Erfahrungsbericht für den Auslandaufenthalt an der Universität von Nantes

Transkript

1 Erfahrungsbericht für den Auslandaufenthalt an der Universität von Nantes Eschrich, Christine Eutiner Str. 8, Schwerin 0385/ Anglistik/ Romanistik LA Gym Université de Nantes Aufenthalt vom bis Nantes ist neben Paris die wohl größte Stadt nördlich der Loire. Der Stadtkern erscheint im ersten Moment nicht als sehr umfangreich. Doch mit den umliegenden Bereichen- der Nantes-Métropole -hat Nantes eine Einwohnerzahl von über fünfhunderttausend Menschen. Durch das historische Zentrum fließt die Loire, der längste Fluss Frankreichs und dazu noch Weltkulturerbe der Unesco. Hier befinden sich auch die geschichtsträchtigen Bauten, wie die Cathédrale "St. Pierre et St. Paul" und das Schloss der Herzöge der Bretagne. Einst war dieses Schloss Mittelpunkt des politischen Geschehens der Bretagne. Noch heute erinnert außerdem eine große Tafel im Innenhof an das Edikt von Nantes von 1598, das unter Henry IV die Protestanten und Katholiken des ganzen Landes vereinigen sollte. Heute ist Nantes noch immer ein politisches und vor allem wirtschaftliches Zentrum. Die Stadt hat sich ihren historischen charmanten Charakter erhalten, so wie im Kneipen und Barviertel "Bouffay", wo übrigens das studentische Leben jeden Abend vor allem Donnerstag bis Sonntag celebriert wird. Sie ist aber auf der anderen Seite eine moderne, lebhafte und aufregende Stadt, die versucht mit dem Fortschritt mitzuhalten. Anreise Da Nantes sich nur zwei Stunden mit dem TGV von Paris entfernt befindet, ist es sehr leicht hierher zu gelangen. Mit einer "Carte 12 à 25" kostet die Fahrt zudem

2 auch nur 25Euro, so dass auch ein Wochenendtripp nach Paris unbedingt empfehlenswert ist. Wer sich nicht die anstrengende Fahrt von 20 Stunden mit dem Bus antun möchte, kann von Hamburg aus sehr bequem den Nachtzug in die Französische Hauptstadt nehmen. Man gelangt sozusagen im Schlaf dorthin. Für diesen Zug müsst ihr, wenn ihr rechtzeitig bucht, bei der Deutschen Bahn auch nur 55 Euro für einen Sitzplatz und 65 Euro für einen Liegeplatz bezahlen. Als Frau kann man sich auch in einem extra Frauenabteil unterbringen lassen. Unterbringung Wer bei seiner Ankunft in Nantes noch keinen Wohnheimsplatz haben sollte, kann sich für circa 16 Euro pro Nacht für ein paar Tage in der Judenherberge nähe des Bahnhofs einquatieren. Es empfiehlt sich in diesem Fall aber täglich bei Patricia Choblet im C.R.O.U.S zu informieren. Die ausländischen Studenten haben bei der Vergabe von Wohnheimszimmern Vorrang. Aus diesem Grund sollte man nicht die Hoffnung aufgeben, doch noch eines der günstigen Zimmer zu bekommen. Diese Zimmer, immer in der Größe von 9 m2, sind zwar außer in den renovierten Wohnheimen, nicht gerade Luxus und auch weit entfernt von deutschem Standart, lassen sich aber für die Zeit des Aufenthalts doch erträglich mit ein paar persönlichen Sachen gestalten. Außerdem trifft man hier auf jede Menge andere Auslandsstudenten, wodurch man Freunde aus der ganzen Welt finden kann. Hier ist jeder in der Situation, dass er meist allein und weit entfernt von der Heimat ist. Dies macht das Kennenlernen sehr einfach. In den Wohnheimen leben meist um die 30 bis 40 Studenten auf einer Etage. Man teielt sich einen Kühlschrank, vier Herdplatten, vier Duschen, drei Toilletten und zwei Waschmaschienen (für das gesamte Wohnheim). Auch hier gewöhnt man sich relativ schnell an den doch eher nur zweckmäßigen Standart. Für die Unterbringung in einem der Wohnheime müsst ihr fast überall 124,50 Euro im Monat zahlen und eine Kaution von 134 Euro hinterlegen. Bei der Einschreibung für ein Zimmer werden von euch allerdings eine Menge Unterlagen verlangt, wie zum Beispiel die Gas-und

3 Telefonrechnung und einige Bankdaten eurer Eltern. Es wird dabei aber nur sicher gegangen, dass die Miete auch wirklich monatlich gezahlt wird. Auf Datenschutz wird hierbei allerdings nicht so viel Wert gelegt. Die Universität Nantes ist eine große Universitätsstadt. Hier leben ungefähr dreißigtausend Studenten. Sie sind nicht alle in der Universität eingeschrieben, sondern auch an den anderen Hochschulen und "Grande Ecole". Die Humanistische Fakultät befindet sich im Norden der Stadt und lässt sich bequem mit der Tram oder einem der vielen Busse erreichen. Am "Petit Port", wie sich das Glände nennt, liegen auf einem Campus die "Lettres Modernes", das "Centre International des Langues", die "Faculté de droit", das "Théatre Universitaire" und zwei Mensen. Man spart sich also das ständige Hin-und Herlaufen, wie in Rostock. In diesem Jahr wurde in Frankreich das gesamte Unisystem umgeändert. So gibt es jetzt nicht mehr DeugI, DeugII, Licence und MaItrise sondern LicenceI, II und III und dann MasterI und II und Doctorat. Ich war in der Licence III, das heisst im dritten Studienjahr, im C.I.L. eingeschrieben. Es ist aber kein Problem auch Kurse in höheren und unteren Jahrgängen und in der Lettres Modernes zu besuchen. Es empfiehlt sich aber auf jeden Fall sich im C.I.L. im Département Allemand einzuschreiben statt in der Lettre Modernes, denn die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen im Deutschen Departement und Rostock funktioniert um einiges besser. Mit Fragen könnt ihr euch jeder Zeit vertrauensvoll an Christin Niemeyer wenden. Sie kennt sich aus und kann euch bei der Lösung von Problemen, die vor allem am Anfang in Massen auftreten, sehr behilflich sein. Bei der Kurswahl sollte man unbedingt die Übersetzungskurse belegen. Gemeinsam mit Franzosen an einem Text zu arbeiten ist sehr hilfreich. Sie werden ebenfalls dankend eure Hilfe

4 annehmen. Außerdem ist auch der Tandemkurs sehr empfehlenswert. Hier bilden jeweils ein Franzose und ein Deutscher ein Tandem. Es werden dann interkulturelle Themen im Kurs und in der Freizeit bearbeitet und diskutiert. Mit etwas Glück findet man auch hier neue Freunde. Nur eins darf nicht verwundern: Die Franzosen im selben Jahrgang sind im Durchschnitt ein bis zwei Jahre jünger. Direkt dem C.I.L. angeschlossen befindet sich die Bibliothek. Im Normalfall reichen die dortigen Bestände für die Arbeit an der Uni aus. Die Einschreibung hier ist kostenlos und völlig unproblematisch. Ihr braucht nur euren Studentenausweis dafür. Das Leben in Nantes Um in Nantes unbeschwert die Zeit genießen zu können, solltet ihr sicher gehen, dass ihr mindestens 500 Euro monatlich zur Verfügung habt. Verlasst euch dabei aber nicht auf den ERASMUS-Zuschuss, denn er ist nicht sehr hoch. Ihr zahlt zwar wenig Miete, habt aber teurere Lebensunterhaltungskosten. Zum Beispiel empfiehlt es sich, eine Carte Campus für 25 Euro zu kaufen. Auf diese Art seit ihr frei beweglich mit Bus und Bahn in Nantes unterwegs. Außer Nachts: Denn trotz der großen Zahl an jungen Menschen fahren die letzten Bahnen und auch Nachtbusse bereits halb eins. Ihr solltet euch dennoch auf keinen Fall davon abhalten lassen, das Nachtleben auszutesten. In den unzähligen Bars und Kneipen im Zentrum kann man bis um zwei und in den Discos auch bis um vier sehr schön feiern. Außerdem gibt es auch sehr viele Veranstaltungen für die ausländischen Studenten, die ihr auf keinen Fall verpassen solltet. Ansonsten empfiehlt es sich auch, unbedingt die großen Shopping-Center auszutesten. Man findet hier einige Dinge, die wir in Deutschland nicht haben. Meine Erfahrungen in Nantes werden mir immer unvergesslich bleiben. Für einen

5 Auslandsaufenthalt und ein Studium in Frankreich ist diese Stadt ideal. Man kann sehr viele neue Menschen kennenlernen, so viel erleben. Ich kann nur jedem empfehlen, sich für Nantes zu entscheiden. Der einzige Nachteil ist, dass viele der Romanisten aus Rostock hierher kommen, so dass man unter Umständen zu oft die Möglichkeit hat Deutsch zu reden. Doch es kann auch hilfreich sein vor allem, wenn Probleme und auch Heimweh auftauchen.