Maschinenbau und Anlagenbau. Russland

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1 Maschinenbau und Anlagenbau Russland

2 Russland - Maschinenbau und Anlagenbau Branche kompakt: Russland - Maschinenbau und Anlagenbau (Dezember 2011) Moskau (gtai) - Russlands Bedarf an Maschinen und Ausrüstungen bleibt groß. Die Industrieproduktion wächst wieder kräftig. Besonders die Produzenten von Fahrzeugen, Baustoffen und die Rohstoffverarbeitung fragen neue Maschinen nach. Außerdem fördert der Staat die Modernisierung verschiedener Branchen wie Flugzeugbau und Werftenindustrie. Der bevorstehende WTO-Beitritt Russlands wird den Wettbewerbsdruck erhöhen und damit die zuletzt stark gestiegenen Maschinenimporte weiter beflügeln. Marktentwicklung/-bedarf Russlands Wirtschaftsleistung wächst dank der hohen Öl- und Gaspreise wieder schneller als in den westlichen Industriestaaten. Für 2012 prognostiziert die Regierung einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um mindestens 3,7%. In den kommenden Jahren sollte die Konjunktur ähnlich stark zulegen, wenn die weltweite Nachfrage nach Rohstoffen stabil bleibt. Dabei entwickeln sich die Bruttoanlageinvestitionen zu einem Wachstumspfeiler. Allein im September und Oktober 2011 lagen sie real um fast 9% über dem Wert des Vorjahresmonats. Für das Gesamtjahr rechnet die russische Regierung mit einem Plus von 6%. In den Folgejahren sollen die Anlageinvestitionen noch stärker zunehmen: 2012 um 7,8%; 2013 um 7,1% und 2014 um 7,2%. Der für Mitte 2012 geplante Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation dürfte nicht nur die Spielregeln für Importeure von Maschinen und Anlagen vereinfachen und zu einer Senkung der Einfuhrzölle führen. Experten erwarten dadurch auch eine höhere Attraktivität des Landes für ausländische Investoren. Da die einheimischen Unternehmen zudem verstärkt der internationalen Konkurrenz ausgesetzt werden, müssen sie in Qualität, Design und Produktivität investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Nach einer Analyse des Wirtschaftsministeriums wird Russlands Industrie im Zeitraum 2011 bis 2014 rund 20,8 Bill. Rubel (Rbl; rund 500 Mrd. Euro; Wechselkurs am : 1 Euro = 41,55 Rbl) in ihr Grundkapital investieren. Das sind gute Nachrichten für Maschinen- und Anlagenbauer. Sie profitieren schon heute von einer überaus robusten Industrieproduktion. Der Ausstoß des verarbeitenden Gewerbes stieg von Januar bis Oktober 2011 um 7% gegenüber der Vorjahresperiode. Besonders stark waren die Zuwächse in der Fahrzeugindustrie, dem Maschinenbau, in der Gummi- und Kunststoffindustrie sowie in der Leder- und Schuhfertigung. Durch den Investitionsstau in den Jahren 2009 und 2010 ist der Modernisierungsbedarf der russischen Industrie anhaltend hoch. Der Staat versucht mit milliardenschweren Förderprogrammen bestimmte Kernbranchen wie Flugzeugindustrie und Schiffbau wettbewerbsfähig zu machen. In anderen Sektoren wie dem Fahrzeugbau oder der Chemie- und Pharmaindustrie sind es vor allem ausländische Investoren, die neue Produktionsstätten aufbauen. Allein in der Kfz-Industrie sollen bis 2015 etwa 5 Mrd. Euro investiert werden. Die Neuwagenverkäufe waren 2011 nach oben geschnellt (Januar bis Oktober: +40%). Auch die Polymerverarbeitung fragt verstärkt Ausrüstung nach. Deutsche Lieferanten konnten ihre Exporte von Kunststoff- und Gummimaschinen in den ersten neun Monaten 2011 um fast 90% steigern. Germany Trade & Invest 1

3 Russland - Maschinenbau und Anlagenbau Freuen können sich ebenso Hersteller von Bau- und Baustoffmaschinen über die positive Entwicklung der Bauwirtschaft. Nach zwei Krisenjahren in Folge zieht der Wohnungsbau, aber auch der Bau von Gewerbeimmobilien wieder deutlich an. Für den Zeitraum Januar bis Oktober 2011 ermittelte die Statistikbehörde ein reales Plus der Bauleistungen von 5%, wobei die Zuwachsraten seit dem Sommer deutlich darüber liegen. Die anstehenden Großbauten zur Vorbereitung der Fußball- Weltmeisterschaft 2018 bringen neue Dynamik. Die wieder erstarkte Konjunktur beflügelt auch die Energiewirtschaft. Für die kommenden drei Jahre rechnet das Wirtschaftsministerium mit einer Wachstum der Stromproduktion um jeweils 2,5%. Durch Ausbau und Modernisierung der Kraftwerkskapazitäten will Russland nicht nur den Wirkungsgrad seiner Anlagen erhöhen, sondern auch zunehmend ins Exportgeschäft einsteigen. Im Zeitraum 2011 bis 2014 werden rund 100 Mrd. Euro in die russische Energiewirtschaft investiert und die Erzeugungskapazitäten um 29 GW ausgebaut. Immer mehr ausländische Maschinenbauer versuchen, ihre Marktposition durch Kooperationen mit einheimischen Herstellern zu stärken. Das gilt vor allem für den Bereich Kraftmaschinen, wo mit Siemens, Alstom und demnächst Voith Hydro bereits erste westliche Produzenten vor Ort fertigen lassen. Im Sommer 2011 hat Gildemeister angekündigt, in Uljanowsk eine Fabrik für Werkzeugmaschinen aufzubauen. Produktion/Branchenstruktur Das russische Wirtschaftsministerium sieht die Aussichten für die verarbeitende Industrie sehr optimistisch. Besonders dynamisch entwickelt sich der Maschinenbau. Hier rechnet die Regierung für 2011 mit einem Plus von 14,2% und für die nächsten drei Jahre von bis zu 17%. Wichtigster Grund sei die starke Ausrüstungsnachfrage der Öl- und Gaskonzerne, der Stromwirtschaft und der Bauindustrie. Nach Berechnungen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) gibt es in Russland rund Unternehmen, die sich im weiteren Sinne mit Maschinenbau beschäftigten. Im Jahr 2010 wurden im Land laut Statistikbehörde Maschinen und Ausrüstungen im Wert von 939 Mrd. Rbl hergestellt. Das war ein reales Plus von 12% gegenüber dem Vorjahr. Im Jahresverlauf 2011 erhöhte sich vor allem die Produktion von spanenden Werkzeugmaschinen (Januar bis September: +29%), von Umformmaschinen (+17%) und von Gasturbinen (+16%) noch einmal deutlich. Dagegen gab es stärkere Rückgänge bei Pumpen und Kompressoren sowie bei Holzbearbeitungsmaschinen. Mit einem neuen Programm zur Entwicklung des einheimischen Werkzeugmaschinenbaus und der Werkzeugindustrie will die Regierung im Zeitraum 2011 bis 2016 die Branche wettbewerbsfähiger machen. Jährlich sollen 250 Mio. Euro in den Werkzeugmaschinenbau investiert werden. Ziel ist ein Ausstoß von Maschinen pro Jahr (aktuell: rund ). Bislang können russische Maschinen kaum mit Importprodukten konkurrieren. Einheimische Maschinen sind selten weltmarktfähig, haben klare Produktivitätsnachteile gegenüber westlichen Modellen, verbrauchen in der Regel mehr Ressourcen und sind reparaturanfälliger. Auch beim After-Sales-Service hinken die russischen Anbieter der Auslandskonkurrenz hinterher. Ein großes Problem stellt der Fachkräftemangel im Maschinenbau dar. 2 Branche kompakt

4 Ausgewählte Produktionszahlen des russischen Maschinenbaus (Veränderung in %) Maschinenbezeichnung (Einheit) Veränd. Jan.-Okt. 2011/ Jan.-Okt Gasturbinen (in kw) Dampfturbinen (in kw) Luft- und Gaskompressoren (in Stück) Turmdrehkrane (in Stück) k.a. Spanende Werkzeugmaschinen (in Stück) Drehmaschinen (in Stück) k.a. Mähdrescher (in Stück) Holzbearbeitungsmaschinen (in Stück) Umformmaschinen (in Stück) Walzwerksausrüstung (in t) Quelle: Föderaler Statistikdienst Außenhandel Russlands Einfuhren von Maschinen und Anlagen legten 2010 und 2011 wieder deutlich zu, nachdem sie im Krisenjahr 2009 stark eingebrochen waren. Inzwischen sind die alten Rekordstände bei den Volumina wieder erreicht. Starke Zuwächse gab es 2010 bei Baustoff- und Textilmaschinen, aber auch bei Pumpen und Kompressoren. Insgesamt sind die Einfuhren 2010 nach der SITC-Gruppierung 71 bis 74 laut dem Zolldienst um 24% auf 31,5 Mrd. US$ gestiegen. Dagegen sind die Exporte russischer Maschinen und Anlagen 2010 nur leicht um 3% auf 5,6 Mrd. US$ gewachsen. Wichtigste Position waren Kraftwerksausrüstungen, auf die über die Hälfte der Ausfuhren entfielen. Deutschland ist das Hauptlieferland Russlands bei Maschinen mit einem Anteil von 22,6% an den Gesamteinfuhren (2010, Quelle: VDMA). Dahinter folgen die VR China, Italien und die USA. In den ersten neun Monaten 2011 konnten deutsche Maschinenbauer ihre Exporte nach Russland laut dem VDMA gegenüber der Vorjahresperiode um 37% auf 5,5 Mrd. Euro steigern. Germany Trade & Invest 3

5 Russland - Maschinenbau und Anlagenbau Einfuhr ausgewählter Maschinen nach Russland (in Mio. US$) HS-Code Warenbezeichnung davon aus Deutschland (2010) , , , , , , 8437, 8438, Bau- u. Baustoffmaschinen, Bergbaumaschinen Textil- u. Ledermaschinen Druck- u. Papiermaschinen Nahrungsmittel- u. Verpackungsmaschinen , Holzbearbeitungsmaschinen Kunststoff- u. Gummimaschinen , 8414 Pumpen, Kompressoren Fördertechnik Werkzeugmaschinen zur Metallbearbeitung Quelle: UN Comtrade Geschäftspraxis Russland verlangt bei der Einfuhr ein GOST-R -Zertifikat, das die Konformität der Waren mit russischen Normen bestätigt. Ausführendes Organ ist die Föderale Agentur für technische Regulierung und Metrologie (Rostechregulirowanie). In Deutschland werden von der russischen Seite anerkannte Zertifikate von DIN GOST TÜV Berlin-Brandenburg, TÜV Rheinland, SGS Germany GmbH und Bureau Veritas erteilt. Seit 2010 ist in Russland das neue technische Reglement Über die Sicherheit von Maschinen und Ausrüstungen in Kraft. Es legt Mindestanforderungen für die Sicherheit in der Projektierungsphase, den Bau, die Installation, den Betrieb, den Transport und die Entsorgung von Maschinen und Ausrüstungen fest. Dabei wurden entsprechende Regelungen der Europäischen Union berücksichtigt. Zertifizierungs- und Testlabors, die die Einhaltung der neuen Normen kontrollieren, werden ebenfalls von der Behörde Rostechregulirowanie zertifiziert. Für die Zollabfertigung und Erhebung der Einfuhrabgaben ist der Föderale Zolldienst ( zuständig. Zu beachten ist, dass Russland, Belarus und Kasachstan zum eine Zollunion gebildet haben. Der gemeinsame Zollkodex ist zum in Kraft getreten. Tipps zur Einfuhr hält das Merkblatt über gewerbliche Wareneinfuhren - Russische Föderation bereit, das unter zum Preis von 5 Euro abrufbar ist. 4 Branche kompakt

6 Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen AHK Russland Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Ministerium für Industrie und Handel Föderale Agentur für technische Regulierung und Metrologie (Rosstandard) Union der Maschinenbauunternehmen Russlands (Sojusmasch) Russischer Verband der Hersteller von Werkzeugmaschinen (Stankoinstrument) zuständig für Entwicklung des Maschinenbaus setzt technische Standards für den Maschinenbau fest staatlich initiierter Branchenverband vereinigt über 100 traditionsreiche russische Hersteller und Händler Expert Oborudowanije Fachzeitschrift, die neue Maschinen und Ausrüstungen vorstellt Westnik Maschinostroenija (Informationsblatt des Maschinenbaus) Fachzeitschrift zu aktuellen Entwicklungen im Maschinenbau Mashportal führendes Informationsportal zum russischen Maschinenbau Interplastica/Upakovka führende Messe für Kunststoff- und Verpackungsmaschinen (24.1. bis ), Moskau CTT internationale Messe für Bautechnik (29.5. bis ), Moskau MIOGE Fachmesse für Ausrüstungen der Öl- und Gasindustrie (Juni 2013), Moskau Germany Trade & Invest 5

7 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Autor: Gerit Schulze, Moskau Redaktion: Katja Meyer Tel.: +49 (0)228/ Ansprechpartnerin: Edda Wolf Tel.: +49 (0)228/ Redaktionsschluss: Dezember 2011 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführer: Dr. Jürgen Friedrich, Michael Pfeiffer Vorsitzender des Aufsichtsrates: Jochen Homann, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

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