FÜR VIELE EINE VISION barrierefreies Internet

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2 Mit viel Fingerspitzengefühl ertasten blinde Menschen die Zeichen auf der Braillezeile (Foto: WEB for ALL) Die BAG SELBSTHILFE beherbergt seit Dezember 2006 die AbI-Meldestelle für Webbarrieren. AbI steht für Aktionsbündnis für barrierefreie Informationstechnik. Getragen wird das Bündnis von fünf Institutionen aus den Bereichen der Selbsthilfe und der Forschung. Ziel ist die Zugänglichkeit moderner Informationstechnik für alle. Arbeitsbereich der Meldestelle für Webbarrieren ist das Internet. Trotz starker Sehschwächen kommt Frau Maier beim Surfen durchs Internet ganz gut zurecht, denn ihr Computer stellt Texte und Bilder vergrößert dar. Sie ist froh, durch diese Technologie von Printmedien einigermaßen unabhängig zu sein. Früher musste sie häufig die Nachbarin bitten, ihr Zeitungsartikel und persönliche Briefe vorzulesen. Beim Ausfüllen von Formularen und Banküberweisungen war ihr immer der Sohn behilflich. Die Angebote von Versandkaufhäusern nahm sie fast nicht in Anspruch, weil sie die Inhalte der Kataloge einfach nicht erkennen kann. Heute sitzt Frau Maier regelmäßig am PC und erledigt alltägliche Dinge. Mit Vorliebe informiert sie sich auf den Internetpräsenzen der Presse über das Weltgeschehen. Sie fühlt sich bestens informiert und tauscht sich über s mit Freunden und Verwandten aus. Zur Bank muss sie nur noch selten, da ihr das Geldinstitut mit seinem Webangebot auch das Onlinebanking ermöglicht. Leider sind aber viele Internetangebote auch heute noch für sie unzugänglich. Ausgerechnet auf der Seite mit den Angeboten des bevorzugten Supermarktes bleiben Produktbeschreibungen und Preisangaben unleserlich klein trotz FÜR VIELE EINE VISION barrierefreies Internet Manche Grafiklinks führen blinde Surfer ins Unbekannte. Schnelle Beseitigung der Hindernisse geplant. Kommerzielle Betreiber sind noch sehr zurückhaltend

3 aktueller Software. Ein wenig hat sie das Gefühl, ihr Einkaufszettel könnte abwechslungsreicher sein, wenn es ihr erleichtert würde, neue Produkte kennen zu lernen. Frau Maier schilderte das Problem der Meldestelle für Webbarrieren. Hier stellte man fest, dass tatsächlich viele Lebensmitteldiscounter ihre Angebote als Bild ins Netz bringen. Texte in Bildern lassen sich aber nicht auf herkömmliche Art vergrößern. Vergrößert man das ganze Bild, dann wird der Text unscharf. Nun hat die Meldestelle Kontakt mit dem Discounter aufgenommen und hofft, ihn davon zu überzeugen, dass es für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, aber auch für Firmenimage und Umsatz, vorteilhaft sein könnte, die Webpräsenz barrierefrei umzugestalten. Geschildert ist hier ein typischer Fall aus dem Arbeitsbereich der AbI-Meldestelle für Webbarrieren. Neben sehbehinderten Menschen, sind es derzeit vor allem blinde Surfer, die sich an die Meldestelle wenden. Sie bedienen sich bei der Arbeit am Computer moderner Screenreader. Screenreader lesen die Inhalte von Internetseiten vor. Ergänzende Hilfssoftware unterstützt bei der Navigation. Statt mit der Maus bewegen sich blinde Menschen auf der Seite mit Tastaturbefehlen. Aktionsbündnis für barrierefreie Informationstechnik (AbI) c/o Forschungsinstitut Technologie und Behinderung (FTB) Grundschötteler Straße Wetter Fon ( ) Fax ( ) Manche Grafiklinks führen blinde Surfer ins Unbekannte So nimmt dank aktueller Hilfsmitteltechnik auch diese Bevölkerungsgruppe rege am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben online teil: Blinde Menschen kaufen im Web ein, machen Onlinebanking, benutzen Foren, tauschen, ersteigern und versteigern vorausgesetzt, es funktioniert die Hilfssoftware. Denn auch der modernste Screenreader ist nicht in der Lage, Informationen auszugeben, die auf der Webseite nicht vorhanden sind. Webprogrammierer, die Bilder ins Netz bringen, ohne diese ausführlich mit einem Alternativtext zu beschriften, enthalten blinden Menschen Informationen vor. Insbesondere Grafiklinks ohne Angabe über das Linkziel, in Form von geschriebenem Text, führen für blinde Surfer ins Unbekannte. Auch die Möglichkeit des Navigierens per Tastatur muss durch eine entsprechende Programmierung gewährleistet sein. Schlecht strukturierte Layouts können sogar dazu führen, dass ganze Seiteninhalte durch den Screenreader verwirrend und unverständlich ausgegeben werden. Für gehörlose Menschen stellen Textergänzungen zu Sound- und Videodateien oft eine notwendige Hilfestellung dar. Gebärdensprach-Filme werden sehr selten angeboten. Ebenso sind Sites in leichter Sprache für Menschen mit geistiger Behinderung eine seltene Ausnahme. Surfer mit motorischen Störungen, fehlenden oder fehlgebildeten Gliedmaßen benötigen eine Seitengestaltung, die ihren Hilfsmitteln angepasst ist. Für diese Gruppe ist es beispielsweise wichtig, dass Buttons nicht zu klein sind, um sie leicht anklicken zu können. Wo die Gestaltung oder Programmierung von Internetseiten nicht die Erfordernisse der unterschiedlichen Arten von Behinderung und der verwendeten Hilfsmittel berücksichtigt, ist dies ein Fall für die AbI-Meldestelle für Webbarrieren. Betroffene können der Stelle melden, wo sie im Internet auf Probleme stoßen. Sie setzt sich dann mit den Betreibern der Sites in Verbindung und wirkt auf Korrektur hin. Im optimalen Mitglieder: Gefördert von:

4 Fall kommt es zur schnellen Beseitigung der Hindernisse oder im Anschluss an beratende Gespräche zu umfangreichen Verbesserungen der Webpräsenzen. Schnelle Beseitung der Hindernisse geplant Die Deutsche Post legt schon seit langem Wert auf einen barrierefreien Webauftritt. Trotzdem haben sich mit der Zeit wieder neue Barrieren eingeschlichen. Auf das Engagement der Meldestelle reagierte der Dienstleister sofort. Bei einem informativen Treffen machte das Unternehmen die Zusage, die reklamierten Barrieren noch bis zum Februar 2008 zu beseitigen. Mittelfristig soll wieder die gesamte Site bestmöglich zugänglich sein. Auch der Lebensmittelkonzern Nestlé Deutschland sowie die Drogeriekette Rossmann haben angekündigt, ihre Webauftritte zugänglicher zu gestalten. Gespräche werden in Kürze stattfinden. Die Deutsche Telekom hat bereits Teile ihres Internetangebotes barrierefrei im Netz. Weitere umfangreiche Verbesserungen sind für das laufende Jahr angekündigt. Motivierend wirkt sich die nach eigenen Angaben überraschend positive Resonanz auf einen Service aus, den das Unternehmen auf für gehörlose User bereit stellt. Betroffene haben die Möglichkeit der Kommunikation mit einem Telekom-Mitarbeiter in Gebärdensprache. Benötigt wird freilich eine Webcam. Kleinere Firmen tun sich derzeit noch schwer mit der barrierefreien Umgestaltung ihrer bestehenden Seiten. Oft werden nur geringe Verbesserungen durchgeführt oder in Aussicht gestellt Umsetzung ungewiss! Kommerzielle Betreiber sind noch zurückhaltend Die Meldestelle führt dies darauf zurück, dass solche Unternehmen die Kosten scheuen, bereits existierende Sites zu erneuern. Man hat ja bereits investiert und weiß nicht,wie sich Änderungen rechnen. Es darf aber auch vermutet werden, dass Webagenturen ihre Kunden teils unzureichend beraten, weil vielen das notwendige Know-How fehlt, so der Eindruck der Meldestelle. Selbst große Bundesbehörden, die aufgrund gesetzlicher Vorgaben zur Barrierefreiheit auf ihren Webpräsenzen verpflichtet sind, bitten um informative Mithilfe, weil deren Agenturen Probleme bei der Umsetzung haben. Kommerzielle Betreiber sind noch sehr zurückhaltend Auf wenig Verständnis bei der Meldestelle stoßen dagegen große kommerzielle Betreiber von Internetseiten, denen genügend technische Kompetenz, wie auch ausreichende wirtschaftliche Kraft unterstellt wird, Verbesserungen vorzunehmen, die aber das Anliegen der Barrierefreiheit trotzdem ignorieren. Wenn sich große Auktionsportale oder Web- Dienstleister zurückhaltend zeigen, dann werden dadurch Chancen vertan, positive Beispiele zu setzen. Missachtet wird scheinbar, dass es nicht nur ein Gebot der Fairness ist, das Internet für alle Menschen zugänglich zu machen. Es wird vor allem übersehen, dass Menschen mit Behinderung ihren angemessenen wirtschaftlichen Beitrag leisten, von dem jedes Unternehmen profitieren könnte.

5 Sie können das Internet wegen Ihrer Behinderung kaum nutzen? Informieren Sie die Meldestelle für Webbarrieren! Sie sind sehbehindert, blind, gehörlos, lernbehindert oder können Ihre Hände nur eingeschränkt bewegen? Sie informieren sich gern im Internet, zum Beispiel über Freizeitangebote, aktuelle Meldungen, Jobangebote etc.? Sie haben Probleme, die gewünschten Inhalte zu finden, zu lesen oder zu verstehen - wie viele andere behinderte Internet-Nutzer auch? Wurden Sie schon durch Barrieren im Internet behindert, wie zum Beispiel: - durch sehr kleine Schrift, die sich nicht vergrößern lässt, - durch mehr - oder weiter -Links, die nicht zeigen, zu welcher Seite sie führen, - durch Abkürzungen und Fremdwörter, die Sie nicht verstehen, - durch Links, die Sie mit der Tastatur nicht erreichen können? Die Meldestelle für Webbarrieren eine Beschwerdestelle für Sie! Die Meldestelle für Webbarrieren möchte Sie unterstützen, damit Sie sich im Internet einfacher bewegen können. So funktioniert die Meldestelle für Webbarrieren: - Sie informieren uns über Barrieren im Internet. - Wir sprechen den Betreiber der Webseiten an und suchen nach Lösungen. - Ziel ist ein Intertnet für alle, damit Sie problemfrei surfen können. Weitere Informationen: AbI-Meldestelle für Webbarrieren c/o BAG SELBSTHILFE e.v. Kirchfeldstraße Düsseldorf Tel.: webbarrieren@wob11.de Website: Mitglieder des Aktionsbündnisses: Gefördert durch das: