Südafrika. 16 Tage Weites Land zwischen Küste, Wüste und Nationalparks
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- Benjamin Böhm
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1 16 Tage Weites Land zwischen Küste, Wüste und Nationalparks Studien- und Begegnungsreise der Evangelischen Kirchengemeinde Melsungen Leitung: Dekan Rudolf Schulze Impressionen und Gedanken Die Reise war großartig vorbereitet in der Gesamtanlage und im Detail. Dazu stand uns in Vera Prenzkow aus Kapstadt eine hervorragende Reiseleitung zur Verfügung. So wurden wir bestens informiert über die in Südafrika lebenden Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, die Naturschönheiten und die Tiere des Landes. Außerdem bekamen wir unterwegs fast überall Kaffee angeboten, der so gut schmeckte, wie es früher einmal in Deutschland üblich war. Das Apartheid Museum in Johannesburg Das Apartheid Museum erweckt gleich beim Betreten ein bedrückendes und beklemmendes Gefühl, wenn man sich bewusst wird, wie damals Menschen aussortiert d. h. auf die Stufe von Arbeitstieren gestellt wurden. Der Vergleich hinkt aber. Um das Wohlergehen von Arbeitstieren kümmert man sich, schwarze Arbeiter wurden bei Krankheit einfach durch andere ersetzt. Das Museum wurde 2001 eröffnet. Wenn wir jetzt ein Museum erwarteten, das die heutigen politischen Gegebenheiten nutzt, um mit den Weißen abzurechnen und den weißen Rassismus durch einen schwarzen zu ersetzen, wurden wir angenehm überrascht. Die Gestalter des Museums haben sich redlich Mühe gegeben, bei all der Brutalität und Gewalttätigkeit der Vergangenheit sachlich zu bleiben und nicht zu polarisieren. Betrachtete man all die gezeigten Bilder, so wuchs die schon vorhandene Achtung und der Respekt vor Nelson Mandela, dem ersten schwarzen Präsidenten, der nicht auf Rache und Vergeltung oder zumindest auf Wiedergutmachung setzte sondern auf Versöhnung. Am Tage seiner Freilassung aus dem Gefängnis leitete Nelson Mandela in einer Rede vor Zuhörern in einem Stadion in Soweto öffentlich seine Politik der Versöhnung (reconciliation) ein, indem er alle Menschen, die die Apartheid aufgegeben haben, zur Mitarbeit an einem nichtrassistischen, geeinten und demokratischen Südafrika mit allgemeinen, freien Wahlen und Stimmrecht für alle einlud. Mandela und de Klerk, (von Präsident von Südafrika) erhielten 1993 gemeinsam den Friedensnobelpreis gewann der ANC (African National Congress) die ersten demokratischen Wahlen Südafrikas. Reisebericht von Dieter Hoppe aus Melsungen Seite 1 von 10
2 Am 9. Mai wurde Nelson Mandela vom neuen Parlament zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt. Das Voortrekker Monument Der Grundstein für das Voortrekker Denkmal wurde 1937 gelegt, 1949 wurde es eingeweiht.. Es erinnert an den großen Treck der Buren und die burischen Kriege in der ersten Hälfte des 19. Jh. Am 16. Dezember 1838 besiegten die Buren in der Schlacht vom Blood River die militärisch weit überlegenen Zulu. Die Buren hatten vor dem Angriff der Zulu ihre Treckwagen zu einer Wagenburg zusammengefahren. In einem Gottesdienst vor der Schlacht baten sie Gott um Beistand. Den Tag des Sieges über die Zulu, also den 16 Dezember, erklärten die Buren später zum Nationalfeiertag. Aus diesem Kampf heraus entwickelten die Buren eine Wagenburg-Mentalität und die Vorstellung, sie seien Gottes auserwähltes Volk. Das führte schließlich seit dem Beginn des 20. Jh. in steigendem Maße zur Einführung der Apartheid. Als Vorbild für das massive Denkmal aus Granit diente das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig, das 1913 mit großer Zustimmung der Bevölkerung zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig und den Sieg einer europäischen Koalition über Napoleons Truppen errichtet wurde. Zur Einweihung kamen Vertreter aus ganz Europa. Doch gibt es einige gravierende Unterschiede. Das Völkerschlachtdenkmal wurde als Mahnmal für den Frieden und als Zeichen der Trauer über die en von Toten errichtet. Nie wieder sollte es ein solches Völkermorden geben. Als Zeichen der Trauer und Mahnung für den Frieden gibt es in dem Denkmal keine Figuren, die für die Sieger oder für die Besiegten stehen, nur Trauernde und kriegsmüde Gestalten. Trotzdem wollten nach dem 2. Weltkrieg deutsche Kommunisten und Gleichgesinnte dieses Mahnmal für den Frieden sprengen. Diese Absicht wurde durch sowjetische Kulturoffiziere verhindert. Sie warfen diesen Deutschen, diesen Vertretern eines beschränkten Denkens, vor: Wann lernt ihr Deutschen endlich mit eurer Geschichte umzugehen? Gleiches sagten Sowjetoffiziere auch in anderen Fällen. Das Voortrekker Monument dagegen ist ein Zeichen des Sieges der Buren (Weißen) über die Schwarzen (Zulu). Die Errichtung des Monuments feierten die Buren allein und diese verstanden sich als Gottes auserwähltes Volk, für das die Schwarzen zum Dienen bestimmt waren. Da andere weiße Länder sich der burischen Auffassung nicht anschlossen, verstärkte sich unter den Buren, die sich selbst als Afrikaander verstehen, die Wagenburgmentalität. Als die Apartheid zu Ende war, hatte die schwarze Mehrheit die Möglichkeit, dieses Denkmal sprengen zu lassen. Die neue schwarze Regierung entledigte sich zwar des Monuments, indem sie es privatisierte, aber das Denkmal blieb als Monument der Geschichte des Landes bestehen. Das gilt auch für den Nationalfeiertag, dem 16. Dezember. Aus diesem ehemaligen Tag des Sieges wurde ein Tag der Versöhnung (Day of Reconciliation). Das dieses nicht nur Propaganda ist, konnten wir täglich beobachten. Von dieser Haltung könnte man in Deutschland viel kernen. Reisebericht von Dieter Hoppe aus Melsungen Seite 2 von 10
3 Gottesdienstbesuche Südafrika Zur Zeit der Apartheid gab es keine gemeinsamen Gottesdienste von Schwarzen, Farbigen und Weißen. Schon der Versuch, gemeinsame Gottesdienste abzuhalten oder eine gemischtrassische Gemeinde zu gründen, wäre strafbar gewesen. Am Sonntag, dem 18. März 2012 besuchte die Reisegruppe den Gottesdienst der reformierten Kirche in Akasia bei Pretoria, heute einer Gemeinde der Swasi gehört. Sie war früher im Besitz der reformierten Kirchengemeinde der Buren. Kein Schwarzer oder Farbiger durfte die Kirche betreten. Heute gehören zu der Gemeinde auch einige wenige Weiße. Die Sprache während des Gottesdienstes war vorzugsweise Swasi, wovon wir natürlich nichts verstanden. Obwohl der Gottesdienst 3 ½ Stunden dauerte, wurde es uns nie langweilig. Auffallend war die Fröhlichkeit der Menschen während des Gottesdienstes. Sie sangen und tanzten. Die Teilnahme unserer Reisegruppe am Abendmahl war völlige problemlos. Dekan Schulze beteiligte sich an der Austeilung des Abendmahles und an der Segnung der Kinder. Am Sonntag dem besuchte unsere Gruppe den evangelisch-lutherischen Gottesdienst in Pacaltsdorp (bei George). Dort haben sich eine weiße und zwei farbige Gemeinden zusammengeschlossen, um sich einen Pastor zu teilen. Die Sprache in der Gemeinde ist Afrikaans. Auch in dieser Gemeinde herrschte eine ausgesprochene heitere Stimmung. Unsere Reisegruppe singt unter der Leitung von Dekan Schulze für die Gemeinde den Canon Dona nobis pacem. Reisebericht von Dieter Hoppe aus Melsungen Seite 3 von 10
4 Fröhliche Menschen Nach unserer Übernachtung im Foresters Arms Hotel in Swaziland wartete das gesamte Personal auf uns, um uns zu verabschieden. Swaziland gehörte nie zur Südafrikanischen Republik und hatte deshalb auch nie die Apartheid im eigenen Land kennengelernt. Viele Schwarze aus Südafrika schickten deshalb ihre Kinder nach Swaziland in die Schule. Drei fröhliche Kinder in Johannesburg Die Kinder sind fröhlich, freundlich und höflich. Sie sind sauber und ordentlich gekleidet. Reisebericht von Dieter Hoppe aus Melsungen Seite 4 von 10
5 Soweto einst und jetzt Stadtteil von Johannesburg Soweto gehört zu den Townships, in die die schwarze Bevölkerung nach der Einführung der Passgesetze in den 1950er und 1960er Jahren zwangsumgesiedelt wurde. Bilder aus der damaligen Zeit zeigen eine charakteristische Slum-Siedlung. Davon ist heute nicht mehr viel geblieben. Sogar Wohlhabende leben heute in Soweto. Der Umbau des ehemaligen Slum- Viertels geht aber noch weiter. Im modernen Soweto besitzen die Wohnungen und Häuser alle fließendes Wasser und elektrisches Licht. Soweto war einst die Heimat bedeutender Aktivisten. Zu ihnen gehörte Nelson Mandela, Walter Sisulu und Erzbischof Desmond Tutu. Kriminalität Die Bedrohung durch Kriminalität steht im Gegensatz zu der Freundlichkeit der Menschen. Nicht nur die Gebäude der Reichen sondern auch die Häuser der einfachen Bürger waren geschützt durch hohe Mauern, elektrische Sicherungsanlagen mit Hochspannung u.v.a.m. Mauern auch um nebeneinander stehende Wohnhäuser sind obligatorisch. Sie sind z.t. von sehr hohen Mauern umgeben, die zusätzlich mit elektrisch geladenen Zäunen bewehrt sind. Rechts vom Tor weist ein gelbes Schild auf die elektrische Sicherung durch Hochspannung hin. Reisebericht von Dieter Hoppe aus Melsungen Seite 5 von 10
6 Auch im modernen Soweto werden die einzelnen Häuser durch Mauern geschützt. Wer mehr Geld hat, greift zu weiteren Schutzmaßnahmen. Ebenso war das Gelände unseres Protea Hotels in Stellenbosch nicht nur durch einen Sicherheitsdienst gesichert, sondern es war auch noch von einem Elektrozaun umgeben. Kam man ihm zu nahe, ohne ihn zu berühren, dann sprühten schon die Funken. Links am Pfosten erkennt man die vielen Isolatoren der einzelnen Drähte. In Kapstadt kann man tagsüber unbesorgt durch das Stadtzentrum gehen. Nachts jedoch ist es eine no go area, wie unsere Reiseleitung sagte. Die Gründe für die hohe Kriminalitätsrate sind vielfältig. Dafür die ehemalige Apartheid verantwortlich zu machen, ist schlichtweg albern. Reisebericht von Dieter Hoppe aus Melsungen Seite 6 von 10
7 Zusammenkunft mit Stipendiaten der Ausbildungshilfe/Christian Education Fund der EKKW und mit Dr. Detlev Tönsing (Univ. of Kwazulu NatalPietermaritzburg) In Durban hatten wir eine Zusammenkunft mit 8 Stipendiaten der Theologie aus Pietermaritzburg. Die dortigen Studierenden werden unterstützt von der Ausbildungshilfe Kassel, Mission der Schwedischen Kirche, Evangelisches Missionswerk, SALTTT. In Pietermaritzburg gibt es eine ganz ungewöhnliche theologische Ausbildungsmöglichkeit wie sie in Deutschland absolut unbekannt ist. Die Studierenden gehören verschiedenen Kirchen an (Evangelisch, Katholisch, Baptist, Anglikanisch, Methodistisch, Charismatisch ). Mit ihrem Studienabschluss können sie unterschiedliche Berufe ergreifen (Pfarrer, Angestellte in Wohlfahrtsorganisationen Journalist..) In einer Gesprächsrunde gab uns Dr. Detlev Tönsing zunächst nähere Informationen über den Theological Bursary Fund, Scholl of Religion, Philosophy and Classics. Danach stellten sich die Studierenden einzeln vor. Fünf stammten aus Südafrika, eine Studentin kam aus der Demokratischen Republik Kongo, eine weitere aus Äthiopien und die letzte aus Moçambique. Manche hatten Schlimmes aus ihrem Leben bzw. dem ihrer Familien zu berichten. Sie gehörten verschiedenen Kirchen an. In Pietermaritzburg gibt es aber auch Studierende aus Zambia, Zimbabwe, Tanzania, Elfenbeinküste, Botswana u.a. Zum Mittagessen setzten sich die Studierenden zwischen unsere Reisegruppe. Bei uns saß Herman (Kelebogile) Mogale, ein Häuptlingssohn vom Stamme der Swazi. Er gehört zur evangelischlutherischen Kirche und wird als dritter aus seiner Familie Pfarrer. Wir hatten eine sehr angenehme Unterhaltung miteinander. Reisebericht von Dieter Hoppe aus Melsungen Seite 7 von 10
8 Tierwelt Ws wäre eine Südafrikareise ohne Begegnung mit der Tierwelt? Auf Safaris haben wir sehr viel Wild gesehen. Im Kapama Wildreservat gelang es uns sogar innerhalb von zwei Tagen, die Big Five zu Gesicht zu bekommen (Elefant, Löwe Büffel, Nashorn und Leopard). Zu ihnen gehörte dieser Leopard, den wir bei Dunkelheit entdeckten. Der phosphoreszierende Hintergrund seiner Augen leuchtet im Scheinwerferlicht. Er ließ sich von uns nicht stören, obwohl wir dicht vor ihm standen. Landschaftliche Schönheiten Was für die Tierwelt gilt, gilt genauso für die landschaftlichen Schönheiten und Besonderheiten Südafrikas. Reisebericht von Dieter Hoppe aus Melsungen Seite 8 von 10
9 Ein unerwarteter Genuss Hinter Mossel Bay wartete eine lukullische Überraschung auf uns. Bei der Vorbereitung der Reise hatte Dekan Schulze zusammen mit seiner Frau ein unauffälliges Haus eines Austernfischers entdeckt. Dieser Fischer sammelt wildlebende Austern vom Meeresgrund und verkauft sie direkt an seine Kunden. Diese Austern sind bewachsen und haben eine dickere Schale als die gezüchteten Austern aus einer Austernfabrik. Beträufelt mit Zitronensaft und etwas Tabasco waren sie ein Hochgenuss. Ein Glas trockenen Weißweins vollendete die Degustation. Dieser Austernfischer war sogar unserer Reiseleitung aus Kapstadt unbekannt. Der südlichste Punkt der Reise Am Kap der Guten Hoffnung. Als Bartholomeus Diaz 1488 die Südspitze von Afrika umfuhr und dabei das Kap entdeckte, nannte er es wegen der dort herrschenden Stürme und des schlechten Wetters Kap der Stürme. Als wir dort waren, machte es diesem Namen alle Ehre. Der portugiesische König Johann II soll das Kap dann aber umbenannt haben in Kap der guten Hoffnung, weil er glaubte, man hätte jetzt den Seeweg nach Indien mit seinen Schätzen gefunden. Reisebericht von Dieter Hoppe aus Melsungen Seite 9 von 10
10 Abschied von Südafrika Lachendes Südafrika Mikael, Faktotum für alles in unserer letzten Unterkunft in Kapstadt, lachte gern. Er half uns auch beim Verladen unseres Gepäcks. Am 30. März 2012 endete unsere erlebnisreiche Reise nach Südafrika. Von Kapstadt flogen wir via Johannesburg nach Frankfurt zurück. Reisebericht von Dieter Hoppe aus Melsungen Seite 10 von 10
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