Aufbereitung von Kostenrechnungsunterlagen und Ermittlung informativer Kostendaten für betriebswirtschaftliche
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- Wilfried Grosser
- vor 7 Jahren
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1 1.3.7 Anwendung der Kostenrechnung Anwendung der Kostenrechnung Aufbereitung von Kostenrechnungsunterlagen und Ermittlung informativer Kostendaten für betriebswirtschaftliche Analysen Die Kostenrechnung als wichtiger Zweig des Rechnungswesens gibt wertvolle Anhaltspunkte für unternehmerische Dispositionen. Dazu zählen insbesondere folgende Möglichkeiten: > Die Darstellung der Entwicklung einzelner Kostenarten anhand der Daten der Kostenrechnung (Kostenentwicklungsvergleiche). > Die Gegenüberstellung verschiedener Kostenarten in Form von Verhältniszahlen, also etwa von Einzelkosten und Gemeinkosten, oder verschiedener Einzelkosten und Gemeinkosten untereinander oder im Verhältnis zur Bezugsbasis Gesamtkosten (Kostenstrukturvergleiche). > Die detaillierte Analyse einzelner Kostenarten, beispielsweise die Zusammensetzung der Personalkosten. > Die Gegenüberstellung von Kosten- und Leistungsdaten für ein Unternehmen insgesamt oder für einzelne Teilbereiche (Betriebsteile), etwa nach wichtigen Kostenstellen. Auswertung der Kostenrechnung Kostenplanung Aus der Analyse der kostenbeeinflussenden Faktoren für eine abgeschlossene Abrechnungsperiode ergeben sich auch wichtige Erkenntnisse für die Kostenbeeinflussung und Kostenplanung in der Zukunft. Die Kostenplanung auch Kostenprognose genannt erfolgt für eine Planungsperiode; dies kann beispielsweise ein Monat, ein Vierteljahr, ein Halbjahr oder ein Jahr sein. Dazu wird für die einzelnen Kostenstellen die Planbeschäftigung (zum Beispiel Stückzahlen, Arbeitsstunden, Maschinenstunden) festgelegt. Sie ist dann die Basis für die Bestimmung der Planpreise und Planmengen für die benötigten Produktionsfaktoren (Arbeitskräfte, Maschinen, Materialien). Kostenprognose Kostenkontrolle Für die Kostenkontrolle werden die tatsächlich entstandenen Kosten den geplanten Kosten gegenübergestellt (Soll-Ist-Vergleich). Somit lassen sich Abweichungen feststellen, die anschließend auf ihre Ursachen hin untersucht werden. Diese Suche nach Verlustquellen ist für den Betriebsinhaber eine wichtige und informative Aufgabe. Eine gezielte Kostenkontrolle ermöglicht es, Kostenüberschreitungen frühzeitig zu erkennen und kostendämpfende Maßnahmen rechtzeitig einzuleiten. Der Betriebsabrechnungsbogen liefert dazu wichtige Unterlagen. Damit sind sowohl Zeitpunkt- wie auch Zeitraum- und kurzfristige Erfolgsrechnungen möglich. Kostenüberschreitungen 179
2 Die im Betriebsabrechnungsbogen vorgenommene Kostenzusammenstellung bringt eine Übersicht über Kostenstruktur und Kostenstrukturentwicklung. Sie ermöglicht ferner Vergleiche hinsichtlich der Kostenarten und der Kostenstellen. EDV-Programme Diese Daten sind eine wichtige Basis für die Analyse kostenbeeinflussender Faktoren im gesamten Betrieb oder einzelner Bereiche in der abgelaufenen Rechnungsperiode und eventuell weiteren vorangegangenen Jahren. Wenn zum Beispiel der Anteil der Personalkosten an den Gesamtkosten von Jahr zu Jahr steigt, so kann dies unter anderem mit der Zusammensetzung der Arbeitskräfte oder auch der Produktivität des Betriebes im Verhältnis zu anderen vergleichbaren Betrieben zusammenhängen. Sowohl für Kostenplanung wie auch für Kostenkontrolle gibt es geeignete EDV- Programme Entscheidungsunterstützung Durch die Erfassung der Kosten in ihrer Struktur und nach ihrer Höhe sowie ihre Zurechnung auf Betriebsbereiche, Produkte und Dienstleistungen vermittelt die Kostenrechnung dem Betriebsinhaber wichtige Entscheidungsgrundlagen. Leistungsprogramm Auf der Basis der Ergebnisse der Kostenrechnung kann der Betriebsinhaber Einfluss auf das Leistungsprogramm seines Betriebes nehmen, indem er beispielsweise Produkte und Leistungen mit hohen Deckungsbeiträgen ausweitet und Verlustbringer möglicherweise einschränkt oder aus seinem Programm nimmt. Die Kostenrechnung liefert die Daten zu Entscheidungen über Sachverhalte wie: > Eigenfertigung oder Fremdbezug > Herausnahme von bestimmten Produkten und Dienstleistungen > Optimierung des Produkt- und Leistungsprogramms > Abbau von Kapazitätsengpässen. Preispolitik Im Vordergrund der betrieblichen Praxis steht zwar die kostenorientierte Preisbildung (zuzüglich eines Gewinn- und Wagniszuschlages). Kostenstruktur Kostenstrukturentwicklung Entscheidungsdaten Preisuntergrenzen Aber die Kostenrechnung liefert dem Betriebsinhaber auch die notwendigen Informationen zur Ermittlung von Preisuntergrenzen beim Verkauf bzw. Preisobergrenzen beim Einkauf. Ermittelte Preisuntergrenzen können im Einzelfall sogar noch unterschritten werden, wenn im Gesamtunternehmen auch Produkte hergestellt und vertrieben werden, die einen relativ hohen Deckungsbeitrag aufweisen. 180
3 1.3.7 Anwendung der Kostenrechnung Wenn negative Deckungsbeiträge bestimmter Produkte durch positive Deckungsbeiträge anderer Produkte ausgeglichen werden, dann spricht man auch vom kalkulatorischen Ausgleich. Kalkulatorischer Ausgleich Gewinnschwellenanalyse Für jeden Betrieb lässt sich der Punkt ausrechnen, ab dem er Gewinne erzielen kann. Dieser Punkt, der Kostendeckungspunkt, Gewinnschwelle oder auch Breakeven-Point genannt wird, liegt dort, wo die Summe aus fixen und variablen Kosten gerade dem Umsatzerlös entspricht. Der Kostendeckungspunkt lässt sich sowohl über eine Formel wie auch grafisch ableiten. Gewinnschwelle Formel zur Ermittlung des Kostendeckungspunktes: Gewinn- Fixkosten schwellen- umsatz = Deckungsgrad = Deckungsgrad Deckungsbeitrag Umsatzerlöse Auf der Basis der Zahlen des Beispiels zur Vollkostenrechnung (ohne Zusatzauftrag) ergibt sich: Deckungsgrad = , ,00 Gewinnschwellenumsatz = ,00 = , ,00 = , , , ,00 Daraus folgt, dass der Betrieb ,00 EUR an Umsatz tätigen muss, um seine Gesamtkosten durch die Umsatzerlöse abzudecken. Ist der Umsatz niedriger, liegt der Betrieb im Verlustbereich. Auf die Teileanzahl bei einem Stückpreis von ,00 EUR umgerechnet bedeutet dies, dass 87,5 Stück hergestellt werden müssen. Dieselbe Lösung ergibt sich bei der grafischen Darstellung: 181
4 Grafische Ermittlung der Gewinnschwelle Gesamtkosten, Umsatzerlöse in EUR Umsatzerlöse Gewinnbereich Gesamtkosten 700 Fixkosten Gewinnschwelle Produktionsmenge Neue Gewinnschwellenberechnung Die Abbildung macht auch deutlich, dass ein zusätzlicher Auftrag, der durch den Umsatzerlös mehr als die variablen Kosten abdeckt, die Gewinnsituation verbessert. Es ist zu beachten, dass immer eine neue Gewinnschwellenberechnung erforderlich ist, sobald ein Auftrag die Gesamtkostensituation ändert. 182 >> gehe zu Kapitel 1.4
5 Übungs- und Prüfungsfragen 1. Was versteht man unter Marktpreis? a Jeden Preis im System einer Marktwirtschaft. b Den Preis, der vom Hersteller empfohlen wird. c Den Preis, der auf dem Produkt ausgezeichnet ist. d Den Preis, der sich am freien Markt nach Angebot und Nachfrage bildet. e Den Preis, der von der staatlichen Aufsichtsbehörde genehmigt wurde. 2. Um sich auf dem Markt und gegen die Mitwettbewerber behaupten zu können, müssen Sie als Betriebsinhaber in der Lage sein, die Preise für Ihre Produkte und Dienstleistungen kalkulieren zu können. Aufgabe: Was versteht man unter dem kalkulierten betrieblichen Preis? a Den Preis, den alle Betriebe einer bestimmten Branche in gleicher Weise verlangen. b Den Preis, den der einzelne Betrieb anhand seiner Kosten berechnet. c Den betrieblich errechneten Preis, den man aber nie am Markt erzielen kann. d Den vom Hersteller einer vorangegangenen Produktionsstufe empfohlenen Preis. e Den vom Hersteller einer vorangegangenen Produktionsstufe verbindlich festgesetzten Preis. 3. Warum braucht man in erster Linie eine Kostenrechnung und Kalkulation? a Um einen kostengerechten Preis für eine betriebliche Leistung oder für ein vom Betrieb hergestelltes Produkt zu berechnen. b Weil sie nach den Grundsätzen der ordnungsmäßigen Buchführung vorgeschrieben sind. c Um den Jahresumsatz ermitteln zu können. d Um eine staatliche Preiskontrolle durch die zuständigen Behörden zu ermöglichen. e Um einen Betriebsabrechnungsbogen erstellen zu können. 183
6 4. Welches ist die richtige Reihenfolge der zentralen Aufgaben der Kostenrechnung? a Kosten zurechnen, Kosten erfassen, Kosten verteilen b Kosten erfassen, Kosten zurechnen, Kosten verteilen c Kosten zurechnen, Kosten verteilen, Kosten erfassen d Kosten verteilen, Kosten zurechnen, Kosten erfassen e Kosten erfassen, Kosten verteilen, Kosten zurechnen. 5. Erklären Sie, in welche wichtigen Bereiche sich die Kostenrechnung gliedert! 6. Direkt zu verrechnende Kosten sind in der Regel a Kosten, die direkt auf das Einzelstück verrechnet werden. b alle im Betrieb anfallenden Gemeinkosten. c nur ein Teil der Gemeinkosten des Betriebes. d nur die Lohnkosten, die direkt auf das Produkt verrechnet werden können. e nur die Materialkosten, die direkt auf das Produkt verrechnet werden können. 7. Als Betriebsinhaber müssen Sie für eine solide Kalkulation in der Lage sein, verschiedene Kostenarten unterscheiden zu können. Aufgabe: a) Welche Kosten gehören zu den Einzelkosten? b) Welche Kosten gehören zu den Gemeinkosten? c) Welche Kosten gehören zu den Sonderkosten? 8. Die effektiven Kosten ergeben sich in erster Linie aus a Notizen des Betriebsinhabers. b den Wochenlisten einzelner Arbeitskräfte. c statistischen Aufschreibungen. d den Zahlen der Buchführung. e den Preislisten. 184
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