Eingriffen mit Transfusionswahrscheinlichkeit 10%: EKs kreuzen lassen in ausreichender Anzahl ansonsten reicht eine aktuelle BG- Bestimmung und Antikörpersuchtest aus Problemtransfusionen und Versorgungsschwierigkeiten frühzeitig erkennen.
8 Transport von Blutkomponenten im Klinikum (1) BSD-Fahrer Mo - Frei Uhr (auch Neurochirurgischer OP) Leitstelle Mo -Frei Uhr Samstag Sonn- und Feiertage Zentrum für Neurologie und Neurochirurgie
9 Transport von Blutkomponenten im Klinikum Inhalt prüfen Reklamation sofort Persönliche Übergabe der Blutkonserven Empfang quittieren transfundierenen Arzt benachrichtigen
10 Transfusion von Blutkomponenten (1)! Anwärmen und Auftauen nur in zertifizierten Geräten! Nach Eröffnen durch Transfusionsbesteck innerhalb von 6 Stunden transfundieren! keine Medikamente oder Lösungen zufügen
11 Transfusion von Blutkomponenten (2) Evtl. schon bei stationärer Aufnahme:! Aufklärung des Patienten bei Transfusionswahrscheinlichkeit 10%! Schriftl. Einverständnis in der Patientenakte dokumentieren Vor Transfusion:! ABO-Test (Bedside-Test) mit Konserven am Patientenbett! Überprüfung der Präparate! Überprüfung der Begleitpapiere! Einleitung der Transfusion! Überwachung des Patienten sicherstellen! Dokumentation
12 Transfusion von Blutkomponenten (3) Restbeutel mit Transfusionsbesteck möglichst steril verschließen / abklemmen. Bei 4 C 24 Stunden nach Transfusion aufheben!
13 Rückverfolgung Lookback Empfängerseitig: Nachuntersuchung von Spendern, falls eine HIV-, HCV- oder HBV- Serokonversion bei einem Empfänger nach Transfusion von Blutprodukten nachgewiesen wird Spenderseitig: Nachuntersuchung von Empfängern von Blutprodukten, falls eine HIV- HCV- oder HBV- Serokonversion bei Blutspendern nachgewiesen wird
14 EDV gestützte Chargendokumentation
15 EDV gestützte Chargendokumentation
16 EDV gestützte Chargendokumentation
17 EDV gestützte Chargendokumentation
18 Zusammenfassung Dokumentation! Kreuz-/Lieferschein mit Datum, Uhrzeit der Transfusion! Chargennummer des Präparats (Aufkleber)! Kopie des Bestellformulars! EDV-gestützte Chargendokumentation in Orbis! Ergebnis Bedside-Test! Indikation (Diagnose, Laborbefunde, klin. Befunde)! Transfusionserfolg (BB, klin. Wirkung)! Unerwünschte Wirkungen
19 SHOT 2006 Cumulative Reporting (N = 2628) DTR 9,7% TRALI 6,2% TTI 1,8% ta-gvhd 0,5% PTP 1,7% unclassified 0,3% ATR 10,2% Transfusion Medicine Reviews 2006;20: IBCT 69,7% IBCT: incorrect blood components transfused ATR: acute transfusion reactions DTR: delayed transfusion reactions TRALI: transfusion-related acute lung injury TTI: transfusion transmitted infections PTP: post-transfusion purpura ta-gvhd: transfusion-associated graft-versus-host disease
20 Transfusionszwischenfälle! Transfusion stoppen, medizinische Maßnahmen! Verwechslung ausschließen!! Schweregrad beurteilen! Diagnostik 2. Verwechslung verhindern! Dokumentation in der Patientenakte! Meldung an Blutspendedienst: Formular, transfundierte Konserven, 10 ml EDTA- Blut, 10 ml Nativ-Blut
21
22 Schwerwiegende NW von Blutprodukten! Meldung an den Transfusionsbeauftragten! Meldung an den Transfusionsverantwortlichen! Meldung an den pharmazeutischen Unternehmer (Blutspendedienst)! Meldung an die Bundesoberbehörde (Paul-Ehrlich-Institut (PEI)) durch den Transfusionsbeauftragten und den pharmazeutischen Unternehmer
23 Blutversorgung nach AB0-inkompatibler Stammzell-Transplantation (Tx) German Red Cross Blood Donor Services Baden- Wuerttemberg Hessen Institute for Transfusion Medicine and Immunohematology Clinics of the Johann Wolfgang Goethe- University Frankfurt/ Main Germany! Definitionen: " Major-inkompatibel: Empfänger-Immunsystem produziert/besitzt Antikörper gegen Spender " Beispiel: Empfänger: 0 Spender: A " Minor-inkompatibel: Spender-Immunsystem produziert Antikörper gegen Empfänger " Beispiel: Empfänger: B Spender: 0 " Major- UND Minor-inkompatibel: Spender- UND Empfänger-Immunsysteme produzieren oder besitzen Antikörper gegen Empfänger bzw. Spender " Beispiel: Empfänger: A Spender: B
24 Blutversorgung nach AB0-inkompatibler Tx German Red Cross Blood Donor Services Baden- Wuerttemberg Hessen Institute for Transfusion Medicine and Immunohematology Clinics of the Johann Wolfgang Goethe- University Frankfurt/ Main Germany Empfänger Transplantat (= Spender) EK/GK TK GFP Major-inkompatible Transplantation (Tx) 0 A 0 A>AB>B>0 A oder AB 0 B 0 B>AB>A>0 B oder AB 0 AB 0 AB>A>B>0 AB A AB A oder 0 AB>A>B>0 AB B AB B oder 0 AB>B>A>0 AB Alle Produkte bestrahlen! CMV-Status (v.a. des Empfängers!) beachten! Bei Apherese-TK: Präparate mit hohem Isoagglutinin-Titer vermeiden! Bei Kindern < 25 kg KG immer Minor-Kompatibilität anstreben (TK, GFP)!
25 Blutversorgung nach AB0-inkompatibler Tx German Red Cross Blood Donor Services Baden- Wuerttemberg Hessen Institute for Transfusion Medicine and Immunohematology Clinics of the Johann Wolfgang Goethe- University Frankfurt/ Main Germany Empfänger Transplantat (= Spender) EK/GK TK GFP Minor-inkompatible Tx A 0 0 A>AB>B>0 A oder AB B 0 0 B>AB>A>0 B oder AB AB 0 0 AB>A>B>0 AB AB A A oder 0 AB>A>B>0 AB AB B B oder 0 AB>B>A>0 AB Alle Produkte bestrahlen! CMV-Status (v.a. des Empfängers!) beachten! Bei Apherese-TK: Präparate mit hohem Isoagglutinin-Titer vermeiden! Bei Kindern < 25 kg KG immer Minor-Kompatibilität anstreben (TK, GFP)!
26 Blutversorgung nach AB0-inkompatibler Tx German Red Cross Blood Donor Services Baden- Wuerttemberg Hessen Institute for Transfusion Medicine and Immunohematology Clinics of the Johann Wolfgang Goethe- University Empfänger Transplantat (= Spender) EK/GK TK GFP Major- und Minor-inkompatible Tx A B 0 AB>A>B>0 AB B A 0 AB>B>A>0 AB Alle Produkte bestrahlen! CMV-Status (v.a. des Empfängers!) beachten! Bei Apherese-TK: Präparate mit hohem Isoagglutinin-Titer vermeiden! Bei Kindern < 25 kg KG immer Minor-Kompatibilität anstreben (TK, GFP)! Frankfurt/ Main Germany
27 Rhesus-inkompatible Tx German Red Cross Blood Donor Services Baden- Wuerttemberg Hessen Institute for Transfusion Medicine and Immunohematology Clinics of the Johann Wolfgang Goethe- University Frankfurt/ Main Germany! Rh-System: " Konstellation 1: Empfänger Rh positiv (D positiv) und Spender Rh negativ (D negativ) è " Immer Rh negativ (D negativ) versorgen! " Konstellation 2: Empfänger Rh negativ (D negativ) und Spender Rh positiv (D positiv) è " Rh negativ (D negativ) solange, bis beim Empfänger Rh positive (D positive) Zellen im Blut erscheinen, dann kann auf Rh positiv (D positiv) umgestellt werden.
28 Endgültige Umstellung auf Spender- Blutgruppe (= Transplantat-Blutgruppe) German Red Cross Blood Donor Services Baden- Wuerttemberg Hessen Institute for Transfusion Medicine and Immunohematology Clinics of the Johann Wolfgang Goethe- University Frankfurt/ Main Germany! Eine Versorgung mit Blutprodukten der Spender- Blutgruppe (= Transplantat-Blutgruppe) darf erst erfolgen, wenn: " Bei Major-Inkompatibilität: keine AB0-Ak gegen die Spender-Blutgruppe beim Empfänger mehr nachweisbar sind und der direkte Antiglobulintest (= direkte Coombs- Test) negativ ist. " Bei Minor-Inkompatibilität: Erythrozyten mit der Blutgruppe des Empfängers NICHT mehr nachweisbar sind.
29 Transfusionsassoziierte GvH-Krankheit (Ta-GVHD oder tgvhd) Pathogenese: - Übertragung immunkompetenter Lymphozyten auf in der Regel immuninkompetenten Empfänger - Vermehrung im Empfänger- Organismus (nach antigenem Stimulus) - Lymphozyten zerstören Empfänger-Gewebe (Haut, Leber, Magen-Darm-Trakt, Knochenmark) Häufigkeit: 1 : : (??) Konstellation: - Immungeschwächter Patient (z.b. SCID, M. Hodgkin, KMT, Hochdosis-Chemotherapie, Frühgeborene, u.a.) - oder: Patient erkennt Lymphozyten nicht als fremd (z.b. Verwandte 1. Grades) Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie Klinikum der JWG Universität Frankfurt am Main
30 Vermeidung einer ta-gvhd: Indikationen für die Bestrahlung von Blutkomponenten - I! Alle Blutkomponenten aus gerichteten Blutspenden von Blutsverwandten (mind. 14 Fälle beschrieben!)! Alle HLA-ausgewählten Blutkomponenten (HLAausgewählte TK: Risiko ca. 5%!)! Alle Granulozyten-Präparate (mind. 16 Fälle beschrieben!)! N.B.: GFP zu bestrahlen wird nach den Leitlinien 2009 nicht mehr empfohlen. Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie Klinikum der JWG Universität Frankfurt am Main Richtlinien zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Hämotherapie) Aufgestellt gemäß Transfusionsgesetz von der Bundesärztekammer im Einvernehmen mit dem Paul-Ehrlich-Institut Gesamtnovelle 2005 Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2006 Querschnitts-Leitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten, DÄV 2009
31 Bestrahlungsindikationen für zelluläre Blutprodukte (EK, TK, GK) Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie Klinikum der JWG Universität Frankfurt am Main DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen ggmbh
32 Bestrahlungsindikationen für zelluläre Blutprodukte (EK, TK, GK) II Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie Klinikum der JWG Universität Frankfurt am Main DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen ggmbh
33 KEINE Bestrahlungsindikation Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie Klinikum der JWG Universität Frankfurt am Main DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen ggmbh
34 Dienstanweisung Hämotherapie German Red Cross Blood Donor Services Baden- Wuerttemberg Hessen Institute for Transfusion Medicine and Immunohematology Roxtra: Hämotherapie in der Suchfunktion eingeben! Clinics of the Johann Wolfgang Goethe- University Frankfurt/ Main Germany
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