Die Bedeutung des Controlling im Mittelstand Teil II
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- Arwed Wagner
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1 Die Bedeutung des Controlling im Mittelstand Teil II Kostenverursachung Wer bzw. was verursacht welche Kosten? Wo werden diese Kosten zugeordnet? Welche Rolle spielen sie für die Preisgestaltung? Kostenverursachungsprinzip: Nach diesem Prinzip werden Kosten auf Bezugsgrößen umgerechnet bzw. zugeordnet. Die besondere Herausforderung besteht darin, die fixen Gemeinkosten einem Produkt oder einer Einheit zuzuordnen, denn unabhängig von der Produktionsmenge fallen diese Kosten regelmäßig an (z.b. Mieten) und lassen sich darum nur schwer einer Einheit oder Produkt zurechnen. Vorab stellt sich allerdings noch die Frage ob Einzel- oder Gemeinkosten vorliegen. Aufgrund von Zeitmangel, fehlender Ressource oder Know How oder anderer äußerer Einflussfaktoren, wird dieses Prinzip in der Praxis leider stark vernachlässigt und direkte Kosten werden als Gemeinkosten klassifiziert. Bei einer konsequenten Umsetzung des Verursachungsprinzips, lassen sich viele Kostenarten (Miete, Abschreibung, Energiekosten usw.) einem Produkt oder Produktgruppe zuordnen und erhöhen somit die Genauigkeit der Kalkulationsansätze und damit zu einem tragfähigen Verrechnungspreis. Es gibt zwei Möglichkeiten der Zuordnung. Im eindimensionalen Kostenzurechnungsprinzip ist die Beschäftigung die einzige Bezugsgröße. Bei dem mehrdimensionalen Kostenzurechnungsprinzip gibt es mehrere Bezugsgrößen, die je nach Unternehmen differieren können. Ermittlung von Kostensätzen und Verrechnungspreisen Hier wird auf das Beispiel des vorherigen Artikels zurück gegriffen: In dem oben dargestellten Beispiel wird für jede Einheit ein zu niedriger Preis fakturiert. Der Umsatz und Gewinn sind niedriger als sie sein könnten und sollten. Würde der Unternehmer den genauen Kostensatz zu dem Projekt/Produkt kennen, so würde er als Schlussfolgerung logischerweise einen anderen Verrechnungspreis fakturieren. Das bedeutet, eine Ungenauigkeit in der Ermittlung des Kostensatzes ergibt anschließend auch eine Ungenauigkeit in der Ermittlung des Verrechnungssatzes...
2 Wie konnte es dazu kommen, dass der Kostensatz und daraus folgend auch der Verrechnungspreis falsch ermittelt wurde? Zur richtigen Ermittlung eines Kostensatzes spielen nicht nur die vollen Kosten eine entscheidende Rolle. Maßgeblich sind weiterhin die tatsächlichen Kapazitäten (=verfügbare Stunden) sowie die Produktivität der Mitarbeiter. Die Produktivität ist vor allem bei personalintensiven Fertigungsprozessen und im Dienstleistungssektor von hoher Relevanz. Einige Unternehmen verwenden lediglich den Stundenlohn als Basis für den Kostensatz und übersehen elementare Kostenpositionen: Was ist mit dem Arbeitgeberanteil, den Sie zur Sozialversicherung beitragen? Des Weiteren werden in der Berechnung oftmals die vollen 12 Kalendermonate eines Jahres als Grundlage für die Arbeitszeit betrachtet und damit wird ursprünglich von einer falschen Kapazität ausgegangen: Warum werden Urlaub, Krankheit, Weiterbildung nicht als Reduzierung der Jahreskapazität eingerechnet? In diesen Fällen sollte die Kapazität nochmals genau betrachtet werden. Hierbei sollten auch die o.g. Einflussfaktoren in die Kapazitätsberechnung mit einbezogen werden. Nur so lässt sich eine Kapazität ermitteln, die der Realität genauer entspricht und auch einer Detailprüfung standhält. Der nächste Ansatz zur Berechnung des Kostensatzes liegt in der Produktivität. Wenn man unterstellt, dass der Mitarbeiter die gesamte Kapazität über auch produktiv ist, so erhält man damit den relevanten Kostensatz. Allerdings müssen die Leerzeiten unbedingt berücksichtigt werden. Leerzeiten können beispielsweise Pausen, Fahrzeiten, Rüstzeiten und ähnliches sein.
3 Rechenbeispiel für die Ermittlung der Kapazität: Wird nun die Kapazität um den Faktor der Produktivität erweitert, so ergibt sich ein genauerer Ansatz zur Ermittlung des Kostensatzes. Erweiterung der Kapazität um die Faktor der Produktivität sowie der Vollkosten: In dem hier beispielhaft ermittelten Kostensatz sind sämtliche Kosten enthalten, also sprechen wir hier von Vollkosten. Hintergrund dieses Ansatzes ist die Abdeckung aller, in diesem leistenden Bereich entstandenen, Kosten. Jedoch ist dabei unbedingt zu berücksichtigen, dass dieser Kostensatz vom Beschäftigungsgrad abhängig ist und damit schwanken kann.
4 Berechnung eines Verrechnungspreises: Die hier vorgestellte Methode ist die bevorzugte im Mittelstand: die Kostenaufschlagsmethode auf Basis von Vollkosten. Diese wird am häufigsten für die Verrechnung von Vor- und Fertigprodukten sowie für Dienstleistungen verwendet. Darüber hinaus gibt es noch die Preisvergleichsmethode, Wiederverkaufspreismethode, Nettomargenmethode sowie die Gewinnaufteilungsmethode. Der Verrechnungspreis ist stark abhängig von dem Wertbeitrag der entsprechenden Leistung. Daher geht es nun im nächsten Schritt -nach der Kostensatzermittlung- darum einen Gewinnaufschlag zu berechnen. Zuvor ist jedoch die Rechtsform Ihres Unternehmens zu berücksichtigen. Sind Sie ein Einzelunternehmen, so sollten Sie als Inhaber für sich einen kalkulatorischen Unternehmerlohn bewerten. In einer Kapitalgesellschaft (z.b. GmbH) erhalten die Geschäftsführer ein Gehalt, das Bestandteil der Personalkosten ist, so dass der Gewinnaufschlag dem tatsächlich entstehenden Gewinn für diesen leistenden Bereich entspricht. Vom Kostensatz zum Verrechnungspreis:
5 Wie Sie diesem Beispiel entnehmen können, hat die Betrachtung der tatsächlichen Produktivität einen maßgeblichen Einfluss auf den Kostensatz und damit auch auf den Verrechnungspreis. Wird dieser Ansatz in der Kalkulation vernachlässigt, wird der geplante Gewinn von der niedrigen Produktivität aufgezehrt. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass das Unternehmen aufgrund des niedrigen Verrechnungspreises genug Aufträge bekommt, um die Mitarbeiter zu beschäftigen. Allerdings wird es mittel- oder langfristig in die Insolvenz treiben, da die Kosten (Ausgaben) höher sind als die Umsätze (Einnahmen). Damit dieser Fall nicht eintritt, sollte in periodischen Abständen z.b. halbjährlich, der Kostensatz verifiziert werden, um mögliche Veränderungen in der Kostenstruktur schnell erkennen zu können und entsprechend zu reagieren. Der Unternehmer kann dann ggfs. entsprechende Gegensteuerungsmaßnahmen entwickeln und das Unternehmen wieder steuern. Folgende Themen werden Sie in der nächsten Ausgabe lesen können: Analysemethoden und Werkzeuge, Nachkalkulation und Steuerung Gerhart-Hauptmann-Str. 45 a Lüneburg Telefon: Telefax: Mobil: andreashecht@controllingservice-lueneburg.de
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