Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten in Schweden

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1 Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten in Schweden IQ Symposium Arbeitsmarktintegration von Eingewanderten in Deutschland und Europa 6. April 2016 Dr. Bernd Parusel Schwedisches Migrationsamt (Migrationsverket)

2 Allgemeine Grundsätze der Integrationspolitik Gleiche Rechte und Chancen für alle Einwohner, möglichst keine gruppenspezifischen Sonderregelungen Sozialleistungen teils arbeitsbasiert (z.b. Arbeitslosenhilfe, Krankengeld, Alterspension), teils wohnsitzbasiert (z.b. Grundsicherung, Kindergeld, Wohngeld) Grundregel für Wohnsitz in Schweden: Jeder, der sich für mindestens ein Jahr im Land aufhält oder von dem erwartet werden kann, dass er sich für mindestens ein Jahr im Land aufhalten wird d.h. unter anderem alle Personen mit Flüchtlingsstatus oder subsidiärem/humanitären Schutz Asylbewerber dürfen im Normalfall während des Verfahrens arbeiten (keine Wartefrist oder Vorrangprüfung)

3 Integrationsmaßnahmen für anerkannte Flüchtlinge und andere Schutzbedürftige Anspruch auf Sprach- und Orientierungskurs Schwedisch für Einwanderer (Svenska för invandrare, sfi) zuständig ist die Wohnsitzgemeinde. Meist Stunden/Woche, aber auch Abendkurse, berufspraktische sfi-kurse und sfi für Akademiker Anspruch auf einen Integrationsplan und Zuweisung einer Wohnung für dauerhafte Wohnsitznahme zuständig ist die Arbeitsagentur Arbetsförmedlingen Schutzberechtigte bekommen einen persönlichen Sachbearbeiter bei Arbetsförmedlingen, der mit ihnen einen individuellen Integrationsplan entwickelt

4 Umfang und Bestandteile des Integrationsplans Laufzeit maximal 24 Monate (Vollzeit) Sprach- und Orientierungskurs Berufsvorbereitende Maßnahmen, z.b. Praktika Beurteilung von Qualifikationen und Berufserfahrung, auch durch praktische Evaluation im Betrieb Hilfe (Wegweisung) für formale Anerkennung ausländischer Abschlüsse Geldleistungen in Form eines Tagegelds: 231:- bis 308:- SEK pro Tag (Mo-Fr), abhängig von Umfang des Integrationsplans und Grad der Teilnahme Extraleistungen in bestimmten Fällen bei Kindern oder hohen Mietkosten Kürzung der Leistungen bei Arbeitsaufnahme, z.b. 50%-Arbeitsstelle Kürzung der Leistungen um 50%

5 Aktuelle Herausforderungen Asylbewerber im Jahr 2015, mehr als je zuvor Akuter Wohnungsmangel Zuweisung eines dauerhaften Wohnsitzes funktioniert nicht mehr optimal Überlastung der zuständigen Behörden (Arbetsförmedlingen und kommunale Behörden) zu wenig Zeit für individuelle Beratung Mangel an Arbeitsplätzen Es dauert Jahre, bis Neuzuwanderer Arbeit finden Strukturelle Probleme: Persönliche Kontakte/Empfehlungen wichtig, Konkurrenzsituationen auf dem Arbeitsmarkt Längere Wartezeiten im Asylsystem und beim Familiennachzug (viele anhängige Verfahren)

6 Neue Maßnahmen für verbesserte Arbeitsmarktintegration (1) Grundidee: Schutzberechtigte näher an die Wachstumsregionen bringen, wo es Jobs gibt Aber: Auch im Hinterland (z.b. in der Land- und Forstwirtschaft) werden Arbeitskräfte gebraucht Mehr Praktika, frühere Sprachkurse, verbesserte Integration Sinnvollere Nutzung der Wartezeiten im Asylverfahren ( organisierte Beschäftigung ) 100-Club Besondere Unterstützung von Arbeitgebern, die sich bereit erklären, mindestens 100 neu Zugezogene einzustellen

7 Neue Maßnahmen für verbesserte Arbeitsmarktintegration (2) Schnellspuren in den Arbeitsmarkt für Neuzuwanderer mit Qualifikationen für Mangelberufe, bislang: Köche Ärzte, Pflegekräfte, Apotheker, Zahnärzte Metzger und Schlachter Kindergärtner und Lehrer Staatlich subventionierte Stellen in der Privatwirtschaft ( Step-in jobs ) Zivilgesellschaftliche Maßnahmen Integrationslotsen mangels Effektivität abgeschafft

8 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Bernd Parusel