Was ist Epilepsie? Info. Epilepsie. Was sind epileptische Anfälle und Epilepsien?
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- Wolfgang Heidrich
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1 Was ist Epilepsie? Info Epilepsie Was sind epileptische Anfälle und Epilepsien?
2 Epilepsie-Liga forscht hilft informiert WAS SIND EPILEPTISCHE ANFÄLLE UND EPILEPSIEN? Epileptische Anfälle sind Störungen des Gehirns aufgrund kurz dauernder vermehrter Entladungen von Nervenzellen. Eine Epilepsie besteht beim wiederholten Auftreten epileptischer Anfälle ohne erkennbare Erklärung für den Zeitpunkt des Auftretens ausnahmsweise auch schon nach einem ersten Anfall, sofern ein hohes Risiko weiterer Anfälle besteht. Es gibt mehr als zehn Formen epileptischer Anfälle und noch weitaus mehr Formen von Epilepsien, auch weil diese mit einer Kombination verschiedener Anfallsformen einhergehen können. Jeder betroffene Mensch hat in der Regel nur eine Epilepsieform mit einer bis drei Anfallsformen. Die Abstände zwischen den einzelnen Anfällen können zwischen Sekunden und Jahren oder sogar Jahrzehnten schwanken. Das Wort Epilepsie kommt aus dem Griechischen und bedeutet «Ergriffenwerden», «Gepacktwerden» oder «von etwas befallen oder erfasst sein». Bis zum Mittelalter bezeichnete man Epilepsien unter anderem als «Morbus sacer» oder «Heilige Krankheit» und gab ihnen damit eine Sonderstellung, die sie auch heute noch manchmal haben. ANFALLSFORMEN Viele Menschen glauben, es sei ganz einfach, einen epileptischen Anfall zu beschreiben: Jemand stösst aus heiterem Himmel einen Schrei aus, verliert das Bewusstsein, beisst sich gegebenenfalls auf die Zunge und fällt um. Er hält den Atem an und wird blau, wird steif und zuckt («krampft») dann für eine gewisse Zeit an Armen und Beinen, bis er vor Erschöpfung in eine Art Tiefschlaf verfällt. Hinterher klagt er unter Umständen über Abgeschlagenheit, Kopfschmerz, Schwindel oder Muskelkater; manchmal kommt es auch zu einem unwillkürlichen Urinabgang. Diese Beschreibung trifft zwar für eine Form epileptischer Anfälle (den so genannten «Grand mal»-anfall oder generalisierten tonisch-klonischen Anfall) zu, aber diese Anfallsform ist nur eine von vielen und nicht die häufigste. Epileptische Anfälle können sehr unterschiedlich aussehen. Sie können ohne Schrei und Bewusstlosigkeit einhergehen, ohne Steifwerden, Zungenbiss und Umfallen, ohne Blauwerden und «Krampfen». Sie können so harmlos sein, dass weder die Betroffenen selbst irgendetwas davon mitbekommen noch Nichtfachleuten etwas auffällt, wenn sie einen Anfall direkt beobachten. Einziges Zeichen eines epileptischen Anfalls kann eine Unaufmerksamkeit von fünf bis zehn Sekunden Dauer oder ein kurzes Zucken eines Armes sein.
3 EINE ALLGEMEINE DEFINITION Eine allgemeingültige und für alle Anfallsformen gültige Beschreibung epileptischer Anfälle könnte lauten: Epileptische Anfälle sind relativ kurz dauernde, plötzliche Änderungen des Bewusstseins, Denkens, Verhaltens, Gedächtnisses, Fühlens oder Empfindens oder der Anspannung der Muskulatur aufgrund einer vorübergehenden Funktionsstörung von Nervenzellen im Gehirn, die sich vermehrt und einander aufschaukelnd elektrisch entladen. Diese Definition ist zwar richtig, aber viel zu lang, um sie behalten zu können und im Alltag zu verwenden. Man kann epileptische Anfälle deswegen vereinfachend auch als Ausdruck einer vorübergehenden Funktionsstörung von Nervenzellen definieren, wobei die Auswirkungen davon abhängen, welche Aufgaben die beteiligten Nervenzellen normalerweise haben. ZEICHEN EPILEPTISCHER ANFÄLLE Jede Nervenzelle und jeder Nervenzellverband im Gehirn kann «epileptisch» werden, was dazu führt, dass sie in ihrer normalen Tätigkeit gestört oder unterbrochen werden. Wenn die Zellen für die Geruchsempfindung verantwortlich sind, kommt es zu einer Riechstörung; sind sie normalerweise für das Sehen verantwortlich, kann es beispielsweise zu Wahrnehmungen von Blitzen oder anderen Lichtreizen kommen. Sind sie am Bewusstsein beteiligt, drückt sich dies in einer Beeinträchtigung oder auch völligen Unterbrechung des Bewusstseins mit hinterher bestehender Erinnerungslücke aus. Das «Krampfen» bei manchen Anfallsformen ist Folge einer Beteiligung der Nervenzellen in der sogenannten motorischen Hirnrinde und ist fast immer mit einem Hinstürzen verbunden. Auch ein Zungenbiss oder unwillkürliches Einnässen kann vorkommen. ANFÄLLE UND EPILEPSIE Der Ausdruck «epileptische Anfälle» ist eine Sammelbezeichnung, hinter der ganz unterschiedliche Krankheiten stecken können. Bei vielen Menschen findet sich auch mit den heute zur Verfügung stehenden Methoden keine fassbare Ursache für ihre Anfälle. Nicht jeder Mensch mit einem oder mehreren epileptischen Anfällen hat auch eine Epilepsie. So wird es bei fast jedem Menschen zu epileptischen Anfällen kommen, der zum Beispiel eine Eiterung des Gehirns (einen sogenannten Hirnabszess) entwickelt, der eine ausreichend schwere Kopfverletzung erleidet, dessen Gehirn nicht genug mit Sauerstoff versorgt wird oder der eine Überdosis bestimmter Medikamente einnimmt. Obwohl es bei einem Fortbestehen oder einer Wiederholung dieser Umstände auch zu wiederholten Anfällen kommen kann, haben die betreffenden Menschen keine Epilepsie (sondern wiederholte «akute symptomatische Anfälle» oder provozierte Anfälle). Von einer Epilepsie wird zunächst einmal nach mindestens zwei epileptischen Anfällen im Abstand von mindestens 24 Stunden gesprochen, für die jeweils keine Erklärung für den Zeitpunkt des Auftretens erkennbar ist, die also «unprovoziert» oder spontan aufgetreten sind. Trotzdem kann eine für die Anfälle verantwortliche Ursache am Gehirn wie etwa ein Geburtsschaden oder eine andere, längere Zeit zurückliegende Ver-
4 letzung vorliegen. Die Diagnose einer Epilepsie geht sogar davon aus, dass die Ursache einer Epilepsie zwischen den Anfällen fortbesteht. Bereits nach einem ersten unprovozierten Anfall kann dann schon eine Epilepsie diagnostiziert werden, wenn aufgrund von Befunden der Zusatzuntersuchungen (EEG und Bildgebung des Gehirns) davon auszugehen ist, dass ein hohes Risiko weiterer Anfälle besteht (über 60% in den nächsten 10 Jahren). Das richtige Erkennen der beim jeweiligen Patienten vorliegenden Anfalls- und Epilepsieform ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. WAS SIND EPILEPTISCHE ANFÄLLE UND EPILEPSIEN NICHT? Bei einer Krankheit kennt man im Gegensatz zu Erkrankungen ihre genaue, nur für diese jeweilige Form zutreffende Ursache. Insofern sind fast alle Epilepsien keine Krankheiten, sondern eine Gruppe von Erkrankungen oder Störungen mit unterschiedlichen Ursachen, die als Gemeinsamkeit das wiederholte Auftreten von epileptischen Anfällen haben. Aufgrund immer genauerer Untersuchungsmethoden ist zu erwarten, dass es Zukunft bei immer mehr Epilepsieformen gelingt, ihre genaue Ursache aufzuklären. DIE VORURTEILE HABEN EINE LANGE GESCHICHTE Obwohl das Fachwissen über Epilepsie in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen hat, gehört sie immer noch zu den Gesundheitsstörungen, denen in der Öffentlichkeit mit einer Vielzahl falscher Vorstellungen und Vorurteilen begegnet wird. Es muss also noch viel Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden. Schon der berühmte griechische Arzt Hippokrates ( vor Christi Geburt) hatte erkannt, dass Epilepsien auf einer Störung im Gehirn beruhen, aber es dauerte bis zum 19. Jahrhundert, bis sich diese Überzeugung auch im ärztlichen Handeln und wenngleich sehr zögerlich zunehmend auch im allgemeinen Bewusstsein niederschlug. Die damals schlechten Behandlungsaussichten führten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in vielen Ländern Europas dazu, dass für Menschen mit Epilepsie als den «Ärmsten der Armen» spezielle Anstalten geschaffen wurden. Damit rückten Menschen mit Epilepsien in die Nähe von Geisteskranken, denen ein ähnliches Schicksal widerfuhr. Nachdem seit Anfang des 20. Jahrhunderts zunehmend wirksame medikamentöse und chirurgische Behandlungsmöglichkeiten entwickelt wurden, wurden diese «Anstalten für Epileptische» aufgelöst oder in moderne neurologische Fachkliniken beziehungsweise Epilepsiezentren umgewandelt.
5 FALSCHE UND RICHTIGE AUSSAGEN ZU EPILEPTISCHEN ANFÄLLEN UND EPILEPSIEN Falsch Ein epileptischer Anfall ist gleichbedeutend mit Epilepsie. Epileptische Anfälle sind immer dramatisch und nicht zu übersehen. Epilepsie ist eine Krankheit. Epilepsie ist eine gleichförmige Krankheit. Epilepsien sind schwer zu behandeln. Epilepsie ist eine Geisteskrankheit. Epilepsie geht mit einer geistigen Behinderung einher. Epilepsie ist eine Erbkrankheit. Alle «Epileptiker» sind mehr oder weniger gleich. Richtig Von einer Epilepsie wird in der Regel nach mindestens zwei spontan auftretende Anfällen ohne erkennbare Erklärung für den Zeitpunkt des Auftretens im Abstand von mindestens 24 Stunden gesprochen. Nach einem ersten Anfall wird die Diagnose nur bei einem erkennbar hohen Risiko weiterer Anfälle gestellt. Es gibt kaum merkliche oder harmlos erscheinende epileptische Anfälle. Die meisten Epilepsien sind genau genommen keine Krankheiten, sondern mehr oder weniger einheitliche Syndrome mit unterschiedlichen Ursachen; Epilepsie-Krankheiten mit genau bekannter (molekulargenetisch) einheitlicher Ursache sind vergleichsweise selten. Es gibt nicht eine, sondern mehr als 30 Arten von Epilepsien. Es gibt nicht eine, sondern mehr als 30 Arten von Epilepsien. Etwa 60-70% aller Epilepsien lassen sich mit Medikamenten gut behandeln (völlige Anfallsfreiheit oder nur sehr wenige Anfälle bei guter Verträglichkeit der Medikamente). Epilepsie ist ebenso wenig eine Geisteskrankheit wie andere neurologische Krankheiten. Die überwiegende Mehrzahl der Menschen mit Epilepsie ist nicht geistig behindert. Mehr als 90% aller Epilepsien sind nicht erblich in dem Sinn, dass bei einem betroffenen Elternteil mit einer kindlichen Epilepsie gerechnet werden muss. Es gibt keinen typischen und einheitlichen «Epileptiker»; die Menschen mit Epilepsie unterscheiden sich ebenso wie Menschen mit hohem Blutdruck oder Zuckerkrankheit.
6 Epilepsie-Liga forscht hilft informiert Epilepsie kann jeden treffen Fünf bis zehn Prozent der Menschen erleiden in ihrem Leben einen epileptischen Anfall. Knapp ein Prozent der Bevölkerung erkrankt im Laufe ihres Lebens an Epilepsie. In der Schweiz sind dies etwa Personen, davon etwa Kinder. Epilepsie-Liga vielfältig aktiv Die Schweizerische Epilepsie-Liga forscht, hilft und informiert seit Ihr Ziel ist es, den Alltag von Epilepsie-Betroffenen und deren Situation in der Gesellschaft nachhaltig zu verbessern. Forschen Sie fördert die Weiterentwicklung des Wissens in allen Bereichen der Epilepsie. Verfasser Dr. med. Günter Krämer Präsident der Epilepsie-Liga Schweizerische Epilepsie-Liga Seefeldstrasse 84 CH-8008 Zürich T F info@epi.ch PC Helfen Auskünfte und Beratungen auf Deutsch, Englisch oder Französisch: für Fachleute aus den verschiedensten Bereichen für Betroffene und Angehörige Informieren Die Epilepsie-Liga informiert und sensibilisiert die Öffentlichkeit und unterstützt so die Integration von epilepsiebetroffenen Menschen beispielsweise mit dieser Broschüre. Stand der Informationen: Juni 2017 Realisiert mit freundlicher Unterstützung des Hauptsponsors UCB-Pharma. Weitere Sponsoren: Desitin Pharma, Eisai Pharma, GlaxoSmithKline, Novartis Oncology, Sandoz Pharmaceuticals. Die Sponsoren haben keinen Einfluss auf den Inhalt. Titelbild: ImagePoint/Markus Schneeberger
7 Absender/in Vorname / Name Beruf / Funktion Strasse / Nummer PLZ / Ort Telefon Fax Bitte frankieren Schweizerische Epilepsie-Liga Seefeldstrasse 84 CH-8008 Zürich Was sind epileptische Anfälle und Epilepsien?
8 Epilepsie-Liga forscht hilft informiert ZUTREFFENDES BITTE ANKREUZEN D F I Anzahl Senden Sie mir bitte: c c c Erste Hilfe bei epileptischen Anfällen* c c c Was sind epileptische Anfälle und Epilepsien?* c c c Führerschein und Epilepsie* c c c Wichtige Merkmale von Anfällen c c c Häufigste Ursachen von Epilepsien c c c Medikamentöse Behandlung c c c Reisen und Epilepsie c c Sport und Epilepsie c c Arbeit und Epilepsie c c Epilepsie im Alter c c c Häufige Anfallsformen bei Kindern und Jugendlichen c c c Kinderwunsch und Epilepsie c c c Frau und Epilepsie c c c Mann und Epilepsie c c Zusammenarbeit mit dem Arzt c c Vagusnervstimulation c c Ketogene Diäten c c Nichtepileptische Anfälle * Flyer auch auf Portugiesisch und Albanisch verfügbar Fachzeitschrift «Epileptologie» c c c «Epilepsie News» c c c SOS-Karte c c c Ratgeber für Legate Programmheft Veranstaltungen der Epilepsie-Liga Einzahlungsschein(e) zur Unterstützung der Epilepsie-Liga Ich (wir) möchte(n): c c c Einzelmitglied der Epilepsie-Liga werden (50 Franken jährlich). Kollektivmitglied der Epilepsie-Liga werden (100 Franken jährlich). Gönner/in der Epilepsie-Liga werden (min. 100 Franken jährlich).
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