Naturalisierung von Subjektivität
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- Caroline Hase
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1 Naturalisierung von Subjektivität Kai Vogeley Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinikum der Universität zu Köln In Kooperation mit Institut für Biophysik und Neurowissenschaften Forschungszentrum Jülich
2 Naturalisierung von Subjektivität Erleben Nur von innen erlebbar (privates Raum-Zeit-System) Verhalten Nur von aussen beobachtbar (öffentliches Raum-Zeit-System) Hirnprozesse Nur von aussen beobachtbar (öffentliches Raum-Zeit-System) Kuhlenbeck, The Brain and its Universe, 1982
3 Mentale und neurale Phänomene Dualistische Intuition Direkt können wir überhaupt nur Seelenvorgänge oder Bewusstseinsinhalte kennen. (Forel 1918) Der nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse beschwerte Mensch hat von der Tätigkeit seines Gehirns keine unmittelbare Erfahrung. (Spatz 1961) Monistische Intuition Man kann so wenig ein lebendes Gehirn ohne Seele als eine Seele ohne Gehirn für sich darstellen. Was das Gehirn zerstört, zerstört die Seele, und was die Gehirntätigkeit stört, stört entsprechend die Seelentätigkeit. (Forel 1918) Gibt es etwas einfacheres als: Ein bestimmter Komplex von Grosshirnfunktionen wird von aussen und von innen gesehen, wir nennen ihn Psyche. (Bleuler 1932) Wir sehen also klar, wie wir das Verhältnis der Seele zum lebenden Gehirn aufzufassen haben. Beide sind in Wirklichkeit eins. (Forel 1918) Forel, Hygiene der Nerven und des Geistes, 1918 Spatz H, Gedanken über die Zukunft des Menschenhirns und die Idee vom Übermenschen, 1961 Bleuler E, Naturgeschichte der Seele und ihres Bewusstwerdens, 1932
4 Mentale und neurale Phänomene 1. Mentale Phänomene sind adäquaterweise als nicht-physische Phänomene zu beschreiben. (Dualismus des Aspekts) 2. Mentale Phänomene sind im Bereich physischer Phänomene kausal wirksam, da sie auf Hirnphänomene referieren. (Mentale Verursachung von Verhalten) 3. Der Bereich physikalischer Phänomene ist kausal geschlossen. (Methodologischer Physikalismus) Methodologischer Dualismus Ontologischer Monismus Explanatorische Nichtreduzierbarkeit Explanatorische Reduzierbarkeit Bieri, Analytische Philosophie des Geistes, 1981
5 Raumkognition Perspektivwechsel im Raum 1300 Reaktionszeit 1200 Sicht (Kameraposition) Ansicht Aufsicht 900 1PP 3PP 800 Erste- Person- Perspektive (1PP) 95% CI N = ego-an ego-auf allo-an allo-auf Perspektive Wie viele Kugeln sehen Sie? Wie viele Kugeln sehen Sie? 100 Korrekte Antworten Dritte- Person- Perspektive (3PP) Wie viele Kugeln sieht er? Wie viele Kugeln sieht er? 90 1PP 3PP 95% CI 80 N = ego-an ego-auf allo-an allo-auf Vogeley et al.: J Cogn Neuroscience (2004)
6 Raumkognition Perspektivwechsel im Raum Erste-Person-Perspektive (1PP) Wieviele Kugeln sehen Sie? Dritte-Person-Perspektive (3PP) Wieviele Kugeln sieht er? SPM99 Block-Design n=, random effect height threshold p = 0.05, corr. (SnPM) extent threshold = 20 voxels SPM99 Block-Design n=, random effect height threshold p = 0.05, corr. (SnPM) extent threshold = 20 voxels Vogeley et al.: J Cogn Neuroscience (2004)
7 Agentenschaft David et al.: J Cogn Neuroscience (2006)
8 Agentenschaft Gemeinsame Aktivierung von 1PP und ACT SPM2 Region-of-Interest-Analyse ACT (1PP-Cluster) height threshold p = 0.05, zweiseitig, corr. David et al.: J Cogn Neuroscience (2006)
9 Soziale Interaktion Perspektivwechsel bei Zuschreibungsleistungen Schilbach et al., Neuropsychologia 2006
10 Soziale Interaktion Perspektivwechsel bei Zuschreibungsleistungen Interaction ME x SOC First-Person-Perspective (ME) ME ME SOC SOC Ventral Medial Prefrontal Cortex (VMPFC) Dorsal Medial Prefrontal Cortex (DMPFC) Socially Relevant Mimic Behavior (SOC) ME ME SPM2 Event-Related-Design n=17, random effect height threshold p = , uncorr. extent threshold = 20 voxels SOC SOC Ventral Medial Prefrontal Cortex (VMPFC) Schilbach et al., Neuropsychologia 2006
11 Hirnruhezustand Mit Ruhezuständen korrelierendes Hirnaktivierungsmuster continuous simulation of behavior an inner rehearsal as well as an optimization of cognitive and behavioral serial programs for the individual s future states of the multifaceted self Gusnard et al., PNAS, 2001; Raichle et al. PNAS, 2001
12 Zusammenfassung Bei der Frage nach der Naturalisierbarkeit von Subjektivität sind die Ebenen des subjektiven Erlebens (erstpersonal) und des Verhaltens und der Hirnbeschreibung (drittpersonal) zu differenzieren. Eine integrierende Perspektive wird auf dem Boden eines methodischen Dualismus (also explanatorischer Nichtreduzierbarkeit) und eines ontologischen Monismus (also ontologischer Reduzierbarkeit) möglich. Eine derartige Konzeption muss auch bei der Betrachtung des Problems einer Metapathologie, die zwischen Psychopathologie und Neuropathologie vermittelt, zur Anwendung kommen. Auf diesem Boden wird eine Naturalisierung und eine neurowissenschaftliche Untersuchung subjektiven Erlebens und seiner Abweichungen im Rahmen von Untersuchungen zum Perspektivwechsel im Raum, zur Agentenschaft oder zur sozialen Interaktion möglich.
13 Arbeitsgruppe Kooperationen AG Bildgebung Köln Dipl.-Psych. Nicole David Dr. Wolfgang Huff cand. med. Hanna Kockler Dipl.-Psych. Natacha Santos cand. med. Leo Schilbach Dipl.-Phys. Dr. Ralf Tepest Prof. Dr. Dr. Kai Vogeley Bildgebung Prof. Dr. Gereon Fink, Köln und Jülich Prof. Dr. N. J. Shah, Jülich Prof. Dr. Karl Zilles, Jülich Psychiatrie und Psychotherapie Dr. S. Kaiser, Prof. Dr. M. Weisbrod, Heidelberg Prof. Dr. Peter Falkai, Göttingen Psychologie PD Dr. Nicole Krämer, Köln Prof. Dr. Gary Bente, Köln PD Dr. Mark May, Hamburg Prof. Dr. Chris Frith, London Philosophie Prof. Dr. Albert Newen, Tübingen Prof. Dr. Andreas Bartels, Bonn
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