Simone Klages Notruf für Nummer 28 Wir Kinder aus der Brunnenstraße
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- Uwe Albert
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Transkript
1 Simone Klages Notruf für Nummer 28 Wir Kinder aus der Brunnenstraße
2 Hartmut Bergmann Simone Klages wurde 1956 in Hamburg geboren. Nach ihrem Studium an der Fachhochschule Hamburg machte sie sich zunächst als Illustratorin einen Namen. Vor einigen Jahren begann sie, auch für Kinder zu schreiben. Für ihre Arbeiten wurde sie immer wieder mit Preisen und Stipendien bedacht. Heute lebt und arbeitet sie als Autorin, Illustratorin und Stempelschnitzerin in Hamburg. Notruf für Nummer 28 ist nach Ein Fall für Nummer 28 und Nummer 28 greift ein der dritte Einsatz für die Kinder aus der Brunnenstraße. Mehr über Simone Klages unter
3 Simone Klages Notruf für Nummer 28 Wir Kinder aus der Brunnenstraße Mit Vignetten von Regina Kehn Deutscher Taschenbuch Verlag
4 Das gesamte lieferbare Programm von dtv junior und viele andere Informationen finden sich unter Originalausgabe 2011 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München Umschlagkonzept: Balk & Brumshagen Umschlagbild: Regina Kehn Lektorat: Maria Rutenfranz Gesetzt aus der Bebop 11/14,5. Gesamtherstellung: Druckerei C. H. Beck, Nördlingen Printed in Germany ISBN
5 Für Hammu & Butscher-Liesel, und Maria & Maria!
6 Die Kinder aus der Brunnenstraße Nadeshda: würde gern aussehen wie Pippi Langstrumpf. Sie wohnt zusammen mit ihrer Mutter in der Brunnenstraße Nummer 28. Gogo: heißt eigentlich Geórgios, Nadeshda sagt aber immer nur Gogo zu ihm. Gogos Eltern haben ein griechisches Restaurant in der Brunnenstraße.
7 Poli-Kala: ist Gogos kleine Schwester. Sie heißt eigentlich Polyxéni Kalliópi, wird aber überall nur Poli-Kala genannt, denn die Kurzform von Polyxéni Kalliópi wäre Poly Popi und das hört sich ziemlich doof an, findet sie. Da ist ihr Poli-Kala schon lieber, denn das heißt übersetzt:»sehr gut«. Fiede: wohnt noch nicht so lange in dem Haus von Nadeshda. Er sieht ziemlich cool aus mit seiner Sonnenbrille. Aber so cool, wie er aussieht, ist er gar nicht.
8 Joran: ist erst seit zwei Wochen in Nadeshdas Klasse. Er redet nicht viel. Bislang ist es keinem aus der Klasse gelungen, herauszubekommen, weshalb er mitten im Halbjahr die Schule gewechselt hat. Was hat Joran zu verbergen? Kröte: geht in Nadeshdas Klasse. Er würde für sein Leben gern gemeinsam mit Nadeshdas und ihren Freunden ermitteln. Nadeshda hingegen kennt niemanden, mit dem sie weniger gern zusammenarbeiten würde. Eigentlich könnte Kröte ihr ja egal sein. Doch leider
9 Voll erwischt! Blut spritzte! Alle schrien entsetzt auf und rannten wild durcheinander. Nichts hatte am Morgen darauf hingedeutet, dass der letzte Schultag vor den Osterferien so enden würde: Erst das Blut. Und dann der böse Verdacht. Es begann damit, dass es Hugo erwischt hatte. Mit voller Wucht. Nadeshda hatte in seiner Nähe gestanden. Sie hatte es kommen sehen. So schnell sie konnte, war sie zu Hugo hinübergesprintet. Doch sie war nicht schnell genug gewesen. Sie hatte das Unglück nicht verhindern können. Hugo taumelte. Nadeshda gelang es gerade noch, ihn festzuhalten. Mit verrutschter Brille stand er neben ihr. Das Blut aus seiner Nase tropfte auf den Turnhallenboden. Rasch kramte Nadeshda ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche und reichte es ihm. Die ganze Klasse war plötzlich da und drängelte sich um die beiden. 9
10 »Er muss den Kopf nach hinten legen!nein, er muss sich hinlegen!oder sich einfach die Nase zuhalten!einen kalten Lappen in den Nacken legen.«jeder wollte Hugo irgendwelche Ratschläge geben. Es war ein einziges Durcheinander. Niemand interessierte sich mehr für den Ball, der irgendwo in den Geräteraum gerollt war. Während sich der Sportlehrer um Hugo kümmerte, konzentrierten sich alle auf den Schuldigen:»Mann, Sami, was wirfst du auch immer so harte Bälle!Und ausgerechnet auf Hugo!Du weißt doch ganz genau, dass er nicht fangen kann!«plötzlich rief Angi:»Mensch, Nadeshda, wie siehst du denn aus!«nadeshda schaute an sich hinunter.»oh nein!«ihr heiß geliebtes Ringel-T-Shirt war übersät mit Blutspritzern! Kröte, der wie immer zu allem seinen Kommentar abgeben musste, bemerkte gleichmütig:»klarer Fall für die Altkleidersammlung.«Nadeshda verdrehte die Augen zur Turnhallendecke. Das konnte auch nur von Kröte kommen! Ihre Mutter war früher einmal ganz dick mit Krötes Mutter befreundet gewesen. Nadeshda dankte dem Umstand, dass die beiden sich bereits vor ihrer Geburt derartig miteinander gestritten hatten, dass sie bis heute kein Wort mehr miteinander sprachen. Denn wer weiß, wie 10
11 viele Nachmittage, Wochenenden oder gar Ferien sie sonst mit Kröte hätte verbringen müssen?! Es reichte Nadeshda schon, wenn sie Kröte in der Schule sah.»altkleidersammlung!«, rief sie empört. Kröte, der ständig von seinen Eltern mit den allerneusten Sachen überschüttet wurde. So etwas wie ein Lieblingsteil kannte einer wie er wahrscheinlich überhaupt nicht. Nein, die Blutflecken musste Nadeshda unbedingt herausbekommen. Sie rannte in den Mädchenumkleideraum. Auf der Toilette versuchte sie die Blutflecken mit kaltem Wasser auszuwaschen. Plötzlich hielt sie inne und lauschte. Hatte da nicht eben eine Tür geklappt? War es Angi, die kam, um sich nach dem Erfolg ihrer Waschaktion zu erkundigen? Nadeshda erwartete, dass sie jeden Moment die Tür zur Toilette öffnen und ihren Kopf hereinstecken würde. Nichts dergleichen geschah. Noch mehrfach meinte Nadeshda, weiteres Türklappen zu vernehmen, doch bei ihr in der Toilette ließ sich niemand blicken. Dann klingelte es zur Pause. Halbwegs mit dem Ergebnis ihrer Auswaschaktion zufrieden, verließ Nadeshda kurze Zeit darauf die Toilette. Erstaunt blickte sie sich um. Wieso war noch niemand im Umkleideraum? Es hatte doch längst geklingelt! Normalerweise stürmten immer alle unmittelbar nach Ende der Stunde zum Umziehen. Was hatte das zu bedeuten? Wurde in der Halle vielleicht noch etwas Wichtiges vor den Ferien besprochen? 11
12 Als Nadeshda zurück in die Halle kam, schlug ihr ein Tumult entgegen, lauter und aufgeregter als vorhin wegen Hugos blutender Nase. Nein, nach Besprechung hörte sich das nicht an. Was war passiert? Nadeshdas Herz klopfte. Sie rannte zu den anderen. Niemand schien ihre Rückkehr zu bemerken. Fast die gesamte Klasse stand dicht gedrängt beim Schiebefenster, das zum Lehrerumkleideraum führte. Alle riefen und schrien durcheinander. Einige weinten. Es war kein einziges Wort zu verstehen. Der Sportlehrer machte beschwichtigende Handbewegungen und versuchte, etwas zu sagen. Ohne Erfolg. War etwas mit Hugo? War er in Ohnmacht gefallen? Aber da sah Nadeshda ihn schimpfend inmitten der anderen stehen. Um Hugo schien es hier demnach nicht zu gehen. In dem ganzen Durcheinander schnappte Nadeshda nur Bruchstücke auf:» kann sich doch nicht einfach in Luft auflösen! was soll ich denn jetzt meinen Eltern sagen?! das muss doch jemand gesehen haben! kann doch nicht so einfach verschwunden sein!«nadeshda wandte sich an Selma, die am Rand der aufgeregten Gruppe stand.»was ist passiert?«selma zuckte zusammen, als Nadeshda sie ansprach. Sie stotterte:»die die Tüte die die Handys alle weg!«das, was Nadeshda nach mehrfachem Nachfragen 12
13 endlich von Selma erfuhr, war: Die Plastiktüte mit den Handys, die vor jeder Sportstunde eingesammelt wurden, war nicht mehr auffindbar. Vorhin hatte die Tüte noch auf dem Tisch im Lehrerumkleideraum gelegen. Und jetzt war sie verschwunden. Spurlos.»Das gibt s doch gar nicht!«, rief Nadeshda ungläubig.»die Handys können doch nicht einfach weg sein!«aber Selma nickte.»doch! Alle«, fügte sie mit unbewegter Miene hinzu.»was? Alle? Deins auch? Du Ärmste! Das hattest du doch erst seit zwei Tagen. Und da bist du so ruhig?!«, fragte Nadeshda mitfühlend. An Selmas Stelle wäre sie jetzt wahrscheinlich furchtbar wütend geworden oder in Tränen ausgebrochen. Ausnahmsweise war sie froh, kein Handy zu besitzen. Aber ein anderer Blitzgedanke schoss ihr in diesem Moment in den Kopf: Geklaute Handys! Mensch, das war ein Fall für Nummer 28! Sofort nach der Schule musste sie ihren Freunden Fiede, Gogo und Poli-Kala davon berichten. Da keiner von ihnen in den Osterferien wegfuhr, hatten sie eigentlich geplant, bei der Ferienpass-Aktion mitzumachen. Diesmal gab es eine Hamburg-Rätsel- Rallye, bei der es kreuz und quer durch die Stadt gehen sollte. Aber einen richtigen Fall zu haben wäre natürlich entschieden spannender!»keine Sorge«, flüsterte Nadeshda Selma eindringlich zu.»die Detektive von Nummer 28 werden den 13
14 Dieb finden! Darauf kannst du dich verlassen. Hundertprozentig!!!«Das hörte sich jetzt wahrscheinlich etwas großkotzig an, das war Nadeshda klar. Aber sie wollte Selma ein wenig trösten und ihr Mut machen. Und schließlich hatten sie bisher immer alle Fälle gelöst. Von Selma kam jedoch keine Reaktion. Nadeshda war sich nicht einmal sicher, ob sie ihr überhaupt zugehört hatte. Mit unbewegtem Gesichtsausdruck blickte sie starr nach vorn zum Sportlehrer. Aber das war Nadeshda jetzt egal. Sie war nicht mehr zu bremsen. Immerhin war Selma ja nicht die Einzige, der man das Handy gestohlen hatte. Die anderen aus ihrer Klasse würden Nadeshda und ihren Freunden bestimmt auf immer dankbar sein, wenn sie den Fall lösten. Nadeshda beschloss, sofort mit den Ermittlungen zu beginnen. Sie drängte sich an Selma vorbei nach vorn. Laut, damit alle sie hören konnten, rief sie:»vielleicht ist ja jemand von draußen in die Turnhalle hineingekommen und hat die Tüte mit den Handys geklaut?!«doch der Sportlehrer schüttelte den Kopf:»Das halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Ich habe vor Beginn der Stunde noch geprüft, dass die Außentür eingeschnappt ist. Es kann also niemand von draußen hereingekommen sein. Und selbst wenn: Um an die Tüte mit den Handys zu kommen, hätte der Dieb sich unbemerkt zu uns in die Halle hineinschleichen müs- 14
15 sen. Denn die Tür zum Lehrerumkleideraum hatte ich abgeschlossen. Man wäre also nur von der Halle aus an das Schiebefenster und an die Tüte herangekommen.aber «, setzte Nadeshda an und wollte den anderen von den Geräuschen berichten, die ihr beim Auswaschen ihres Ringel-T-Shirts in der Toilette aufgefallen waren. Doch sie wurde übertönt. Niemand hörte ihr zu. Aufgeregt redeten wieder alle durcheinander:»dann muss es einer aus unserer Klasse gewesen sein.aus unserer Klasse? Nein, das glaube ich nicht! Das würde doch keiner von uns tun!außerdem hätten wir das dann auch gesehen!nein, als Hugo den Ball auf die Nase bekommen hat, waren doch alle abgelenkt!wenn jemand von uns die Tüte mit den Handys geklaut hat, dann müsste sie ja schließlich noch hier irgendwo sein.aber es hat doch auch keiner von uns die Halle verlassen.doch!«, rief da jemand.»nadeshda!«nadeshda hätte schwören können, dass es Krötes Stimme gewesen war. Plötzlich war Stille. Alle starrten Nadeshda an.»stimmt, Nadeshda!«, rief ausgerechnet Angi.»Du bist doch vorhin rausgelaufen, als wir alle noch mit Hugo beschäftigt waren.genau!«, rief Kröte.»Und da hat sie sich im Hinausgehen ruck, zuck die Tüte mit den Handys geschnappt.«nadeshda traute ihren Ohren nicht. Sie fühlte sich 15
16 betäubt wie nach dem Zahnarzt. Sie schaute Kröte fassungslos an.»spinnst du! Warum sollte ich das machen? Was soll ich denn mit zwanzig Handys? Kannst du mir das mal sagen?!«kröte zuckte die Achseln.»Keine Ahnung. Aber wolltest du nicht schon immer selbst eins haben?«nadeshda verschlug es die Sprache. Es stimmte, was Kröte sagte. Eigentlich wünschte sie sich seit Langem ein Handy. Besonders für ihre Detektivarbeit hätte sie schon oft dringend eines benötigt. Wie oft hatte sie die anderen um ihre Handys beneidet. Alle aus der Klasse wussten das. Besonders Kröte, der sie schon immer damit geärgert hatte:»was seid ihr denn für Detektive, ihr habt ja nicht einmal ein Handy?! Wenn ihr mich bei euch mitmachen lassen würdet, könntet ihr mein Handy mitbenutzen«, hatte er ihnen schon mehrfach großzügig angeboten. Sie hatten sein Angebot stets dankend abgelehnt.»aber aber nur weil ich gern ein Handy hätte deshalb klaue ich doch keine!«, erwiderte Nadeshda schließlich mit zittriger Stimme.»Vielleicht«, fuhr Kröte in bedächtigem Tonfall fort,»vielleicht ging es dir ja gar nicht um die Handys. Vielleicht hast du die Handys ja nur verschwinden lassen, damit ihr für euren Detektivclub wieder einen Fall habt und damit ihr mal wieder etwas habt, womit ihr euch oberwichtig machen könnt.«jetzt verdrehte Nadeshda die Augen. Das sagte Krö- 16
17 te nur aus Neid, weil er nicht bei ihnen mitmachen durfte. Zum Glück war sie offenbar nicht die Einzige, die so dachte. Viele grinsten. Einige kicherten sogar. Aber Kröte gab nicht auf.»fakt ist jedenfalls, dass du die Einzige bist, die die Halle verlassen hat«, wiederholte er noch einmal extralaut, damit auch alle es mitbekamen.»tja, insofern könnte es schon sein, dass es Nadeshda war, die die Tüte mit den Handys genommen hat«, hörte Nadeshda nun tatsächlich jemanden hinter sich murmeln.»man sollte einfach mal in ihre Schultasche gucken. Bestimmt sind da die Handys drin«, rief nun auch ein anderer.»genau!«, ließen sich nun sogar mehrere gleichzeitig vernehmen. Nadeshda schaute sich fassungslos um. Glaubten jetzt plötzlich etwa alle aus ihrer Klasse, sie hätte etwas mit dem Verschwinden der Handys zu tun?! Angi wich ihrem Blick aus. Hugo starrte an die Decke. Kröte grinste. Nadeshda war zum Heulen zumute. 17
18 Mucksmäuschenstill Alle redeten wild durcheinander. Der Lärm war ohrenbetäubend.»ruhe!«, brüllte der Sportlehrer. Alle verstummten.»bevor hier jetzt irgendjemand anfängt, irgendwelche Taschen zu durchwühlen, habe ich einen anderen Vorschlag«, versuchte der Sportlehrer die gereizte Stimmung zu beruhigen. In dem ganzen Trubel vorhin hätten schließlich außer Nadeshda auch noch andere unbemerkt mit der Handytüte die Halle verlassen können, meinte er. Er angelte sein eigenes Handy aus seiner Sporttasche hervor.»jeder von euch, der ein Handy hat, gibt mir jetzt bitte seine Nummer«, forderte er sie auf.»mit Sicherheit hat der Dieb nicht die Zeit gehabt, die Handys auszuschalten. Sollten der Dieb und die Handys tatsächlich noch hier irgendwo sein, lässt sich das schnell herausfinden. Dann müsste es nämlich gleich hier irgendwo klingeln.«18
19 Alle stimmten dem Vorschlag des Sportlehrers zu. Auch Nadeshda hielt das für eine gute Idee. Auf diese Weise würde ihre Unschuld ruck, zuck bewiesen sein! Damit ihnen auch ja kein Klingelton entging, schlug einer vor, sämtliche Türen innerhalb der Turnhalle zu öffnen: die zu den Umkleideräumen, die zu den Toiletten und die zum Vorraum. Nachdem das erledigt war, stellten sich alle, deren Handy in der Tüte gewesen war, hintereinander in einer Reihe auf. Selma hatte es irgendwie geschafft, die Erste zu sein, die dem Sportlehrer ihre Handynummer nennen durfte. Mit hochrotem Kopf begann sie, ihm die Ziffern zu diktieren.»pfff, was will Selma denn?«, trötete Kröte.»Die hat doch gar kein Handy!«Anscheinend hatte Kröte, weil er die letzten beiden Tage in der Schule gefehlt hatte, als Einziger noch nicht mitbekommen, dass sich das inzwischen gründlich geändert hatte. Am Mittwoch hatte Selma ihr neues Handy zum ersten Mal mit in die Schule gebracht. Und seit Mittwoch hatte sie es pausenlos stolz herumgezeigt. Und jedem hatte sie ihre Handynummer gegeben, egal ob er sie haben wollte oder nicht. Sogar an die Tafel hatte sie die Nummer geschrieben. Und ununterbrochen hatte sie ihren Klingelton vorgeführt, so lange, bis ihn keiner mehr hören konnte. Nun aber lauschten alle angespannt, als der Sportlehrer Selmas Nummer wählte.»hey«, rief Kröte plötzlich in die Stille hinein. Er 19
20 grinste zu Nadeshda hinüber.»eigentlich gar nicht schlecht, dass mein Handy jetzt weg ist. Ich wollte nämlich sowieso ein neues haben. Jetzt müssen meine Eltern mir endlich eins kaufen!pssst«, zischte es genervt von allen Seiten.»Mann, halt doch mal die Klappe, Kröte!Ja, ja, ist ja schon gut!«, maulte dieser. Endlich war Ruhe. Nadeshda horchte so angestrengt, dass es in ihren Ohren rauschte. Doch alles blieb still. Und so blieb es auch weiterhin: bei Selmas Nummer, bei Angis Nummer, bei Krötes Nummer, bei Hugos Nummer Nicht der leiseste Klingelton ertönte. Nirgendwo.»Immer nur die Mailbox«, erklärte der Sportlehrer nach jeder gewählten Nummer irgendwann achselzuckend. Trotzdem lauschten auch nach der Eingabe der neunten Handynummer noch alle hoch konzentriert. Nadeshdas Blick fiel auf Joran. Der hatte sich nicht in die Schlange beim Sportlehrer eingereiht, sondern hockte in seiner viel zu großen, ausgeblichenen Kapuzenjacke, die er wahrscheinlich von seinem älteren Bruder geerbt hatte, etwas abseits allein auf einer Bank. Daraus, dass er nicht mit bei den anderen in der Schlange stand, schloss Nadeshda, dass Joran, so wie sie, einer der wenigen aus der Klasse war, die kein Handy besaßen. Aber so finster wie Joran dreinschaute, hätte man meinen können, es wären ihm gerade 20
Alle stimmten dem Vorschlag des Sportlehrers zu. Auch Nadeshda hielt das für eine gute Idee. Auf diese Weise würde ihre Unschuld ruck, zuck bewiesen
Alle stimmten dem Vorschlag des Sportlehrers zu. Auch Nadeshda hielt das für eine gute Idee. Auf diese Weise würde ihre Unschuld ruck, zuck bewiesen sein! Damit ihnen auch ja kein Klingelton entging, schlug
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