Geschichte der deutschen Prosa. Mittelalter Frühe Neuzeit. Mittelalter

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1 Geschichte der deutschen Prosa Mittelalter Frühe Neuzeit BA - Germanistik Mittwoch 16:00-17:30 Gólyavár Mittelalter Mittelalter lat. medium aevum,mittleres Zeitalter (zwischen Antike und Renaissance) Mediävistik 1

2 Mittelalter Herkömmliche Einteilung: - Frühmittelalter: etwa Jh. - Hochmittelalter: 11.Jh. 1.H.13.Jh. - Spätmittelalter: 2.H.13.Jh. A.16.Jh. Periodisierung des Mittelalters - Historiker - Kulturhistoriker - Literaturhistoriker: u.a. Orientierung an der Sprachgeschichte 2

3 Periodisierung (Sprachgeschichte) : Althochdeutsch (Abk.: ahd.) : Mittelhochdeutsch (Abk.: mhd.) : Frühneuhochdeutsch (Abk.: frnhd.) Neuhochdeutsch Staufische Klassik um 1200 (ca ) - Herrscherhaus der Staufer (Burg Hohenstaufen) - Manessische Liederhandschrift (Sammelhs., 1305 bis 1345, Zürich) Kaiser Heinrich (Kaiser Heinrich VI ) König Konrad d. Junge (Konrad IV ) - Staufer = Gönner u. Förderer des Minnesangs 3

4 Kaiser Heinrich Manessische Liederhs. Konrad der Junge Manessische Liederhs. 8/0001 4

5 Schwerpunktverschiebung: - Zentren des Literaturbetriebs: Klöster Höfe (Mäzenatentum) - Träger der Literatur: Geistliche Laien (Ritter) - Themen der Literatur geistliche weltliche ABER: weiterhin parallel vorhanden Sprachliche Grundlagen: - Mittelhochdeutsch - Mittelniederdeutsch Sammelbegriffe 5

6 Literaturlandschaft - ungleichmäßig Niederdeutsch (13. Jh.) Rechtsprosa (Sachsenspiegel) Geschichtsprosa (Sächsische Weltchr.) religiöse Prosa (Mechthild v. Magdeburg) Hochdeutsch: Minnesang (Artus)epik Beispiel: Hartmann von Aue: Der arme Heinrich (Prolog) Mittelhochdeutscher Text Neuhochdeutsche Übertragung 1 Ein ritter sô gelêret was, Ein Ritter war so gelehrt, daz er an den buochen las, dass er in Büchern lesen konnte, swaz er dar an geschriben vant; was auch immer dort aufgeschrieben war. der was Hartmann genant. Der hieß Hartmann. 5 dienstman was er ze Ouwe. Dienstmann war er zu Aue. er nam im manige schouwe Er vertiefte sich an mislîchen buochen; in viele Bücher. dar an begunde er suochen, Dort begann er zu suchen, ob er iht des vunde, ob er nicht etwas fände, 10 dâ mite er swære stunde mit dem er eine betrübliche Zeit 6

7 10 dâ mite er swære stunde mit dem er eine betrübliche Zeit möhte senfter machen, angenehmer machen könnte, und von sô gewanten sachen, und das von einer Art wäre, daz gotes êren töhte die zur Ehre Gottes tauglich wäre und dâ mite er sich möhte und womit er sich bei den Menschen 15 gelieben den liuten. beliebt machen könnte. nu beginnet er iu diuten Jetzt hebt er an, Euch eine Geschichte, ein rede die er geschriben vant. die er aufgeschrieben fand, neu zu erzählen. dar umbe hât er sich genant, Er hat sich genannt, daz er sîner arbeit, damit er für seine Mühe, 20 die er dar an hât geleit, die er darauf verwendet hat, iht âne lôn belîbe, nicht ohne Lohn bleibe, und swer nâch sînem lîbe und damit der, der nach seinem Tod sî hœre sagen oder lese, die Geschichte hört oder liest, daz er im bittende wese für ihn bei Gott um sein Seelenheil 25 der sêle heiles hin ze gote. Fürbitte leiste. man giht, er sî sîn selbes bote Man sagt, der sei auch für sich selbst ein Bote und erlœse sich dâ mite, und erlöse sich dadurch, swer für des andern schulde bite. wer für die Schuld eines anderen bitte. Er las daz selbe mære, Er las (bzw. erzählte) diese Geschichte, 30 wie ein herre wære wie ein vornehmer Herr ze Swâben gesezzen. in Schwaben lebte. 7

8 Hartmann von Aue (ca ) - Artusromane: Erec, Iwein - Erzählungen: Der arme Heinrich, Gregorius - Minnelehre: Klage - Minnelieder Hartmann von Aue Ideenkette Struktur: Ehre Ehre Sünde Leid (göttliche Gnade) Buße innere Wandlung 8

9 Grundfragen um 1200 lat. utile honestum summum bonum mhd. varndes guot êre gotes hulde nhd. Besitz Anerkennung Gnade Gottes Epik des 12. u. 13. Jh.s. Haupttypen: - Antike-Epik (Vorauer Alexander, Heinrich von Veldeke: Eneas-Roman) - Artusepik (Hartmann v. Aue: Erec, Iwein - frz. Vorbild: Chrétien de Troyes; Wolfram von Eschenbach: Parzival (Gral)) - Heldenepik -stoffgeschichtlich - germanische Wurzeln - romanische Wurzeln 9

10 Heldenepik -stoffgeschichtlich - germanische Wurzeln (Hildebrands-, Dietrich- u. Nibelungenstoff) - romanische Wurzeln (Karls-, Rolands-, Wilhelm-Stoff) //Spielmannsepen 12. Jh.// mhd. spilman Exotik des Orients + Brautwerbungsschemen - König Rother - Herzog Ernst - Orendel -Oswald - Salman und Morolf 10

11 Artus (5. Jh.?) Artusepik - Historia Britonum (um 800) - Chrétien de Troyes (Fr., 12. Jh.) - /Rezeption/ - Erec et Enide - Cligés - Lancelot -Yvain -Perceval Artusromane mhd. âventiure Ich nenne mich einen Ritter und bin bestrebt, einen Mann zu suchen, der mit mir kämpfen will, der genauso bewaffnet ist wie ich. Wennn er mich besiegt, verleiht ihm das Ehre: Siege ich aber, dann spricht man mir Mannhaftigkeit zu, und ich bin angeseher als zuvor. (Hartmann von Aue: Iwein, V. 530ff.) 11

12 Hartmann von Aue: Erec (nach 1180) Struktur: typisches Prinzip der Doppelung Doppelweg o. doppelter Cursus - Problematik Erec: mhd. verligt sich - mhd. minne Iwein: mhd. verreitet sich Heldenepos Nibelungenlied (um 1200) - Anonymität - Stoffgeschichte - Jung-Siegfried-Abenteuer - Siegfried-Brünhild-Sage - Burgunderuntergang -Etzels Tod 12

13 Nibelungenlied - Heroisches - Höfisches - Märchenhaftes - Mythisches - Spielmännisch-Burleskes Nibelungenlied Raum Zeit Struktur (mhd. âventiure im Sinne von,erzähleinheit - Gliederung) 13

14 16. Jh. - Städtisches Bürgertum - Schwankliteratur - Diesseitsproblematik (Ein kurzweilig Lesen Dil Ulenspiegel, 1510) -,Volksbuch - Historia von D. Johann Fausten (1587) 14