Maschinenbau und Anlagenbau. Russland

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1 Maschinenbau und Anlagenbau Russland

2 Russland - Maschinenbau und Anlagenbau Moskau (gtai) - Das Investitionsklima in Russland hat sich durch die heftige Wirtschaftskrise merklich eingetrübt. Die Anlageinvestitionen sinken 2009 voraussichtlich um ein Fünftel, was die Nachfrage nach Maschinen und Ausrüstungen negativ beeinflusst. Deutsche Lieferanten - bislang wichtigster Handelspartner - bekommen das besonders stark zu spüren. Sie müssen sich auf eine lange Durststrecke in Russland einstellen. Marktentwicklung/-bedarf Die internationale Finanzkrise macht Russland auch Mitte 2009 noch schwer zu schaffen. Ob bei der Rohstoffförderung oder der Infrastrukturentwicklung, ob beim Wohnungsbau oder der Metallurgie - allerorten werden die Investitionsprogramme gekürzt oder gestoppt. Der Grund: Durch die sinkenden Weltmarktpreise und eine schwächere Nachfrage nach Öl, Gas und Metallen brechen die Einnahmen weg. Das Wort Kreditklemme ist für viele russische Unternehmen keine leere Floskel sondern bitterer Alltag. Darlehen einheimischer Banken liegen selten unter einem Zinssatz von 20%; ausländische Geldhäuser haben ihr Russlandgeschäft herunter gefahren. Gleichzeitig steigt die Verschuldung der Unternehmen, weil sie ihre laufenden Geschäfte nicht mehr über Umsatzeinnahmen sondern über Kredite finanzieren. Ende Mai 2009 lag die Gesamtverschuldung der Firmen laut Wirtschaftsministerium bei 31 Bill. Rubel (Rbl; rund 696 Mrd. Euro; Wechselkurs am : 1 Euro = 44,54 Rbl) und damit um ein Viertel über dem Vorjahreswert. Damit bleibt weniger Spielraum für die Neuanschaffung teurer Importausrüstungen. Die Einfuhren von Investitionsgütern sind um mehr als die Hälfte eingebrochen. Eine Bodenbildung bei den wichtigsten Indikatoren wie Bruttoinlandsprodukt (BIP), Investitionen oder Industrieproduktion ist frühestens für den Herbst zu erwarten. Das 1. Halbjahr 2009 stand für dicke Minuszeichen: BIP: -10,1% im Vergleich zur Vorjahresperiode; Industrieproduktion: -14,8%; Bruttoanlageinvestitionen: -18,2%. Besonders tief im Abwärtsstrudel stecken die Automobilindustrie (Produktionsrückgang von 60% bei Pkw im 1. Halbjahr 2009), die Bauwirtschaft und die Metallurgiebranche. Für das Gesamtjahr 2009 rechnet das russische Wirtschaftsministerium mit einem BIP-Rückgang von 8,5%. Auch 2010 soll mit einem Plus von 1% noch keinen Aufschwung bringen. Das Investitionsvolumen könnte 2009 um über ein Fünftel zurückgehen, schätzt das Ministerium. Die Weltbank erwartet für 2009 in Russland einen Konjunktureinbruch von 7,9% und sieht 2010 ein leichtes Wachstum von 2,5% (Stand: Juni 2009). Nach Prognosen der Weltbank wird Russlands Wirtschaftskraft erst Ende 2012 wieder an das Vorkrisenniveau heranreichen. Germany Trade & Invest 1

3 Russland - Maschinenbau und Anlagenbau Am enormen Nachholbedarf Russlands hat sich aber grundsätzlich nichts geändert. Der Verschleißgrad der Produktionsausrüstungen ist nach wie vor immens, der technologische Rückstand groß und die Produktivität gering. Will Moskau seine ehrgeizigen Entwicklungspläne verwirklichen und bis 2020 zu den fünf größten Industrienationen gehören, so muss das Land den Import moderner Maschinen und Ausrüstungen fördern. Im Anti-Krisen-Programm der Regierung hat sich diese Erkenntnis teilweise durchgesetzt. Seit Juli 2009 entfällt für fast 200 Maschinentypen, die nicht in Russland produziert werden, die Einfuhrumsatzsteuer von 18%. Für die einheimische Automobil-, Textil- und Pharmaindustrie sowie die Holzverarbeitung sieht Moskau in der Krise die besten Möglichkeiten, Importe zu substituieren. Die Regierung will diese Branchen daher bevorzugt unterstützen und Mittel für neue Produktionsanlagen bereitstellen. Absatzchancen für Maschinenbauer bestehen aktuell auch in der Nahrungsmittelindustrie und in der Fleischverarbeitung, weil der schwache Rubel die Bevölkerung auf einheimische Lebensmittel umschwenken lässt. In der Tierproduktion stehen große Neubauvorhaben an. Im Energiesektor gehen die Investitionen - mit zeitlicher Verzögerung - weiter, da die Stromkonzerne sich bei der Privatisierung der Kraftwerksgesellschaften zum Ausbau der Kapazitäten verpflichten mussten. Die Chemiebranche hat ihre Entwicklungspläne etwas gestreckt. Mittelfristig setzt sich der Boom aber auch in diesem Sektor fort, unter anderem beim Ausbau der Polymerproduktion. Magere Zeiten dagegen stehen Lieferanten von Baustoff- und Baumaschinen sowie von Anlagen für die Automobilindustrie und Metallurgiebranche bevor. Diese Sektoren liegen derzeit völlig am Boden und sind abhängig von einer erheblichen Verbesserung des Konsum- und Investitionsklimas. Produktion/Branchenstruktur Nach Schätzungen des russischen Wirtschaftsministeriums wird die Industrieproduktion 2009 um 13% abstürzen. Im Maschinenbau sank das Produktionsvolumen in den ersten sechs Monaten 2009 um nahezu 35%. Besonders betroffen waren Baumaschinen (fast 90% Rückgang) und Werkzeugmaschinen (-65%). Auch wenn die Hersteller von Maschinen und Ausrüstungen im Juni 2009 ein deutliches Produktionsplus gegenüber dem Vormonat verbuchen konnten, wird der Weg auf einen nachhaltigen Wachstumspfad beschwerlich. Das Wirtschaftsministerium rechnet nur mit einer langsamen Erholung der Industrieproduktion im Land. Für 2010 wird ein Zuwachs von 0,8% vorhergesagt, für 2011 von 1,7% und für 2012 von 1,9%. 2 Branche kompakt

4 Die Regierung hat eine Reihe von Anti-Krisen-Maßnahmen initiiert, von denen auch die Maschinenbauer im Land profitieren sollen. So wurden ein Dutzend Hersteller von Landmaschinen, Motoren und Kraftwerksausrüstungen auf die 304 Firmen zählende Liste systembildender Unternehmen gesetzt. Sie erhalten Staatshilfen für die Kreditbeschaffung und Umschuldung. Im Landtechniksektor wurden die Einfuhrzölle angehoben, um Importe zu verteuern. Die Leasinggesellschaft Rosagroleasing bekommt 25 Mrd. Rbl (560 Mio. Euro), um die Anschaffung russischer Agrar-, Lebensmittel- und Holzverarbeitungsmaschinen zu finanzieren. Noch im Vorjahr 2008 hatte Russlands Produktion von Maschinen und Ausrüstungen nach Angaben der Statistikbehörde ein Volumen von 939 Mrd. Rbl (rund 21 Mrd. Euro). Das war ein Plus von real 4%. Besonders stark wuchs die Fertigung von Turbinen und Landtechnik. Erste Einbrüche gab bereits bei Bauund Werkzeugmaschinen. Wenn sich die Kapitalbeschaffung in Russland wieder normalisiert und die Investitionsfreude der Unternehmen steigt, wird es der Maschinenbau erneut schwer haben, mit Importprodukten zu konkurrieren. Einheimische Maschinen sind selten weltmarktfähig, haben klare Produktivitätsnachteile gegenüber westlichen Modellen, verbrauchen in der Regel mehr Ressourcen und sind reparaturanfälliger. Auch beim After-Sales-Service hinken die russischen Anbieter der Auslandskonkurrenz hinterher. Ausgewählte Produktionszahlen des russischen Maschinenbaus (Veränderung in %) Maschinenbezeichnung (Einheit) 2008 Veränderung 2008/2007 Gasturbinen (in kw) Dampfturbinen (in kw) Radial-, Dampf- und Umlaufpumpen (in Stück) Industrielle Rohrleitungsarmaturen 25 3 (in Mio. Stück) Turmdrehkrane (in Stück) Fahrstühle (in Stück) Mähdrescher (in Stück) Holzbearbeitungsmaschinen (in Stück) Umformmaschinen (in Stück) Bergbau-Förderbänder (in Stück) Walzwerksausrüstung (in t) Quelle: Föderaler Statistikdienst, zum Teil vorläufige Zahlen Germany Trade & Invest 3

5 Russland - Maschinenbau und Anlagenbau Außenhandel Das Jahr 2008 war wohl für lange Zeit das letzte Rekordjahr für Maschinenlieferanten Richtung Russland. Die Maschinenimporte des Landes (nach der SITC-Gruppierung 71 bis 74) sind laut Zolldienst um 44% auf 42 Mrd. US$ gestiegen. Besonders stark entwickelte sich die Einfuhr von Metallbearbeitungsmaschinen (+64%) und Kraftmaschinen (+48%). Die deutschen Lieferungen in der SITC-Gruppierung 71 bis 74 kletterten 2008 um 42% und erreichten einen Wert von 9,6 Mrd. US$. Damit war Deutschland wichtigster Exporteur von Maschinen nach Russland, gefolgt von Italien und den USA. Allerdings holen chinesische Hersteller sehr stark auf. Das Jahr 2009 bringt ein völlig neues Bild. Nach Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sind die deutschen Maschinenexporte nach Russland in den ersten vier Monaten 2009 um 36% gegenüber der Vorjahresperiode gesunken. Besonders stark waren die Einbrüche bei Holzbearbeitungsmaschinen (-75%), bei Hütten- und Walzwerkseinrichtungen (-68%), bei Landtechnik (-59%) sowie bei Bau- und Baustoffmaschinen (-56%). Hohe Zuwächse dagegen gab es bei Kraftwerksausrüstungen (+191%) und Industrierobotern (+77%). Auch Russlands Maschinenexporte (SITC-Gruppierung 71 bis 74) waren 2008 noch einmal deutlich um 22% auf 7,2 Mrd. US$ gewachsen, wobei knapp die Hälfte auf Kraftmaschinen entfiel. Die wichtigsten Abnehmerländer sind benachbarte GUS-Staaten wie Kasachstan und die Ukraine. Dahinter folgen andere Schwellenländer wie die VR China und Indien. Im Zeitraum Januar bis Mai 2009 sind die Maschinenausfuhren jedoch um über 40% eingebrochen. Einfuhr ausgewählter Maschinen nach Russland (in Mio. US$) HS-Code Warenbezeichnung davon aus Deutschland (2008) , , 8474 Bau- u. Baustoffmaschinen, Bergbaumaschinen , Textil- u. Ledermaschinen *) Druck- u. Papiermaschinen , , 8438, Nahrungsmittel- u. Verpackungsmaschinen Branche kompakt

6 (Forts.) (Forts.)Einfuhr ausgewählter Maschinen nach Russland (in Mio. US$) HS-Code Warenbezeichnung davon aus Deutschland (2008) 8465, Holzbearbeitungsmaschinen Kunststoff- u. Gummimaschinen , 8414 Pumpen, Kompressoren Fördertechnik Werkzeugmaschinen zur Metallbearbeitung *) ohne und Quelle: Föderaler Zolldienst der Russischen Föderation Geschäftspraxis Russland verlangt bei der Einfuhr ein GOST-R -Zertifikat, das die Konformität der Waren mit russischen Normen bestätigt. Ausführendes Organ ist die Föderale Agentur für technische Regulierung und Metrologie ( In Deutschland werden von der russischen Seite anerkannte Zertifikate von DIN GOST TÜV Berlin-Brandenburg, TÜV Rheinland, SGS Germany GmbH und Bureau Veritas erteilt. Für die Zollabfertigung und Erhebung der Einfuhrabgaben zuständig ist der Föderale Zolldienst ( Tipps zur Einfuhr hält das Merkblatt über gewerbliche Wareneinfuhren - Russische Föderation bereit, das unter zum Preis von 5 Euro abrufbar ist. Kontaktanschriften Kontaktanschriften zur Branche finden Sie im Internet in unserer kostenlosen Datenbank unter Bereich Außenwirtschaft, Datenbank-Recherche, Adressen, Adressen Branche kompakt. Durch Klicken auf den folgenden Link gelangen Sie direkt zu den Adressen: SharedDocs/BKAdr/russ-masch-int.html Germany Trade & Invest 5

7 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Agrippastraße Köln, Tel.: +49 (0) Fax: +49 (0) Internet: Autor: Gerit Schulze, Moskau Redaktion: Jessica Pirntke Tel.: +49 (0)221/ Jessica Ansprechpartnerin: Manfred Tilz Tel.: +49 (0)221/ Redaktionsschluss: Juli 2009 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführer: Dr. Jürgen Friedrich, Michael Pfeiffer Vorsitzender des Aufsichtsrates: Dr. Bernd Pfaffenbach, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Registergericht: Amtsgericht Charlottenburg Registernummer: HRB B Germany Trade & Invest wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie sowie vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

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