Lohnbildung und Lohnentwicklung in Deutschland und ihr Beitrag zur Herstellung der Ungleichgewichte in Europa
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- Stephanie Busch
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1 Lohnbildung und Lohnentwicklung in Deutschland und ihr Beitrag zur Herstellung der Ungleichgewichte in Europa Hans-Böckler-Stiftung, FATK, Universität Tübingen Symposium: Die Euro-Krise und das deutsche Modell der industriellen Beziehungen Tübingen, 30. November - 1. Dezember
2 Inhalt: 1. Tarif- und Effektivlohnentwicklung in Deutschland 2. Lohnentwicklung Deutschlands im europäischen Vergleich 2
3 Tariflöhne und Verteilungsspielraum (2000 =100) 140,0 135,0 130,0 125,0 Preise + Produktivität 135,3 126,7 120,0 115,0 110,0 Tariflöhne (nominal) 105,0 104,8 100,0 95,0 Tariflöhne (real) 3 Quelle: WSI-Tarifarchiv, 90,
4 140,0 Tariflöhne in verschiedenen Branchen (2000 =100) 135,0 130,0 Preise + Produktivität 135,3 132,7 130,4 129,2 Chemie Metall Energie 125,0 120,0 124,7 122,9 120,9 Banken ÖD Einzelhandel 115,0 110,0 105,0 100, Quelle: WSI-Tarifarchiv, Destatis
5 Tariflöhne und Effektivlöhne ( , in %) 4,0 3,5 3,0 2,7 3,0 2,7 Tariflöhne 2,9 3,4 3,2 2,5 2,5 2,6 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 5 2,4 2,2 2,3 2,0 2,0 2,0 2,1 1,8 1,6 1,5 1,5 Effektivlöhne 1,3 1,0 0,6 0,7 0,
6 103,0 Effektivlöhne (real) (2000 = 100) 102,0 101,0 Effektivlöhne (real) pro Stunde 101,2 100,0 99,0 98,0 97,6 97,0 96,0 95,0 Effektivlöhne (real) pro Arbeitnehmer Quelle: Destatis
7 Lohnentwicklung in Deutschland Zusammenfassung Tariflöhne: nur schwache Reallohnerhöhung deutlich hinter dem Verteilungsspielraum deutliche Differenzierung nach Branchen Effektivlöhne: negative Lohndrift mehrjährige Phasen von Reallohnverlusten 7
8 Ursachen für die schwache Lohndynamik in den 2000er Jahren Erosion gewerkschaftliche Machtressourcen: Organisationsmacht: stetiger Mitgliederverlust politische/mediale Defensive Strukturale Macht: hohe Arbeitslosigkeit Prekärisierung von Beschäftigungsverhältnissen Liberalisierung und Privatisierung 8
9 Ursachen für die schwache Lohndynamik in den 2000er Jahren 9 Erosion gewerkschaftliche Machtressourcen: Institutionelle Macht: Deregegulierung des Arbeitsmarktes (Hartz IV-Reformen Erosion des Tarifvertragssystems/ Rückgang der Tarifbindung Ausbau des Niedriglohnsektors Dezentralisierung der Tarifpolitik und betriebliche concession bargaining politische/mediale Defensive
10 15,0 10,0 Exporte und privater Konsum ( , in %) 13,2 Export 10,7 13,1 13,7 6,4 7,7 8,0 7,8 5,0 0,0 2,0 1,3 4,2 2,5 0,3 0,4 0,2 1,5 2,8 0,8 0,1 0,9 1,7 0,6 0,2 5,0 10,0 Private Konsum 12,8 15,0 Quelle: Destatis
11 Inhalt: 1. Tarif- und Effektivlohnentwicklung in Deutschland 2. Lohnentwicklung Deutschlands im europäischen Vergleich 11
12 Tariflöhne (nominal) (Gesamtwirtschaft, 2000 = 100) ES Pay nominal 140,6 UK PT AT NL FI IT BE DE 122,8 127,3 130,5 130,1 132,5 132,3 135,5 134,8 Source: TURI-Database on Collectively Agreed Wages
13 Nominale Lohnstückkosten 2008 (Gesamtwirtschaft, 2000 = 100) 13
14 Reale Lohnstückkosten 2008 (Gesamtwirtschaft, 2000 = 100) 14
15 Ungleichgewichte in Europa Leistungsbilanzsalden ausgewählter europäischer Länder in Mrd. Euro Überschüsse Defizite Deutschland Niederlande Schweiz Norwegen Schweden Dänemark Irland Österreich Belgien Großbritannien Frankreich Italien Spanien Griechenland Polen Portugal Rumänien Finnland
16 Kritik der deutschen Lohnpolitik Christine Lagarde Chefin des IWF und ehemalige französiche Finanzministerin Deutschland hat in den letzten 10 Jahren einen unglaublich guten Job gemacht, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, in dem es einen sehr hohen Druck auf seine Arbeitskosten ausgeübt hat. Wenn man sich die Lohnstückkosten anschaut, dann waren die Deutschen in dieser Hinsicht ungeheuer gut. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das ein nachhaltiges Modell ist - langfristig und für die gesamte [Euro-]Gruppe. Wir brauchen offensichtlich eine bessere Angleichung." Financial Times, 15. März
17 Kritik der deutschen Lohnpolitik Den Weg, wie Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit verbessert hat, würde ich in unseren Land nicht gerne sehen. Deutschland betreibt Lohn- und Sozialdumping. In Deutschland gibt es eine Fehlentwicklung der deutschen Gesamtwirtschaft und der Tariflandschaft. Jean-Claude Juncker Ministerpräsident von Luxemburg und Chef der Euro-Gruppe Luxemburger Wort, 11. August
18 Die deutsche Lohnpolitik als Vorbild Deutschlands Erfolg ist das Ergebnis von drei Dingen: Erstens die moderate Lohnstückkostenentwicklung: Die Nominallöhne sind langsamer gestiegen als im Durchschnitt der Euro-Zone und langsamer als die Produktivität. Diese Bemühungen waren notwendig und wurden stabil über mehrere Jahre durchgehalten. Jean-Claude Trichet Eine Voraussetzung hierfür war das hohe Maß an Präsident der EZB Vertrauen zwischen den Sozialpartnern, das wir gerne in allen Ländern der Euro-Zone sehen würden. Zweitens wurden bereit seit einigen Jahren wichtige Strukturreformen insbesondere auf dem Arbeitsmarkt durchgeführt, die weitgehend parteiübergreifend unterstützt wurden. Schließlich waren die deutschen Unternehmen sehr geschickt, sich schnell an die Anforderungen der Globalisierung anzupassen. 18
19 Die deutsche Lohnpolitik als Vorbild Die Art und Weise, wie Deutschland ein besonderes Augenmerk auf seine Produktionskosten gelegt hat und Reformen einführte, die die Flexibilität in der Wirtschaft erhöhten, kann für all seine Nachbarstaaten als Vorbild angesehen werden. Jean-Claude Trichet Präsident der EZB Le Figaro, 3. September
20 Deutsche Lohnentwicklung und die Ungleichgewichte in Europa keine simple Lohndumpingstrategie, sondern Ausdruck des Verlustes gewerkschaftlicher Machtressourcen vor dem Hintergrund des besonderen Spezialisierungsprofils der Industrie in Deutschland sind viele Exporte relativ preisunabhängig geringere Lohnstückkosten wurden oft nicht an die Preise weitergegeben, sondern haben Profite erhöht Exportboom wird getragen von der dynamischen Binnenkonjunktur in den Zielländern 20
21 Deutsche Lohnentwicklung und die Ungleichgewichte in Europa Die Förderung der Ungleichgewichte in Europa durch die schwache Lohnentwicklung vollzieht sich vor allem über die schwache Binnenkonjunktur in Deutschland Aktuelle EU Politik sieht Anpassungsbedarf ausschließlich bei den Defizitländern Europäische Verallgemeinerung des deutschen Entwicklungsmodells ist unmöglich, nicht alle europäischen Staaten gleichzeitig Überschussländer werden können 21 vielfach die industrielle Basis für ein export-getriebenes Wachstumsmodell fehlt
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