Welche Schule braucht mein Kind?
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- Regina Schräder
- vor 6 Jahren
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1 Welche Schule braucht mein Kind? Über den Wandel der Schulformen, seine Ursachen und Konsequenzen Vortrag am 11. Mai 2009 in Osterode Dr. Ernst RösnerR Institut für f r Schulentwicklungsforschung (IFS) Technische Universität t Dortmund roesner@ifs.uni ifs.uni-dortmund.de
2 Erste Frage: Ist unser Schulsystem begabungsrecht?
3 Antwort: Nein, denn Der Wandel des Schulwahlverhaltens und die regionale Spreizung der Bildungsbeteiligungen widerlegen den Anspruch der Begabungsgerechtigkeit. Es gibt keine wissenschaftlichen Argumente für f r unser dreigliedriges Schulsystem. (Prof. Elsbeth Stern in der Wirtschaftswoche ) Es existiert keine schlüssige ssige Definition, was eine Hauptschul-,, eine Realschul- oder eine Gymnasialbegabung ist. Unstrittig ist lediglich: Es gibt unterschiedlich leistungsfähige Kinder.
4 ,1 Der Längsschnitt: Schüler im 8. Jg. in Schulformen Niedersachsen (in %) 56, ,3 22,2 31,9 16,5 25,0 14,2 17,2 32,4 33,4 32,2 30,3 27,8 26,8 37,4 34,2 18,6 2,8 3,6 2,5 5, VS/HS RS GY IGS
5 Der Querschnitt: Verteilung der Schüler im 5. Schuljahr 2008/09 Niedersachsen regional (Kreisebene) 60 59,1 55, ,1 39,0 27,4 20,1 21,9 22,8 13,2 6,2 5,0 0,0 Minimum Landesdurchschnitt Maximum Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule
6 Zweite Frage: Ist es begründbar, Kinder im Alter von zehn Jahren auf unterschiedlich anspruchsvolle Bildungsgänge nge zu verteilen?
7 Antwort: Nein, denn Identische Kinder (nach sozialer Herkunft und Kompetenz) entwickeln sich unterschiedlich in Abhängigkeit vom besuchten Bildungsgang ( Schulform( als differenzielles Entwicklungsmilieu Baumert 2001) Berlin: 64 Prozent aller hauptschulempfohlenen Kinder sind in der Realschule erfolgreich, 70 Prozent aller realschulempfohlenen Kinder sind im Gymnasium erfolgreich (Berliner Schulstatistik 2007). Weltweit praktizieren 15 Länder L die Frühauslese von 10- jährigen Kindern. 14 davon sind Bundesländer. nder. PISA 2003: Kein Nation mit Frühauslese findet sich bei der Lesekompetenz oberhalb des OECD-Mittelwertes.
8 Dritte Frage: Sind stabile Schulsysteme mit unterschiedlich anspruchsvollen Bildungsgängen ngen möglich? m glich?
9 Schülerzahlver lerzahlveränderung: Schüler im 7. Jg. Niedersachsen (2001/ /08) HS RS GY IGS/SMB Zum Vergleich: 2001/02: Schüler 2007/08: Schüler
10 Schülerzahlver lerzahlveränderung: Schüler im 7. Jg. Kreis Osterode (2001/ /08) HS RS GY Zum Vergleich: 2001/02: 877 Schüler 2007/08: 756 Schüler (-121)
11 Geburtenzahlen in Niedersachsen (in Tsd.) ,9 82,2 80,5 79,4 75,2 73,2 70,6 70,4 67,0 65,3 65,
12 Antwort: Nein, denn 1. Das Schulwahlverhalten der Eltern begünstigt kontinuierlich die jeweils anspruchsvolleren Bildungsgänge. nge. 2. Der demografisch bedingte Schülerzahlr lerzahlrückgang verstärkt rkt diese Umverteilung erheblich: Schulen mit gymnasialen Standards bleiben stabil, Schulen ohne gymnasiale Standards verlieren überproportional. 3. Nach 40 Jahren Schüleraustausch droht die Hauptschule als Reservoir der Realschule zu entfallen. Folge: Hauptschulen werden geschlossen, Realschulen schrumpfen.
13 Wenn die Schülerzahlen sinken hat dies erstaunliche Auswirkungen auf die weiterführenden Schulen: Die Übergangsquote zum Gymnasium steigt beständig, entsprechend sinkt die zur Hauptschule. Realschulen geraten tendenziell auf die Verliererstraße. e. Entgegen verbreiteten Alltagstheorien wächst w mit steigenden Übergangsquoten die Erfolgswahrscheinlichkeit im Gymnasien: Weniger Abschulungen,, weniger Wiederholer. Wie diese Befunden mit der klassischen Begabungstheorie in Einklang zu bringen sind, ist noch ungeklärt.
14 Vierte Frage: Kann die Hauptschule durch Bildungspolitik stabilisiert werden?
15 Antwort: Nein, denn 1. Seit 1968 gibt es in den westdeutschen Bundesländern ndern die Hauptschule. Seither verliert sie Schüler. 2. Dem Niedergang der Hauptschule ist bildungspolitisch nicht entgegenzuwirken. Alle entsprechenden Versuche in allen westlichen Bundesländer nder blieben wirkungslos. 3. Die Beschneidung von Elternrechten bei der Wahl weiterführender Schulen (wie in Bayern und Baden- Württemberg) verlangsamt den Niedergang der Hauptschule, hält h ihn aber nicht auf. Beispiel Tübingen: T Übergangsquote 8 % zum Schuljahr 2007/08.
16 Beispiel: Übergänge in die Hauptschule Wermelskirchen ( , in %) Diese Hauptschule erhielt 2001 den Sonderpreis für die insgesamt beste Schule im NRW-Wettbewerb Qualität schulischer Arbeit N=135 N=121 N=150 31,1 29,5 30,9 N=130 28,8 N=84 21,2 N=92 24,0 N=85 22,2 N=60 N= ,1 16, / / / / / / / / /09
17 Eltern als Bildungspolitiker
18 Schulabschluss der Wohnbevölkerung im Alter von 35 bis unter 40 Jahren (in %) VS/HS POS RS FHR/AHR
19 Schulabschlusswunsch (West) in % nach Schulabschluss der Eltern (IFS-Umfrage 2004) Meerbusch Hallenberg Lügde Medebach Beelen Bis HS-Abschluss Mittlerer Abschluss Abitur 86 Wunsch: HS-Abschluss Wunsch: Mittlerer Abschluss Wunsch: Abitur
20 Die Aspirationsspirale Noch mehr höhere Schulabschlüsse Noch häufigere Wahl höherer Schulen Vermehrte Wahl höherer Schulen Mehr höhere Schulabschlüsse Bildungsexpansion der 60er Jahre Vermehrte Wahl höherer Schulen
21 Welche Schule braucht mein Kind? Das traditionelle Schulsystem ist ungerecht, insgesamt leistungsschwach, instabil und nicht begründbar. Diese Schule braucht mein Kind nicht. Erforderlich ist längeres l gemeinsames Lernen mit wohnungsnahen Schulangeboten. Inklusion: Gemeinsamer Unterricht auch für f Kinder mit Behinderungen! Ziel: Mehr Kinder zu besseren Schulabschlüssen ssen führen!
22 Welche Schule braucht mein Kind? Ein notwendiger Paradigmenwechsel: Bedarfsorientierung statt Angebotsorientierung
23 Bedarf ist: Der Bedarf der Eltern am Wohnort Der Bedarf zuzugswilliger Familien Der Bedarf der Wirtschaft (für r das eigene Personal und für f r den Nachwuchs im Unternehmen).
24 Bedarfgerecht sind vor allem Schulen mit gymnasialen Standards: Gymnasien Gesamtschulen Gemeinschaftsschulen.
25 Kleiner Exkurs: Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein (Teil I) Schule für f r Alle der Sekundarstufe I; Oberstufe optional, Grundschulanbindung möglich. m Seit 2006 Regelschule Mindestens 300 Schüler 2007/08: 7 Gemeinschaftsschulen 2008/09: 55 Gemeinschaftsschulen 2009/10: 96 Gemeinschaftsschulen Genehmigung nur auf Antrag des Schulträgers. (Fast alle Antragsteller sind oder waren CDU-regiert.) Kommunal- und landespolitisch unumstritten.
26 Kleiner Exkurs: Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein (Teil II) Was wird aus der Realschule? Ab 2010/11 Fusion aller Haupt- und Realschulen zu Regionalschulen (Forderung CDU) Dagegen heftiger Widerstand aus Realschulen. In Realschulen: Starke Präferenz für f Gemeinschaftsschule statt Regionalschule. Landespolitisch: Zukunft der Regionalschule wird zunehmend skeptisch betrachtet.
27 Was tun in Niedersachsen? Eine Abschaffung des Gymnasiums ist unrealistisch. Eltern sollte die Wahl zwischen Gymnasium und einer Schule haben, die auch gymnasiale Standards anbietet. Beim Eintritt in die Sekundarstufe I muss ein klarer Weg zum Abitur vorgezeichnet sein. Das kann auch ein Wechsel in eine andere Oberstufe sein. In einer Schule für f r Alle sollte bei entsprechenden Leistungen auch das Abitur nach 8 Jahren möglich sein.
28 Vielen Dank.
29 Literatur und Quellen zum Thema Jungmann, Christel: Die Gemeinschaftsschule. Konzept und Erfolg eines neuen Schulmodells. Münster M 2008 (Waxmann-Verlag) Rösner, Ernst: Hauptschule am Ende. Ein Nachruf. Münster M 2007 (Waxmann-Verlag) Rösner, Ernst: Die Einführung der Gemeinschaftsschule in Schleswig- Holstein. Gutachten für f r die Landesregierung Münster M 2008 (Waxmann-Verlag).
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