Schreibwerkstatt. Teil II. Modul 5-2 Einführung in wissenschaftliches Arbeiten. Schreiben lernt man am besten, indem man schreibt
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- Joachim Weber
- vor 7 Jahren
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1 Zwischenblock: Schreibwerkstatt Kirsten Huckenbeck Modul 5-2 Einführung in wissenschaftliches Arbeiten Schreibwerkstatt Teil II Schreiben lernt man am besten, indem man schreibt 1
2 Auch Nobelpreis-TrägerInnen haben Probleme... Schreibwerkstatt für Promovierende, Chr. Findeis-Dorn, im Auftrag von Trialog Mainz,
3 Verständlich schreiben Vier Kriterien für Verständliches Schreiben ( Hamburger Modell ): Übersichtlichkeit (Gliederung, Ordnung) Einfachheit / Eindeutigkeit Kürze und Prägnanz Anregende Zusätze 3
4 Anregungen für wissenschaftliche Texte 1. Übersichtlichkeit (Gliederung, Ordnung) innere Ordnung (roter Faden, klare Struktur) äußere Gliederung (Überschriften, Absätze, Formatierung) strukturierende Zwischenglieder (Kapitel-Überleitungen, eröffnende Fragen, Kapitel-Zusammenfassungen) 4
5 Anregungen für wissenschaftliche Texte 1. Übersichtlichkeit: Wörter, die Satzteile verbinden (erleichtern Leser_innen das Verständnis) Addition: Weiters, zusätzlich, auch, außerdem, des Weiteren Vergleich: In gleicher Weise, ähnlich wie, etwa wie, vergleichbar mit Schlussfolgerung: Folglich, schließlich, entsprechend, deshalb Kontrast: Aber, hingegen, jedoch, anstatt, einerseits andererseits, auf der anderen Seite, im Gegensatz zu Betonung: Vor allem, mehr noch, in jeder Hinsicht Aufzählung: Zweitens, zum zweiten, als nächstes, zum einen zum anderen Beispiel: Zum Beispiel, etwa, genauso wie Begründung: Weil, daher, darum, aus diesem Grund 5
6 Anregungen für wissenschaftliche Texte 2. Einfachheit / Eindeutigkeit Hauptaussagen möglichst in Hauptsätze ausgewogenes Verhältnis Substantiv-/Verbalstil angemessener Gebrauch von Fach- und Fremdwörtern keine Floskeln, Füll- und Modewörter 6
7 Anregungen für wissenschaftliche Texte 2. Einfachheit / Eindeutigkeit Grundregel: überschaubare Sätze Hauptsachen in Hauptsätze Soziale Arbeit ist eine Profession, die viele Praxisfelder umfasst. Satzbau und Wortstellung (Normalstellung Subjekt, Prädikat, Objekt) S: Mann, P: beißt, O: Hund, Merke: Ein Subjekt allein ist nichts! Inhaltsleere Füllsätze / Ankündigungsphrasen vermeiden Ich möchte im Folgenden zeigen, dass..., Ich würde gerne untersuchen, welche... Fragen (eher) als direkte Fragen stellen (wenn Betonung gewünscht) Hier stellt sich nun die entscheidende Frage, ob die Disziplin Soziale Arbeit eine exklusive Identität benötigt. Weitere Beispiele zu diesen Regeln in: Findeis-Dorn, Christine: Schreibwerkstatt für Promovierende, Seminarhandout im Auftrag von Trialog Mainz, 2007, S. 17 7
8 Anregungen für wissenschaftliche Texte 2. Einfachheit / Eindeutigkeit Grundregel: überschaubare Sätze Satzklammern entlasten Als Folge der Migrationsbewegungen kann es durch den erstarkenden Nationalismus vor dem Hintergrund des sog. Sparzwangs zu rassistischen und - insbesondere in ländlichen, anerkanntermaßen von geringen Migrationsbewegungen und Kontakten zu Fremden gekennzeichneten Regionen - fremdenfeindlichen Reaktionen kommen. Nebensätze anhängen / Bezüge verdeutlichen Frankfurt, das stark vom Finanzsektor abhängig ist, zeigt sich großzügig bei der Vergabe von Baugenehmigungen für Büroneubauten. (Weil Frankfurt...?) Sparsam mit Nominalisierungen Das Beachten der Unterschiedlichkeit der Beobachtungsmethodik ist eine Notwendigkeit. Weitere Beispiele zu diesen Regeln in: Findeis-Dorn, Christine: Schreibwerkstatt für Promovierende, Seminarhandout im Auftrag von Trialog Mainz, 2007, S. 17 8
9 Anregungen für wissenschaftliche Texte 2. Einfachheit / Eindeutigkeit Mehrdeutigkeiten vermeiden Eine Veränderung der Parameter, deren Bedeutung noch zu erforschen ist, führt zu steigenden Transaktionskosten. (S. Findeis-Dorn, S. 17) Kongruenzfehler vermeiden Auf Übereinstimmung zwischen Substantiv und Verb, Adjektiv und Substantiv etc. achten: Ein Großteil der Hauptschüler_innen akzeptiert ihr Schicksal nicht, keine Lehrstelle zu erhalten. Konsistenz beachten Alle Sätze und Schlüsse müssen nach den Kriterien der Logik in einem gültigen ( validen ) Zusammenhang stehen: Alle Menschen sind sterblich, A ist ein Mensch, A ist müde (s. Argumentieren in Logik -Sitzung) Weitere Beispiele zu diesen Regeln in: Findeis-Dorn, Christine: Schreibwerkstatt für Promovierende, Seminarhandout im Auftrag von Trialog Mainz, 2007, S. 17 9
10 Anregungen für wissenschaftliche Texte 3. Kürze und Prägnanz Genauigkeit Eindeutigkeit Knappheit Faustregel: so ausführlich wie nötig, so kurz wie möglich Keine inhaltsleeren An - und Aussagen Zusammenfassung wesentlicher Aspekte, aber Vorsicht vor Redundanzen 10
11 Diese Kriterien sind zu beachten auf den verschiedenen linguistischen Ebenen der: Makroebene (Textgliederung, Logik, Argumentation) Mesoebene (Syntax = Satzlehre) Passiv gezielt einsetzen ( es wird deutlich, dass ok, aber: Man hatte zu zeigen versucht, dass no go!) Mikroebene (Lexik = Wortschatz, Semantik = Bedeutungslehre) Treffende Wortwahl: Anregungen für wissenschaftliche Texte Vorsicht vor falschen Adjektiven: fünfköpfiger Familienvater, gesundheitliche Überlegungen, systemischer Familientherapeut keine Tautologien: beigefügte Anlage, gemeinsame Kooperation, Rückantwort, eigene Identität präzise: übergroße Mehrheit, hohe Bedeutung ohne Füll- und Modewörter: zeitnah, tief greifende Veränderungen, vollendete Tatsachen keine (konvertierten) Anglizismen: In 1933, macht Sinn 11
12 Anregungen für wissenschaftliche Texte 4. (Anregende) Zusätze Zitate, Quellen und Belege nachvollziehbare Beispiele (Achtung: Beispiele begründen nichts, sie veranschaulichen nur und setzen Begründungen/Zusammenhänge voraus!) Fragen (als direkte, auch rhetorische Fragen) Bilder/Visualisierung, Analogien/Vergleiche, Metaphern Achtung: Metaphern-Salat: Damit aus dieser Sisyphusarbeit kein Fass ohne Boden wird, muss der gordische Knoten durchschlagen werden. Analogien zeigen/begründen nichts, Bilder und Metaphern benötigen eine Interpretation: Der Klient stand am Rande des Abgrunds. evtl. Formulierungen aus der Perspektive der Leser_innen (Sie/Ihr/Du, abhängig von der Textsorte v.a. im Referat) Visualisierungen (Tabellen, Grafiken etc.) Quelle: Langer, I./ Schulz von Thun, F./ Tausch, R. (2006): Sich verständlich ausdrücken, 8. Auflage, München u.a.: Reinhardt 12
13 Thomas Gehrig Anregende Zusätze Visualisierungen 13
14 Textlogik: Aus einem Text Schwerpunkte der Märchenforschung (1) Märchen sind phantastisch wunderbare Erzählungen, in denen die Naturgesetze aufgehoben sind. (2) Die literaturwissenschaftliche Märchenforschung hat eine genaue Struktur- und Phänomenbeschreibung dieser Textart versucht. (3) Außerwirkliche Gestalten, Zauber und Verwandlung sind bestimmende Elemente der Handlung. (4) Die psychologische Märchenforschung versteht Märchen als Darstellung seelischer Reifungsprozesse. (5) Man unterscheidet zwischen Volksmärchen und Kunstmärchen. (6) Die soziologische Märchenforschung versucht, Märchen zu den gesellschaftlichen Strukturen der mutmaßlichen Entstehungszeit in Beziehung zu setzen. (7) Das Volksmärchen stammt aus mündlicher Überlieferung, Kunstmärchen sind Werke einzelner Autoren. Aufgabe: 1. Bringen Sie diese sieben Sätze in die für Sie logischste Reihenfolge. 2. Benennen Sie Ihre Gliederung in Stichpunkten. Übungen: Informationen logisch strukturieren 14
15 Übungen: Informationen logisch strukturieren Satzlogik: (1) Stil ist im sprachwissenschaftlichen Sinne gestaltete Sprache, und hier setzt unsere Überlegung an. (2) Gibt es eine untere Grenze, wo Gestaltung, wo mithin auch Stil aufhört? (3) Aber hier ist Misstrauen angebracht. (4) Ist damit nicht vielmehr ein unausgeglichener, den akzeptierten Normen nicht angepasster Stil gemeint? (5) Zwar kennt das Deutsche scheinbar ein Oppositum zu Stil, nämlich Stillosigkeit. (6) Bedeutet Stillosigkeit wirklich Abwesenheit von Stil? Aufgabe: 1. Bringen Sie diese sechs Sätze wiederum in die für Sie logischste Reihenfolge. 2. Unterstreichen Sie Merkmale, welche die logische Struktur anzeigen. Quelle: Findeis-Dorn, Schreibwerkstatt für Promovierende, Frankfurt Graduate School for the Humanities and Social Sciences, Juni
16 Satzlogik: Übungen: Informationen logisch strukturieren Im Bauchladen der Naturzustände Warum tun eigentlich alle so, als ob sie wüssten, was das natürliche Verhalten des Menschen ist? (Felix Stephan in: SZ vom ) 1. Sowohl Graeber als auch Shiler sind akademisch in der Elite- Universität Yale sozialisiert worden und wissen daher, dass am ehesten der Gehör findet, der für die ganz großen romantischen Fantasien seiner Zeit eintritt. 2. Denn den natürlichen Menschen hat es nie gegeben, er war immer schon eine Projektion. 3. Allerdings sagen diese Fantasien weniger über den offenbar moralisch unantastbaren Höhlenmenschen aus als über unsere Gegenwart. 4. Der Verdacht drängt sich auf, dass es sich bei diesem natürlichen Verhalten des Menschen lediglich um eine kulturelle Sentimentalität handelt. Aufgabe: 1. Bringen Sie diese vier Sätze wiederum in eine für Sie logische Reihenfolge. 2. Unterstreichen Sie Merkmale, welche die logische Struktur anzeigen. 16
17 Ein letzter Hinweis: Ich kann nur das schreiben oder darstellen, was ich auch verstanden habe! 17
18 Arbeitsaufgabe für morgen: Schreiben Sie eine Seite Text zu einem Punkt Ihrer Gliederung, und bringen Sie diese ausgedruckt und auf Stick (rtf- oder PDF-Datei) am nächsten Tag mit. Denken Sie an die Angaben, die zur Identifikation Ihrer Arbeit notwendig sind (Ihr Name, Matrikelnummer, Kurs-Nummer, Name des Dozenten in der Schreibwerkstatt) Achten Sie darauf, dass die Arbeitsaufgabe nach der Besprechung von Ihrem/Ihrer Dozent*in unterschrieben wird! Viel Erfolg! 18
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