Der Honig der Hadza. PALÄOPOWER Thema. Lockruf des Honiganzeigers

Transkript

1 PALÄOPOWER Thema Der Honig der Hadza Lockruf des Honiganzeigers Ein Rascheln im Baum - dann folgt auch schon der charakteristische Lockruf des Honiganzeigers. Der kleine Vogel signalisiert, dass in der Nähe Honig zu finden ist. Ein Hadza-Mann lauscht, antwortet mit einem Pfeifton und folgt dem Honiganzeiger. Der unscheinbare Vogel ist immer wieder laut zu hören, er beobachtet, ob der Hadza ihm weiter folgt und führt ihn schließlich zur begehrten Beute: Ein Baobab- Baum, in dessen Inneren Honigwaben liegen. Der Hadza zündet ein kleines Feuer an und beginnt Haltestifte in die Rinde des Baobab- Baums einzuschlagen. Mit einer kleinen Fackel steigt er dann, Haltestift für Haltestift, am Baum hoch, bis er an die Stelle kommt, an der der Bienenstock liegt. Der Rauch der Fackel vertreibt die Bienen so gelangt der Hadza mit geringerer Bienenstichgefahr an seine Nahrungsquelle. Mit Steinwerkzeugen oder einer Axt wird der Baum aufgebrochen, die Honigwaben herausgelöst und an den Boden gebracht. Am Feuer wird der Honig genossen - die Waben erhält der Honiganzeiger als Gegenleistung für sein Anzeigen der Honigquelle. Nicht immer ist ein Honiganzeiger zur Stelle. Die Hadza halten oft an Bäumen an, beobachten die Bienen genau, legen ein Ohr an die Rinde und prüfen, ob reichlich Honig im Baum vorhanden ist. Sie kommen dann mit einer Axt (früher waren es Steinwerkzeuge) und öffnen den Baum, um an die süße Köstlichkeit zu gelangen. Hadza sammeln Honig von 7 verschiedenen Bienenarten einige stechen, andere nicht. Der Honiganzeiger führt die Hadza nur zur stechenden Westlichen Honigbiene (Apis mellifera).

2 Das gemeinsame Sammeln der Honigbeute ist in Ko-Evolution von Honiganzeigern und Menschen entstanden und deutet darauf hin, dass Menschen schon sehr lange Honig auf diese Weise erhalten. Die Frauen und Kinder der Hadza sammeln oft Honig aus den Bienenstöcken der stachellosen Bienen. Ausgehöhlte Flaschenkürbisse und leere Straußeneier dienen als Transportgefäße. Honig ist ein sehr wertvolles Nahrungsmittel und wird unter den Hadza geteilt, gelegentlich auch zum Tausch in umliegenden Dörfern verwendet. Mehr als Jahre Honigsammeln Felsmalereien aus Spanien, Indien, Australien und dem südlichen Afrika zeigen Bilder von Männern und Frauen, die Honig sammeln, Naturleitern an Bäumen erklimmen um an Honigwaben zu gelangen, mit Rauch arbeiten um Bienen zu vertreiben etc. Die bislang älteste Darstellung ist ca Jahre alt. Die künstlerische Darstellung des Honigsammelns an vielen Orten zeigt die Bedeutung von Honig als Nahrungsquelle, die fester Bestandteil der Ernährung der Jäger und Sammler ist. Übrigens lieben auch andere Primaten Honig: Paviane, Makaken, Gorillas, Orang- Utans und Schimpansen kosten ebenfalls davon. Paviane nutzen dabei, wie die Menschen, den Honiganzeiger als Helfer bei der Suche, ebenso wie der Honigdachs. Hirn-Energie, Nahrungsergänzung und Süßigkeiten für Jäger und Sammler Honig macht bei den Hadza im Durchschnitt etwa 15% der aufgenommenen Energie aus, bei Männern bis zu 30%. Honig ist das fünftwichtigste Nahrungsmittel nach Beeren, Fleisch, Baobab und Knollen.

3 Seine hohe Energiedichte, das heißt einen hohen Energieanteil pro Gewicht, stammt aus dem enthaltenen Zucker. Er macht 80-95% des Honigs aus und besteht aus Frucht- und Traubenzucker (Fruktose und Glucose). Schon vor ca. 2 Millionen Jahren waren Menschen in der Lage, sich diese süße Nährstoffquelle mit Hilfe von Steinwerkzeugen zu erschließen was ihnen einen Vorteil bei der aufwändigen Energieversorgung des immer größer werdenden Gehirns gab. Honig enthält zusätzlich noch geringe Mengen an essentiellen Vitaminen und Mineralstoffen, sowie weitere Pflanzeninhaltsstoffe. Wild gesammelter Honig liefert zusätzlich noch Bienenlarven, die eine gute Quelle von Protein, Fett, Mineralstoffen und B-Vitaminen sind. Gerade in der Trockenzeit, wenn andere Nahrungsmittel knapper sind, wird Honig so zu einem natürlichen Nahrungsergänzungsmittel. Von Venezuela über Paraguay, Nepal, Australien bis Afrika verwenden heutige Jäger und Sammler Honig, inklusive Bienenlarven. Bei den Ache in Paraguay macht diese Nahrung über kcal pro Person am Tag aus, knapp die Hälfte der Tagesenergie. Die größten Honigmengen sind in der Regenzeit verfügbar, das restliche Jahr auch, allerdings in geringeren Mengen. In Nepal sammeln Jäger etwa 40 Liter Honig und 10 kg Waben in weniger als einer Stunde. Die Efe im Kongo ernähren sich von Juli bis August, der Honig-Saison fast ausschließlich von Honig, Bienenlarven und Pollen. Männer und Frauen sammeln pro Tag mehr als 3 Kilogramm Honig, verzehren mehr als 600 Gramm (Trockengewicht) und damit etwa kcal. Damit macht Honig etwa 70% am Gewicht der Nahrung und etwa 80% der aufgenommenen Energie aus. Junge Hadza-Männer können bis zu kcal aus Honig in einem 3-Stunden-Trip sammeln und essen. Bei den Hadza in Tansania wird Honig auch als Abstill-Nahrung für Kinder verwendet. Honig ist also aus dem Jäger-und-Sammler-Leben nicht weg zu denken und macht einen entscheidenden Teil der Ernährung aus.

4 Zucker verboten? Ein relativ hoher Anteil an Zucker, der sowohl aus Honig als auch aus Beeren und Wurzelknollen stammt, ist also durchaus Bestandteil der Paläo-Ernährung. Interessanterweise kennen die Jäger und Sammler trotzdem so gut wie kein Übergewicht, Zuckerkrankheit (Diabetes) oder Karies. Es gibt sogar ein wachsendes Interesse daran, Honig als Behandlung bei Diabetes einzusetzen, da trotz des hohen Zuckergehalts, positive Effekte beschrieben werden. In der modernen Paläo-Ernährung wird allerdings auf industriell hergestellten Zucker aus Zuckerrohr und Zuckerrübe verzichtet. Diese Zuckerformen waren in der Altsteinzeit tatsächlich nicht bekannt ebenso wenig bei heutigen Jägern und Sammlern. Honig nicht nur gegen Husten Seit langer Zeit wird Honig nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch als Medizin genutzt. In vielen wissenschaftlichen Studien wurde nachgewiesen, dass Honig gegen Bakterien wirkt, Entzündungen verringert, vor Zellveränderungen schützt (und damit krebsvorbeugend ist), die Wundheilung verbessert und sogar gegen Zuckerkrankheit wirken kann. Inzwischen wird Honig auch als natürliches Mittel gegen Husten von der WHO empfohlen: 10 Gramm, d.h. ein Teelöffel, ca. 30 Minuten vor dem Schlafengehen, bringt bei Kindern mit Atemwegserkrankungen eine deutliche Hustenverringerung und fördert den Schlaf.

5 Gute Honigquellen Bio-Honig gibt es eigentlich nicht, denn der Bienenflug lässt sich nicht kontrollieren und kein Bio-Imker, der nicht mindestens einen Umkreis von 5 km frei von konventionell bewirtschafteten Flächen hat (bei einigen Bienen wird sogar eine noch größere Distanz benötigt), kann sicher sein, dass sein Honig wirklich ein reines Bioprodukt ist. Bei Bio-Honig geht es daher vor allem um die Art der (ökologischen) Bienenhaltung. Dabei wird vor allem darauf geachtet, dass kein Einsatz und keine Rückstände von chemischen Bienen-Medikamenten keine Pollen aus gentechnisch veränderten Pflanzen keine Rückstände aus Pestiziden oder Insektiziden nachweisbar sind. So werden etwa die Bienenkästen nicht mir belasteten Farben gestrichen und als Mittel gegen die Varroa-Milbe kommen nur organische Säuren zum Einsatz, wie sie natürlicherweise auch bei Bienen vorkommen. All dies spricht dafür, bei Honig auf Bio - Qualität zu achten. Hier sind einige deutsche Bio-Imker gelistet, bei denen auch online bestellt werden kann: Bioland Bienenhöfe: (hier gibt es auch Wabenhonig) Rezepte mit Honig und paläo-kompatiblen Zuckern gibt es in der Steinzeitküche 2.0 bei PaläoPower. Buchen Sie unter 2/steinzeitkuche-2-0/ das Rezeptmodul 5 Süßen mit guten Zuckern oder die Komplett-Sammlung.

6 Literatur Ahmed, S., N.H. Othman Review of the medicinal effects of Tualang honey and a comparison with Manuka honey. Malays J Med Sci 20(3):6-13 Cohen, H.A., et al Effect of Honey on Nocturnal Cough and Sleep Quality: A Double-blind, Randomized, Placebo-Controlled Study. Pediactrics 130: Crittenden, A.N The importance of honey consumption in human evolution. Food and Foodways 19: Erejuwa, O.O Effect of honey in diabetes mellitus: matters arising. J Diabetes Metab Disord. 13(1):23 Marlowe, F.W The Hadza hunter-gatherers of Tanzania. University of California Press Bildquellen Honigglas: dionisvera, Honiganzeiger: 123RF; Honigsammlerin: Sabine Paul; Honigsammler: 123RF; Honiglöffel: motograf, Impressum: PaläoPower-Institut Dr. Sabine Paul Skylineblick Frankfurt PaläoPower ist eine eingetragene Marke.