Diagnose von Interviewerkompetenz beim klinischen Erstgespräch
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- Paul Müller
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1 Fakultät Mathematik- und Naturwissenschaften Fachrichtung Psychologie " Juniorprofessur Prozessorientierte Diagnostik Diagnose von Interviewerkompetenz beim klinischen Erstgespräch Eine Anpassung des DIPA an den klinischen Kontext Ansatz zur Diplomarbeit, 08. Juni 2010 Diplomandin: Betreuerin: Jun.-Prof. Anja Strobel
2 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Klinische Psychologie und Psychotherapie Der diagnostisch-therapeutische Prozess 1. Kontaktaufnahme/ Anmeldung 2. Erstgespräch Allgemeine Orientierung, Planung der Informationserhebung 3. Diagnostik Indikationsstellung und Therapieziele 4. Therapie 5. Abschluss der Therapie Zielerreichung und Erfolgsbeurteilung vgl. QM-Musterhandbücher Psychotherapeutenkammer Hamburg; Grawe, 2000; Mod. nach Hautzinger, 1994 in Wittchen & Hoyer, Folie 2
3 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Das klinische Erstgespräch Ziele des Erstgesprächs (Fliegel, 2010; Rudolph, 2005; Wendisch 2003) Problemerfassung Vorläufige Diagnosestellung/ erste Einschätzung Ziele und Erwartung des Patienten Indikation, vorläufiger Behandlungsplan Informationen für den Patienten Vertrauensvolle Patienten-Therapeuten-Beziehung (Allianz) Folie 3
4 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Das klinische Erstgespräch Aufgaben des Therapeuten (Frank & Frank, 2000) Informationssuche aktuelle Problematik, Symptome, Ressourcen, vorläufige Verdachtsdiagnose und Behandlungsmöglichkeiten eruieren Informationsweitergabe Prinzipien der Behandlung, Erläuterung zum Krankheitsbild, organisatorische Abläufe klären Aufbau einer guten emotionalen Beziehung Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Empathie, Wertfreiheit Aufbau einer guten therapeutischen Beziehung Kompetenz, Transparenz, Erfahrungsvermittlung Erste therapeutische Intervention Vorbereitung auf Behandlungskonzept, Zielbesprechung, Motivationsförderung, Suizidabklärung Folie 4
5 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Interviews im klinischen Kontext Wichtigkeit des Interviews Das Interview ist die meistgenutzte Methode für Diagnosestellung, Behandlung und Evaluation in der klinischen Psychologie (Miller, 2010) Das explorative Gespräch ist das primäre diagnostische Verfahren in der Praxis (Roth et al., 2010; Schorr & Brugger, 1995) Allgemeiner Trend Manualisierte Therapien und störungsspezifische, standardisierte Vorgehensweisen Zuwachs an standardisierten und strukturierten Interviews (bspw. SKID-I, CIDI) Klassifikatorische Diagnostik (DSM-IV-TR, ICD-10) ABER: keine individuelle Beschreibung des Verhaltens, keine funktionale Verhaltensanalyse möglich Folie 5
6 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Interviewerkompetenz im klinischen Kontext Problemlage/ Literaturschau In der Literatur findet man grobe inhaltliche Gliederungen, aber wenig Information zu Interviewtechniken und konkrete Interviewer- Verhaltensweisen in Bezug auf das klinische Interview (Craig, 2005) Vermittlung von allgemeinen Interviewfähigkeiten für das klinischdiagnostische Interview wird in der Forschung vernachlässigt (Rudolph, 2005) Es gibt nicht genügend Studien zum Prozess des klinischen Erstinterviews und dessen Outcome. Mehr Forschung in dem Bereich notwendig (Smelson, 1998 in Craig, 2005) Kaum Literatur zur systematischen Planung, Durchführung und Auswertung von individuellen Interviews (abgesehen von EOD, Westhoff & Kluck 2003; EOG, Westhoff, 2009) Folie 6
7 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Interviewerkompetenz im klinischen Kontext Instrumente in der Literatur Leitfäden für das klinische Erstgespräch inhaltlicher Input (z.b. Morrison, 2008; Stavemann, 2005; Wendisch & Neher, 2003) Arizona Clinical Interview Rating Scale - ACIR (Stillman et al., 1977) Interviewtechniken von Medizinstudenten Curriculum-Evaluation (Hook & Pfeiffer, 2007) Diagnostic Interviewing Rating Scale in Mental Health Care - DIRS (Bögels et al., 1995) zur Erfassung der Qualität medizinisch-diagnostischer Interviewerfähigkeiten Trainingsprogramm zur Vermittlung diagnostischer Interviewerkompetenz (Rudolph et al., 1998) Folie 7
8 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Theoretische Grundlagen Das verhaltensdiagnostische Interview (Lutz, 1978) Flexibles Breitbanddiagnoseinstrument für problemzentrierte Exploration (Fokus: Problemverhalten des Patienten) auf allen relevanten Ebenen Mit offenen Fragen möglichst konkrete, detaillierte und spezifische Informationen erheben Zielorientierte Fragen funktionale Analyse des Problemverhaltens und Prüfung von Hypothesen Entscheidungsorientierte Gesprächsführung EOG (Westhoff, 2009) Empirisch gesicherte Regelsätze zur Planung, Durchführung und Auswertung von Gesprächen Erhöhung der Interviewqualität Breiter Anwendungsbereich Grundlegendes Ziel: individuelles Verhalten möglichst gut beschreiben, erklären und vorhersagen zu können EOG als Tiefeninterview für den klinischen Kontext - qualitative Informationen systematisch erheben (Problemverhalten) Verhaltensnahe Anforderungen im klinischen Kontext: DSM-IV-TR Kriterien/ Symptome (Westhoff & Kluck, 2003) Folie 8
9 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Theoretische Grundlagen Diagnoseinstrument zur Erfassung der Interviewerkompetenz in der Personalauswahl - DIPA (Strobel, 2004; Strobel & Westhoff, 2009) Auf Basis des EOG und des Anforderungsprofils psychologisch-diagnostischer Interviews (Kici & Westhoff, 2000) Beurteilung der Kompetenz und Effektivität von Interviewern in Einstellungsgesprächen Detailliertes Feedback zu Stärken und Schwächen in der Interviewplanung, -durchführung und auswertung Anpassung an den familiengerichtlichen Gutachtenkontext DIFA (Diplomarbeit Hendrik Förster, 2006) Folie 9
10 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Ziel: Entwicklung eines Diagnoseinstruments zur Erfassung von Interviewerkompetenz im klinischen Erstgespräch Anpassung des DIPA an den klinischen Kontext Teilziele: 1. Instrument entwickeln - DIPA modifizieren (literaturbasiert & Experteneinschätzungen) 2. Itembeurteilung durch Expertenbefragung 3. Profillösung (Expertenbefragung) 4. Evaluation der Nebengütekriterien (Ökonomie & Nützlichkeit) durch Expertenbefragung Folie 10
11 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Anpassung des DIPA - Vorgehensweise 1. Beispiel: Items übernehmen (aus: Planung eines Interviews) 2. Beispiel: Items streichen (aus: Durchführung eines Interviews) Folie 11
12 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Anpassung des DIPA - Vorgehensweise 3. Beispiel: Items anpassen (aus: Planung eines Interviews) 4. Beispiel: Items ergänzen (in: Durchführung eines Interviews) Folie 12
13 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Untersuchung Untersuchungsteilnehmer: Experten im klinischen Bereich, erfahren in klinischer Interviewführung (Erstgespräch), bspw. praktizierende Psychotherapeuten Akquisition über universitäre Kontakte, BDP, DGPs, Psychotherapeutenkammern. Schriftliche, anonyme Befragung: Item relevant/ irrelevant für die Diagnose von Interviewerkompetenz im klinischen Erstgespräch Bei Relevanz: welche Ausprägung des Items wird wie bewertet (Profillösung & Aussagekraft des Items) Freie Anmerkungen Abschlussfragebogen: Ausbildung, Berufserfahrung und Nebengütekriterien (Ökonomie & Nützlichkeit) des Instruments Folie 13
14 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Ein Beispiel für Itembeurteilung Folie 14
15 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Auswertung Quantitative Datenauswertung: Relevanzbeurteilungen Profillösung Median über die Beurteilungen der Itemausprägungen Aussagekraft der einzelnen Items/ Itemprofile Qualitative Datenauswertung: Deskriptive Auswertung der Anmerkungen und verbalen Einschätzungen zu den Items Rückmeldungen, Hinweise und Verbesserungsvorschläge Abschlussfragebogen (qualitativ & quantitativ) Folie 15
16 Theorie Forschungsziele Methode Zeitplan Folie 16
17 Literatur Bögels, S. M. & van der Vleuten, C. P.M., Blok, G., Kreutzkamp, R., Melles, R. & Schmidt, H. G. (1995). Assessment and validation of diagnostic interviewing skills for the mental health. Journal of Psychopathology and Behavioral Assessment, 17, Craig, R. J. (2005). The Clinical Prozess of Interviewing. In R. J. Craig (ed.), Clinical and Diagnostic Interviewing. Lanham, MD: Jason Aronson. Fliegel, S. (2010). Das Erstgespräch in der Verhaltenstherapie. In J. Eckert, S. Barnow, S. & R. Richter (Hrsg.), Das Erstgespräch in der Klinischen Psychologie. Diagnostik und Indikation zur Psychotherapie. Bern: Verlag Hans Huber. Förster, H. (2006). Diagnose von Interviewerkompetenz bei familienrechtlichen Begutachtungen DIFA. Unveröffentlichte Diplomarbeit, TU Dresden. Frank, M. & Frank, B. (2000). Das Erstgespräch in der Verhaltenstherapie. In J. Margraf & S. Schneider (Hrsg.), Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Grundlagen und Verfahren (2., vollständig überarbeitete und erweiterte Aufl., Band 1). Berlin: Springer. Grawe, K. (2000). Psychologische Therapie (2., korrigierte Aufl.). Göttingen: Hogrefe. Hook, K. M. & Pfeiffer, C. A. (2007). Impact of new curriculum on medical students interpersonal and interviewing skills. Medical Education, 41, Kici, G. & Westhoff, K. (2000). Anforderungen an psychologisch-diagnostische Interviews in der Praxis. Report Psychologie, 7, Lutz, R. (1978). Das verhaltensdiagnostische Interview. Stuttgart: Kohlhammer. Miller, C. (2010). Interviewing Strategies, Rapport and Empathy. In D. L. Segal & M. Hersen (eds.), Diagnostic Interviewing (4th ed.). New York: Springer. Morrison, J. (2008). The First Interview (3rd ed.) New York: Guilford Press. Qualitätsmanagement (QM)-Musterhandbücher, Psychotherapeutenkammer Hamburg. Verfügbar unter: ( ) Roth, M., Schmitt, V. & Herzberg Yorck, P. (2010). Psychologische Diagnostik in der Praxis: Ergebnisse einer Befragung unter BDP-Mitgliedern. Report Psychologie, 35(3), Folie 17
18 Literatur Rudolph, B. A., Craig, R., Leifer, M. & Rubin, N. (1998). Evaluation Competency in the Diagnostic Interview Among Graduate Psychology Students: Development of Generic Scales. Professional Psychology: Research and Practice, 29, Rudolph, B. A. (2005). Teaching Diagnostic and Clinical Interviewing. In R. J. Craig (ed.), Clinical and Diagnostic Interviewing. Lanham, MD: Jason Aronson. Schorr, A. & Brugger, B. (1995). Diagnostik in der Psychotherapie. Ergebnisse einer Befragung zur diagnostischen Praxis psychotherapeutisch tätiger Diplom-Psychologen. Zeitschrift für klinische Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie, 43, Stavemann, H. (Hrsg.). (2005). KVT-Praxis. Strategien und Leitfäden für die Kognitive Verhaltenstherapie. Weinheim: Beltz. Stillman, P. L., Brown D. R., Redfield, D. L. & Sabers, D. L. (1977). Construct Validation of the Arizona Clinical Interview Rating Scale. Educational and Psychological Measurement, 37, Strobel, A. (2004). Das Diagnoseinstrument zur Erfassung der Interviewerkompetenz in der Personalauswahl (DIPA) Entwicklung, empirische Prüfung und Akzeptanz in der Praxis. Verfügbar unter: ( ). Strobel, A. & Westhoff, K. (2009). Das Diagnoseinstrument zur Erfassung der Interviewerkompetenz in der Personalauswahl (DIPA). Frankfurt: Pearson. Wendisch, M. & Neher, M. (2003). Das Erstgespräch in der Verhaltenstherapie Ein Leitfaden. Verhaltenstherapie, 13, Westhoff, K. (Hrsg.). (2009). Das Entscheidungsorientierte Gespräch (EOG) als Eignungsinterview. Lengerich: Pabst Science Publishers. Westhoff, K. & Kluck, M.-L. (2003). Psychologische Gutachten schreiben und beurteilen (4. Aufl.). Berlin: Springer. Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (Hrsg.). (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer. Folie 18
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