Tutorienarbeit an Hochschulen - bundesweit vernetzt
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- Heiko Schmitz
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1 Tutorienarbeit an Hochschulen - bundesweit vernetzt Annette Ladwig & Heike Kröpke "Mit einer Hand lässt sich kein Knoten knüpfen." Zitat aus der Mongolei Hochschuldidaktiker/innen, Lehrende und Tutor/inn/en bilden zusammen das "Netzwerk Tutorienarbeit an Hochschulen", das sich seit 2009 mit der Weiterentwicklung von Tutorienarbeit an Hochschulen in Deutschland befasst. Die heterogene Zusammensetzung der Mitglieder mit ihrem breiten Aufgabenspektrum führt zu einem kollaborativen Erfahrungsaustausch über Status-, Fach- und Hochschulgrenzen hinaus. Die Mitglieder erhalten über die intensive Zusammenarbeit Rückmeldung zu Professionalisierungsbedarfen und bekommen Einblicke in didaktische Konzepte und Forschungsarbeiten. Ein besonderer Fokus der Netzwerkarbeit liegt auf der Zusammenarbeit von Universitäten und Hochschulen, um hochschultypenübergreifend Synergien für die strukturelle Einbettung, Auswahl und Qualifizierung von Tutor/inn/en zu erarbeiten. Das Treffen im Kolleg/inn/enkreis hat sich innerhalb von 3,5 Jahren zu einem deutschlandweiten Netzwerk entwickelt, in dem mittlerweile Vertreter/innen aus 40 Hochschulen aktiv mitarbeiten. Das erste Treffen fand im August 2009 statt und richtete sich gezielt an Kolleg/inn/en aus Nordrhein-Westfalen, die in der Tutor/inn/enqualifizierung tätig sind. Mit 12 Vertreter/inne/n aus 9 Hochschulen bzw. Universitäten startete die Auftaktveranstaltung mit dem Fokus, mehr Öffentlichkeit für die Tutorienarbeit zu schaffen. Aufbauend auf der Diskussion über erfolgreiche Qualifizierungskonzepte für Tutor/inn/en und der Übersicht über Zertifikatsleistungen wurde für die weitere Zusammenarbeit beschlossen, gemeinsam neue Akzente bei der Qualifizierung zu setzen und langfristig Qualitätsstandards für die Tutor/inn/enqualifizierung zu erarbeiten. Der Bedarf, sich zur Tutorienarbeit auszutauschen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Unter den Netzwerkmitgliedern besteht das Interesse Best-Practice-Beispiele zu kommunizieren, gemeinsam in einer professionellen community die Tutorienlandschaft aktiv mit zu gestalten, Synergieeffekte zu nutzen und sich hochschultypenübergreifend zu vernetzen. Dabei steht der Gedanke der Professionalisierung der Tutorienarbeit im Mittelpunkt. Geplant ist, ein einheitliches, wenn möglich bundesweites Zertifikatswesen zu entwickeln und inhaltliche wie strukturelle Qualitätsstandards aufzustellen, die auf unterschiedliche Tutoriumsformate (z.b. Orientierungs- und Fachtutorien) ausgerichtet sind. Ein weiterer Fokus liegt darauf, Anforderungsprofile für Trainer/innen von Tutor/inn/en zu entwickeln und gemeinsame Evaluationskriterien zu erarbeiten.
2 1 Netzwerkziele Die einleitende Beschreibung des Netzwerkes macht bereits deutlich, dass die Mitglieder Ziele in den Bereichen Hochschulpolitik, Qualitätsmanagement und Kooperation verfolgen. Um die Ziele innerhalb und außerhalb des Netzwerkes transparent zu machen, haben sich die Mitglieder auf folgende Aufgabenschwerpunkte verständigt (siehe Strukturpapier des Netzwerkes Tutorienarbeit): 1.1 Hochschulpolitik Über die Hochschulgrenzen hinaus tritt das Netzwerk Tutorienarbeit an Akteure heran, die in ihrer Arbeit Rahmenbedingungen für Tutorienarbeit an Hochschulen schaffen. Im Dialog mit Hochschulleitungen, Vertreter/inne/n aus der Politik und Wirtschaft wird der Stellenwert von Tutorien im System Hochschule präzisiert, um langfristig die Förderung adäquater Rahmenbedingungen zu sichern. 1.2 Qualitätsmanagement Tutor/inn/en übernehmen an Hochschulen im Bereich Studium und Lehre wichtige Funktionen. Sie erleichtern neuen Studierenden in der Studieneingangsphase den Einstieg ins Studium und unterstützen Studierende vorlesungsbegleitend dabei, ihre Lernziele im Studium zu erreichen. Um sicherzustellen, das Tutor/inn/en umfassend auf ihre Lehr- und Beratungsaufgaben vorbereitet werden und Tutorien an deutschen Hochschulen ein qualitativ hochwertiges Lehr-/Lernformat bleiben, arbeiten die Netzwerkmitglieder an der Formulierung von Qualitätsstandards für Orientierungs- und Fachtutorien, an der Beschreibung von Trainer/innenprofilen und streben an, ein deutschlandweites Zertifikatsprogramm zu entwickeln. 1.3 Kooperationund Austausch Die Mitglieder im Netzwerk verfügen über unterschiedliche Erfahrungsstufen bei der Implementierung von Professionalisierungsangeboten und übernehmen vielfältige Aufgaben im Feld "Tutorienarbeit an Hochschulen". Mitglieder mit langjähriger Erfahrung tauschen sich über Konzepte mit Mitgliedern aus, die gerade mit dem Aufbau von Tutorienangeboten an ihren Hochschulen beginnen. Verwaltungsmitarbeiter/innen arbeiten mit Tutor/inn/en und Trainer/inne/n zusammen, um sich zu strukturellen Verankerungsmöglichkeiten von Tutorienarbeit zu vernetzen. Der gegenseitige Austausch über die Arbeit birgt ein großes Potential für alle Beteiligten. Das Netzwerk Tutorienarbeit setzt sich deswegen zum Ziel, den Austausch aller Akteure im Feld Tutorienarbeit zu fördern und Kooperationen zwischen den Hochschulen zu erleichtern.
3 2 Netzwerkarbeit konkret Die Aufnahme neuer Mitglieder erfolgt durch einen formlosen mündlichen oder schriftlichen Antrag. Neue Mitglieder werden im Vorfeld über die Ziele des Netzwerkes und Aufgaben als Mitglied informiert. Zu den Aufgaben gehören die Teilnahme an den Netzwerktreffen, das Einbringen von Zeit und Kompetenzen, das Weitertragen der Ergebnisse in die eigene Hochschule und die kollegiale Unterstützung durch den Austausch von Materialien und Konzepten. Aber auch die aktive Mitarbeit in einer der Arbeitsgruppen zählt dazu. Die Mitglieder treffen sich in der Regel zweimal im Jahr für anderthalb bis zwei Tage. Die Treffen finden im gesamten Bundesgebiet statt, sodass jede Mitgliedshochschule einmal ein Treffen ausrichtet und die Anreisewege der Mitglieder im Mittel gerecht verteilt werden. Der erste Tag dient dem Kennenlernen neuer Mitglieder, dem Einblick in die Tutorienarbeit an der einladenden Hochschule und dem informellen Austausch beim gemeinsamen Abendprogramm. Die aktive Mitarbeit und das Einbringen von eigenen Konzepten stehen am ersten Tag im Vordergrund. Am zweiten Tag schließen sich Berichte aus den Hochschulen, Informationen von den Netzwerksprecherinnen und die Vorbereitung und Präsentation der Arbeit in den Arbeitsgruppen an. 2.1 Arbeitsgruppen Um den themenbezogenen Austausch zu intensivieren, haben sich acht Arbeitsgruppen (AG) gebildet, die an den Treffen und in der Zeit dazwischen an folgenden Themen arbeiten: Orientierungs-/Erstsemestertutor/inn/en, Fachtutor/inn/en, E-Tutor/inn/en, Evaluation, Multiplikator/inn/en, Peer Learning/Peer Beratung, Hospitation und Zertifikat für Tutor/inn/en. Die Arbeitsgruppen Orientierungs-/Erstsemestertutor/inn/en, Fachtutor/inn/en und E-Tutor/inn/en beschäftigen sich mit Funktionen und Zielen von Tutorien, Inhalten von Qualifizierungskonzepten und Kompetenzen von Tutor/inn/en. Sie sammeln und bündeln Methoden für einzelne Tutorienformate und streben langfristig an, beispielhaft Tutorienkonzepte zu formulieren.
4 Die AG Evaluation arbeitet an der Formulierung eines Evaluationsleitfadens und diskutiert über Evaluationsmethoden und Einsatzbedingungen intutorienqualifizierungen. Die Multiplikator/inn/en-AG befasst sich mit Inhalten von Multiplikator/inn/en- Fortbildungen und thematisiert Implementierungsstrategien und Fragen der Qualitätssicherung bei der Übergabe von Multiplikator/inn/entätigkeiten. Die AG Peer Learning/Peer Beratung beschäftigt sich mit dem mit- und voneinander Lernen von Studierenden in selbstorganisierten Gruppen inner- und außerhalb von Lehrveranstaltungen sowie mit der Beratung und Begleitung von Studierenden durch Tutor/inn/en. Die Mitglieder der AG Hospitation tauschen sich über ihre Hospitationskonzepte aus. Ziel der AG Hospitation ist es, Best-Practice-Beispiele für (Peer-) Hospitationskonzepte zu sammeln und so aufzubereiten, dass sie innerhalb des Netzwerks als Anregung dienen können. Die AG Zertifikat arbeitet auf das Ziel hin, Mindeststandards für die Zertifizierung von Tutor/inn/enqualifizierungen zu formulieren. Dazu analysiert sie die bestehenden Programme der Netzwerkhochschulen, um deren Struktur und Inhalte zu identifizieren. 2.2 Netzwerksprecher/en Ein Sprecherinnenteam, das sich zurzeit aus je einer Vertreterin einer Universität und einer Fachhochschule und einer Studentin zusammensetzt, übernimmt für zwei Jahre intern die Funktion der Ansprechpartnerinnen und Koordinatorinnen. Nach außen übernehmen sie repräsentative Aufgaben, suchen den Dialog zu den Akteuren in der Hochschulpolitik, vertreten das Netzwerk in der Öffentlichkeit und sind für eine optimale Vernetzung in der Hochschullandschaft zuständig. In 2012 konnten Kontakte mit der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd) und dem Projektnexus der Hochschulrektorenkonferenz geknüpft werden, die das Netzwerk als Beispiel für gute Praxis über ihre Plattformen fördern.
5 3 Tagungen In Kooperation mit dem Netzwerk Tutorienarbeit fand in den Jahren 2010 und 2012 Tagungen an der Hochschule Niederrhein statt. Die Tagungen mit den Titeln Qualifizierung für die Zukunft - Tutorienarbeit im Diskurs I und II thematisierten die Bedeutung der Tutorienarbeit für Studium, Lehre und Hochschulen und haben gezeigt, dass der Stellenwert und auch das Interesse an dem Thema Tutorienarbeit kontinuierlich steigen. Viele Hochschulen sind dazu übergegangen, die Arbeit der Tutor/inn/en durch vorbereitende hochschuldidaktische Workshops zu unterstützen. Sie haben Konzepte für Tutor/inn/enprogramme entwickelt, die strukturiert, zertifiziert und teilweise fakultätsübergreifend die Tutorienarbeit professionalisieren. Die Aufgabenfeldern von Tutor/inn/en und ihre Qualifizierungsbedarfe standen auf den beiden Tagungen ebenso im Mittelpunkt wie der konzeptionelle Austausch und die Vernetzung untereinander. Für die Vorstellung innovativer Struktur- und Qualifizierungskonzepte gab es während der Tagungen vormittags ein ca. zweistündiges Zeitfenster für Vorträge und nachmittags ein zweistündiges Zeitfenster für Workshops. Workshopthemen waren u.a. die Heterogenität von Studierenden in der Tutorienarbeit, Tutor/inn/enqualifizierung durch Multiplikator/inn/en, E-Learning in der Tutorienarbeit und Evaluation von Tutorienarbeit. 4 Ausblick Die Mitglieder des Netzwerks haben im November 2012 Statements zur Tutorienarbeit an Hochschulen zusammengestellt. Zusammengefasst spiegeln sie die unterschiedlichen Implementierungsstadien im Feld wieder, die von "Pionierarbeit" über "ein Spagat zwischen Fach- und Lernkultur" bis hin zu "erste Stufe der akademischen Personalentwicklung" variieren. Sie betonen, dass Tutorienarbeit "einen Beitrag zu einer hochwertigen und vielschichtigen Lehre" liefert und eine Vielzahl an "Möglichkeiten bietet, Studierende im Studium zu begleiten". Für 2013 und 2014 ist geplant, die Netzwerkarbeit weiter auszubauen und in der Hochschulöffentlichkeit weiter zu verankern. Die Mitglieder des Netzwerks werden dazu überlegen, wie die bundesweiten Treffen und Arbeitsgruppen durch regionale Verbünde ergänzt werden können, um intensiver über kleinere Distanzen hinweg zusammenzuarbeiten. Weitere Informationen zum Netzwerk Tutorienarbeit sind unterwww.tutorienarbeit.de zu finden.
6 LADWIG, Annette: Dipl.Päd. Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bereiches Kompetenzentwicklung für Studium, Lehre und Wissenschaftskarriere, Zentrum für Hochschul- und Qualitätsentwicklung (ZfH), Universität Duisburg-Essen, Leitung des Projektzentrums im Projekt KomDiM (Kompetenzentwicklung für Diversity Management) für die Hochschulen in NRW, zertifizierte hochschuldidaktische Moderatorin, Netzwerksprecherin im Netzwerk Tutorienarbeit an Hochschulen. Arbeitsschwerpunkte: Hochschuldidaktik, Tutorienarbeit und Projektmanagement KRÖPKE, Heike: Dipl.Päd. Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Hochschulzentrum für Lehre und Lernen (HLL) an der Hochschule Niederrhein, Leitung des Tutorenprogramms, Netzwerksprecherin im Netzwerk Tutorienarbeit an Hochschulen. Arbeitsschwerpunkte: Tutorenqualifizierung, hochschuldidaktische Multiplikator/inn/enausbildung für die Weiterbildung von Tutor/inn/en sowie Schlüsselqualifikationen.
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