71 APRIL Alt und Jung Zukunft gemeinsam gestalten. Altenpolitischer Kongress zum Demografischen Wandel

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1 71 APRIL 2005 Dokumentation der Anhörung vom im Deutschen Bundestag Marie-Elisabeth- Lüders-Haus Alt und Jung Zukunft gemeinsam gestalten Altenpolitischer Kongress zum Demografischen Wandel

2 Impressum Herausgeberin Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion Platz der Republik Berlin http: // Verantwortlich Irmingard Schewe-Gerigk MdB Parlamentarische Geschäftsführerin, Sprecherin für Altenpolitik Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion Platz der Republik Berlin irmingard.schewe-gerigk@bundestag.de Redaktion Antonia Schwarz, wissenschaftliche Mitarbeiterin Anette Catherina Cordes, wissenschaftliche Mitarbeiterin Bezug Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion Info-Dienst Platz der Republik Berlin Fax: 030 / public@gruene-fraktion.de Schutzgebühr 1,50 Redaktionsschluss April 2005 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

3 Inhalt Programm...3 Begrüßung und Eröffnung Irmingard Schewe-Gerigk MdB...4 Warum wir unser Altern neu erfinden müssen Dr. Frank Schirrmacher, Herausgeber der FAZ...6 Statement von Krista Sager MdB, Fraktionsvorsitzende...6 Ernährung und Verbraucherschutz für ältere Menschen Renate Künast MdB Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ältere ArbeitnehmerInnen Rainer Schmidt-Rudloff, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Margret Gleiniger, KSG Leiterplatten GmbH Freiwilligenarbeit von Älteren Gabriele Wahlen, Ceno-Centrum zur nachberuflichen Orientierung Cathrin Groll, Greenpeace e. V. Team 50plus Generationsübergreifende Wohnprojekte Hildegard Schooß, SOS-Mütterzentrum Salzgitter Theresia Brechmann, Projekt Alt und Jung, Bielefeld Gerda Helbig, Forum für gemeinschaftliches Wohnen im Alter e.v Aufgaben der Kommunen bei der Gestaltung des demografischen Wandels Hans-Jörg Rothen, Projekt Kommunen im demografischen Wandel Bertelsmann-Stiftung Statements aus der Gruppe der Grünen Alten" Irmgard Zecher Eva Quistorp Edith Lampert Zusammenfassung und Fazit Irmingard Schewe-Gerigk MdB Anlagen Antworten auf den demografischen Wandel geben Irmingard Schewe-Gerigk MdB Adressen der vertretenen Verbände und Organisationen Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

4 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

5 Alt und Jung Zukunft gemeinsam gestalten Programm vom 27. August OO Begrüßung und Eröffnung Irmingard Schewe-Gerigk MdB, Parlamentarische Geschäftsführerin und Sprecherin für Altenpolitik Warum wir unser Altern neu erfinden müssen Dr. Frank Schirrmacher, Herausgeber der FAZ Statement: Krista Sager MdB, Fraktionsvorsitzende Ernährung und Verbraucherschutz für ältere Menschen Renate Künast MdB, Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Statement: Irmgard Zecher Ältere ArbeitnehmerInnen Rainer Schmidt-Rudloff, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Margret Gleiniger, KSG Leiterplatten GmbH Statement: Wolfgang Fischer Mittagspause Freiwilligenarbeit von Älteren Gabriele Wahlen, Ceno-Centrum zur nachberuflichen Orientierung Cathrin Groll, Greenpeace e.v. Team 50plus Statement: Eva Quistorp Generationsübergreifende Wohnprojekte Hildegard Schooß, SOS-Mütterzentrum Salzgitter Theresia Brechmann, Projekt Alt und Jung Bielefeld Statements: Edith Lampert, Gerda Helbig Kaffeepause Aufgaben der Kommunen bei der Gestaltung des demografischen Wandels Hans-Jörg Rothen, Bertelsmann Stiftung Statement: Bernd Kaufmann Zusammenfassung und Ausblick Irmingard Schewe-Gerigk MdB Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 01/2005 Seite 3

6 Begrüßung und Eröffnung Irmingard Schewe-Gerigk MdB, Parlamentarische Geschäftsführerin und Sprecherin für Altenpolitik Sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie recht herzlich zum heutigen Kongress Alt und Jung - Zukunft gemeinsam gestalten und freue mich sehr über das große Interesse an diesem Thema. Als Mitglied der Enquête-Kommission Demografischer Wandel des Deutschen Bundestages hatte ich bereits vor fünf Jahren zu einer Tagung mit gleichem Inhalt eingeladen. Damals meldeten sich nur fünfzehn Personen an die Tagung musste abgesagt werden. Heute sind es weit über 400 Interessierte. Mit diesem Kongress, meine sehr verehrten Damen und Herren, starten die Bündnisgrünen den Einstieg in eine neue Altenpolitik: Eine Politik, die den Anforderungen des demografischen Wandels und der Herausforderung des sich radikal verändernden Altersaufbaus Rechnung trägt. Wir müssen schon heute Konzepte entwickeln, damit es in einer Gesellschaft, in der immer weniger junge und immer mehr alte Menschen zusammenleben, friedlich zugeht es eben nicht zu dem oft heraufbeschworenen Krieg der Generationen kommt. Auf der einen Seite brauchen sowohl die jungen Menschen Unterstützung, die sich Kinder wünschen, diesen Wunsch aber wegen fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten nicht realisieren können, ohne auf ihren Beruf zu verzichten. Auf der anderen Seite brauchen wir eine ganz neue Politik für ältere Menschen und eine alternde Gesellschaft. Denn: Die traditionelle Altenpolitik ist auf einem Auge blind. Sie sieht alte Menschen als hilfs- und pflegebedürftig an. Daher konzentriert sie sich im Wesentlichen auf Pflege- und Heimpolitik. Hier besteht auch Handlungsbedarf, gerade bei demenziell Erkrankten. Allerdings blendet diese Politik weitgehend die große Gruppe der aktiven 50- bis 80-jährigen aus, die immerhin im Jahre 2050 die Mehrheit der Bevölkerung stellen wird. Aber nicht nur die Politik auch die Gesellschaft setzt Alter mit pflegebedürftig und arm gleich. Das ist ein Zerrbild. Das durchschnittliche Alter beim Einzug in ein Heim beträgt 84 Jahre; von Armut kann in der Regel glücklicherweise nicht gesprochen werden. Zwar existiert Armut auch heute noch bei alten Frauen, die wegen der Kinder auf eine eigene Erwerbstätigkeit verzichtet haben. Im Durchschnitt beziehen aber nur 1,3 Prozent der über 65-jährigen Sozialhilfe, während der Anteil bei Kindern unter 18 Jahren bei 6,6 Prozent liegt. Zudem verfügen RentnerInnen durchschnittlich über ein erhebliches Einkommen und Barvermögen und damit über eine enorme Kaufkraft. Dieses Bild fehlt in der öffentlichen Wahrnehmung. Darum brauchen wir ein neues, ein realistisches Bild vom Alter. Dazu gehört, dass Wirtschaft, Politik und Gesellschaft alles dransetzen, um die latente Altersdiskriminierung zu bekämpfen. Ich finde es ist ein Skandal, wenn mehr als die Hälfte der deutschen Betriebe keine über 50-jährigen mehr beschäftigen, wenn nur noch 37 Prozent der über 55-jährigen einen Arbeitsplatz besitzen. Das ist eine Abwertung der geistigen und körperlichen Leistungen Älterer, für die es keine wissenschaftlichen Belege gibt. Damit nicht genug: Banken verweigern alten Menschen Kredite, trotz vorhandener Sicherheiten, ältere Fernsehansagerinnen sind ein Tabu, in der Werbung gibt es nur jun- Seite 4 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

7 ge, schöne, schlanke Menschen. Damit werden ältere Menschen ihrer Identität beraubt. Das Alter ist eine Demütigung, vor der wir alle gleich sind, stellte Karl Lagerfeld fest. Meine sehr geehrte Damen und Herren, das wollen wir Bündnisgrünen nicht länger hinnehmen. Dabei gibt es viele junge Alte, die nicht erwerbsfähig sind, aber ihre Erfahrungen und Fähigkeiten in ein bürgerschaftliches Engagement einbringen möchten. Auf diese Leistungen kann die Gesellschaft nicht verzichten. Das muss gefördert werden. Wir werden heute Nachmittag darüber sprechen. Alte Menschen möchten aber auch anders wohnen. Für viele ist das Altenheim keine akzeptable Wohnform. Sie möchten mit anderen Alten in einer Wohngemeinschaft oder auch mit Jungen gemeinsam wohnen. Was spricht dagegen, nicht nur in der Jugend, sondern auch im Alter nach neuen Formen des Zusammenlebens zu suchen? Politik muss das akzeptieren und fördern. Und nicht zuletzt wird sich der gesamte Dienstleistungssektor verändern müssen, gerade im Bereich Gesundheit, Ernährung, Tourismus, Unterhaltung, Pflege. Auf ältere Menschen angepasste Produkte und Dienstleistungen sind nicht nur ein expandierender Markt, dadurch entstehen auch neue Arbeitsplätze. All diese Themen werden wir heute mit Ihnen diskutieren, aber um diese Ziele zu erreichen bedarf es meines Erachtens eines gesellschaftlichen Konsenses zwischen Jung und Alt. Und mit dieser These unterscheide ich mich deutlich von Dr. Frank Schirrmacher, Herausgeber der FAZ und Autor des Bestellers Der Methusalem-Komplott. Herr Schirrmacher, Sie schreiben vom Krieg der Jungen gegen die Alten, die durch Demütigungen die Identität der Alten zerstören und rufen die Alten auf, ein Komplott zu schmieden gegen die Ideologie der Jungen. Lösen wir so die Probleme unseres Alterns? Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 5

8 Warum wir unser Altern neu erfinden müssen Dr. Frank Schirrmacher, Herausgeber der FAZ Leider liegt keine Erlaubnis zur Veröffentlichung des mündlichen Vortrags von Herrn Schirrmacher vor. Statement von Krista Sager MdB, Fraktionsvorsitzende Sehr geehrte Damen und Herren, Herr Schirrmacher nennt sein Buch Das Methusalem-Komplott. Mir gefällt dabei die Idee des Komplotts sehr gut. Wir müssen nur aufpassen, dass es nicht ein falsches Komplott wird. Ich will versuchen, das zu erklären. Ich bin im letzten Jahr 50 geworden und habe zwei Erlebnisse gehabt, die für mich sehr erkenntnisreich hinsichtlich der Frage waren, wo wir eigentlich in der Auseinandersetzung mit dem demografischen Wandel stehen. Ich war auf einem Kongress der IG Metall und habe dort erklärt, dass die bloße Heranführung des realen Renteneintrittsalters an das gesetzliche Renteneintrittsalter angesichts der zukünftig zu erwartenden Erweiterung der Lebenserwartung lediglich dazu führen wird, dass die Menschen noch länger eine noch höhere Rente bekommen. Mit Blick auf die Jahre 2030 folgende wird klar, dass dies kein Beitrag zur Nachhaltigkeit sein kann. Das war natürlich ein Versuch, Menschen dazu zu bringen, darüber nachzudenken, ob wir denn wirklich sagen können, mit 65 gibt es eine eiserne Mauer. Das ist ja auch ein Thema, das Herr Schirrmacher sehr stark in seinem Buch und auch in seinem Vortrag in den Vordergrund gestellt hat. Meine Äußerung hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Und zwar einen Sturm der Entrüstung bei lauter Nichtbetroffenen. Denn es ging um die Perspektive der mittleren Generation, genauer der Mitte-30-Jährigen für ihr eigenes Alter. Und diejenigen, die sozusagen ihre Perspektive schon sicher hatten, die haben sich dagegen entrüstet, dass man über die Perspektive der Mitte-30-Jährigen mal laut nachdenkt. Das heißt, beim Komplott müssen wir schon mal aufpassen. Denn es ist sehr wichtig zu berücksichtigen, dass wir hier von ganz unterschiedlichen Jahrgängen sprechen, wenn es heißt, dass die Alten ein Komplott schmieden. Ein weiteres Erlebnis, das ich hatte, war auch einschneidend. Ich war letztes Jahr auf einem Konzert im Hamburger Fußballstadion - ehemals Volkspark, jetzt AOL-Arena - der Rolling Stones. Dort war ein Fußballstadion voll von Menschen, die im Schnitt 50 Jahre plus X waren, wenn sie nicht gerade ihre Kinder mitgebracht hatten. Also ich gehörte zur Gruppe der Jüngeren, die einer Gruppe von 60 plus X zujubelte, die da die Sau losließen. Und Mick Jagger im kurzen Hemd riss immer die Arme besonders hoch, damit jeder seinen Waschbrettbauch bewundern konnte. Und das Auditorium johlte vor Begeisterung. Das wiederum hat mir gezeigt, dass das Bild und das Selbstbild des Alters sich heute doch schon radikal verändert hat. Und ich glaube, dass wir in Bezug auf diese kulturelle Komponente, die Sie, Herr Schirrmacher, ja auch sehr stark betont haben, durchaus optimistischer sein können als in Bezug auf die Frage, ob wir denn auch in der Lage sind, die politisch notwendigen Konsequenzen aus dem zu ziehen, was wir demografisch er- Seite 6 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

9 kannt haben. Dass das kulturelle Selbstbild sich radikal ändert, das kann glaube ich jeder in seiner eigenen Familie nachvollziehen. Meine Großmutter war schon mit 60 der Meinung, ein neues Kleid lohnt sich nun nicht mehr. Sie wurde übrigens 94. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, ihren Körper zu zeigen. Die nun 70- bis 80-Jährigen in meiner Familie sind alle begeisterte Bader und Schwimmer. Und die 60- bis 65-Jährigen laufen entweder Marathon oder Halbmarathon. Das heißt wir haben bereits große Veränderungen, sowohl was die kulturelle Komponente angeht als auch die Frage, was leisten alte Menschen eigentlich noch in dem Abschnitt des Alters, der sich so auf 60 bis 80 bezieht. Herr Schirrmacher, ich will etwas erwähnen, das Sie nicht hier, aber in Ihrem Buch angesprochen haben, weil ich in der Hinsicht hundertprozentig Ihren Optimismus teile. Sie haben den so genannten Baby-Boomern eine besondere Rolle bei den Veränderungen zugeschrieben. Mir als 50-Jähriger erlauben Sie vielleicht, dass ich auch den 68ern eine besondere Rolle zugestehen möchte. Mein Bild ist, dass die Alt-68er genauso wie die Baby-Boomer hoffentlich das, was Sie vielleicht ein bisschen auch als die Mission ihrer Generation empfinden, mitnehmen in ihr Alter. Das sind Leute, die haben die Rebellion, glaube ich, als Selbstbild noch nicht völlig abgelehnt. Die wissen, wie man Selbsthilfeorganisationen und Bürgerbewegungen organisiert. Reale Mobilität, die vielleicht nicht mehr so machtvoll vorhanden ist, wird heute übers Internet auf der Meinungsebene voll und ganz hergestellt. Wir konnten uns davon überzeugen, als die Rentendiskussion im letzten Jahr anstand. Wir wurden überflutet mit s von Älteren, die sich über die Rentenreform aufregten, die hauptsächlich wie gesagt die mittleren Jahrgänge treffen wird. Ich habe also durchaus die Erwartung, dass hier die Generation der 68er eine Bresche schlagen wird - sicher mit allen Übertreibungen, die dieser Generation zu Eigen ist. Damit kann sich die nächste Generation dann kreativ auseinandersetzen, ob sie das nun gut findet, dass ein 60-Jähriger über seinen Bierbauch so eine lange rote Zunge der Rolling Stones im engen T-Shirt trägt. Das mag dann jeder selber entscheiden, ob das jetzt der Durchbruch ist oder ob man vielleicht ein anderes Bild von sich selber haben will. Dass die Baby-Boomer, wie Sie das in Ihrem Buch beschreiben, diejenigen sein werden, die durch ihre Masse und auch durch die Macht, die sie dann am Markt darstellen, ganze Bereiche durch eine andere Ressourcenverteilung aufrollen werden, da teile ich den Optimismus. Wir haben hier eine wirklich große Chance haben, Kultur und Selbstbild zu verändern. Und die Medien werden sich dem dann auch irgendwann beugen müssen. Ich glaube, dass da andere Länder schon etwas weiter sind als wir. Das heißt, das Bild der hormonell Ruhiggestellten ist heute schon ein völlig anderes und es wird in Zukunft ein noch ganz anderes sein. Was die Frage angeht, rechtzeitig die politischen Konsequenzen zu ziehen, da mache ich mir in der Tat Sorgen, und zwar große Sorgen. Sie schreiben in Ihrem Buch zurecht, die Geburten, die wir nicht gehabt haben und die Altersbiographie, die wir nun mal bis 2030 haben werden, die können wir nicht mehr korrigieren. Trotzdem ist es richtig, dass man sich heute Gedanken darüber macht, wie man vielleicht durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und vielleicht auch ein etwas vernünftigeres Verhältnis zum Thema der Zuwanderung zwar nicht eine Umkehr der demografischen Verhältnisse herbeiführt, aber doch irgendwie eine verbesserte Perspektive für die Zukunft. Bisher gelingt nicht einmal bei der Diskussion, ob wir lieber Ganztagsschulen statt Eigenheimzulagen fördern sollen, ein politischer Durchbruch. Und das vor dem Hinter- Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 7

10 grund, dass wir angesichts der Bevölkerungsentwicklung ja eine Situation haben werden, wo die Immobilien aufgrund mangelnder Nachfrage an Wert verlieren werden und ganze Erbschaften entwertet werden. Es ist eigentlich ein Armutszeugnis. Wir diskutieren jetzt schon seit ein paar Jahren, aber eine Mehrheit für die Abschaffung der Eigenheimzulage haben wir nicht gefunden. Und im Zuwanderungsrecht haben wir gerade mal eine knappe Mehrheit dafür gefunden, die Zuwanderung von Akademikern etwas zu erleichtern. Aber den Abschiebestopp haben wir in diesem hochmodernen Gesetz nicht zum Kippen gebracht. Auch bei der Hartz-Diskussion stoße ich auf zwei Verrücktheiten und habe die Hoffnung, dass uns die Diskussion dennoch ein bisschen helfen könnte, diese Verrücktheiten zumindest ein wenig mehr auch zum gemeinsamen Bewusstsein zu erheben. Es ist eine unendliche Verrücktheit in dieser Gesellschaft, es halbwegs als normal zu empfinden, dass 49-Jährige im Unternehmen nichts mehr zu suchen haben. Das ist das, was Sie angesprochen haben. Da müsste es wirklich richtig Klick machen in allen Köpfen, dass das völlig inakzeptabel ist, dass Menschen, die 80, 90, 100 werden, mit 49 sozusagen zur Wertschöpfung nichts mehr beizutragen haben. Es ist genauso verrückt, dass dann wiederum 48-, 49-Jährige sagen, ich habe, weil ich vor vier Jahren ein gutes Arbeitseinkommen hatte, jetzt eine Arbeitslosenhilfe, die vielleicht auf den Niveau liegt, was eine Frisöse verdient, die neu in den Beruf kommt. Und diese Arbeitslosenhilfe, die möchte ich dann aber auch in den nächsten 40 Jahren garantiert bekommen. Auch das ist Wahnsinn. Was ich feststelle, ist, dass in diesen ganzen Diskussionen, die wir im Moment führen, die horizontale Verteilungsfrage eine große Rolle spielt, aber wir uns der Dimension des demografischen Wandels bei weitem nicht stellen. Es ist noch nicht in den Köpfen angekommen, dass das, was wir im Moment diskutieren mit Demografie zu tun hat. Da muss ich auch ganz ehrlich sagen, dass ich glaube, dass die ältere Generation ein viel stärkeres Eigeninteresse haben sollte, für Veränderungen zu plädieren als für den Status quo. Wir brauchen bei den Ressourcen eine Veränderung in zwei Richtungen. Auf der einen Seite kommt es darauf an, mehr Kinderbetreuung zu ermöglichen, mehr Ganztagsschulen einzurichten und eine bessere Förderung für die Jungen zu erzielen, damit sie überhaupt mal Steuerzahler und Beitragszahler werden. Denn sonst klappt es mit der sozialen Sicherung hinten und vorne sowieso nicht mehr, und wenn wir noch so viel an den Systemen einsparen. Und auf der anderen Seite müssen wir aber sicher auch Ressourcen umverteilen für eine Gesellschaft mit mehr alten Menschen. Beispielsweise werden wir auch immer mehr Demenzkranke haben, ganz einfach weil immer mehr Menschen älter als 80 und 90 werden. Die Veränderung muss also in die beiden Richtungen gehen: die Gesellschaft für die Alten lebbarer zu machen und gleichzeitig den Jungen weiterhin Zukunftsperspektiven zu ermöglichen. Jedes Beharren darauf, dass alles so bleiben soll wie es ist, das verhindert ja gerade, dass wir Ressourcen umschichten können. Auch die Kommunen brauchen hierfür andere Strukturen und müssen dafür Geld in die Hand nehmen. Dennoch kann ich Ihnen eine traurige Botschaft nicht vorenthalten. Wir werden in diesem Jahr keine Strukturreform in der Pflege hinbekommen. Und wir werden in diesem Jahr keine Verbesserung für die Demenzkranken hinbekommen. Aber warum nicht? Nicht etwa deswegen, weil man davon überzeugt gewesen ist, man könnte den jungen Beitragszahlern zusätzliche Belastungen nicht mehr zumuten, sondern in erster Linie, weil man davon überzeugt war, man könnte neue Diskussionen über Belastungen für Demenzkranke und Pflegereform den Rentnern nicht mehr zumuten. Das ist der wahre Grund. Und damit muss man sich auseinandersetzen. Seite 8 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

11 Ich will zum Schluss auch etwas Kritisches sagen, obwohl ich glaube, Herr Schirrmacher, Sie haben in Ihrem heutigen Beitrag eigentlich keinen Anlass dafür gegeben, das zu kritisieren, was mich an Ihrem Buch gestört hat. An Ihrem Buch hat mich diese Kriegssprache gestört, dieses Kriegs der Generationen. Man hat immer den Eindruck, es geht in Deutschland stets um Kämpfe und es geht immer um das allerletzte Gefecht. Zwar waren wir Grünen immer auch diejenigen, die alle apokalyptischen Reiter auf die politische Bühne preschen ließen, wenn es um unsere Anliegen ging. Aber ich bin inzwischen - das ist vielleicht auch ein Stück Altersweisheit bei den Grünen - zu der Überzeugung gekommen, dass es bei aller Erschütterung, die auch Not tut, eigentlich doch besser ist, Menschen die Hoffnung zu geben, dass Zukunft gemeinsam gestaltbar ist. Und bei dieser Kriegsmetapher, habe ich das Gefühl, dass mir das eher die Kraft nimmt. Außerdem finde ich es auch typisch deutsch und ich glaube, es bekommt einer Gesellschaft besser, wenn sie Hoffnung in gemeinsame Gestaltung hat. Sie haben sehr stark betont, dass es eine Ungehörigkeit ist, einen Generalverdacht gegen die Gehirne alter Menschen zu haben und neuere neurobiologische Forschungen belegen dies auch. Wir müssen daneben aber auch die andere Wahrheit ansehen. Natürlich ist eine Gesellschaft, in der Menschen nicht nur alt werden und ganz anders altern, aber in der sie auch sehr alt werden und ein sehr hohes Alter erreichen, auch eine Gesellschaft, in der wir uns ganz anders mit unserer Vergänglichkeit auseinandersetzen müssen, mit unserer Begrenztheit, mit unserer Gastfunktion auf Erden. Und wir werden uns auch anders auseinandersetzen müssen mit Verfall, mit schwindenden Kräften. Ich fand eines in Ihrem Buch sehr gut, dass Sie gesagt haben, es gäbe auch eine Chance für eine philosophische und spirituelle Dimension in dieser Gesellschaft. Ich würde mir sehr, sehr wünschen, dass neben dem Moment von Angst und Trauer, das Sie sehr stark betonen, das aber zum menschlichen Wachsen auch dazu gehört, angesichts der alternden Gesellschaft die philosophische und spirituelle Dimension vielleicht durch die größere Zahl der Alten dann auch eine größere Dimension in unserem gesellschaftlichen Leben bekommt. Dankeschön. Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 9

12 Ernährung und Verbraucherschutz für ältere Menschen Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Liebe Krista Sager, liebe Irmingard Schewe-Gerigk, liebe Irmgard Zecher, sehr geehrter Herr Schirrmacher, meine sehr verehrten Damen und Herren, führen wir uns noch einmal vor Augen: Nach jüngsten Berechnungen werden die heute 30jährigen Frauen durchschnittlich eine Lebenserwartung von 90 Jahren und die Männer von 86 Jahren haben. Gleichzeitig gelten Menschen ab 50 Jahren bereits als junge Senioren und gelten noch früher auf dem Arbeitsmarkt als schwer vermittelbar. Da kann ich meiner Kollegin Frau Schewe-Gerigk nur zustimmen. Hier brauchen wir dringend eine Differenzierung. Die meisten 50jährigen haben andere Bedürfnisse und Fragestellungen als viele 70, 80- oder 90jährige. Die zukünftig längste Phase im Leben eines Menschen will gut vorbereitet und gestaltet sein: Das Alter. Das erfordert gesellschaftliche Veränderungen in vielen Bereichen. Bedürfnisse und Probleme ändern sich. Wir brauchen also veränderte Dienstleistungen, neue Produkte und alternative Lebensformen und einen veränderten Umgang damit. Es ist doch ein Unding, dass heutzutage Kataloge mit speziellen Produkten für ältere Menschen mitunter so gehandelt werden als seien sie der Beate-Uhse-Katalog, verschämt und unter dem Ladentisch. Dabei eröffnen diese gesellschaftlichen Veränderungen auch neue Chancen und Entwicklungspotenziale. Es fängt mit der Ernährung an. Der Körper verbraucht weniger Energie, aber der Bedarf an Nährstoffen wie Mineralien und Vitaminen bleibt. Für Gesundheit bis ins hohe Alter muss die Ernährung umgestellt, sie muss kalorienärmer und nährstoffreicher werden. Das ist heute noch keine Selbstverständlichkeit. Im Alter von 60 bis 69 Jahren sind 82% der Männer und 77% der Frauen übergewichtig. Davon sind bei den Männern 28% adipös und bei den Frauen 35%. Dies ist kein individuelles Problem. Auch in der Gemeinschaftsverpflegung sowohl im Krankenhaus als auch in Pflegeeinrichtungen entspricht die Ernährung vielfach nicht den Erfordernissen der älteren Menschen. Der Medizinische Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) wies zum Beispiel im vergangenen Jahr auf gravierende Mängel bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung in der Pflege hin. Das betrifft zur Zeit immerhin ca. 2 Millionen pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren. Ungefähr ein Drittel von ihnen wird stationär betreut, die anderen verpflegen sich selber, werden von ihren Angehörigen oder durch Essen auf Rädern versorgt. Das gegenwärtig hohe Ausmaß ernährungsmitbedingter Krankheiten (z.b. Gicht, Diabetes, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Osteoporose) muss nicht sein. Eine ausgewogene und vollwertige Ernährung, wie sie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in ihren 10 Regeln aufgestellt hat, kann viel zur Prävention solcher Krankheiten beitragen. Und Prävention ist nicht nur wichtig für die Einzelnen, sondern auch für die Gemeinschaft, weil damit die Kosten des Gesundheitssystem deutlich gesenkt werden können und es wieder auf die Füße gestellt werden kann. Seite 10 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

13 Meine Damen und Herren, eine gesunde, altersgerechte Ernährung und ausreichend Bewegung sind die zentralen Vorraussetzungen um im Alter fit und selbständig zu bleiben. Die Kampagne des BMVEL Fit im Alter gesund essen, besser leben zeigt, dass mit einer ausgewogenen Ernährung, verbunden mit einer bewussten Lebensweise, jeder - auch im Alter - etwas für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden tun kann. Wir haben die Deutsche Gesellschaft für Ernährung mit der Beratung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Senioreneinrichtungen, Cateringunternehmen und ambulanten Pflegediensten beauftragt. Die DGE bietet für Multiplikatoren, also Fachkräfte, Caterern und Anbietern von Essen auf Rädern, die Senioreneinrichtungen beraten, bzw. Speisen beliefern, Fortbildungen an. Verbraucherzentralen beraten mit Veranstaltungen vor Ort Senioren, die sich selbst verpflegen. Und auch hier gilt wieder: Kennzeichnung hilft! Caterer und Gastronomiebetriebe können ihre Menüs hinsichtlich der ernährungsphysiologischen Wertigkeit jährlich überprüfen lassen und selber so auf Transparenz und Qualität für die Verbraucher setzen. Dafür können Sie dann das DGE - Logo erhalten. Fragen Sie nach dem Logo! Je deutlicher Verbraucher ihre Interessen artikulieren, und danach entscheiden, desto größer wird der Druck auf die Anbieter, diesen Interessen nach zu kommen. Umso mehr lohnt sich für diese die Anstrengung. Meine Damen und Herren, Seniorinnen und Senioren von heute sind vielfach fitter, mobiler, selbständiger und selbstbewusster als es dem traditionellen Bild des Alters entspricht. Und nicht nur das: Die heutige Generation, die sich dem Rentenalter nähert, ist die bislang wohlhabendste. Sie haben somit mehr Spielräume über das noch verankerte Leitbild - alles der nachfolgenden Generation zu vererben hinaus: z.b. Geld für Reisen auszugeben, aber auch Geld für wohltätige Zwecke zu verwenden um nur einige Beispiele zu nennen. Es wird Zeit, dass dieses Selbstbewusstsein ein gesellschaftliches Bewusstsein wird, dass das Alter nicht als Problem oder Belastung gesehen wird, sondern als eine Lebensphase mit spezifischen Erfordernissen und Chancen. Mehr Selbstbestimmung im Alter das entspricht auch dem Leitbild des Verbrauchers, wie es von mir vertreten wird. Konkret: es geht um den mündigen Verbraucher. Unser heutiges Leitbild des mündigen und gut informierten Verbrauchers hat keine Altersbegrenzung! Ältere Menschen stellen jedoch besondere Erwartungen an den Verbraucherschutz. Sie haben, auch als Verbraucher, bereits viele Erfahrungen gemacht, gute wie schlechte. Im Vergleich zu früher sind die Anforderungen an die Entscheidungskompetenz der Verbraucher enorm gewachsen. Die Vielfalt an Produkten und Dienstleistungen stellt die Verbraucherinnen und Verbraucher manchmal vor fast nahezu unlösbare Probleme und auch die Tragweite der Entscheidungen ist oft weitreichender. Wie seniorengerechte Verbraucherarbeit aussehen kann, ist vielfach noch ein unbeschriebenes Blatt. Deshalb fördert das BMVEL ein Projekt zur Zielgruppenorientierten Verbraucherarbeit für und mit Senioren. Hier wird ein Konzept für seniorengerechte Verbraucherarbeit, insbesondere auch für jüngere Senioren, erstellt. Darüber hinaus sehe ich die Notwendigkeit, auch rechtlich entsprechende Standards festzuschreiben: Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 11

14 Ältere Menschen brauchen eine ihren Bedürfnissen entsprechende Versicherungsund Finanzberatung. Ab einem gewissen Alter geht es den meisten nicht mehr um die Maximierung von Erträgen, sondern um die Minimierung von Verlustrisiken, um die Sicherheit der Vermögensanlage und um die Verwendung der Erträge. Da müssen auch die Finanzdienstleister eine bessere Beratung gewährleisten. Wir wollen, dass die Qualifikation der Finanzdienstleister durch verbindliche Mindeststandards und eine Verschärfung der zivilrechtlichen Beratungspflichten verbessert wird. Die Bundesregierung bereitet gerade ein Gesetz zur besseren Kontrolle der Versicherungsvermittlung vor. Damit werden Versicherungsvermittler gesetzlich verpflichtet, Verbraucher sorgfältig und bedarfsgerecht zu beraten und eine gewerberechtliche Erlaubnis zu haben. Und Senioren haben eben besondere Bedarfe. Ein besonderes Augenmerk müssen wir auch auf die Heimverträge richten. Hier ist zwar durch die Novelle des Heimgesetzes die Rechtsstellung der Heimbewohnerinnen und bewohner verbessert worden, doch das reicht noch nicht aus. Transparenz, Information, Beratung und Schutzrecht ermöglichen erst eine optimale Entscheidung. Über eine Verbesserung der Widerspruchs- und Einflussrechte der Betroffenen steigt der Druck auf die Heimbetreiber, bei Schwachpunkten ihre Leistungen zu verbessern. Deshalb beteiligt sich das BMVEL an dem Runden Tisch Pflege - initiiert vom BMFSFJ und BMGS um gemeinsam noch weitere Verbesserungen in der Qualität der Pflege und der Verbraucherrechte zu erreichen. Meine Damen und Herren, auch die Wirtschaft muss sich auf die Bedürfnisse der immer größeren und anspruchsvolleren Bevölkerungsgruppe der Seniorinnen und Senioren einstellen und das heißt nicht nur in der Werbung. Ein Beispiel: Viele ältere Menschen haben Schwierigkeiten mit Verpackungen, der Handhabung von Haushaltsgeräten und Gebrauchsanleitungen. Das zeigt eine Untersuchung der BAGSO. Das Prüfsiegel der Gesellschaft für Gerontotechnik gibt bei einigen Produkten eine gute Orientierung. Das ist ein guter Anfang. Hier werde ich ansetzen und mich dafür einsetzen, dass seniorengerechte barrierefreie Produkte endlich salonfähig werden. Also zum Beispiel: Informationsmaterial wie Aufklärungsbroschüren erarbeitet und Checklisten mit Hinweisen für die Beurteilung der Barrierefreiheit von Produkten bekannt und verbreitet werden. Ein anderes Thema: Neue Kommunikationstechniken. Ältere Menschen wollen teilhaben, wollen sich einmischen. Deshalb brauchen sie den Zugang zu neuen Medien, um sich auch wenn die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist untereinander vernetzen und ihre demokratische Teilhabe sichern zu können. Da stecken wir noch in den Kinderschuhen. Meine Damen und Herren, eine Gesellschaft in der zukünftig das Alter die längste Lebensphase ist, muss endlich lernen, selbstverständlich mit dieser Phase umzugehen. Das Ziel ist: eine hohe Lebensqualität und Selbständigkeit für ältere Menschen. Seite 12 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

15 Ältere ArbeitnehmerInnen Rainer Schmidt-Rudloff, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Die soziodemografische Entwicklung - ein wichtiges Thema für die Arbeitgeber Der demografische Wandel in der Bundesrepublik Deutschland hat zwei zentrale Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt: Das Arbeitskräfteangebot verringert sich aufgrund der seit langem niedrigen Geburtenrate. Das Arbeitskräfteangebot wird im Schnitt immer älter. Der Anteil der über 50-Jährigen wird sich schon bis 2020 auf über 30% erhöht haben, während er heute nur 20% beträgt. Daneben spielen Entwicklungen eine Rolle, die darauf abzielen, dass ein früherer Renteneintritt erschwert und das Regelrenteneintrittsalter erhöht wird, um die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme auch über längere Erwerbsbiografien zu sichern. Die Unternehmen werden mit teilweise stark veränderten Altersstrukturen ihrer Belegschaften ihre Geschäfts- und Produktionsziele erreichen müssen. Dies müssen die Betriebe und Unternehmen heute schon ernst nehmen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit in einem immer dynamischer werdenden Geschäftsumfeld langfristig zu erhalten. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände ( setzt sich schon seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema auseinander. Durch das von ihr initiierte EU-Projekt proage benefit from experience sowie die Beteiligung des Verbands deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA) und des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) sowie des Zentralverbands Heizung, Sanitär, Klima, an der Demografie-Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurden arbeitgeberseitig weitere wichtige Impulse geliefert und viele good practice Beispiele identifiziert und kommuniziert. Die in diesem Zusammenhang erschienenen Publikationen hatten nicht nur das Ziel, Unternehmen für die Demografie - Thematik zu sensibilisieren sondern auch konkrete Handreichungen und Leitfäden an die Hand zu geben, wie sie die demografischen Herausforderungen proaktiv angehen können und welche konkreten Gestaltungsmöglichkeiten vor allem im Rahmen der Personalpolitik bestehen. Im Folgenden sollen die wichtigsten Herausforderungen und Handlungsfelder aus Arbeitgebersicht dargestellt werden. Personalpolitische Konsequenzen des demografischen Wandels für die Unternehmen Unternehmen der Konsumgüterindustrie oder auch der Finanzdienstleitungen stellen sich schon heute mit Ihren Produktentwicklungen auf die schon spürbaren Veränderungen der Kundenstruktur ein. Konsequenzen ergeben sich aber auch für den Personalbereich der Unternehmen: Weniger Schul- und Hochschulabsolventen werden zu Beschaffungsengpässen führen. Eine nur auf junge Absolventen zielende Einstellungspolitik wird davon besonders betroffen sein. Der zeitgleiche Abgang von Beschäftigten einer Alterskohorte (Baby-Boomer) kann zum Abgang von Leistungsträgern und zu unerwünschten wettbewerbsrelevanten Wissensverlusten führen. Auch wenn es wissenschaftlich belegt ist, dass ältere Beschäftigte nicht automatisch leistungsschwächer oder weniger gesund sind: Einsatzeinschränkungen und Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 13

16 der Anstieg von Fehlzeiten nehmen in vielen Arbeitsumgebungen mit dem Alter zu und müssen berücksichtigt werden. Durch den längeren Verbleib von Mitarbeitern im Unternehmen und der kürzer werdenden Halbwertszeit von Wissen ergeben sich neue Qualifizierungsbedarfe. Die Handlungsoptionen der Betriebe sind vielfältig Bevor ein Unternehmen beginnt, konkrete Schritte zur Bewältigung des demografischen Wandels im Betrieb in Erwägung zu ziehen, sind zwei Vorab-Überlegungen von entscheidender Bedeutung: In einem ersten Schritt sollte die Altersstruktur der Belegschaft möglichst differenziert nach Bereichen, Qualifikationen, Geschlecht etc. betrachtet werden und Schätzungen für die weitere Entwicklung in den nächsten 3, 5 und 10 Jahren getroffen werden. Auf diese Weise kann festgestellt werden, ob im Unternehmen ein Altersstrukturproblem vorliegt und falls ja, ob der Handlungsbedarf schon akut ist. Problematisch sind in diesem Zusammenhang Bereiche, die altersmäßig sehr unausgewogen sind, in denen z. B. die Alterskohorte der Jährigen stark überwiegt. Weitere wichtige Fragen: Wer sind die heutigen Leistungs- und Wissensträgerträger und wann werden Sie in den Ruhestand gehen? Passen die in der Belegschaft vorhandenen Kompetenzen auch in Zukunft noch zu den zu erwartenden Anforderungen? Die zweite nicht weniger wichtige Überlegung hat die bereits existierenden Personalinstrumente im Blick. Denn es geht in vielen Fällen nicht darum, völlig neue Maßnahmen zu entwickeln, sondern es reicht häufig aus, bewährte Instrumente wie z.b. Mitarbeitergespräche oder Arbeitsplatzbeschreibungen neu zu akzentuieren bzw. zu ergänzen. Dafür muss man wissen, welche Instrumente existieren und für eine demografiesensible Personalpolitik in Frage kommen. Folgende Bereiche der Personalpolitik bieten sich als Handlungsfelder an und können wie folgt demografiesensibel gestaltet werden: Bei der Personalbeschaffung Altersgrenzen überwinden und Ältere als Zielgruppe in den Blick nehmen. Bei Weiterbildungsmaßnahmen darauf achten, dass die Bereitschaft zu und die Teilnahme an Weiterbildung über die gesamte Erwerbsbiografie im Unternehmen gefördert wird. Durch gezielte Arbeitsplatzwechsel und Förderung beruflicher Flexibilität auch schon zu Beginn der Betriebszugehörigkeit vermeiden, dass Mitarbeiter in berufliche Sackgassen geraten und sich vom Lernen entwöhnen. Arbeitszeitregelungen daraufhin überprüfen, inwieweit sie Spielräume für lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle anbieten. Das Erfahrungswissen der Beschäftigten mit längerer Betriebszugehörigkeit nutzen und Wissensverluste durch Abgänge von Erfahrungsträgern vermieden werden. Die Zusammenarbeit von Alten und Jungen bewusst fördern und durch gemischte Teams Innovations- und Kreativitätspotenziale erschließen und den Wissensaustausch zwischen Alt und Jung unterstützen. Die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten im Blick haben und die geeigneten Möglichkeiten der betrieblichen Gesundheitsförderung und Arbeitsgestaltung nutzen. Seite 14 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

17 Die beruflichen Vorstellungen der Beschäftigten ausloten und sie mit den betrieblichen Möglichkeiten in Einklang bringen. Damit die Maßnahmen und Strategien der Betriebe auf diesen Handlungsfeldern nicht ins Leere laufen, ist es dringend erforderlich, dass auch der Einzelne seine Verantwortung für die Erhaltung seiner Beschäftigungs- und Arbeitsfähigkeit erkennt und aktiv wahrnimmt. Hier spielen Beiträge zur eigenen Weiterbildung eine genauso wichtige Rolle wie ein verantwortungsbewusster und gesundheitsfördernder Lebenswandel. Herausforderungen und Empfehlungen für die Betriebe In wirtschaftlich schwierigen Zeiten kämpfen viele Betriebe unter sehr starkem Wettbewerbsdruck teilweise ums Überleben. Aus diesem Grund ist es nachvollziehbar, dass die Auseinandersetzung mit dem eher schleichend auf die Betriebe zukommenden Demografiethema ohne aktuellen Leidensdruck in vielen Unternehmen nicht prioritär behandelt wird. Dennoch ist es sinnvoll und oft sogar geboten, trotz aktuell notwendiger Personalrestrukturierungspläne die Auswirkungen der zukünftig veränderten Alterszusammensetzung der Belegschaften auf den betrieblichen Leistungserstellungsprozess schon heute zu beobachten. Eine Personalpolitik, die sich nur auf die heute Älteren konzentriert greift zu kurz und kann eventuelle Fehlentwicklungen nur korrigieren. Notwendig ist eine Herangehensweise, die die gesamte Belegschaft im Blick hat und schon bei den Jüngeren ansetzt. Ganz entscheidend ist, dass die Führungskräfte für die kommenden Veränderungen sensibilisiert werden und fit gemacht werden, z. B. die Zusammenarbeit von Alt und Jung und alten zu fördern oder bei der Nachbesetzung von Stellen auch Ältere mit in den Blick zu nehmen. Es gibt jedoch keine Patentrezepte. Jedes Unternehmen steht vor einer unterschiedlichen Situation. Es gilt, das Notwendige im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten bedarfsorientiert und differenziert zu gestalten. Es kann dabei sinnvoll sein, durch gezielte Einbindung der jeweiligen Zielgruppen wie z. B. der Älteren die Zielgenauigkeit der jeweiligen Maßnahmen zu erhöhen. Die Beschäftigung mit der Gruppe der älteren Mitarbeiter sollte jedoch nicht stigmatisierend wirken und darf nicht dazu führen, dass das Unternehmen von Jüngeren als weniger attraktiv angesehen wird. Folgende grundsätzliche Empfehlungen sollten beachtet werden: Keine Maßnahme ohne Analyse! Unternehmen sollten keine Maßnahme ergreifen ohne vorher dafür eine entsprechende Notwendigkeit festgestellt zu haben. Kapieren statt kopieren! Es geht nicht darum und ist auch nicht möglich - good practice Beispiele 1:1 zu kopieren, sondern zu verstehen, aus welchen Gründen und mit welchen Zielen die Vorbildbetriebe etwas unternommen haben. Demografiesensible Personalpolitik! Einzelmaßnahmen für die Generation 50+ greifen häufig zu kurz. Nur eine die Beschäftigungsfähigkeit der gesamten Belegschaft fördernde Unternehmenskultur über alle Generationen wird langfristig und wirkungsvoll zur Wettbewerbsfähigkeit der Belegschaften beitragen. Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 15

18 Rahmenbedingungen für Beschäftigung verbessern Neben der Herausforderung für die Unternehmen, mit älter werdenden Belegschaften wettbewerbsfähig zu bleiben, mahnt die BDA seit langem an, die Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer in Deutschland generell zu erhöhen. Der beste Weg zur Steigerung der Erwerbstätigkeit Älterer ist eine insgesamt erfolgreiche Beschäftigungspolitik. Eine verstärkte Nutzung des Potenzials älterer Arbeitnehmer wird nur dann ausreichend gelingen, wenn wir unseren Arbeitsmarkt wieder in Ordnung bringen. Internationale Vergleiche belegen, dass in beschäftigungspolitisch erfolgreichen Ländern die Erwerbsbeteiligung Älterer wesentlich höher ist als bei uns. In diesen Ländern sind die Beschäftigungschancen alter und junger Menschen gleichzeitig gestiegen. Damit sich der Beschäftigungsgrad von Älteren wieder erhöht, müssen daher die Rahmenbedingungen für mehr Beschäftigung insgesamt verbessert werden. Das verlangt eine umfassende Strategie, vor allem aus einer Deregulierung des Arbeitsrechts, einer aktivierenden Arbeitsmarktpolitik, einer verbesserten Aus- und Weiterbildung, einer beschäftigungsfördernden Tarifpolitik und einer Senkung der Personalzusatzkosten durch ausgabenreduzierende Strukturreformen der Sozialversicherung. Die BDA hat hierzu umfassende Vorschläge vorgelegt. Ohne die aus einer solchen Strategie resultierende allgemeine Beschäftigungsdynamik werden alle anderen gleichfalls erforderlichen Initiativen zur Steigerung der Erwerbstätigkeit Älterer nicht die erforderliche Wirkung haben. Seite 16 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

19 Margret Gleiniger, KSG Leiterplatten GmbH Altersausgewogene Personalpolitik Unternehmensdaten Leiterplatten: Multilayer, durchkontaktierte Leiterplatten und HDI-Leiterplatten Beschäftigte: etwa 240 -, rund 20 Prozent Frauen, verteilt auf alle Hierarchieebenen Qualifikationsstruktur: überwiegend mittlere Qualifikationen Altersstruktur: überwiegend 45- bis 54-Jährige Erstausbildung: etwa fünf Prozent - Übernahme von drei Azubis pro Jahr KSG ist der größte Arbeitgeber in der ländlichen Erzgebirgsregion nördlich von Chemnitz und gilt für seine Produktsparte als eine der modernst ausgerüsteten deutschen Firmen. Nach der Reprivatisierung (1993) erfolgten seit 1994 Investitionen in Höhe von 23 Mio. EURO zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Die gegenwärtige alterszentrierte Personalstruktur entstand durch die mit der Umstrukturierung nach der Wende erfolgte Übernahme einer älteren Kernmannschaft aus einem Treuhandunternehmen. Über Neueinstellungen jüngerer Fachkräfte und die Einführung der Erstausbildung hat eine allmähliche Verjüngung stattgefunden. In den nächsten zehn Jahren wird eine altersausgewogene Struktur entstehen. In der Regel wird bis zum 65. Lebensjahr gearbeitet. Die betriebliche Altersteilzeitregelung wird von den Beschäftigten aus finanziellen Gründen kaum in Anspruch genommen. Abbildung 1 zeigt die gegenwärtige und für die Zukunft geplante Entwicklung der Altersstruktur. Ersatzeinstellungen für ausscheidende Fachkräfte werden sich aus Bewerbern jüngerer und mittlerer Altersgruppen zusammensetzen. Für die Facharbeiter wird gegen 2007 eine gesunde Altersmischung vorliegen. Für die übrigen Beschäftigtengruppen liegen ähnliche Planungen mit Stichjahren vor. Um gezielt Nachwuchskräfte suchen und einstellen zu können, wurde 2003 ein professionelles Schul- und Hochschulmarketing aufgebaut. Branchentypische kurzzyklische Kapazitätsschwankungen müssen über Zeitarbeit ausgeglichen werden. Ein wichtiger Aktionsschwerpunkt der nächsten zehn Jahre ist die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit der älter werdenden Belegschaft. Dazu existiert bereits ein differenziertes Instrumentarium zur kontinuierlichen Verbesserung der Gesundheitsvorsorge im Rahmen eines integrierten Managementsystems, flankiert durch ein Programm zur betrieblichen Gesundheitsförderung (Mitarbeiterbefragungen, Arbeitskreis Gesundheit), zur systematischen Fort- und Weiterbildung für alle Beschäftigtengruppen über Bildungsbedarfsanalysen, Schulungspläne u. ä., zur Erhöhung der Motivation (Leitbild, Betriebsvereinbarungen, Transparenz, Prinzip der offenen Tür, erfolgsabhängige Entlohnung u. ä.). Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 17

20 Seit 2004 erfolgt eine Optimierung über die Zusammenführung unterschiedlicher Kennzahlen, Entlohnungssysteme, Zielvereinbarungen und ihre Integration in betriebswirtschaftliche Zielsysteme zur Unternehmenssteuerung. Zur Entwicklung und Fortschreibung dieser Balanced Scorecard findet eine Einbindung von Beschäftigten und Betriebsrat mit höchstmöglicher Information und Kommunikation statt. Abb 1: Entwicklung der Altersstruktur 2004, 2009 und 2014 einschl. der geplanten personalpolitischen Maßnahmen 1 40,0% 35,0% 30,0% Anteile in % 25,0% 20,0% 15,0% 10,0% 5,0% 0,0% < >54 Alter in Jahren Quellen: ZVEI e.v. (Hrsg.): Demografie-Initiative mit Unternehmen der Elektrotechnik und Elektronikindustrie. Die Ursachen sind kaum beeinflussbar. Man muss mit den Folgen leben!, Frankfurt am Main 09/2002 (ZVEI-Selbstverlag); ZVEI e.v. (Hrsg.): Herausforderung Soziodemografischer Wandel. Good-Practice in der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie, Frankfurt am Main, 12/2003 (ZVEI- Selbstverlag) ( - BMBF-Projekt (FKZ: 01HH0103) 1 Quelle: KSG 2004; Demografie-Initiative ZVEI und GfAH 2004 Seite 18 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

21 Freiwilligenarbeit von Älteren Gabriele Wahlen, Ceno-Centrum zur nachberuflichen Orientierung Sehr geehrte Damen und Herren, Freiwilligenarbeit von Älteren ist ein wichtiger Bestandteil unseres Gemeinwohls. Ich möchte Sie nicht mit Zahlen langweilen, aber die, die ich Ihnen präsentiere, sind von hoher Bedeutung für die Gestaltung einer sozial verträglichen Gesellschaft. Der Freiwilligensurvey von 1999 weist 35% engagierter Menschen im Alter von 50 bis 69 Jahren aus. Davon sind weitere 15% bereit, ihr Engagement auszuweiten. Darüber hinaus gibt es eine allgemeine Bereitschaft bisher nicht Engagierter, von weiteren 18%. Das heißt, dass 33% der Menschen dieser Altersgruppe zusätzlich gewonnen werden können, wenn Sie bei ihren Fähigkeiten, Kompetenzen und Bedürfnissen abgeholt werden. Grundlegenden Voraussetzungen für die Gewinnung dieser motivierten aber noch unentschiedenen Menschen können geschaffen werden, indem eine engagementfreundliche Infrastruktur geschaffen wird, in der Seniorenbüros und Freiwilligenagenturen gezielt als Experten im Bereich Bürgerschaftliches Engagement eingesetzt werden; Organisationen, Einrichtungen und Initiativen die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen; Klarheit über Rolle und Aufgaben hauptamtlicher MitarbeiterInnen gegenüber Freiwilligen geschaffen wird; Einsatzfelder, die sich an den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Älteren orientieren, eingerichtet werden. Meines Erachtens ist die Zahl der potenziell Interessierten unter anderem so hoch, weil zu früh berufliche Rollen und Funktionen wegfallen. Viele Menschen gehen heute weit unter 60 Jahren in den Ruhestand. Wir befinden uns mitten in der Umgestaltung unseres Sozialstaates. Die daraus resultierenden Veränderungen und zwangsläufig auftretenden Probleme sind nicht ohne Freiwilligenarbeit zu lösen. Das darf aber nicht heißen, dass Freiwillige ob Alt oder Jung, die Lückenbüßer für weg brechende Strukturen sind. Das darf auch nicht heißen, dass der Einsatz Freiwilliger auf Kosten hauptamtlicher Stellen erfolgt. Das ist ein heikles Thema und ich behaupte, dass mitunter die Schaffung angemessener Einsatzfelder aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes nicht erfolgt. Die Motive der Menschen, sich zu engagieren sind der wesentliche Baustein, um die vorhandenen Potenziale heben zu können. Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 19

22 Motive für freiwilliges Engagement sind 2 : sinnstiftende Tätigkeit Aktives Mitgestalten, um anderen zu helfen Persönliches Ziel: Für mich und andere etwas tun Weg aus potenzieller Isolation im Alter Zugehörigkeit zu Gemeinschaft Gleichgesinnter Erfahrungen und Kompetenzen weitergeben Neue Herausforderungen suchen Es hat ein Wandel stattgefunden. Nicht mehr altruistisch von dem Wunsch der Pflichterfüllung gegenüber dem Gemeinwohl geprägt sind diese Motive, sondern an erster Stelle steht das Bedürfnis nach einer sinnstiftenden Tätigkeit, gefolgt von dem Willen zur Mitgestaltung und Selbstentfaltung. Der Verlust des Arbeitslebens und das Ende der Familienphase haben weitere Bedürfnisse geprägt. Nämlich die nach Kontakt und Kommunikation und einem Dazu-gehören-wollen. Darüber hinaus wollen gerade Ältere ihre Erfahrungen und Kompetenzen an andere, respektive Jüngere weitergeben. Es gibt aber auch eine Gruppe, die neue Herausforderungen sucht. Hier treffen wir häufiger Frauen an. Sie haben die Familie versorgt und sich unter Umständen dem Karrierewunsch ihres Mannes viele Jahre untergeordnet. Jetzt wollen sie ihren gewonnenen Freiraum kreativ nutzen, um für sich und andere etwas zu tun. Zwei gelungene Beispiele verdeutlichen, dass eine erfolgreiche Gewinnung älterer Freiwilliger nur möglich ist, wenn unter anderem auch ihren Bedürfnislagen Respekt gezollt wird. Der Pate Gewinn für Alt und Jung Das Projekt will die Generationen in einem verantwortungsvollen Miteinander ins Gespräch bringen, dabei jungen helfen, ihre Zukunftsperspektive zu entwickeln, und den Älteren dadurch einen sinnstiftenden Aufgabe bieten 2 Quelle: ISAB Köln 1999 Seite 20 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

23 Der Pate ist ein Projekt, indem Ältere Patenschaften für Jugendliche vorwiegend aus Hauptschulen im Übergang Schule Beruf übernehmen. Sie begleiten in schulischen Belangen und suchen mit ihnen Ausbildungsplätze oder weiterführende Schulen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit ist der Aufbau einer verantwortungsvollen und tragfähigen Beziehung. Der Pate nimmt den Kontakt zum Elternhaus, zu Lehrern und zum weiteren System des Jugendlichen. Er wird von uns professionell in allen Belangen unterstützt, um die bestmöglichen Voraussetzungen für eine gezielte Förderung seines Patenkindes zu haben. Die Paten verpflichten sich für zwei Jahre. Wenn Sie auf die Erfolgskriterien (siehe Folie 6) schauen, dann wird klar, dass dieses Projekt stark an der Bedürfnis- und Motivationslage der älteren Freiwilligen konzipiert worden ist. Erfolgskriterien Vorbereitung durch professionelles Training arbeitsfähige und langfristige Beziehung Aufbau und Pflege eines Kontaktnetzwerkes Qualitätssicherung durch kontinuierliche Supervision und Erfahrungsaustausch Begleitung durch Fachkräfte über den gesamten Projektverlauf Unterstützernetzwerk und Projektpartner Das alles klingt sehr nüchtern. Aber seien Sie versichert, es entstehen partnerschaftliche, freundschaftliche Beziehungen und enge Bindungen. Dies ist ein Projekt, aus dem nicht nur Alt und Jung ihren Gewinn ziehen: Der Pate, weil er eine sinnerfüllende und verantwortungsvolle Aufgabe hat, der Jugendliche, weil er sich mit Unterstützung eine Perspektive erarbeitet und auch Staat und Gesellschaft sind die Gewinner. Denn Perspektive heißt weniger Jugendarbeitslosigkeit, weniger Kriminalität und weniger Kosten. Erfahrungswissen für Initiativen ist Ihnen sicher ein Begriff. In dem Bundesmodellprogramm werden Bedürfnisse und Motive Älterer als Leitfaden für die Entwicklung einer neuen Verantwortungs- und Multiplikatorenrolle genutzt. Sie sehen es auch hier an den Erfolgskriterien. Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 21

24 Mit der Übernahme einer neuen Verantwortungs- und Multiplikatorenrolle fördern sie ein positives Altersbild und die Einbindung Älterer in die Gesellschaft tragen sie zur Weiterentwicklung der Bürgergesellschaft bei und unterstützen die Balance zwischen den Generationen Erfolgskriterien Breites Spektrum an Erfahrungswissen Hohes Qualifikationsniveau der EFIs Vorbereitung durch professionelles Training Förderung von Kreativität und Gestaltungswillen Anbindung an Freiwilligenagentur und/oder Seniorenbüro Qualitätssicherung durch kollegiale Supervision und qualifizierte Trainings Es wäre ja geradezu fahrlässig, wenn die vorhandenen Potenziale nicht gehoben würden. Wir haben gesehen, dass gute Freiwilligenarbeit möglich ist, wenn die Voraussetzungen dazu vorhanden sind. Von zentraler Bedeutung dabei ist die Vernetzung aller Akteure (Politik, Verwaltung, Verbände, Organisationen, Institutionen, Seniorenbüros und Freiwilligen Agenturen), die sich für die Schaffung adäquater Bedingungen einsetzen, die arbeitsfähig, belastbar und nachhaltig sind, mit dem Ziel, dass wir alle die Gewinner sind. und das geht nicht ohne eine angemessene finanzielle Ausstattung. Seite 22 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

25 Cathrin Groll, Greenpeace e. V. Team 50plus Guten Tag, mein Name ist Cathrin Groll. Ich freue mich, Ihnen heute bei dieser Tagung ein Beispiel dafür auf zu zeigen, wie Alt und Jung gemeinsam Zukunft gestalten bzw. sich gemeinsam für den Erhalt der Zukunft einsetzen. Ich arbeite bei Greenpeace in der Freiwilligenkoordination und bin dort speziell für die Zielgruppe ab 50 Jahren zuständig. Vielfach wird ja mit Greenpeace der junge Aktivist assoziiert, der an einem Fabrikschornstein hängt oder mit wehenden Haaren im Schlauchboot Walfängern hinterher jagt. Die Leute gibt es. Aber genauso gibt es das Team50plus. Von den insgesamt rund Freiwilligen, die sich bundesweit für Greenpeace engagieren, sind gut 200 Menschen über 50 Jahre. Nicht mitgerechnet sind die ca Kids aus den Greenteams, weil wir die nicht zu den Freiwillig Engagierten zählen. Die Motivation der Greenpeace-Älteren für ihr Engagement liegt darin, Verantwortung für nachfolgende Generationen zu übernehmen und unsere Lebensgrundlagen so intakt wie möglich zu erhalten. Eine typische Beschreibung ihrer Motivation hat uns gerade eine Dortmunderin für unsere neue Broschüre gegeben; sie sagt: Ich möchte meinen Enkeln und allen Enkeln der Welt eine lebenswerte Erde hinterlassen und ihnen die Notwendigkeit vorleben, dafür zu kämpfen. Dieser Satz steht in gewisser Weise für den Typ Mensch, der bei Greenpeace aktiv ist: Dieses Verantwortungsbewusstsein, das kämpferische Element, das Nicht-Resignierte und dieser politische Geist zeichnet sie aus. Die meisten Mitglieder des Team50plus haben einen relativ hohen Bildungsstand. Die beruflichen Hintergründe sind ganz unterschiedlich: vom Chemielaboranten über den Handwerker hin zur Juristin oder Lehrerin. Manche stecken noch im Beruf, die meisten aber sind Rentner und möchten endlich das tun, wozu sie während ihres Arbeitslebens keine Zeit hatten, was sie aber immer schon wichtig fanden. Als Teil der Greenpeace-Gruppen setzen die Teams50plus die Ziele der Organisation auf lokaler und regionaler Ebene um. Durch ihr Engagement und ihre Öffentlichkeitsarbeit tragen sie maßgeblich zu Image, Glaubwürdigkeit und lokaler Verankerung von Greenpeace bei. Konkret bedeutet das z.b. Dass sie ganz klassisch in Fußgängerzonen informieren und Unterschriften sammeln oder Greenpeace auf Messen vertreten. Unser Team50plus-Messeteam hat beispielsweise 10 Tage lang den Greenpeace-Stand auf der Grünen Woche betreut und der Einkaufsratgeber Essen ohne Gentechnik verteilt. Sie halten Vorträge an Schulen oder in Seniorenheimen, entweder zu Greenpeace als Organisation oder zu unseren Kampagnenthemen. Im Supermarkt setzen sie sich als Gendetektiv oder im Gespräch mit dem Filialleiter gegen Gentechnik in Lebensmitteln ein. Dort am point of sale klären sie Verbraucher über die veränderte Kennzeichnungspflicht von gentechnisch veränderten Lebensmitteln auf. Das Team50plus feiert in diesem Jahr sein 10jähriges Bestehen. Bei Greenpeace gab es schon immer Ältere Menschen, die im Hintergrund gewirkt und beispielsweise Briefe an Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 23

26 Politik oder Wirtschaft geschrieben haben. Da ihnen das nicht reichte, forderte 1994 ein Teil dieser älteren Engagierten, sich aktiver an den Kampagnen zu beteiligen und in der Öffentlichkeit auftreten zu können. Seitdem bietet Greenpeace interessierten Älteren eine Plattform für ihr politisches Engagement. Mittlerweile gibt es bundesweit 20 Teams50plus. Die Tendenz ist zwar steigend, aber es gibt noch längst nicht in jeder der 85 Greenpeace-Gruppen ein Team. Das liegt zum einen sicherlich daran, dass noch nicht alle Gruppen erkannt haben, was sie von der Stärkung durch ein Team50plus hätten. Teilweise gibt es grade bei studentisch geprägten Gruppen noch Berührungsängste und Unsicherheit den Älteren gegenüber, weil sie wenig Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der älteren Generation haben. Zum anderen wurde auch bei uns die Bedeutung des Team50plus nicht immer ganz oben angesiedelt. Während sich beispielsweise der Kinder- und Jugendbereich von Greenpeace organisationsintern wie extern schon immer großer Beliebtheit und damit verbunden guter personeller und inhaltlicher Ausstattung erfreut hat, wurden die älteren Mitstreiter lange Zeit eher vernachlässigt. Vor anderthalb Jahren hat die Organisation der demografischen Entwicklung und der Notwendigkeit einer stärkeren Einbeziehung dieser Generation mit der Schaffung einer Stelle speziell für das Team50plus Rechnung getragen. Es wurde das enorme Potenzial für freiwilliges Engagement in dieser wachsenden Altersgruppe erkannt. Laut Freiwilligen-Survey von 1999 liegt der Bereich Umwelt-, Natur- oder Tierschutz im Interesse der Engagementbereiten aber noch nicht engagierten Älteren Menschen an dritter Stelle (nach dem sozialen und dem Gesundheitsbereich). Insgesamt ist das Engagementpotenzial der Älteren Generation ähnlich groß wie bei den jüngeren Erwachsenen. Mit zunehmenden Alter sinkt naturgemäß die Zahl der Engagierten zwischen 50 und 60 Jahren ist die Zahl am höchsten. Bei Greenpeace liegt der Altersschwerpunkt der Aktiven entsprechend zwischen 55 Jahren und Ende 60. Allerdings ist unsere älteste Mitstreiterin 91 Jahre alt und sie geht weiterhin regelmäßig zu den Teamtreffen und unterstützt immer wieder auch kurz am Infostand. Aber nicht nur die Anzahl der Interessierten, auch ihre Kompetenzen machen diese Altersgruppe für Greenpeace so attraktiv. Da sind das hohe Maß an Glaubwürdigkeit, mit der die Älteren die Ziele von Greenpeace in der Öffentlichkeit vertreten. Einem gestanden Herren wird schon eher Glauben geschenkt als einem jungen Menschen, der vermeintlich noch nicht viel vom Leben gesehen hat. dann natürlich die vielfältige Lebens- und Berufserfahrung, das Wissen, das sie mitbringen. diese unglaubliche Beharrlichkeit und Hartnäckigkeit, mit der sie sich einsetzen und die sie auszeichnet. Und ein weiterer Vorteil lässt sich nicht von der Hand weisen: Ältere haben dann Zeit, wenn andere Freiwillige arbeiten oder studieren. Das heißt, sie können tagsüber eine Ausstellungsbetreuung gewährleisten, mit Behörden verhandeln und auch mal am Dienstag Nachmittag in Fußgängerzone stehen. Allerdings muss mit dem verbreiteten Irrtum aufgeräumt werden, Ältere hätten mehr Zeit als andere Altersgruppen. Attraktive Freizeitaktivitäten stehen in Konkurrenz zum Freiwilligen Engagement. Außerdem stehen Freiwillig Engagierte - jung wie alt meist in engen sozialen oder familiären Bezügen, haben Hobbys und / oder ein weiteres Seite 24 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

27 Engagement. Trotzdem investieren über die Hälfte der Team50plusser mehr als zehn Stunden in der Woche in die Greenpeace-Arbeit. Aber auch in der Gruppe der Älteren spiegeln sich veränderte Werteorientierungen wider; die bei den Jüngeren ist beispielsweise der traditionelle Helfertyp und das entsprechende konventionelle Ehrenamt im Rückgang begriffen. Inhalte und Formen des freiwilligen Engagements werden zunehmend von persönlichen Orientierungen und Bedürfnissen bestimmt. Ältere Menschen erwarten von ihrem Engagement vor allem sinnvolles Tun, bei dem sie eigene Interessen verfolgen und am Gemeinwohl mitwirken. Außerdem müssen Partizipations- & Entscheidungsmöglichkeiten und Möglichkeiten der persönlichen Weiterentwicklung gegeben sein. Sie müssen ihre Fähigkeiten einbringen können und wissen, dass sie gebraucht werden wichtig sind ebenso soziale Bindungen und auch der Spaß darf nicht fehlen Und speziell Älteren ist das Miteinander von Jung und alt wichtig Ältere wollen sich nicht ausschließlich mit anderen älteren Menschen umgeben, sondern mitten drin in der Gesellschaft stehen. Das Besondere an dem generationsübergreifenden Engagement bei Greenpeace ist, dass Jugendliche, Erwachsene und Ältere zusammen für ein gemeinsames Ziel agieren. Meist wird generationsübergreifend eher in gegenseitigen Unterstützungs- oder Hilfsmaßnahmen verstanden, d.h. die Jüngeren helfen Älteren da wo diese nicht mehr so gut können (beim Vorlesen, Einkaufen, etc.) und Ältere stellen Jüngeren ihr Wissen und Erfahrung zur Verfügung (Schularbeitenhilfe, Führungen durch Museen, Schulgartenprojekte, usw.). Bei Greenpeace wirken alle Altersgruppen gemeinsam auf ein Ziel jeder nach seinen Stärken und Möglichkeiten. Während beispielsweise die Kids for Forest ihre Schulen auf urwaldfreundliche Produkte umkrempeln, die Jugendlichen bei der CBD in Malaysia den internationalen Abgeordneten auf den Zahn fühlen und die erwachsenen Freiwilligen auf der Straße Infoaktionen veranstalten, überzeugen die Team50plus ihre Stadtverwaltungen davon, den Schriftverkehr vollständig auf Recyclingpapier umzustellen. Diese gebündelte Kraft mit dem gemeinsamen Ziel macht Greenpeace stark und attraktiv für freiwilliges Engagement. Auch wenn die Älteren nicht nur unter sich bleiben wollen, ist es ihnen doch wichtig, im Team50plus ihre ehrenamtliche Heimat zu haben. Dort brauchen sie keine Befürchtungen zu haben, nicht ernst genommen zu werden, Anforderungen nicht bewältigen zu können oder als zu alt angesehen zu werden. Zusammen mit dem Mangel an Informationen zu Möglichkeiten des freiwilligen Engagements, sind dies die Haupt-Barrieren für Ältere, als Freiwillige aktiv zu werden. Und Engagement zahlt sich auch für die Älteren aus. Im Team50plus finden sie neben sozialer Bindung und Kontakt zu Gleichgesinnten eine Plattform, politisch und wirkungsvoll aktiv zu werden. Umweltschutz ist eine für sie sehr sinnvolle und sinngebende Tätigkeit, die sie nach ihren Möglichkeiten gestalten können und bei der ihre Fähigkeiten gefragt sind. Sie agieren zusammen mit allen Altersgruppen Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 25

28 und haben Teil am Erfolg von Kampagnen. Zusätzlich wird durch ein breites thematisches und methodisches Weiterbildungsangebot ihrem Bedürfnis nach Weiterentwicklung Rechnung getragen. Nicht zuletzt wird ihnen viel Anerkennung und Respekt gezollt. Sie prägen ein positives Altenbild durch ihre Tätigkeit und setzen einen Kontrapunkt in Zeiten vermeintlicher Generationenkonflikte oder in Debatten um schmarotzende Alte, die sich auf den Schultern der Jungen ausruhen und keinen Job oder Kredit mehr wert sind. Für Greenpeace ist das Team50plus eine wertvolle Säule des freiwilligen Engagements - und die Mitglieder des Team50plus empfinden ihren Einsatz für Greenpeace als Lebensbereicherung. Seite 26 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

29 Generationsübergreifende Wohnprojekte Hildegard Schooß, SOS-Mütterzentrum Salzgitter Wir stehen für eine Welt, in der Versöhnung und bedingungslose Liebe Wachstum selbstverständlich macht (aus dem Leitbild des SOS Mütterzentrum Salzgitter) Ein Ort zum Leben und Wohnen SOS-Mütterzentrum Salzgitter Alles unter einem Dach Gründung und Entwicklung Das SOS-Mütterzentrum Salzgitter wurde 1980 von wenigen Frauen nach dem Selbsthilfeprinzip gegründet und ist seit 1984 in der Trägerschaft des SOS-Kinderdorf e.v. Als erstes Mütterzentrum wurde es Vorbild für zahlreiche Einrichtungen sowohl regional, überregional als auch international (inzwischen gibt es mehr als 400 Mütterzentren in Deutschland). Sein Grundkonzept hat sich sehr bald bestätigt und wurde durch die Mitarbeit von Frauen aus dem Stadtteil kontinuierlich weiterentwickelt wurde mit dem Stadtteil- Service eine Angebotserweiterung für alte Menschen nach dem Motto Jung hilft Alt aufgebaut. Im Jahr 2000 fand die Einrichtung hohe Anerkennung als weltweites Exponat der Weltausstellung EXPO 2000 Hannover. Seit dieser Zeit ist das SOS-Mütterzentrum Salzgitter zu Hause in einem richtungweisenden Neubau, der den Anforderungen einer offenen Mehrgenerationen-Arbeit entspricht und in Verbindung mit institutionellen Angeboten für Kinder und alte Menschen konzipiert wurde. Ziele Das SOS-Mütterzentrum arbeitet nach dem Selbsthilfeprinzip und ist aus dem Interesse von Müttern entstanden, für sich selbst einen öffentlichen Raum als Treffpunkt im Stadtteil zu entwickeln, in dem sie ihre speziellen Bedürfnisse im Beisein ihrer Kinder selbst organisieren und leben können. Darüber hinaus liegt seit der Gründung das Hauptaugenmerk im SOS-Mütterzentrum auf der Entdeckung und Entwicklung menschengerechter, zukunftsfähiger Lebensformen, die ein Generationsübergreifendes Miteinander von Müttern, Vätern, Kindern und alten Menschen auch über die eigene Kernfamilie hinaus ermöglichen. Wir stellen den Raum bereit, in dem die Menschen sich als Teil einer Gemeinschaft begreifen und mittels dieser Erfahrungen befähigt werden, innerhalb und außerhalb dieses Raumes ihre eigenen Netzwerke zu gestalten. Damit bieten wir auch Alternativen gegen die gesellschaftlich weit verbreitete Vereinzelung der Menschen und gegen den Rückzug in das Private, gerade auch bei alten Menschen oder bei Jugendlichen in ihre Jugendkultur. Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 27

30 Das Menschenbild Unser Menschenbild geht von Kompetenzen aus: Wir glauben, dass alle Menschen Ressourcen und Möglichkeiten haben, für individuelle und gesellschaftliche Probleme Lösungsschritte zu erarbeiten auch wenn sie sich dessen nicht jederzeit bewusst sind. Im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit stehen daher die Ressourcen, die ein Mensch mobilisieren kann, um mit belastenden Alltagserfahrungen produktiv umgehen zu können. Wir setzten darauf, dass jeder Mensch seine persönlichen Fähigkeiten selber weiter entwickeln kann und will und auch bereit ist, sie einer größeren Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Zielgruppen und Angebote Für Frauen, Väter, Kinder, Schüler und Schülerinnen, Omas, Opas, Tanten, Onkel und die ganze Nachbarschaft bietet das SOS-Mütterzentrum: Die Caféstube oder Das öffentliche Wohnzimmer Die Caféstube ist das Herzstück des SOS-Mütterzentrums. Hier funktioniert das Leben nach dem Prinzip der alten Großfamilie. Hier kommt man hin, ohne Voranmeldung, zu jeder Zeit von 9 18 Uhr, trifft sich und redet oder arbeitet miteinander. Hier lernt man sich kennen, und manchmal entstehen Freundschaften. Hier kann man entspannen oder aktiv sein. Hier ist man willkommen und kann sich informieren. Hier gibt es kreative Kurse, Kaffeekränzchen, Spielkreise für Mütter/ Väter und Kinder, Kartenrunden für Jung und Alt und meist etwas Gutes zu essen. Was es Neues gibt, erfährt man, wenn man die Plakate und Aushänge liest oder einfach fragt. Fragen und reden ist ebenso gern gesehen wie da sein und zuhören. Es werden verschiedene Betätigungsmöglichkeiten angeboten. Manche Angebote laufen das ganze Jahr über, andere entwickeln sich spontan je nach Interesse. Manche haben professionelle Anleitungen, wie z. B. beim Nähen, andere werden von kompetenten Menschen ohne Fachausbildung angeboten, wie z.b. im Internet-Café. Jede Frau und jeder Mann, jede/r Jugendliche kann selbst ein Angebot durchführen und dabei alte Fähigkeiten auffrischen oder neu gelernte weitergeben. Kinder und Jugendliche sind immer dabei Eltern und Großeltern haben die Möglichkeit, ihre Kinder/ Enkel jeder Altersstufe mitzubringen, Jugendliche kommen natürlich ohne Begleitung. Dafür steht ein Kinderzimmer bzw. der SchülerInnen-Club mit Betreuern und Betreuerinnen zur Verfügung. Die Erwachsenen haben in dieser Zeit Gelegenheit, sich in der Caféstube zu entspannen, mit anderen zu klönen oder an einem der Angebote im Haus teilzunehmen oder selber etwas anzubieten. Der Altenservice alt und einsam muss nicht sein Der Altenservice ist als Antwort auf die Veränderungen des sozialen Lebens entstanden und versteht sich als Beitrag zum Aufbau neuer Nachbarschaften mit Begegnungs- und Hilfemöglichkeiten zwischen Jung und Alt im Offenen Treff. Dazu gehört auch eine Tagespflegeeinrichtung mit Betreuung von dementen Menschen und eine ambulante Pflege. Seite 28 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

31 Familien-Service - Alltagspraktische Dienstleistungen Der Familien-Service wendet sich gleichermaßen an Familien und an alleinstehende junge und alte Menschen, die Hilfe brauchen, sowie an Menschen, die Hilfe geben wollen. Die Angebote umfassen Hilfen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen. Die Dienstleistungen werden von Fachkräften des Altenservice, aber auch sozialkompetenten und engagierten Laien angeboten. Hier ein Auszug aus dem Angebot: Flexible Kinderbetreuung mit individuellen Lösungen (Tagespflege, Kinderfrauen, Notmütter, Babysitter, Paten- Oma/-Opa), Einkaufsdienste, gemeinsame Mahlzeiten im SOS-Mütterzentrum, Essenbringdienst nach Hause, Wasch- und Mangelservice, Nähwerkstatt, Schreibdienst, Second- Hand-Boutique, ein Tante-Emma-Laden mit Blumen, einem kleinen Sortiment an Lebensmitteln und Geschenkartikeln, gesunden Nahrungsmitteln oder Wohlfühlangeboten bis zur Schulung bei technischen Problemen mit dem PC oder dem Handy sowie Beratung nach dem Laien-mit-Laien-Prinzip bei Erziehungs- und/ oder Lebensfragen. Generationsübergreifend Leben und Arbeiten Ziele Die o. g. Ziele gelten ganz besonders auch für die generationsübergreifende Arbeit im SOS-Mütterzentrum. Der Bedarf dafür ergibt sich aus den jahrelangen Erfahrungen mit unserem offenen Angebot, für das sich alle Generationen interessiert haben. Die Angebotserweiterung ergab sich stets schrittweise, und damit direkt bezogen auf die jeweiligen Bedürfnisse und unter Mitwirkung der Nachfragenden. Insgesamt orientieren sich die Arbeit des SOS-Mütterzentrum Salzgitter und insbesondere die Generationsübergreifenden Angebote an der gesellschaftlichen Notwendigkeit, neben den Fragen der Wirtschaftlichkeit wieder mehr auf die individuellen Bedarfe zu reagieren und die Betroffenen nach dem Prinzip der Selbsthilfe stärker einzubeziehen. Wichtig sind dabei unsere Erfahrungen mit der Zusammenarbeit von Profis und Laien sowie von Festangestellten und freiwilligen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Einbindung freiwilliger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Da die Generationen keineswegs erfahren damit sind aufeinander zu zugehen - die gesellschaftliche Isolierung der Gruppen ist schon zu tief in den Menschen verankert - bedurfte es besonders einfühlsamer Vorgehensweisen. Die familiäre und offene Atmosphäre in unserem Hause hat sich als besonders geeignet erwiesen, einen einfachen Zugang zu den Menschen zu finden (Niedrigschwelligkeit). Ebenso wichtig für die generationsübergreifende Selbsthilfe-Arbeit ist die persönliche Ansprache und Einbindung von sowohl älteren Freiwilligen, aktiven Erwachsenen als auch Jugendlichen. Außerdem pflegen wir beispielsweise Kooperationen mit Schulen, Altenheimen und anderen Institutionen. Aber auch die vielfältigen Möglichkeiten der Mitarbeit in unserem Hause und die hohe Akzeptanz der Freiwilligen als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erleichtern den Zugang. Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 29

32 Tätigkeitsfelder für freiwillige Mitarbeit Die Erschließung von neuen Tätigkeitsfeldern für ältere und jüngere Freiwillige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ist immer wieder aktuell. So bieten z. B. der Garten der Sinne und die Kleintierhaltung interessante Möglichkeiten. Es können verschiedene Projekte aufgebaut und eingebunden werden in die jahreszeitliche Gartenarbeit. Mit der Beetpflege oder der Obstverwertung können zahlreiche Themen ganz praktisch zwischen Jung und Alt vermittelt werden. Wie kocht man Apfelmus oder Marmelade, welche Blumen sind wohlriechend und passen gut zueinander in der Vase, wie sah früher ein Hausgarten aus, wie ist das heute. Auch die Begeisterung für Haustiere verbindet oft Kinder und alte Menschen miteinander. Sie allein schaffen es aber oftmals noch nicht bzw. nicht mehr, die Verantwortung für Tiere zu übernehmen, sondern sind auf Vermittlung und Unterstützung in der Pflege der Tiere angewiesen. Der tägliche Mittagstisch zieht alle Generationen an, hier kommen junge und alte Menschen aus der Nachbarschaft zusammen, um das hausgemachte Essen in einer gemeinsamen Tischrunde zu genießen, auch die generationsübergreifende Singgemeinschaft, wo sich ein Herr von 84 Jahren sehr von den Jüngeren angenommen fühlt. Das Internet-Café bietet ebenso gute Anknüpfungspunkte zwischen Jung und Alt. Gerade die neuen Medien stellen schnell unkomplizierte Beziehungen zwischen Jugendlichen und älteren Menschen her. Die Lehrmethoden der Jugendlichen wirken oft sehr ermutigend auf Ältere und gemeinsam verständigt man sich da schnell, vor allem bleibt die leidige Hierarchie zwischen Lehrenden und SchülerInnen außen vor. Es gibt auch hervorragende Erfahrungen mit der Anleitung von Jüngeren durch Ältere: Da ist die Schneiderin, die seit 20 Jahren zwei Mal in der Woche beim Nähen hilft, da sind die beiden 70-jährigen Frauen, die selber gerne Musik machen, und wöchentlich Kindern und Älteren Musikunterricht geben. Diese Beispiele stehen für viele andere, wir könnten diese Liste noch lang weiterführen. Zusammenarbeit von Profis und Laien Das Konzept des SOS-Mütterzentrum basiert auf dem Laien-mit-Laien-Prinzip. Laien verstehen sich hier als Praxis-ExpertInnen, sie bestimmen die Kultur des Lebens und Arbeitens. Gleichwohl gibt es auch Projekte, die von Professionellen geführt werden: im Altenservice, dem Kinderhaus und der Jugendberufshilfe. Um den Erfolg des Projektes Jung hilft Alt Alt hilft Jung erfolgreich umsetzen zu können, muss die Zusammenarbeit zwischen den Professionellen und den Laien optimiert werden. Dazu ist zunächst die Motivation der Mitarbeiterinnen für dieses Thema erforderlich. Die Mitarbeiterinnen in den institutionellen Bereichen Kinderhaus und Altenpflege sind oft mit ihren originären Aufgaben schon sehr ausgelastet, so dass die Zusammenarbeit mit dem Offenen Treff und den Angeboten für Jung und Alt nicht leicht in den Arbeitsalltag zu integrieren ist. Wir wollen aber trotzdem erreichen, dass sich die Pflegefachkräfte und die Erzieherinnen mehr noch als bisher für die generationsübergreifende Arbeit engagieren und ihren Aufgabenbereich für den jeweils anderen Personenkreis öffnen. Immer wieder müssen wir leider feststellen, dass es in den verschiedenen Fachausbildungen an praktischen Erfahrungen für generationsübergreifende Arbeit mangelt, was uns dazu ermuntert hat, hier mit Nachdruck nachzubessern und in zahlreichen Fortbildungen, Supervisionen, Praxisanleitungen immer wieder dazu aufzufordern, die eindimensionale Sicht- und Arbeitsweise der Fachkräfte zu Gunsten von mehr generationsübergreifendem Denken und Handeln zu öffnen. Dieses Vorhaben ist uns recht gut gelungen, wobei sicher die langjährige Erfahrung mit diesen Themen sehr hilfreich war. Heute sind wir gerade wegen der gleichberechtigten und vor allem gleichwertigen Zusammenarbeit von Profis und Laien Vorbild in der Fachwelt. Seite 30 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

33 Das Wohnhaus - Wohnen im Ensemble Das Dienstleistungsangebot des SOS-Mütterzentrums Salzgitter wird ergänzt durch ein Wohnhaus mit vierzehn Einheiten für alte und junge Menschen, für Alleinlebende und Familien, für Gesunde und Kranke. Das Haus liegt auf demselben Gelände in direkter Nachbarschaft, einen Steinwurf weit gegenüber. Dieses Wohnhaus ist ein Modell für das Zusammenwohnen von jungen und alten Menschen ohne die formalen Regeln des Betreuten Wohnens und ohne die Hilflosigkeit gegenüber Überforderung durch hohe Erwartungen, die untereinander oft in Wohngemeinschaften entstehen. Die Menschen mieten ihre Wohnungen bei der städtischen Gesellschaft Wohnbau Salzgitter (Eigentümerin des Gebäudes) zur ortsüblichen Miete ohne weitere Verpflichtungen. Der Vorteil für die Mieter liegt darin, alle eventuell erforderlichen Hilfen und Dienstleistungen in direkter Nachbarschaft zur Verfügung zu haben: von der Kinderbetreuung über alltagspraktische Dienste bis zur Kranken- und Vollpflege. Diese Leistungen müssen erst dann zugekauft werden, wenn der Bedarf da ist, dann aber mit der Sicherheit, sowohl die Angebote und die Menschen, die sie gewährleisten, als auch die Qualität der Dienstleistungen in Ruhe kennen gelernt zu haben. Alte Menschen können so in einem lebendigen, von Alltagskultur geprägtem Leben in ihrer Wohnung bleiben, auch wenn sie erheblich hilfsbedürftig werden. Damit geben wir eine neue Antwort auf die oft gehörte Beschwerde von alten Menschen: Ich will doch nicht dorthin, wo nur alte Menschen sind. Aber wer will das schon? Die Mehrgenerationen-Häuser Ein Projekt des Landes Niedersachsen Die niedersächsische Sozialministerin Ursula von der Leyen hat sich vorgenommen, in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt in Niedersachen ein Mehrgenerationen-Haus zu fördern und finanziell zu unterstützen. Diese Mehrgenerationen-Häuser sind keine Wohnhäuser. Das Konzept der Mehrgenerationen-Häuser des Landes Niedersachsen orientiert sich an den Erfahrungen des SOS-Mütterzentrum Salzgitter. Das Konzept des Mehrgenerationen-Hauses versucht, eine Antwort auf die Veränderungen des sozialen Lebens zu geben. Das Mehrgenerationen-Haus versteht sich als Beitrag zum Aufbau funktionierender Nachbarschaften mit Begegnungs- und Kontaktmöglichkeiten zwischen Jung und Alt. Dazu brauchen wir einen Ort, an dem alle Generationen ihren Platz haben und sich wie selbstverständlich im Alltag begegnen können; neue soziale Netze geknüpft werden können; neue Sicherheiten wachsen können und das Gestalten der Gemeinsamkeit ausprobiert werden kann; es ein gleichberechtigtes und partnerschaftliches Miteinander von Menschen gibt, die ihre Alltags- und Familienkompetenzen einbringen und solchen, die ihre Berufsqualifikationen beitragen (Laien und Professionelle); Familien entlastende Dienstleistungen angeboten werden, die das Zusammenleben mit Kindern und alten Menschen erleichtern und konkrete Möglichkeiten bieten, Familie und Beruf zu verbinden. Im Mittelpunkt steht der Offene Treff der Begegnungsraum, zu dem ein Café, geeignete Räume für Kinder und Schülerinnen und Schüler, für alte Menschen, und für verschiedene Aktivitäten gehören. Nach dem Beispiel der Großfamilie ist dieser Bereich jeden Tag für Menschen aus der Nachbarschaft geöffnet wie ein öffentliches Wohnzimmer. Es gibt Kommunikation, Zugehörigkeit, Austausch, Information, Dienstleistungen und Aktivitäten Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 31

34 nach innen und außen. Gesprächskreise finden statt, es wird beraten und Kinder werden betreut. Der Offene Treff wird charakterisiert durch: sich entspannen zu können, versorgt zu sein, zu unterhalten und unterhalten zu werden sowie Spaß zu haben und ganz viel Raum für Engagement zu geben. Über allem steht der Gedanke der Selbsthilfe, der das tragende Prinzip für das Gestalten und die Organisation des Mehrgenerationen-Hauses ist. Das Mehrgenerationen-Haus ist offen für alle Menschen im Einzugsgebiet: für Frauen, Kinder, Familien, Männer, für Jung und Alt, für Gesunde und Kranke, für Hilfesuchende und Hilfegebende, für Angehörige aller Nationalitäten und Glaubensgemeinschaften. Zum Gelingen werden dazu sozial kompetente Menschen jenseits der professionellen Hilfe gebraucht. Das Leben im Mehrgenerationen-Haus wird vom Geben und Nehmen bestimmt. In der Wechselseitigkeit der Erfahrung liegt der soziale Gewinn. Mit dem Mehrgenerationen-Haus wird ein Raum bereit gestellt, in dem die Menschen sich als Teil einer Gemeinschaft begreifen, um mittels dieser Erfahrungen befähigt zu werden, innerhalb und außerhalb dieses Raumes ihre eigenen Netzwerke aufzubauen und zu gestalten. Seite 32 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

35 Theresia Brechmann, Projekt Alt und Jung, Bielefeld zu quartiersbezogenen Ansätzen 3 Quartiersbezogenes Wohnen für Jung und Alt 1. Das Bielefelder Modell 2. Formen des gemeinschaftlichen Wohnens 3. Ziele und Prinzipien ambulanter Wohnprojekte 4. Beteiligte/Partner ambulanter Wohnprojekte 5. Leistungen in ambulanten Wohnprojekten 6. Preis- Leistungsverhältnis 7. Lebensräume in ambulanten Wohnprojekten Das Bielefelder Modell: das schwellenfreie miteinander Planen und Handeln für ambulante Wohnprojekte Stadt Bielefeld unterstützt die Wohnprojekte Ambulante Dienste verzichten auf die Betreuungspauschale und sind Tag und Nacht im Wohnquartier präsent Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (BGW) baut in den Wohn-quartieren schwellenfreie Wohnprojekte Bielefelder Privatinvestoren bauen Wohnprojekte 3 Abgedruckt sind die Folien der Präsentation. Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 33

36 Formen des gemeinschaftlichen Wohnens im ambulanten Bereich Hausgemeinschaften für Menschen mit Hilfebedarf Service Wohnen mit integrierter Hausgemeinschaft Hausgemeinschaften für Alt und Jung Wohnprojekte in Siedlungen Schwellenfrei gebaute Siedlungen mit Servicestützpunkten Ziele der Wohnprojekte Integratives Wohnen von jungen und alten Menschen, von Menschen mit Behinderungen, von Menschen mit geringem und hohem Hilfebedarf Die Mieter oder Wohneigentümer bleiben trotz steigender Hilfebedürftigkeit in ihrem Wohnquartier durch 24 Stunden Sicherheit Prävention durch frühzeitige Unterstützung; Stärkung der Selbsthilfefähigkeiten der pflegebedürftigen Menschen und ihrer Angehörigen und Freunde Seite 34 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

37 Prinzipien I 1. Ausgangspunkt ist immer der Mensch mit dem höchsten Hilfebedarf. Er/sie steht im Mittelpunkt des gemeinsamen Wohnens und Handelns. Um eine 24 Stunden Präsenz von Pflegepersonal im Wohnprojekt sicherzustellen ist eine Zahl von fünf bis sechs Mietern mit hohem Assistenz- oder Pflegebedarf notwendig. 2. Selbsthilfe und die Hilfe durch Angehörige, Freunde und Nachbarn geht vor Fremdhilfe. Prinzipien II 3. Der Bürger entscheidet, welchen Dienst er wählt. In jedem Wohnprojekt muss die Wählbarkeit des Dienstes sichtbar werden. 4. Für die Mieter wird nach deren Wünschen täglich frisch gekocht. Nach Vereinbarung nehmen Angehörige, Freunde und Nachbarn an den Mahlzeiten teil. 5. Kostensenkung durch Abrechnung nach individuellen Bedarf und Nutzung der Vielfalt der Kostenträger, Kombinationsleistungen und täglich zu und abwählbarer Dienstleistungen. Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 35

38 Prinzipien III 6. Jeder Mensch kann in Gemeinschaft oder allein leben. Es gibt unterschiedlichste Wohnungstypen in den Wohnprojekten, bezahlbaren Wohnraum für Mieter verschiedener Einkommensgruppen, sowie Eigentumswohnungen und eigene Häuser. 7. Gemeinwesenarbeit setzt Bescheidenheit der Mitarbeiter voraus. Ambulante Dienste sind nicht der Mittelpunkt der Pflege, sondern der Stabilisator des Gemeinwesens bei Krisen, Not und Überforderung Angehörige Die Stärkung der Fähigkeiten und Kompetenzen des Angehörigen stehen vor professionellen Dienstleistungen. Jederzeitige Entlastung der Angehörigen durch die Präsenz von fachlichen Mitarbeitern fördert die Motivation und Fähigkeit der Angehörigen, um langfristig helfen zu können. Durch die Mitarbeit der pflegenden Angehörigen werden Pflegekosten niedrig gehalten. Der Angehörige ist kein Gast sondern teilhabender Gastgeber. Seite 36 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

39 Freunde Freunde sind Wahlverwandte. Auf gute Freunde kann man sich sein Leben lang verlassen. Sie sind nahe Wegbegleiter bei Hilfebedarf und sichern damit das Versorgungsnetz für den einzelnen Menschen im Gemeinwesen. Insbesondere der Freizeitbereich wird von Freunden unterstützt, aber auch die Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen. Nachbarn Nachbarn sind das Wesen eines Wohnprojektes und Eigner im Gemeinwesen. Zu der Nachbarschaft gehört die Geschäfts-, Vereinsund Kulturwelt und diese sind die ersten selbstverständlichen Dienstleister. Sie bieten Hilfestellung, sächliche Dienste und Unterhaltungs- und Aktivitätenprogramme, die somit nicht künstlich im Wohnprojekt erzeugt und vorgehalten werden müssen. Die Pflege der Nachbarschaft gehört zu der Aufgabe des sozialen Dienstes. Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 37

40 Mitarbeiter Die Mitarbeiter des ambulanten Dienstes bilden ein multiprofessionelles Gemeinwesenteam. Die Berufe und das Wissen der Mitglieder eines professionellen Teams müssen sich am Bedarf des Gemeinwesens und der Bürger im Wohnprojekt orientieren und nicht umgekehrt. Im Wohnprojekt und dem Gemeinwesen werden nicht nur die fachspezifischen Kenntnisse der Mitarbeiter sondern auch deren lebenspraktische Fähigkeiten und Kenntnisse nutzbringend angewandt. Vermeidung von stationären Strukturen Mitarbeiter achten darauf, dass keine stationären Strukturen entstehen, d.h.: die persönliche Atmosphäre der Häuslichkeit des hilfesuchenden Menschen geht vor Hygiene und funktionale Ordnung. Professionelle achten darauf, sich selbst überflüssig zu machen. Sie leiten Angehörige, Nachbarn und Freunde bei der Pflege der nahestehenden Menschen an. Beratung, Tipps und Entlastung sind erforderlich, um das familiäre und nachbarschaftliche Leben stabil zu halten. Seite 38 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

41 Dienstleistungen im Wohnprojekt Beratung der Mieter/Eigentümer Das Beratungsangebot umfasst sozialrechtliche Fragen, persönliche, soziale und kulturelle Anliegen. Werden Mieter/Eigentümer hilfe- und pflegebedürftig, so benötigen häufig auch die Angehörigen Beratung und Unterstützung. Die Beratungsangebote werden in enger Kooperation mit der Wohnungsverwaltung und mit anderen Diensten durchgeführt. Hilfe rund um die Uhr Durch den hohen Hilfebedarf der wenigen schwerstpflegebedürftigen Bürger wird eine rundum-die-uhr-präsenz sichergestellt, die auch allen anderen Menschen Sicherheit bietet und als Dienstleistung zur Verfügung steht. Nächtliche Hilfen erfolgen nach individueller Vereinbarung. Für Frühaufsteher gibt es Frühstück und Hilfen beim Waschen und Ankleiden, um z.b. pünktlich zur Arbeit zu kommen oder weil Nachts ein Boxkampf in den USA angesehen werden möchte. Die Hilfe erfolgt ohne lange Wartezeiten. Für zeitgleiche Notfälle ist ein weiteres Team in Hintergrund rufbereit. Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 39

42 Essen für Leib und Seele In den Wohnküchen der Projekte wird täglich frisch gekocht. Mieter können sich am Kochen beteiligen. Die Vielfalt der Essenswünsche kann berücksichtigt werden durch: Kochen für einzelne Mieter in seiner Wohnung oder durch Angehörige und Nachbarn, Kochen in Gemeinschaft in der Wohnküche oder im Wohncafe, Lieferung durch Restaurants, Essen auf Rädern. Hauswirtschaftliche Leistungen Zu den hauswirtschaftlichen Leistungen gehören alle kleinen und großen Dienstleistungen für das Leben und Wirtschaften in der eigenen Wohnung. Vom Einkaufsservice, der Begleitung beim Einkaufen, Vermittlung von Lieferanten, kleinen Hausmeistertätigkeiten, dem Putzen der Wohnung, der Wäschepflege bis zu sonstigen Botendiensten und der Versorgung der Haustiere und Blumen. Seite 40 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

43 Leistungen des ambulanten Pflegedienstes I Ambulante Intensivpflege, Anleitung zur Selbstpflege und Selbsthilfe Anleitung zur Behandlungspflege Anleitung von ehrenamtlich tätigen Menschen Anleitung zur Grundpflege und Anleitung zur Haushaltsführung Arbeitsassistenz für behinderte Menschen Leistungen des ambulanten Pflegedienstes II Andere Verrichtungen gemäß BSHG, dazu gehören: pflegeergänzende Maßnahmen, Tages- und Wochenstrukturierung, Erarbeitung eines Planes und laufende Unterstützung bei der Umsetzung, Entwicklung von Bewältigungsstrategien bei Belastungen im Alltag, Hilfe bei desorientierten und dementen Personen, Beaufsichtigung, Pflegeassistenz, Persönliche Assistenz bei schwerer körperlicher Behinderung außerhalb des Arbeitslebens, Spazierfahrten mit dem Rollstuhl oder Rollator, Psychosoziale Hilfe im Rahmen der Sterbebegleitung, Erstversorgung des Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 41

44 Leistungen des ambulanten Pflegedienstes III Behandlungspflege gem. Leistungskatalog und Ambulante Finalpflege Eingliederungshilfe Menschen mit Behinderungen: Hilfe bei der Beschaffung einer behindertengerechten Wohnung, Hilfe beim Aufbau von selbst bestimmten Wohngemeinschaften, Unterstützung rehabilitativer therapeutischer Maßnahmen, Unterstützung heilpädagogischer Maßnahmen, Schulbegleitung und Begleitung bei Fort- und Weiterbildungen, Rückführungsrehabilitation für das Berufsleben, Leistungen des ambulanten Pflegedienstes IV Vorbereitung auf das Berufsleben, Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft, Unterstützung der selbständigen Lebensführung Familienpflege und Kinder- und Jugendhilfe Kombinationsleistungen im Bereich Pflege Leistungen gemäß SGB XI Pflegeversicherung (Grundpflege) Psychiatrische Krankenpflege Seite 42 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

45 Kosten ambulant-stionär Die Leistungen in den ambulanten Wohnprojekten sind um 38 % höher als in der stationären Pflege. Bei gleicher Ausgangslage der Finanzierung liegen die Kosten in den ambulanten Wohnprojekten um 10 % unter denen der Heime. Eine Pflege- und Betreuungsstunde im Heim kostet 52,83 EUR, im ambulanten Wohnprojekt 34,48 EUR. Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 43

46 Bauliche Anforderungen Barrierefreies Wohnen incl. Nutzungsmöglichkeit eines Rollstuhles Auf einen zentralen Notruf wird zugunsten wählbarer individueller Notrufsysteme verzichtet Bei Bedarf und Wunsch der Mieter können sich z.b. für eine Gruppe von Menschen mit einer Demenz kleinere Wohngruppen innerhalb der Wohnprojekte entwickeln. Baulich wie auch konzeptionell sind bedarfsorientierten Veränderungen möglich. Neben der Wohnküche ist ein Bereitschaftsraum für Mitarbeiter der ambulanten Dienste Mietwohnung Die Mietwohnungen sind der persönliche Raum der Mieter und bieten die Möglichkeit des Rückzugs und der Intimität. Alle Mietwohnungen bieten mindestens Küche, Bad, Schlaf- und Wohnraum (Kombinationsräume sind möglich), Balkon oder Terrasse Die Mietwohnungen werden leer vermietet. Soweit die Mieter ihre Wohnung nicht selbst einrichten können, helfen Angehörige und Freunde. Der ambulante Dienst vermittelt bei Bedarf Handwerker und einen Umzugsservice Seite 44 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

47 Wohnküche als Treffpunkt und Zentrum des Wohnprojektes In Wohnprojekten steht jeweils im Erdgeschoss eine Wohnküche mit Gartenzugang und Terrasse als Zentrum des Wohnprojektes und als Ort der Begegnung, der Arbeit und der Kommunikation zur Verfügung. Weitere Wohnküchen können errichtet werden. Ämter: Dienstleistungszentren der Stadt Versicherungen Pflegekasse Krankenkasse Sozialamt Kirchen, Vereine, Geschäfte, Bürgerinitiativen unterschiedliche Bauträger öffentlicher Nahverkehr -Mobilität- Taxen Fußpflege Frisör KG Ergotherapie ambulantes Intensivteam Hausmeister Handwerker Andere Mieter: Familien, Senioren, Menschen mit Behinderungen etc. Wohnsiedlung Arbeitsplatzintegration Angehörige Betreuer Freunde Nachbarn Wohnprojekt innerhalb der Siedlung mit einer Wohnküche, einem Wohncafe als Zentrum. PDL WG-MA Pflegekräfte, HW-Kräfte, ZDL, Hilfskräfte, Sozialarbeit (in einer Siedlung können mehrere WG sein. Ärzte, Apotheken, Sanitätshäuser, Krankenhäuser Sozialarbeiter sorgen für Kostensicherung und Siedlungsmanagement Hauswirtschaft ZDL in großen Projekten mit HW in kleinen Projekte macht alles Pflege Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 45

48 Gerda Helbig, Forum für gemeinschaftliches Wohnen im Alter e.v. Der demografische Wandel zwingt uns, neue Modelle des Zusammenlebens zu erproben Modelle, in denen Menschen ihre eigenen Kräfte und Fähigkeiten einsetzen können, um selbstbestimmt und selbstverantwortlich zu leben und zu wohnen. Nicht Sonderwohnformen für bestimmte Bevölkerungsgruppen sind gefragt, sondern integrative Modelle, welche die Beziehungen zwischen Menschen fördern. Die Bundesvereinigung Forum für gemeinschaftliches Wohnen im Alter (FGWA) propagiert seit mehr als zwölf Jahren gemeinschaftliche Wohnprojekte als eine zukunftsfähige Alternative zu herkömmlichen Wohnformen. In diesen Wohnprojekten wohnen und leben Menschen unter einem Dach, jede(r) in der eigenen Wohnung mit eigener Haushaltsführung. Solche Wohnprojekte können im sozialen Wohnungsbau genau so entstehen wie in Miet- oder Eigentumswohnungen. Die Kosten entsprechen den üblichen Preisen auf dem Wohnungsmarkt. Zusätzliche Kosten entstehen lediglich für die Finanzierung eines Gemeinschaftsraums, den alle Bewohner nutzen können. mit professioneller Hilfe und doch selbstbestimmt Mit gegenseitiger Unterstützung im Alltag und wo nötig externer professioneller Hilfe können die meisten Bewohnerinnen und Bewohner solcher Wohnprojekte lange selbstständig in der eigenen Wohnung bleiben, auch bei zunehmendem Hilfebedarf oder bei Behinderung. Das erspart Kosten für Bewohner und andere Kostenträger. nicht nur für Alte Die Versorgung im Alter ist aber nicht der einzige Grund, warum Menschen sich entschließen, gemeinschaftlich zu wohnen. Ihnen geht es auch um eine Lebensweise, die herausführt aus Anonymität und Vereinsamung, die gute Nachbarschaft fördert und selbstverständlich das Alter mit einschließt. Dafür brauchen sie geeignete und bezahlbare Wohnungen. die Zukunft hat schon begonnen! Bereits bestehende Wohnprojekte belegen, dass Wohnen im Generationenverbund keine Utopie mehr ist. Die Bewohner dieser Projekte haben den Mut, neue Wege des Zusammenlebens zu erproben selbstbestimmt, solidarisch, zukunftsweisend!...die Nachfrage wächst In der Geschäftsstelle des FGWA nehmen die Anfragen nach Information und Beratung von Jahr zu. Im Jahr 1999 verzeichneten wir ca Anfragen, und im Jahr 2003 waren es Die Anfragen kommen von Einzelpersonen und von neuen Initiativgruppen, aber auch von Fachleuten aus dem Bau- und Wohnungswesen, dem Gesundheitswesen, den einschlägigen Ressorts der Kommunen, den soziologischen Bereichen der Fach- und Hochschulen und den Ausbildungsstätten für Pflegeberufe. Anfragen nach Information und Beratung kommen auch von Wohlfahrtsverbänden, die erkennen, dass in Zukunft das Betreuungs- und Pflegepersonal knapp werden wird. Sie erkundigen sich nach Konzepten, Seite 46 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

49 die im Rahmen des Möglichen auf Beteiligung der Bewohner setzen. Deutlich zeichnet sich auch in der Wohnungswirtschaft zunehmendes Interesse an neuen Wohnkonzepten ab. Drastische Veränderungen auf dem Wohnungsmarkt zwingen sie, neue Marktsegmente zu erschließen.... wo finden wir Gleichgesinnte und wie fangen wir an? Diese Frage wird uns täglich gestellt. Viele Menschen suchen nach neuen generationsübergreifenden Wohnformen, wissen aber nicht, wie sie ihre Vorstellungen realisieren können. Deshalb fordern wir: Informationskampagnen Ausweitung und Qualifizierung des Dienstleistungsangebots Kopplung von Seniorenpolitik mit Raumplanungs-, Städtebau-, Landwirtschaftsund Sozialpolitik Ausbau der Beratung Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 47

50 Aufgaben der Kommunen bei der Gestaltung des demografischen Wandels Hans-Jörg Rothen, Projekt Kommunen im demografischen Wandel Bertelsmann-Stiftung Sehr geehrte Damen und Herren, mir wurde aufgegeben die Aufgaben der Kommunen bei der Gestaltung des demografischen Wandels darzustellen. Hierbei habe ich mich primär auf die kommunale Altenpolitik und kommunale Arbeit konzentriert. Ich habe meinen Beitrag in zwei Abschnitte gegliedert. Im ersten Teil werde ich versuchen, die Situation der Kommunen, insbesondere der kommunalen Altenpolitik und kommunalen Arbeit zu beschreiben. Im zweiten Teil meines Beitrags möchte ich versuchen, - aufbauend auf der Situationsbeschreibung - eine Perspektive für die kommunale Altenpolitik und Altenarbeit zu formulieren. Der demografische Wandel ist ein komplexer Prozess, der in den Bundesländern, Regionen und Kommunen sehr differenziert verläuft. So unterscheidet sich der Prozess in seinen Wirkungen, wie auch im zeitlichen Verlauf, regional sehr stark. Andere Prozesse, etwa der ökonomische oder soziale Strukturwandel, verstärken die Auswirkungen zusätzlich. Hierzu einige wenige demografische Daten: Während heute in der Bundesrepublik Deutschland ca. 82 Millionen Menschen leben, wird die Gesamtbevölkerung - auch bei einem Zuwanderungssaldo von Menschen im Jahr - auf ca. 80 Millionen im Jahre 2020 und auf ca. 69 Millionen im Jahr 2050 zurückgehen. Die Veränderungen im Bevölkerungsbestand verlaufen in den einzelnen Bundesländern und Regionen sehr unterschiedlich. Die u. a. Karte bildet die prognostizierte Veränderung des Bevölkerungsbestands zwischen 1999 und Die dunkelblau gefärbten Regionen kennzeichnen eine starke Abnahme, die hellblau Regionen eine leichte Abnahme der Bevölkerung. In den weiß gefärbten Regionen wird Stabilität prognostiziert, während die dunkelrot gefärbten Regionen eine starke und die hellroten Regionen eine leichte Bevölkerungszunahme kennzeichnen. Weitergehende Prognosen besagen, dass es nach 2020 kaum noch Regionen mit Zugewinnen geben wird. Seite 48 Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005

51 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Prognose August 2004 Seite 2 Für die Kommunen ergeben sich aus der demografischen Entwicklung unterschiedliche Herausforderungen. Der demografische Wandel hat - direkt oder indirekt - Auswirkungen auf alle Politikfelder in der Kommune. Im Folgenden möchte ich mich auf die Situation der kommunalen Altenpolitik und kommunalen Arbeit konzentrieren. Hierfür sind vor allem zwei demografische Entwicklungen bedeutsam: Der Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung wächst in den kommenden Jahren stark an und Die Gruppe der 60-Jährigen und Älteren wächst dabei von heute ca. 23 Prozent auf knapp 30 Prozent im Jahre 2020 und auf ca. 36 Prozent im Jahre Die Gruppe der 80-Jährigen und Älteren wächst überproportional stark an. Die Bevölkerungsgruppe wächst von heute 2,9 Millionen [das entspricht einem Anteil von 3,9 Prozent der Bevölkerung] auf ca. 5 Millionen [das entspricht einem Anteil von 6,2 Prozent] im Jahr 2020 bzw. auf ca. 7,9 Millionen [das entspricht einem Anteil von 11 Prozent] im Jahre 2050 an. Ich möchte Ihnen nun einige Thesen vortragen, welche die Situation und die Herausforderungen der kommunalen Altenpolitik und kommunalen Arbeit beschreiben, wobei für einzelne Bereiche auch Empfehlungen formuliert wurden. Die Thesen sind die Zusammenfassung einer Diskussion in der Expertenkommission Ziele in der Altenpolitik - einem Projekt der Bertelsmann Stiftung, das sich zurzeit mit diesem Themenkomplex beschäftigt. 1. Die demografische Entwicklung ist auch aus kommunaler und kommunalpolitischer Perspektive als eine Querschnittsaufgabe zu verstehen: Sie ist Gegenstand von Wohnungsbau, Stadtentwicklung, Verkehrs- und Infrastrukturpolitik, Sozialund Kulturpolitik von Bildung, Sport und Freizeit. Alt und Jung - Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen - 04/2005 Seite 49

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