Maschinenbau und Anlagenbau. Griechenland

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1 Maschinenbau und Anlagenbau Griechenland

2 Griechenland - Maschinenbau und Anlagenbau Branche kompakt: Griechenland - Maschinenbau und Anlagenbau (August 2012) Athen (gtai) - Griechenlands Wirtschaft durchlebt die schlimmste Rezession der letzten fünfzig Jahre. Private und öffentliche Investitionen werden aufgrund mangelnder Liquidität verschoben. Positive Impulse dürften hingegen aus dem Lebensmittel- und dem Energiesektor kommen. Auch exportorientierte Industrien könnten der Wirtschaftsentwicklung Auftrieb geben. Die griechischen Maschinenimporte brachen 2011 um knapp 45% ein. Branchenlieferungen aus Deutschland gingen um nahezu 40% zurück. Marktentwicklung/-bedarf In Zeiten der größten staatlichen Umschuldung, rigider Sparmaßnahmen, massiver Kürzungen und höherer Steuerbelastungen unter der Aufsicht der Troika (Europäische Kommission, Internationaler Währungsfonds und Europäische Zentralbank) herrschen in Griechenland Rezession und Unsicherheit vor. Die 2011 um 6,9% geschrumpfte Wirtschaftsleistung soll in diesem Jahr erneut um rund 5% sinken. Griechische Forschungsinstitute gehen inzwischen sogar von einem Wachstumsrückgang von 7% aus. Der private Verbrauch gab 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 7,1% nach. Auch der öffentliche Verbrauch lag um 9,1% unter dem Vorjahresniveau. Hingegen war der Beitrag des Außenhandels positiv, da die Exporte (ohne Brennstoffe, inklusive Schiffe) im Vergleich zu 2010 um 9,4% anstiegen. Die gesamten Bruttoanlageinvestitionen blieben 2011 um 20,7% unter dem Vorjahresniveau. Dies spiegelt den starken Rückgang der Investitionen in Transportmittel (-38,9%), in Häuser (-23,6%) und in Infrastrukturprojekte (-19,1%) wider. Das ehrgeizige Privatisierungsprogramm konnte im letzten Jahr nur sehr begrenzt umgesetzt werden. So floss rund 1 Mrd. Euro in staatliche Kassen. Inzwischen wurden Vorhaben mit geplanten Einnahmen in Höhe von 50 Mrd. Euro auf die Jahre nach 2015 verschoben. Im Jahr 2012 fanden noch keine weiteren Privatisierungen statt. Ab September und nach Veränderungen an der Spitze der staatlichen Kasse für die Verwertung des öffentlichen Vermögens sowie des Ministeriums für Entwicklung, Wettbewerbsfähigkeit, Infrastruktur, Transporte und Netze soll das Programm wieder aufgegriffen werden. Das geplante öffentliche Investitionsprogramm fiel drastischen Sparmaßnahmen zum Opfer. Die Ressourcen werden aufgrund der mangelnden staatlichen Liquidität anderweitig eingesetzt. Für 2012 waren ursprünglich Investitionen in Höhe von 7,3 Mrd. vorgesehen. Auch die Zurückhaltung griechischer Banken bei Finanzierungen führte zur zögerlichen Umsetzung vieler Vorhaben. Der Staat sah sich zudem genötigt, seine Beteiligung an den Projekten des Nationalen Strategischen Rahmenplans ( weiter zu kürzen. Mit der Unterstützung der Europäischen Investitionsbank sollen jedoch wichtige Infrastrukturprojekte wieder aufgegriffen und ein Garantiefonds für kleine und mittlere Unternehmen ins Leben gerufen werden. Allerdings geraten die Verhandlungen etwa über die Wiederaufnahme der Tätigkeiten und die Finanzierung begonnener Bauprojekte (Autobahnen) immer wieder ins Stocken. Die neue Regierung plant, das Entwicklungsförderungsgesetz sowie das Gesetz für strategische Investitionen mit dem Ziel zu novellieren, das Investitionsverfahren in Griechenland zu vereinfachen. Im Rahmen der ersten Runde des Entwicklungsförderungsgesetzes 2012 wurden insgesamt 270 Investitionsprojekte mit einem Budget von rund Mio. Euro eingereicht. Die staatliche Beteiligung in Form von Subventionen, Leasing oder Steuernachlässen beträgt 363 Mio. Euro. Germany Trade & Invest 1

3 Griechenland - Maschinenbau und Anlagenbau Gute Absatzchancen für Anbieter von Ausrüstungen dürften sich aufgrund der Wirtschaftskrise in Griechenland lediglich in wenigen Sektoren ergeben. Der Bereich der erneuerbaren Energien wird attraktiv bleiben, trotz geplanter weiterer Verminderungen der Einspeisetarife. Im 1. Halbjahr 2012 stieg die installierte Leistung aus Photovoltaik-Projekten um 60,7%. Der Nationale Aktionsplan zur Förderung erneuerbarer Energien sieht bis 2020 Investitionen von insgesamt 16 Mrd. Euro vor. Im Rahmen des Nationalen Strategischen Rahmenplans wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Programme angekündigt. Nachfrage nach Ausrüstungen könnte zum Beispiel durch Maßnahmen des operativen Programms Wettbewerbsfähigkeit oder durch die geplanten regionalen operativen Pläne zur Förderung der Unternehmen der Sektoren Verarbeitung, Tourismus, Handel und Dienstleistungen entstehen. Laut einer Studie der Foundation for Economic and Industrial Research ( von Oktober/November 2011 sollen die Investitionen der verarbeitenden Industrie im Jahr 2012 um 5,6% fallen. Positiv gestalten sich nur die Aussichten der Nahrungsmittelindustrie. Hier planen die Unternehmen, rund 12,2% mehr als 2011 zu investieren. Diese Branche ist am wenigsten von der Krise betroffen. In einigen Sektoren lagen die Investitionsprognosen für 2012 jedoch sogar zweistellig im negativen Bereich, zum Beispiel in der Textilindustrie bei -93%. Diese Entwicklung ist auf die unzureichenden Finanzierungsmöglichkeiten zurückzuführen. Geplante Investitionen konzentrierten sich vorrangig auf den Ausbau der Kapazitäten für Produkte, die bereits hergestellt werden (44%) sowie auf Ersatzinvestitionen (23%). Als Antrieb für Investitionen gelten zudem jüngste technologische Entwicklungen. Chancen für deutsche Anbieter von Maschinen und Anlagen könnten durch die stärkere Exportorientierung zahlreicher griechischer Unternehmen entstehen, die ihre Ausrüstung modernisieren wollen. So fokussieren sich zum Beispiel der Nahrungsmittel- und Getränkesektor, die Pharmaindustrie sowie die chemische Industrie (Kunststofferzeugnisse, Schmieröle und -Produkte, Verpackungen) auf neue Märkte. Gemäß einer McKinsey-Studie zählen die Produktion von Generika, die Aquakultur, traditionelle griechische Lebensmittel, Transport- und Logistikdienstleistungen sowie das Abfallmanagement zu wichtigsten Wirtschaftszweigen der nächsten zehn Jahre in Griechenland. Eine Studie des griechischen Industrieverbands, der Foundation for Economic and Industrial Research und der Technischen Hochschule Athen sieht in Zukunft Chancen für die Energieerzeugung und das Energiemanagement, die zertifizierte Landwirtschaft, die Entwicklung von Umwelttechnologien, für medizinische und Forschungsdienstleistungen, für bestimmte Sparten der Textilindustrie sowie für ITund Telekommunikationssysteme besonders im öffentlichen Sektor. Möglichkeiten bestehen trotz der geringeren Nachfrage auch im Bereich der Verpackungsindustrie, da die Verbraucher sich immer intensiver auf grüne, umweltfreundliche Lösungen konzentrieren. Auch könnten Importe von Verpackungen durch die Produktion vor Ort ersetzt werden. 2 Branche kompakt

4 In der Landwirtschaft besteht Rationalisierungs- und Modernisierungsbedarf. Zudem steht die vertikale Integration der Erzeugung an, sodass landwirtschaftliche Unternehmen oder Vereinigungen gleichzeitig auch die Verarbeitung der Produkte übernehmen. Die stark angeschlagene Bauwirtschaft musste im Jahr 2011 erneut deutliche Verluste hinnehmen. Der Zementverbrauch fiel gemäß den Angaben eines der größten Zementunternehmens auf das Niveau von 1960 zurück. Allein im Vergleich zu 2007 ließ der Bedarf um 70% nach. Die private Bautätigkeit gab 2011 im Vergleich zum Vorjahr hinsichtlich der ausgestellten Baugenehmigungen um knapp 42%, gemessen an den Bauflächen um rund 52% und bezüglich des Bauvolumens um etwa 50% nach. Aufgrund der negativen Aussichten im Inland sehen sich die Branchenunternehmen gezwungen, Aufträge im Ausland zu übernehmen oder sich neuen Aktivitäten wie Energieprojekten oder dem Management von Abfalldeponien zu widmen. Produktion/Branchenstruktur Insgesamt gilt die griechische Maschinenbaubranche als relativ klein. Im Jahr 2011 ließ die Fertigung von Maschinen um 8% im Vergleich zum Vorjahr nach. Von den 14 größten Unternehmen konnten rund 64% mit Gewinnen abschließen. Obwohl die Ergebnisse der meisten Anbieter positiv waren, verzeichnete die Branche aufgrund der großen Verluste einzelner Unternehmen insgesamt ein Minus. Das Produktionsvolumen gab in den ersten fünf Monaten 2012 weiter nach und lag um 30% unter dem Wert der Vorjahresperiode. Diese Entwicklung spiegelt den Rückgang der inländischen Nachfrage wider. Andererseits verstärkten die Maschinenbauer ihre Bemühungen, die Auftragslage durch Bestellungen aus benachbarten Auslandsmärkten anzukurbeln. Folgende Sparten verzeichneten 2011 einen Produktionszuwachs: Teile von Kühl- und Tiefkühlanlagen und Wärmepumpen für Haushaltsgeräte (+40%), Teile von Kühl- und Tiefkühlanlagen und Wärmepumpen für Nichthaushaltsgeräte (+45,7%) sowie Metall-, Stein-, Erd- und Mineralienverarbeitungsmaschinen (+1,1%). Hingegen sank die Fertigung von Maschinen für die industrielle Vorbereitung und Herstellung von Nahrungsmitteln und Getränken (-25,7%), von Kreiseleggen, Vertikutierern und landwirtschaftlichen Maschinen (-23,5%), von Maschinenteilen ohne elektrischen Anschluss (-19,7%), von Klimaanlagen (-15,1%) und von Teilen für Hebe- und Fördertechnik (-10,2%). In Griechenland sind viele große internationale Lieferanten vertreten und verfügen über ein flächendeckendes Netz von Lagerungsmöglichkeiten und Kundenservice. Deutsche Maschinen gelten als qualitativ hochwertig, aber teuer. Die höchsten Umsätze verzeichneten 2011 die Unternehmen Kleemann Hellas S.A. (73,8 Mio. Euro), SABO S.A. (33 Mio. Euro) und Doppler S.A. (15,1 Mio. Euro). Germany Trade & Invest 3

5 Griechenland - Maschinenbau und Anlagenbau Außenhandel Der Wert der griechischen Maschineneinfuhren verringerte sich 2011 auf breiter Front um 44,7% im Vergleich zum Vorjahr. Die Lieferungen aus dem zweitwichtigsten Bezugsland Deutschland brachen um fast 40% ein. An erster Stelle in der Lieferstatistik steht Italien, dessen Maschinenexporte nach Griechenland 2011 sogar um rund 64% nachließen. Neben Italien und Deutschland gehören die VR China, Frankreich, Belgien, Spanien, Österreich und die USA zu den wichtigsten Lieferanten. Einfuhr von Maschinen nach Griechenland (in Mio. Euro) HS Warenbezeichnung davon aus Deutschland (2011) , , , , , 8437, 8438, Bau- und Baustoffmaschinen, Bergbaumaschinen 74,5 30,8 5,8 Textil- und Ledermaschinen 43,5 25,8 5,3 Druck- und Papiermaschinen 53,6 35,1 7,2 Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen 141,5 80,1 17,8 8465, Holzbearbeitungsmaschinen 13,4 7,1 2, Kunststoff- und Gummimaschinen 115,3 26,3 6,9 8413, 8414 Pumpen, Kompressoren 177,8 130,7 25, Fördertechnik 90,6 63,1 7, Werkzeugmaschinen zur Metallbearbeitung 41,3 17,3 4,1 Quelle: Eurostat Geschäftspraxis Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der EU sind die Regelungen des Umsatzsteuer-Kontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern ( Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien. Siehe hierzu zum Beispiel die Website des Deutschen Instituts für Normung e.v. ( oder der Hellenic Organization of Standardization (ELOT; 4 Branche kompakt

6 Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen AHK Griechenland Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Ministerium für Entwicklung, Wettbewerbsfähigkeit, Infrastruktur, Transporte und Netze Ministerium für Umwelt, - Energie und Klimawandel Athens Chamber of - Commerce & Industry Hellenic Federation of - Enterprises MI Fachzeitschrift für Maschinen und Ausrüstungen HO.RE.CA. Fachmesse für Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen Germany Trade & Invest 5

7 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Autorin: Michaela Balis, Athen Redaktion: Oliver Idem Tel.: +49 (0)228/ Ansprechpartnerin: Ingeborg Kozel Tel.: +49 (0)228/ Redaktionsschluss: August 2012 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführer: Dr. Jürgen Friedrich, Michael Pfeiffer Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

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